15.1 (Ina & Levi)

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Sie ritten parallel durch die Stadt zum Gerichtsgebäude. Es dauerte nicht lange, da hörte der Trupp die ersten Soldaten, über ihren Köpfen, mit 3D Mövern schwingen. Auch die ersten Kugeln ließen nicht lange auf sich warten.
In der Verhärtung spürte man eine Erschütterung bei jeder Kugel, die sie traf. Doch durch dringen konnte keine einzige. Nichts vermochte Inas Verhärtungen zu zerstören. Die zwei getrennten Trupps wurden zugleich beschossen. Wahllos wurde auf einen nach dem anderen gezielt, doch niemand wurde von einer Kugel getroffen oder verletzt. Erschreckt von der Tatsache, dass niemand die Soldaten erschießen konnte, kehrte bald schon Ruhe über den Köpfen des Trupps ein. Die Militärpolizei hatte sich verzogen, vorerst.
Am Gerichtsgebäude angekommen trafen die geteilten Truppen wieder aufeinander.
“Lasst die Kapuzen auf bis wir drin sind!” Befahl Hange.
Der Trupp blieb vor dem Eingang stehen. “Was machen wir jetzt? Einfach anklopfen? Die werden uns doch niemals rein lassen!” Ina dachte laut, sie verstand den Plan nicht ganz, was hatte sich Hange dabei gedacht?
Tatsächlich klopfte die Kommandantin einfach an der Tür. Sie öffnete sich und 2 Soldaten der Militärpolizei standen in der Tür.
“Kommandantin Hange Zoé ist mein Name! Wir müssen eintreten!”
Die Soldaten an der Tür sahen sich an und begannen zu lachen.
“Tut mir leid, kein Einlass ohne offizielle Einladung, Kommandantin!”
Die Tür wollte gerade zu fallen, als Hange einen Fuß hinein setzte.
Die Soldaten sahen sie durch den Spalt an. “Wir können auch unseren Kommandanten rufen, wenn ihr nicht verschwindet.”
Hange grinste. “Was denn, seid ihr so feige, dass ihr gleich nach Mami rufen müsst?”
Der Soldat auf der anderen Seite fand die Aussage nicht so witzig.
“Ihr könnt genauso hinter diesen Gittern sitzen wie eure Titanen Frau! Also merkt euch das, kein Einlass ohne offizielle Einladung!”
Der Soldat drückte die Tür fester gegen Hanges Fuß, es schmerzte, doch sie hielt stand.
“Was für ein Glück, dass ich eine solche Einladung dabei habe!”
Von hinten klang Leivs Stimme nach vorn. Levis Soldaten machten eine Gasse frei, durch die er vor treten konnte.
Levi reichte die Einladung durch den Schlitz an den Soldaten.
“Wo warst du denn?” Flüsterte Hange ihm zu.
“Sei froh, ohne die Stute hätte es noch länger gedauert!” Zischte Levi leise zurück.
Dann brach die Tür ruckartig auf. “Hmpf, die scheint echt zu sein. Aber nur zwei von euch dürfen rein! Der Rest muss hier warten!”
Hange war klar, was die Soldaten bezweckten. Sie wollten Ina erkennen. Dennoch musste Ina zwingend eintreten, damit der Plan aufging.
“Gut, Ina, komm bitte. Wir beide werden rein gehen.”
Die Tür öffnete sich für die beiden. Danach schloss sie sich und die Truppe blieb mit Levi draußen stehen.
 
 
Der Soldat folgte ihnen nicht weiter. Im Gebäude selbst war es ruhig. Es gab dort keine weiteren Wachen oder Soldaten. Hange striff ihre Kapuze ab und ging mit Ina durch den Gang im Erdgeschoss.
“Kommandantin! Warum gibt es hier keine Wachen?”
Ina war verwundert, sie zog ihre Kapuze ebenfalles herunter und ließ die Verhärtung in ihre baumelnde Kapuze fallen. Hange hingegen freute sich.
