5.4 (Ina&Levi)

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Ina derweil war froh, dass Levi tatsächlich gegangen war. Sie fragte sich dennoch, warum sie das auf sich nahm. Durch die Bäume schwingend schüttelte sie den Kopf. Alle Soldaten waren bereits weg. Es lag also an ihr, den Trupp zu schützen oder ihm zumindest den Vorsprung aus zu bauen.
Sie setzte ihr erstes Ziel auf den 12 Meter Titan. Sie wollte ausprobieren, wie Levi zu sein. Schnell und unvorhersehbar. Was sich als schwieriger herausstellte, als es aussah. Da sie nicht so agil war wie Levi und seine Technik mit dem 3D Manöver nicht beherrschte, musste sie sich also doch etwas anderes einfallen lassen. Ina dachte, wenn sie nur nah genug ran käme, dann würde sie den 12 Meter Titan schon irgendwie hin bekommen.
Also versuchte sie sich an zu schleichen, da die beiden eh kein sonderbar großes Interesse an ihr zeigten, war das ziemlich leicht. Sie setzte zum Frontalangriff an, wurde aber von den abnormen Titanen erschreckt. Die plötzlich begannen mit ihren Armen herum zu wedeln, als würden sie nach einer Mücke schlagen.
Ina erschrak kurz und landete auf einem Baum.
"Tja, so wird das wohl auch nichts was." Dann fiel ihr der Unterricht in Shiganshina ein. Ihre Mutter hatte mal gesagt, dass jedes Geschöpf eine Schwachstelle hatte. Gut, die Schwachstelle der Titanen war am Nacken. Anders würden sie nicht sterben, sondern sich regenerieren. Ihr fiel aber auch ein, dass ihr Vater immer sagte, dass es immer mehr als nur einen Weg gab, um ans Ziel zu kommen. Sie suchte die Titanen also nach weiteren Schwächen ab. Dann fiel ihr auf, dass sie rannten wie Menschen. Sie hatten denselben Fußaufbau wie ein Mensch. Das bedeutete, sie könnten anatomisch sogar über eine Achillesferse verfügen. Wenn man sie durchtrennte, dann konnte man nicht mehr laufen. Die Verbindung zum Fuß wäre getrennt und er würde sich nicht mehr bewegen können. Das könnte die Titanen daran hindern den Trupp zu erreichen.
Sie würden sich sicher regenerieren, aber es dauerte bestimmt einige Minuten. In der Zeit wäre der Trupp über alle Berge und Ina könnte auch zu sehen, dass sie flieht.
Sie hatte keine andere Wahl, als es aus zu probieren. Sie schwang sich also weiter unten an die Titanen heran und schaffte es, beide Fersen vom 12 Meter Titan zu durch trennen. Er fiel sofort zu Boden, in das Skelett eines bereits verdampfenden 10 Meter Titanen hinein. Das verursachte ihm noch mehr Schaden. Leider konnte Ina durch die Dämpfe des Toten Titanen nicht an den Nacken des 12 Meter Titanen.
"Ja gut, jetzt wo ich weiß, dass es funktioniert und du dich nicht bewegen kannst. Seh ich dich später, Fratze." Sagte sie und wollte sich auf den 16 Meter Titanen konzentrieren. Er war schon viel weiter gekommen, als sein Kamerad. Bei der Größe kein Wunder. Sie schwang sich auch hier wieder ziemlich dicht am Boden an ihn heran. Schaffte es aber nur eine Ferse durch zu schneiden. Es war immerhin genug, um ihn zu Fall zu bringen. Jetzt schwang sie sich mit ihrem 3D Manöver, bis hoch zu seinen stetig wackelnden Armen. Ina durchtrennte auch hier die Sehnen, unter seinen Achseln. Seine Arme fielen zu Boden wie Steine. Was ein solch herbes Geräusch verursachte, so dass mehrere Krähen aus dem Wald flohen. Der Fall brachte ebenfalls ein herbes Beben mit sich, dass selbst einige der riesigen Bäume sich bogen.
Der Titan lag nun perfekt auf dem Bauch, sodass Ina an seinen Hals heran kommen konnte, um ihm den Nacken durch zu schneiden.
Nachdem sie ihn erledigt hatte sah sie das Pferd, welches Levi zurückgelassen hatte. Sie traute ihren Augen nicht. Keinen einzigen Gedanken verschwendete sie an den 12 Meter Titan. Sie war so glücklich einen Ausweg zu sehen.
Ohne weiter darüber nach zu denken schwang sie auf das Pferd und ritt los. Das Pferd rannte, aus Panik vor dem gefallenen Titanen schneller, als es seine Beine tragen konnten. Ein paar Meter später erreichte sie das Ende des Waldes und ritt auf die offene Fläche. Dort sah sie nur Wiese. Ganz weit hinten, bereits am Horizont nahm sie die Silhouetten von Reitern war. Sie hoffte, dass sie es schaffen könnte die Truppe ein zu holen.
Doch dann erschütterte ein gewaltiges Erdbeben artiges Wackeln den Boden unter ihren Füßen.
Das Pferd blieb kurz stehen und Ina blickte nach hinten.






-Levi-
Der Wald wurde hinter ihm immer kleiner. Kurz bevor er ganz am Horizont verschwand hielt Levi an und sah zurück. Zu groß war seine Hoffnung, dass es Ina doch noch schaffen würde.
Und tatsächlich. Er nahm eine kleine Bewegung war, die aus dem Wald zu kommen schien.
Dann bebte die Erde. Kleine Steinchen unter den Hufen von Levis Hengst begannen zu wackeln. Levi sah hinter Ina, wie die Bäume ein stürzten. Einer nach dem anderen. Es lief an ihm vorbei wie eine Zeitlupe.


