Gerade, als Ina am Eingang des Gebäudes ankam, hörte sie ein Geräusch. Es klang wie eine Scheibe. Das Klirren, wenn man Steine an eine Scheibe warf.
Ina folgte dem Geräusch langsam und lief um das halbe Gebäude. Sie setzte ihre Kapuze auf und zog das Messer aus ihrem Stiefel heraus. Dann blieb sie stehen und lauschte, wie weit das Klirren noch entfernt war. Es war klar und deutlich, also musste es in der Nähe sein. Ina ging langsam weiter, an die Ecke des Gebäudes und blieb dort erneut kurz stehen.
Sie sprang um die Ecke und richtete das Messer gegen die Person, die das Klirren verursachte.
Es war Bernd gewesen, welcher vor Schreck zu Boden fiel und seine Hände schützend über seinen Kopf warf.
Ina nahm das Messer zurück und setzte ihre Kapuze ab. “Bernd? Was machst du denn da? Es ist mitten in der Nacht! Außerdem, ist das mein Fenster!”
Ina hielt Bernd die Hand hin, mit der sie nicht das Messer hielt.
“Entschuldige Ina, aber, ich muss mit dir reden. Es ist wichtig.”
Ina steckte das Messer wieder zurück in ihren Stiefel. “Weißt du, du hättest auch an meiner Zimmertür klopfen können!” Sagte sie und lächelte. Bernd schien etwas verstört von dem Messer gewesen zu sein. Er sah Ina genau dabei zu, wie sie es verstaute.
“Und was machst du hier draußen? Mit Kapuze und einem gezogenen Messer?”
Fragte Bernd misstrauisch. Ina überlegte kurz, sie konnte ja schlecht von der Kommandantin erzählen und noch weniger wollte sie dem ausweichen, indem sie von Levi erzählte. Sie beschloss also vorerst gar nichts zu sagen.
“Typen wie dich zum schweigen bringen! Das mache ich hier draußen!” Sagte sie ernst, doch fing dann gleich an zu lachen. “Ich mach nur Spaß, Hannah schnarcht so laut, ich konnte nicht schlafen und bin spazieren gegangen. Die Nachtwache hat mich erwischt und wieder zurück geschickt.”
Bernd begann auch zu lachen. “Hannah schnarcht also wirklich? Das hatte ich nicht erwartet!” Es amüsierte ihn.
“Und, warum hast du jetzt Steine an mein Fenster geworfen? Was ist denn so wichtig, dass wir nicht morgen früh besprechen können?”
Ina war besorgt. Es kam nicht oft vor, dass es Probleme gab.
Bernd senkte den Kopf. “Komm, lass und irgendwo hin setzen, das wird bestimmt ein bisschen länger dauern.”
Er nahm Ina am Handgelenk und zog sie langsam mit sich. Ina gähnte derweil und hoffte, dass es nichts schlimmes gewesen war, dass Bernd wollte.
Im Gebäude gingen sie ein paar Treppen hinauf und landeten auf einer Art Dachboden. Es sah aus, als wäre Bernd öfters hier oben. Ina kam in die gemütlich eingerichtete kleine Kammer unter dem Dach.
“Bernd, was soll das werden?”
Bernd kletterte rein und setzte sich an das kleine Fenster, am Ende des Zimmers.
“Komm schon, ich will dir was zeigen.” Ina kletterte ebenfalls hinauf und kroch zu ihm.
Sie sah aus dem Fenster hinaus. “Oh wow, von hier kann man den Stall und die Pferde sehen! Und da ist ja auch..” Ina sah ihren kleinen Garten. Bernd grinste.
“Ja der Garten, aber keine Sorge. Ich verrate keinem was. Es ist echt niedlich, wie sich der Stallbursche darum kümmert. Ich hoffe, niemand entdeckt ihn!”
Ina lächelte Bernd dankbar an.
“Aber, das ist nicht, was ich dir zeigen wollte. Sieh mal dort. Kannst du es erkennen?”
Ina sah hinunter und folgte Bernd seiner Hand. “Ja, ich sehe es. Jemand hat vergessen die Sachen für die Pferdewäsche weg zu räumen. Wir sollten das erledigen bevor es vielleicht regnet!” Ina rührte sich, doch Bernd hielt sie an der Hand fest.
“Nein Ina, das ist es nicht. Sie liegen dort mit Absicht.” Bernd wurde ernster.
Ina setzte sich interessiert zurück.
“Und, wem gehört es dann?”
“Das siehst du gleich. Schau mal.” Bernd machte eine kleine Pause. “Du hast nicht zufällig den Truppführer heute Nacht gesehen oder?”
Ina wurde rot. Sie schüttelte den Kopf. Bernd sah danach wieder herunter. Levi ging zum Stall und blieb an der Pferdepflegestation stehen.
Es dauerte nicht lange, da kam ein Reiter zu ihm.