“Es ist genau wie wir es geplant haben! Ina, jeder Militär Soldat in der Stadt hat den Auftrag dich zu töten. Sie schwingen herum und warten darauf, dass du dich zeigst. Levi hatte vermutet, dass sie Annie allein lassen werden, weil sie sich seit Jahren nicht rührt. Du bist jetzt ihr primäres Ziel.”
Ina verstand langsam den Plan.
“Sie warten alle darauf, dass wir die Stadt verlassen, um heim zu kehren.” Hange nickte lächelnd.
“Aber Kommandantin, was soll ich mit Annie anstellen? Sie rührt sich seit Jahren nicht habt ihr gesagt. Wie soll ich das ändern?”
Hange zuckte mit den Schultern.
“Ich weiß es nicht. Vielleicht musst du auch garnichts verändern. Sie müssen das nur glauben. Vielleicht schaffst du es ja auch auf anhieb etwas an ihr zu bewirken. Wer weiß. Deswegen sind wir ja hier.”
Ina war interessiert an Annie und ihrem Zustand. “Halt. Kommandantin. Hier ist es.” Sie liefen gerade an einem Gemälde von der Königin vorbei.
“Hier? Aber die Tür zum Keller ist..” Ina sah sich das Bild genauer an. Sie drückte einen Finger gegen die Kette der Königin. Ein Knopf war es, den sie ein drückte. Daraufhin öffnete sich das Bild nach innen und Ina konnte mit Hange durch den Rahmen des Bildes eintreten.
“Wow, wie hast du das gefunden?”
“Ich weiß es nicht. Ich habe etwas gespürt. Wir müssen hier rein.”
Ina stapfte fest entschlossen durch das Bild hinter die Wand. Es war dunkel, doch sie lief einfach weiter.
Hange, die nichts in der Ferne mehr sehen konnte, krallte sich an Inas Arm fest.
“Wo gehst du denn hin? Hier ist es so dunkel Ina! Ich sehe gar nichts.”
“Ich auch nicht Kommandantin! Aber ich spüre sie.”
Das Bild klappte lautstark zurück in seine Ausgangsposition. Nun konnte die Kommandantin nicht mal mehr den Ausgang sehen.
Langsam gingen die Soldaten geradeaus. Stück für Stück. Bis sie einen kleinen Lichtschein sehen konnten. “Da vorn, siehst du das Ina?”
“Sicher, Kommandantin. Da muss sie sein!”
Hange rannte vor, in das Licht. Sie fand eine Tür. Drinnen leuchtete blaues Licht auf die verhärtete Annie.
Ina kam wenig später in den Raum und traute ihren Augen nicht.
“Wow, also, das ist Annie?” Hange nickte fasziniert.
“Sie ist da drin ja. Komm ruhig näher. Hast du so etwas auch schon erschaffen?”
Ina schüttelte den Kopf. “Nein nicht wirklich, aber das hätte ich da draußen echt gebrauchen können. Wie lange ist sie da schon drin?”
“Hm, ich glaube auch knapp 2 Jahre. Kurz nachdem wir dich verloren hatten. Die Ereignisse damals haben sich überschlagen!”
Ina trat näher an Annie heran. Sie hob eine Hand und berührte leicht die Verhärtung, in der sich Annie befand.
Ina spürte etwas. Sie spürte Annies Herz schlagen. Sie trat noch einen Schritt näher. Hange beobachtete das Geschehen.
Ina hob ihre zweite Hand und drückte beide gegen Annies Verhärtung.
Sie schloss die Augen und atmete tief durch.
Im nächsten Moment fand sie sich an einem blauen Strand wieder. Weiße lange Strahle leuchteten am Himmel. Sie alle führten zu einem großen, weißen Baum. Ina sah zu dem leuchtenden Stamm. Sie sah Annie direkt vor sich stehen.
“Bist du Annie?” fragte Ina.
Annie sah sie ausdruckslos an. “Wer bist du? Wie kommst du hierher?”
Ina ging langsam auf sie zu. Mit jedem Schritt drohte sie im Sand zu versinken.
“Was bist du?” Annie fand Interesse an Ina. “Mein Name ist Ina, ich bin wie du. Naja fast. Sag mir Annie. Kannst du die Verhärtung lösen? Oder bist du unfreiwillig hier?”
