18.2 (Ina & Levi)

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Am Abend waren Ina und Hannah in ihrem Zimmer. Ina musste sie beraten, welches Kleid sie wohl tragen sollte. Auf ihrem ersten Date mit Boris.
Ina war ratlos gewesen. “Hannah ehrlich, du siehst in jedem Kleid absolut umwerfend aus!”
Hannah ließ ihren Stapel Kleider wieder fallen. “Ach komm schon Ina, irgendwas muss ich doch tragen!”
“Ja sicher! Sonst wäre Boris bestimmt nicht der einzige, der sich für dich interessiert!” Ina lachte. Nach kurzer Bedenkzeit musste auch Hannah lachen.
“Jetzt such dir schon eins aus!” Forderte sie Ina auf.
Diese stand auf und suchte in Hannahs Kleiderberg. Sie griff irgendwann einfach in die Mitte des Stapels und zog ein rotes, sommerliches Kleid heraus.
“Hier da! Es passt toll zu deinen Haaren und wenn es kalt wird, dann muss er dir seine Jacke geben! Romantisch oder?”
Hannah sah Ina an. Das Kleid war nicht ihre erste Wahl gewesen, doch die Erklärung, die Ina dazu ab gab, überzeugte sie. Sie nickte und nahm das Kleid.
“Jetzt bist du dran. Na los! Such dir eins aus!”
Ina sah den Haufen verwundert an. “Wieso? Stimmt denn damit etwas nicht?”
Ina stand neben Hannah, sie hatte ihre halbe Uniform an und zog lediglich einen schwarzen langen Mantel darüber.
“Ina, ich bitte dich, du siehst eher aus, als wärst du ein geheim Agent, der jeden Augenblick auf einen Titan trifft! Zieh das aus!”
Ina lachte. “Ich treffe nicht auf einen Hannah, ich bin er!”
Hannah begann Ina mit ihrer Hose zu schlagen. “Jetzt nimm dir ein verdammtes Kleid!”
Ina nahm sich zusammen und entledigte sich ihrer Uniform. Sie wühlte lange in Hannahs Kleiderhaufen.
“Jetzt mach schon, sonst sind wir noch die letzten!” Hannah zupfte die letzten ihrer Locken zurecht.
Ina fand endlich ein Kleid. Es war leicht hellblau und hatte ein paar farbige Tupfer unten auf dem Rock.
Ina zog es an und öffnete ihre Haare. Das Tuch band sie sich um ihr Handgelenk.
“Was sagst du Hannah?” Fragte sie zögerlich. Hannah drehte sich um und sah Ina an. Hannah war verblüfft davon, wie schön Ina eigentlich war, wenn sie sich wie eine Frau anzog.
“Oh wow, Ina, das ist.” Sie sah das Kleid genauer an. “Das ist Annas..”
Ina blickte an sich herunter. “Hannah, das, das tut mir leid!”
Ina wollte es gerade aus ziehen, da stoppte sie Hannah.
“Nein, nein bitte nicht. Es sieht toll aus. Anna hätte das auch gesagt und sie hätte auch gewollt, dass du so gehst!”
Hannah sah Ina mit strahlenden Augen an. “Heute Nacht ist sie bei dir Hannah! Sie ist es nämlich immer!”
Ina kniff Hannah in die Wange. Hannahs Augenwinkel dabei fiel auf Inas Handgelenk. “Was ist das? Ist das nicht das Tuch vom Truppführer?”
Ina nickte. “Komm her, das muss in deine Haare! Nicht, dass die Männer dich gar nicht mehr erkennen!” Hannah lachte kurz, dann ging sie hinter Ina. Dadurch, dass sie etwas größer war als Ina, mussten sie sich nicht mal setzen. Sie nahm ein paar Strähnen von Inas Haaren nach hinten und bund ihr mit dem Tuch eine schöne Schleife ins Haar.
“Ist schon merkwürdig, durch die ganzen Blutflecken sieht es sogar noch besser aus. Zumindest passt es jetzt zum Kleid!” Hannah lachte.
Sie beide waren fertig und gingen endlich los.
Auf dem Trainingsplatz gab es diesen Abend gegrilltes Fleisch und Gemüse aus Inas kleinem Garten.
Der Stallbursche hatte etwas opfern müssen, um seinen Stall zu behalten.
Auf dem Platz war einiges an Dekoration und Blumen geschmückt worden. Es sah im allgemein aus, wie auf einem großen Marktplatz. Es gab sogar ein paar Musiker unter den Soldaten. Sie hatten sich aus alltäglichen Gegenständen Instrumente gebastelt, sodass sie ein paar Lieder zum Essen spielen konnten.
Hannah und Ina kamen, wie befürchtet, als letzte auf der kleinen Feier an. Alle Soldaten standen bereits um 3 verschiedene Feuer verteilt und warteten auf ihre lang ersehnte Portion Fleisch.
Die beiden betraten den Trainingsplatz, dessen Tor diese Nacht für alle Soldaten offen stand. Einige Augen richteten sich direkt auf die beiden. Andere waren besessen von den Feuern, auf denen das Essen brutzelte.
An einem der 3 Feuer entdeckte Hannah ihren Boris. Bei ihm stand die gesamte Elite Truppe, sowie auch Levi selbst und Hange.
Hannah krallte sich in Inas Arm fest. “Bereit?” Ina schüttelte den Kopf. “Hannah, ich will nicht!” Sagte sie unwohl.
Hannah zog sie einfach mit sich. Es war das erste mal, dass die beiden ihre Truppe ohne Uniform begrüßten. Sie schritten voran, bis sie hinter den nichts ahnenden Kameraden standen. Lediglich Hange hatte die beiden bemerkt.
Sie senkte ihr Getränk. “Oh, sie sind ja unheimlich schön!”