“Jetzt pass auf, wer das ist.”
Der Reiter stieg ab und legte seinen Umhang neben Levi auf den Zaun. Es war Franz gewesen. Er kam mit Levis Hengst, welcher von Franz auch gesäubert wurde.
Ina sah Bernd an. “Und was willst du mir damit sagen Bernd?”
Bernd sah Ina an. “Ich will sagen, dass die was im Schilde führen!”
Ina belächelte Bernds Vermutung. “Was sollen die beiden schon anstellen?”
Dann wenig später, als Franz den Hengst in den Stall gestellt hatte kam noch jemand mit Kapuze dazu.
Ina schreckte auf. “Bernd schau mal! Das ist doch!”
Bernd sah sofort hinaus. Kommandantin Hange nahm die Kapuze ab und unterhielt sich mit den 2 Männern. Es schien, als hätten sie eine geheime Mission gehabt. Ina wurde nachdenklich.
“Bernd, es gibt da etwas, dass ich dir vielleicht erzählen sollte.”
Bernd sah sie erschrocken an. “Es ist so, dass,”
“Sag nicht, du hast damit etwas zu tun?” Fragte er entsetzt.
Ina schüttelte den Kopf. “Nein, nein. Das nicht, aber ich weiß vielleicht, was sie vorhaben!”
Bernd sah Ina erwartungsvoll an. “Ja dann sag schon!”
“Ich habe ihnen von einem weiteren Titanen-Menschen erzählt, ich habe ihn in dem Jahr getroffen, als ich draußen war. Wie sich herausstellte, war es eben dieser, der damals Levis Truppen und den Kommandanten Erwin Smith getötet hatte..”
Bernd unterbrach Ina sofort. “Meinst du etwa sie wollen?” Bernd sah aus dem Fenster.
“Ich denke, vielleicht wollen sie ihn allein suchen und auf eigene Faust zur Strecke bringen.”
Bernd wollte aufstehen und stieß sich den Kopf an der niedrigen Decke. “Das dürfen wir nicht zu lassen! Komm schon!”
Ina sah hinaus. “Bernd, setz dich wieder hin. Sie gehen bereits. Scheinbar war dein Kopf zu laut.”
Bernd rieb über die Stelle, an der er sich gestoßen hatte und setzte sich wieder. Mittlerweile war es kurz vor Sonnenaufgang. Ina und Bernd blieben gemütlich im Dachboden sitzen und aßen Weintrauben, die Bernd aus dem Garten gestohlen hatte.
Ina musste Bernd selbstverständlich noch alle Details über den Tier Titan erzählen. Es verstrich etwas Zeit.
“Bernd? Kann ich dich etwas fragen?”
“Selbstverständlich Ina, nur zu.”
Ina setzte sich ordentlich hin. “Woher wusstest du, dass es um Franz und den Truppführer ging?”
Bernd stoppte das Trauben essen. “Naja, also..” er stotterte.
“Darf ich offen zu dir sein Ina?” Er sah sie beinahe schon bemitleidenswert an.
Ina nickte sicher. “Aber natürlich Bernd! Wir sind doch Freunde!”
Bernd sah kurz hinaus, dann schnappte er nach Luft und sprach mit schwerer Stimme.
“Es ist so, dass ich irgendwie,” Bernd stotterte weiter.
“Jetzt sag schon!” Drängte ihn Ina. Bernd kniff die Augen zusammen.
“Ich schätze, ich habe etwas für Franz übrig okay!” Schrie er sie beinahe an.
Ina, die das nicht kommen sah, spuckte ihm ihre Traubenkerne ins Gesicht.
“Du hast bitte was?” Sie sah ihn erschrocken an. “Weiß er das denn? Hast du mit ihm geredet? Und seit wann überhaupt?” Ina überschüttete Bernd mit Fragen.
Der jedoch war kurz damit beschäftigt, mit seinem Umhang die Kerne aus dem Gesicht zu wischen.
“Ina, bah, voll eklig!” Ina hibbelte in ihrem Schneidersitz hin und her.
“Jetzt antworte endlich! Weiß er es?” Sie wurde ungeduldig.
“Nein, natürlich weiß er es nicht! Und wehe du sagst ihm was!”
Ina ließ sich enttäuscht in ihrem Sitz fallen. “Oh Bernd, aber du musst es ihm sagen, sonst wird das wie zwischen Hannah und Bo..”
Ina stoppte sofort als sie merkte, was sie ihm gerade erzählte. Sie hielt sich erschrocken den Mund zu. Bernd sah sie plötzlich mit großen Augen an.
“Hannah und Bo..?” Er überlegte kurz. “BORIS?”
Fragte er erschrocken. Ina hielt sich den Mund weiter zu und schlug sich mit der anderen Hand mehrmals gegen die Stirn.
“Ina! Sag mir, ob das stimmt!” Bernd drängte sie. Ina nickte leicht.