Annie schüttelte den Kopf. “Lösen kann ich sie nicht, aber ich will auch nicht raus kommen, verstehst du? Lass mich einfach in Ruhe.”
Ina versank ein Stück weiter im Sand. Jetzt verstand sie.
“Es liegt an dir.” Stellte sie fest. “Annie! Hör zu! Ich habe ihn getroffen!”
Annie sah zu Ina. Der Boden unter ihr wurde wieder fester.
“Wen?”
“Ich habe den Tier Titan getroffen! Wir haben uns unterhalten.”
“Ist das wahr?” Annie war skeptisch.
“Ja ist es! Der Aufklärungstrupp hat mich wieder hinter die Mauern geholt. Bitte kämpf mit mir, wenn ich dich raus geholt habe! Wir müssen ihn wieder sehen!”
Ina stand nach ihrer Rede wieder fest auf dem Sand. Annie kam auf sie zu.
“Wie ist sein Name?” Sie sah Ina eindringlich an. “Zekke Yaeger, er ist Erens Bruder.”
Annie lächelte sanft. Dann umarmte sie Ina. “Seit Jahren warte ich hier. Bitte richte ihm aus, dass wir zusammen kämpfen werden, für unsere Freiheit! Ich werde dich wieder sehen Ina!”
Ina umarmte Annie ebenfalls. Sie spürte eine wärme und schloss die Augen.
Als sie sie wieder öffnete war sie draußen bei Hange. Vor der Verhärtung von Annie. “Wow, das war, unglaublich.” Flüsterte sie.
Ein lautes Geräusch erschütterte die Ruhe. Hange zog Ina schnell am Arm, fort von der Verhärtung.
Ohne es zu wollen, riss Ina einen kleinen Teil der Verhärtung mit sich.
“Schnell mach deine Kapuze hoch! Sie sind hier!” Flüsterte Hange, während sie mit Ina ins dunkel der Wand lief. Fackeln kamen schnell auf sie zu. Die beiden hockten sich in eine dunkle Ecke, am Rand des Weges.
Die Soldaten, die nur ihre Gesichter beleuchteten, liefen einfach an Ina und Hange vorbei in den Raum in dem sich Annie befand.
“Schnell! Informiert den Kommandanten! Sie waren hier! Seht nur die Verhärtung!”
Hange schrag auf. Ina holte ihre Hand aus dem Umhang. An ihr hing ein Stück von Annies Cocon.
Hange schlug sich die Hand vor die Stirn. “Du hast das abgerissen Ina?” Fragte sie wütend.
“I-ich wollte das nicht, ihr habt mich einfach weg gezerrt!” Konterte die Soldatin.
Die Militärpolizisten liefen zurück und wieder an den beiden vorbei.
“Los schnell, mach es wieder dran!” Hange schubste Ina in den Raum zurück.
Diese berührte die Verhärtung und setzte das fehlende Teil wieder zurück. Es verhärtete mit dem Rest des Cocons und es sah so aus als wäre nie etwas gewesen.
Schnell stürmten Ina und Hange heraus und verließen das Gemälde. Auch Hange setzte ihre Kapuze wieder auf und floh mit Ina zum Ausgang.
 
 
-Levi-
 
 
Nachdem Levi und Hange aus dem Büro gekommen waren, erblickte Levi erneut, wie sich Bernd an Ina heran schmiss. Das war nun nicht das Bild, dass er erwartet hatte. Levi musterte Ina genau. Er sah sein Tuch in ihren Haaren und war beruhigt, dass sie es nicht verloren hatte. Dennoch musste er nun an den Plan denken, den er mit Hange ausgehandelt hatte. Er musste den Generalissimo ein holen, um eine offizielle Einladung in die Gefängnisse und öffentlich nicht zugänglichen Gebäuden zu bekommen.
Levi hatte ausgehandelt, dass er mit Mira wohl am ehesten hinter dem Trupp des General her kam. Hange hatte bereits in der Nacht vorher mit Boris und Franz geredet. Sie sollten den Plan an die weiteren Mitglieder übermitteln.