Auf Hanges Blick hin drehten sich die Soldaten vom Feuer weg und sahen zu Ina und Hannah. Sie alle waren vom Anblick der beiden überwältigt und sprachen kein Wort.
Franz stupste Boris leicht an, damit er zu Hannah ging.
Boris gab ihm seinen Becher und rückte seine Jacke zurecht.
Er trat langsam vor und ging zu den beiden. Boris streckte seinen Arm zu Hannah aus und sah Ina fragend an. “Sei bloß nett zu ihr!”
Sagte sie und lächelte. Boris wollte gerade zu Hannah schielen, da griff sie bereits nach seinem Arm. Er führte Hannah an den Rand des Feuers, um das die Truppe stand.
Ina kam nun allein weiter auf die versammelte Mannschaft zu.
Franz, der Boris seine Geschichte gehört hatte, schielte zu Bernd hinüber. Bernd trank aus seinem Becher, als würde er die Blicke von Franz nicht mit bekommen. Franz gab ihm ein Zeichen, dass er auf Ina zu gehen sollte, doch Bernd tat dies nicht.
Hange und Levi, die etwas weiter hinten standen, beobachteten die traurige Szene. Hange verdrehte die Augen und wollte auf sie zu gehen.
“Also echt, Männer sind schrecklich!”
Levi nippte an seinem Tee und hielt Hange zurück. “Nicht. Sieh doch!”
Ina war während der stillen Absprache von Bernd und Franz bereits allein zum Feuer spaziert und hatte sich das erste und größte Stück Fleisch von einem der Köche geschnappt. Glücklich, etwas zu essen zu haben, trat sie ein paar Schritte zurück und verließ den Rest des Trupps.
Hange und die Anderen waren entsetzt.
“Was soll das denn jetz? Erst so einen Auftritt hinlegen und dann nicht mal Hallo sagen?” Wunderte sich Bernd.
Hange begann zu lachen. “Weil keiner von euch Idioten aufgepasst hat!” Hange lachte herzlich weiter.
“Nein Hange,” Levi ging an Franz und Bernd vorbei.
“Weil sie nichts als hohle Birnen haben.”
Er trat mit seinem Tee ans Feuer und nahm sich das nächst größte Stück Fleisch.
“So ein Mist. Ich hab wohl auch nicht aufgepasst.” Sagte er enttäuscht und ging zurück zu Hange. “Na zum Glück habe ich schon gegessen! Um Fleisch möchte ich mich jetzt wirklich nicht streiten!” Hange lachte. Sie sah wie sich Franz und Boris um das nun größte Stück Fleisch stritten.
Levi trank seinen Tee zu Ende und stellte seinen Becher beiseite.
“Also dann..” Er wollte gerade an Hange vorbei gehen, da hielt sie ihn auf. Sie stellte sich ihm in den Weg.
“Wo willst du denn hin?” Fragte sie schnell.
Levi sah genervt zur Seite weg. “Gehen, wonach sieht es denn aus?”
Hange verdutzte das etwas, doch sie ließ sich nicht abbringen. “Das kommt gar nicht in Frage! Du bleibst schön hier! Die Feier ist auch für dich!”
Levi blieb stehen und sah sich um. Er blickte in seiner Runde zu Hannah und Boris, danach schwiff er mit seinem Blick weiter zu Franz und Bernd, die sich auch zu amüsieren schienen.
“Danke Hange, aber was auch immer das hier für eine Krankheit ist. Ich will sie nicht.”
Hange sah sich ebenfalls in der Runde um. “Ja, na gut das verstehe ich, das ist ein komischer Anblick. Aber, du kannst trotzdem noch nicht gehen!”
Levi wurde wütend. “Warum nicht?”
Hange dachte nach. “Weil das ein Befehl ist!”
Levi verdrehte die Augen. Er ging zurück zu seinem Becher.
“Was machst du denn jetzt?” Hange wunderte sich. “Den Befehl befolgen Hange, mein Name ist nicht Becker!”
Hange lachte. Levi war schon beinahe weg, da rief sie ihm hinterher. “Gut so! Weitermachen!”
Levi ging durch die Menge tanzender und trinkender Soldaten. Er fühlte sich unwohl und wollte das nicht länger ertragen. An einem heißen Kessel brüte sich Levi einen neuen Tee. Neben dem Feuer stand eine Bank aus dem Speisesaal.
Levi sah hinunter. Ihm fiel die schön gebundene Schleife ins Auge, die aus einem schwarzen Mantel hervor schien. Er hob den Mantel ein wenig an und entdeckte eine schlafende Ina, Becker.
Levi ließ den Mantel wieder fallen und setzte sich an ihr Kopfende. Er blieb eine ganze Weile sitzen und trank einen Tee nach dem anderen. Ab und zu bewegte sich Ina und schubste dabei den Mantel beiseite. Levi zog ihn jedes mal wieder so zurecht, dass sie zugedeckt war.
Nach ein paar Stunden, als es bereits dunkel war, schlief auch Levi ein. Er hatte seinen Arm auf die Lehne gelegt und sein Kopf fiel darauf, als er einnickte. In seiner anderen Hand, die auf seinem Schoß lag, war sein Becher, in welchem sich noch ein halber Tee befand.
Leicht sitzend schlief er über Ina ein, die immer noch mit dem Mantel zugedeckt auf der Bank schlief.
 
 
Die Feier neigte sich bald dem Ende zu. Die Soldaten sollten am nächsten Morgen durch die Mauern reiten. Sie mussten wenigstens etwas ausgeschlafen sein.

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