-Ina-
Sie gab ihrem Pferd die Sporen. Es lief schnell weiter. Ina drehte sich erneut um. Hinter ihr kroch der 12 Meter Titan aus dem Wald hinaus. Er hatte sich durch die Dämpfe bis auf den Rumpf alles nach hinten abgeschabt und kroch mit seinen Armen voran, hinter dem Pferd her.
Bis er sich regeneriert hätte, würde es noch ein wenig dauern. Ina dachte darüber nach, ihm auch die Arme durch zu schneiden. Oder ihr Werk komplett zu vollenden. Sie war fest entschlossen. Langsam stand sie auf dem Pferd auf. Der Rücken des Pferdes trug sie stehend weiter. Ihr Vorhaben wurde jedoch genauso so schnell zerstört wie es gekommen war.
Hinter dem 12 Meter kriechenden Titanen bebte es erneut. Staubwolken erhoben sich und hüllten alles in einen großen, dreckigen Windstoß.
Danach trat auch der 16 Meter Titan aus dem Wald. Unglaublich, dass Ina nicht seinen gesamten Nacken erwischt haben sollte.




-Levi-
Levi lief ein Schauer über den Rücken. Sie hatte es geschafft den 12 Meter Titan zu schwächen und den 16 Meter Titan zu besiegen. Doch was jetzt? Wieso um alles in der Welt stand sie auf einmal auf dem Pferd? Sie wollte doch nicht etwa allein den kriechenden Titan besiegen?
Er war sich dessen sicher und dachte gerade noch, sie würde es allein mit dem 12 Meter Titan hinbekommen. Levi wollte schon weiter reiten, als eine gigantische, dreckige Staubwolke den halben Wald und einen Teil des Feldes einnahm. Er drehte sich schnell wieder zu Ina und feuerte reflexartig eine schwarze Rauchgranate ab. Der riesige Titan von ca 16 Meter war aus dem Wald gekommen. Er humpelte und dampfte, weil seine Regeneration noch nicht abgeschlossen gewesen war. Trotzdem bewegte er sich ziemlich schnell.
Dann sah Levi wie der 16 Meter Titan über den 12 Meter großen kriechenden stolperte. Er fiel über den 12 Meter Titan. Während des Falls streckte er die Hand nach Ina aus. Er stieß dabei das Pferd zur Seite und bekam Ina tatsächlich in die Finger. Levi saß wie angewurzelt auf seinem Pferd und konnte sich nicht bewegen. Sein Gesicht war bleich, wie der Tod selbst. Es geschah alles so schnell und doch spielte es sich für ihn wie eine Zeitlupe ab.
Levi bekam nur diesen einen, schrillen Schrei aus seiner Kehle. "INAA!" Das wars.
Der Titan drückte seine Finger in einer Faust zusammen und zerquetschte so die Frischlings Soldatin. Blut spritzte aus den Zwischenräumen seiner Finger. Durch den Schrei des Truppführers wurde der Riese auf den Trupp aufmerksam. Er schmiss Inas Überreste einfach beiseite, wie Abfall.


-Ina-
Ina begriff, dass sie keine Chance hatte. Wenn sie jetzt stehen blieb, dann war sie verloren. Also ritt sie einfach weiter. Der Titan stürzte und die Erde erbebte erneut. Das Pferd verlor sein Gleichgewicht und wurde im nächsten Atemzug von dem Titan weg gewirbelt. Ina schien in der Luft wie fest zu hängen. Sie schoss ihre Haken in die Hand des Titanen, um nicht zu fallen. Dann spürte sie die kalten Finger, die zu drücken begannen. Sie streckte ihre Arme Richtung Heimat aus, um nochmal das Gefühl zu haben, ihr nah zu sein. Danach schloss sich ihr Sichtfeld und die Finger drückten sie zusammen.




-Levi-


Franz hatte Levis Rauchgranate gesehen und dem Trupp signalisiert sie sollten sich beeilen, danach ritt er zum Truppführer.
"Levi ist alles in Ordnung? Was ist mit den beiden? Sollen wir sie erledigen?"
Levis Augen waren wie Tod. Er hatte schwarze Augenringe und hing in einer Art Schock Zustand.
"Geh zurück Franz." Flüsterte er beinahe. Franz verstand nicht. Dann ritt Levi los und nutzte seinen heilen Haken, um sich auf die Titanen zu stürzen. In diesem Moment erwachte sein innerer Geist, er wurde zu einer Art Dämon. Nichts und niemand konnte ihn in diesem Modus aufhalten. Er übertraf alle Gesetze der Natur und zerstückelte die beiden Titanen in Null-Komma-Nichts. Sein kaputter Haken störte ihn dabei kein bisschen. Kein Knochen der Titanen blieb ganz. Als die beiden verdampften, konnte man nicht mehr erkennen welches Teil zu welchem Titan gehörte.


Levi ritt anschließend mit Franz zurück zu den anderen Soldaten, die im hinteren Feld den Trupp abschlossen. "Was ist passiert Levi?" Fragte Franz ihn besorgt.
Der Truppführer blieb jedoch still. Den ganzen Weg über sprach er kein Wort.
Der Rest der Strecke war erstaunlich ruhig. Keine weiteren Titanen näherten sich der Truppe.


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