Nachdem nun klar war, dass es Ina gut ging, konnten sie beginnen. Die Militär Polizei wusste gewiss schon, dass Ina die Krankenstation verlassen hatte und ging langsam in Position, um die Stadt zu bewachen. Ihre Aufgabe war es, Ina nicht lebend heraus zu lassen.
Levi ging kalt an seinem Trupp vorbei und ritt los.
 
 
Er verließ die Stadt und ritt über einige Felder, bis er den Schluss eines Trupps erkennen konnte. Levi gab Mira die Sporen. Die Stute wieherte und gab ihr bestes, um schneller zu laufen. Kaum, dass er von den Soldaten am Ende des Trupps bemerkt wurde, war Levi auch schon an ihnen vorbei geritten.
“Was willst du?...” Der Soldat kam nicht zum Ende seiner Frage, da sah er Levi schon von hinten. “Ja was? Wie ist der so schnell?”
Am Anfang des Trupps ritt der Generalissimo. Direkt vor ihm riss Levi die Stute rum und schnitt dem General den Weg ab.
Dunkel blickte Levi ihn an. “Nanu? Soldat, dafür könntet ihr geköpft werden!”
Der General war erschrocken.
“Verzeiht General, es sieht mehr so aus, als würdet ihr eine geeignetere Truppe gebrauchen. Es war mir ein leichtes, an euch allen vorbei zu kommen.”
Levi sah langsam zu ihm hoch, dann fing der General an zu lachen.
“Aber warum sollten sie euch, Truppführer, denn auch angreifen?” Herzlich amüsiert lachten er und sein Gefolge. Levi hingegen war immer noch beim Ernst der Lage geblieben.
“Verzeiht. Es steht mir nicht zu. Aber, dürfte ich um einen Gefallen bitten?”
Kurz wurde der General ernst, dann jedoch begann er erneut zu lachen.
“Aber selbstverständlich habt ihr etwas gut bei mir. Wer sich von mir so vorführen lässt, dem gewähre ich einen Gefallen. Sofern er nicht zu weit hergeholt ist!” Levi erschreckte kurz, doch fing sich schnell wieder.
“Es ist so General, ich brauche ein offizielles Dokument, für die Stadt aus der ihr kommt. Es geht um In.. Soldatin Becker, sie muss ein bestimmtes Gebäude betreten und wird kein solches Dokument erhalten.”
Levi sah zu Boden aus Demut davor, dass diese Bitte einfach ehrenlos klang.
“Das ist alles?” Dem General wurden die Augen größer. “Wenn es nur das ist Truppführer, so eine bescheidene Bitte habe ich noch nie erfüllt. Wisst ihr was? Ich werde euch gleich zwei geben. Damit ihr die Kleine begleiten könnt.”
Der General lächelte und forderte von seinem ersten Mann ein Papier. Er schrieb etwas darauf und unterzeichnete. Dann reichte er es zu Levi.
“Also Truppführer, gibt es sonst noch etwas, was ich für euch tun kann?”
Levi nahm das Dokument entgegen. Er sah darauf und faltete es zusammen.
“Nein General.” Er nickte tief und steckte das Dokument in seinen Mantel.
Levi machte mit Mira Platz, damit der General an ihm vorbei reiten konnte.
“General, warum habt ihr sie uns zugesprochen?” Der General stoppte sein Pferd. Dieses mal schien er es zu sein, der die Frage ernst nahm.
“Weil ich eine Familie erkenne, wenn ich sie sehe. Und mit dem Tod von eurem Onkel, Kenny Ackerman, ist es doch so, dass weder ihr, noch die kleine Becker eine Familie habt. Ihr solltet einander achten.”
Levi sah zu den Zügeln der Stute. “Sie ist nicht mehr so klein General. Innerlich ist sie erwachsener als ihr denkt.”
Der General sah Levi an und grinste hämisch. “Dann dürfte eurem Vorhaben nichts weiter im Weg stehen, hab ich nicht Recht?”
Levi stockte der Atem, seine Augen erschraken. Er sah dem General hinterher, dieser ritt bereits weiter und wank Levi nur zum Abschied.
Levi riss sich am Riemen und gab Mira erneut die Sporen, um schnell zurück zu Hange und seinem Trupp zu reiten. Wenn alles gut ging, würde er sie anhand der versammelten Soldaten auf den Dächern finden.
Levi ritt durch die Stadt und folgte den Schüssen und den schwingenden Soldaten bis zum Gerichtsgebäude. Dort stieg er von Mira ab und sorgte dafür, dass Ina und Hange das Gebäude ohne Probleme betreten konnten.
Nachdem sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte, wandte sich Levi seinem Trupp zu.
“Was ist mit euch? Könnt ihr mich nicht mehr angucken?”
Franz trat vor, mit leicht gesenktem Kopf. “Verzeihung Truppführer, es liegt an der Verhärtung von Ina. Sie ist steif wie ein Brett und hat auf dem Weg hierher alle Kugeln der Militärpolizei abgewehrt.”
Levi ging um den Soldaten herum und fasste ihm an den Nacken. Er spürte die Verhärtung.
“Das ist ja widerlich. Habt ihr den Scheiß etwa alle bekommen?” Fragte Levi. Der Trupp hob die Daumen in die Luft, um nicht nicken zu müssen.
Unter ihren Kapuzen traten sie ein paar Schritte vom Eingang zurück und setzten sich an den Bordstein zur Straße.
“Wie lange werden sie wohl brauchen?” Fragte Bernd nervös.
“Ob sie da drin überhaupt etwas finden?” Warf Boris ein.
“Truppführer, können wir danach heim reiten?” Fragte Franz gestresst.
Levi, der sich gerade seine Uniform fertig an zog, antwortete darauf nicht.
“Truppführer? Ist das ein Nein?” Fragte Franz erneut. Levi sah sich seine Klingen aus dem 3D Manöver an.
“Hört auf zu nerven klar? Wir warten auf Hange, dann sehen wir weiter.”
Levi sah sich in den Dächern um. “Es ist viel zu gefährlich, wenn wir hier über unsere Pläne sprechen.” Seine Stimme wurde leiser. Als er fertig angezogen war, setzte auch er sich hin und zog die Kapuze über den Kopf.
 
 
Nach ein paar Minuten verschwanden die Soldaten von den Dächern. Levi bemerkte das sofort und sprang auf.
“Steht auf, sofort! Da stimmt was nicht!” Die Truppe stand sogleich hinter ihm.
“Schnell Franz, die Pferde! Der Rest zum Eingang. Wir schützen die beiden!”
Franz lief schnell und bund die Pferde los. Sie liefen ihm ohne zu zögern hinterher, selbst Mira.
Der Rest des Trupps versammelte sich vor dem Gerichtsgebäude.
Die Soldaten der Militärpolizei standen ebenfalls auf den Dächern vor dem Gerichtsgebäude und waren schussbereit.
Levi und sein Trupp rückten näher zusammen. Die Tür öffnete sich nach innen, Ina und Hange stürzten hinaus. Sie purzelten aus der Tür direkt in die Mitte des Trupps.
 
 
Ina lag halb unter Hange und griff sie schnell am Nacken. Danach sah sie in die Gesichter über ihr und stand auf. Sie griff auch nach Levis Nacken. Sie packte einfach zu, ohne nach zu denken. Erschrocken sah Levi ihr in die Augen. Er spürte die Kälte der Verhärtung und wie auch sein Nacken eine steife Position einnahm. Ina hatte die Augen dabei auf ihren Arm gerichtet, um sich zu konzentrieren, nicht zu fest zu drücken. Sie könnte sonst den Hals und Levis Luftröhre verletzen. Nachdem die Verhärtung saß, löste sie ihre Hand vorsichtig. Der Prozess dauerte nur wenige Sekunden, doch als sie ihre Hand löste und Levi ins Gesicht sah war es, als würde die Zeit stehen bleiben. Seine Augen sahen sie tief an und ließen einfach nicht los. Schließlich löste ein Schuss den Kontakt zwischen Ina und Levi.
Er hätte den Truppführer töten können, wäre die Verhärtung nicht gewesen.
Hange sprang durch den Trupp auf ein Pferd. Der Rest tat es ihr gleich.
“Los jetzt, verschwinden wir!” Schrie sie und ritt los.
“So wie besprochen Levi!”
Hange, Franz, Hannah und Bernd ritten einfach los.
Der Rest saß auf und ritt in die andere Richtung der Stadt.
“Truppführer, wo reiten wir hin?” Fragte Ina, die wieder auf ihrer Stute saß.
Levi antwortete nicht, sondern ritt stur voraus. “Wir reden nicht über Pläne Ina! Vertrau ihm einfach!” Rief ihr Boris zu. Ina tat dies und ritt stur hinter Levi her.
Die Soldaten verfolgten die Truppen und mussten sich ebenfalls aufteilen. Doch es schien, als würde der Großteil der Soldaten sich auf die kleine Gruppe konzentrieren, die mit Levi unterwegs war.
Die Soldaten schossen erneut und zielten auf die Köpfe des Trupps. Zum Glück prallten die Schüsse an den Verhärtungen ab.
Ina wagte einen Blick hinauf. Sie selbst konnte ihre Verhärtung erneut lösen und sah einen kleinen Moment hinauf, um die Soldaten zu zählen und zu schauen, wo sie hin schossen. Ein großer Fehler, wie sich herausstellte.
Kurz vor dem Tor, der großen Stadt, trat eine Kugel durch Inas Schläfe und flog sauber durch ihren Kopf hindurch. Die Soldatin saß einen kleinen Moment still auf Mira, welche abrupt stehen blieb und den Trupp ebenfalls zum stehen brachte. Ina fiel regungslos zu Boden. Sie rutschte einfach von ihrer Stute herunter. Boris, der das alles durch den Augenwinkel beobachtet hatte, stoppte sein Pferd sofort. “Ina!!” Schrie er. Auch Levi stoppte seinen Hengst daraufhin. Er sah hinter zu ihr und sah den leeren Rücken von Mira. Ihm lief ein Schauer über den Rücken. Es war ihm zwar verboten die Soldaten zu töten, doch würde es einen geben, der ihn jetzt beschießen sollte, war es dessen letzter Schuss. Levis Wut wuchs. Er stieg von seinem Hengst ab und hielt Mira fest. Boris war bereits bei Ina am Boden. Er wollte sehen, ob sie durch den Schuss bereits tot gewesen war. Dampfen tat sie nicht. Boris hob ihren Kopf leicht an. Er bemerkte, dass sie verdammt schwer gewesen war. Nicht etwa durch ihr Körpergewicht, sondern eher, durch das was ihr Körper tat.
Boris wollte Inas Puls am Hals fühlen und sah, wie sich der Hals zu den Schultern abwärts verhärtete.
“Truppführer sie, sie lebt.” Flüsterte er. Levi erschrak, er musste jedoch so wirken, als hätten sie sie verloren, damit sie ungestört weiter reiten konnten.
“Los mach schon. Pack sie auf dein Pferd. Zieh ihr die Kapuze über. Wir müssen weiter Boris!” Kalt und leise sprach er zu seinem Soldaten. Inas Kopf verdampfte immer noch nicht. Stattdessen Verhärtete ihr gesamter Oberkörper. Es war dadurch schwer für Boris sie zu tragen. Die Soldaten auf den Dächern sahen, wie Boris sich mit der scheinbar Toten ab mühte. Ihnen war das genug, sie zogen langsam ab.
Levi beobachtete dies und ritt mit Boris weiter zum Ausgang der Stadt. Dort begegneten sie auch Hanges Gruppe wieder. Ohne ein Wort über das Geschehen zu verlieren ritten sie weiter, Richtung Süden in die Heimat.
Den ganzen Weg waren Levi und Hange still gewesen. Der Trupp versuchte die Verhärtungen am Nacken zu entfernen, wegwerfen durften sie diese jedoch nicht so einfach.
 
 

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