“Das ist ja fantastisch! Wir werden eine Richtige Familie!” Bernd lächelte zufrieden und umarmte Ina fest.
Diese löste sich jedoch schnell wieder. “Aber Bernd! Boris weiß nichts davon! So wie Franz von dir! Also erzähl es ihm nicht! Sonst gehe ich bei Franz petzen!”
Bernd wurde still. “Warum sagt sie es ihm nicht?” Fragte er verwundert.
Ina hob eine Augenbraue. “Geh du doch Franz beichten, was du fühlst.”
Bernd lehnte sich zurück. “Ist ja gut, du hast gewonnen.” Brummte er.
Nach kurzer Stille und ein paar weiteren Trauben fragte er.
“Was ist denn mit dir? Wir können keine Pärchen Veranstaltung machen, wenn du niemanden hast Ina!”
Scherzte Bernd. Ina lächelte kurz, dann sah sie hinab zum Garten.
“Hm, wie wäre es mit Eren?” Bernd überlegte.
Ina sah ihn leer an. “Das ist wohl eher ein Fall für Mikasa oder nicht?”
Bernd lachte. “Ich glaube, mit ihr würde ich mich auch nicht anlegen wollen!”
Bernd überlegte weiter. “Hmm, wen gibt es sonst für dich Ina?”
Ina sah immer noch nachdenklich aus dem kleinen Fenster. “Vergiss es Bernd, es ist aussichtslos. Bevor wir alt werden, sterben wir eh.”
Sagte sie kühl. Es war das erste mal, dass Ina sich schlecht und kalt fühlte.
Bernd sah sie trauernd an. “Sag doch sowas nicht. Du klingst schon wie..”
Er stoppte kurz, dann sah er in Inas Haare. Sie trug noch immer den Dutt, den Levi ihr gebunden hatte.
“Ja! Das ist es!” Freute sich Bernd. Er griff Ina in die Haare und zog das Tuch heraus.
“Hey Bernd! Was soll das?” Fragte Ina entsetzt und wütend. Sie fasste sich selbst auf den Kopf, um das Tuch zu suchen, doch Bernd hatte es bereits in der Hand.
“Warum hast du wohl das hier?” Bernd wedelte mit dem Tuch vor Inas Nase herum, dann schnappte sie es sich und rollte es auseinander. Es war wirklich sehr beschmutzt mit ihrem Blut.
“Was meinst du Bernd? Ich habe es gefunden, das ist alles.” Sprach Ina und rubbelte das Tuch an ihrem Umhang, um vielleicht ein paar Blutreste ab zu wischen.
“Achja? Gefunden? Wo denn? Auf dem Fußboden?” Bernd sah sie belustigt an.
Ina nickte stumm und bund sich erneut diesen kleinen Dutt.
“Was glaubst du, wie es da hin gekommen ist?”
Sie sah Bernd fragend an. “Na wahrscheinlich hat er es verloren?”
Bernd schüttelte den Kopf. “Ausgerechnet unser Truppführer, der sonst immer so penibel ist. Er verliert sein ach so wertvolles Tuch? Das glaubst du doch wohl selbst nicht oder Ina?”
Ina sah Bernd interessiert und erstaunt an. “Meinst du etwa, er hat das absichtlich liegen gelassen?”
Bernd grinste. “Liebes, aber natürlich! Wo auch immer, ich wette es war ein Ort, an dem nur du es hättest finden können!”
Ina lächelte und sagte sarkastisch. “Naja, wenn das so ist, dann war es entweder für mich oder den Stallburschen!”
Bernd und Ina sahen sich an. Beide mussten lachen, dann wurden sie von den ersten Sonnenstrahlen geblendet.
“Oh schau mal Ina, es wird bereits morgens!”
“Sind wir echt schon so lange hier oben?”
“Tja, die Zeit vergeht unter Freunden!” Bernd lächelte.
“Komm lass uns gehen, bevor noch jemand etwas unschönes vermutet.”
Ina lächelte Bernd an und gab ihm eine Faust an den Arm. Er lachte und folgte ihr vom Dachboden herunter.
Unten angekommen waren die Soldaten in ihren Zimmern bereits auf den Beinen.
“Komm schon mit Ina, wir waren noch nie die ersten beim Frühstück!” Sagte Bernd aufgeregt.
Ina rieb sich müde die Augen. “Nein, danke Bernd. Ich gehe, glaube ich, erstmal zu Hannah. Ich schätze sie wird Kopfschmerzen haben von gestern Abend.”
Ina ließ Bernd allein zum frühstücken gehen und ging zu ihrem Zimmer. Hannah war bereits wach, aber irgendwie auch nicht.
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Hearts and Souls of AoT
FanfictionEine völlig neue Attack on Titan Geschichte. Erlebt AoT völlig neu! Mit neuen Hintergründen, neuen Charakteren und neuen Missionen. Die ursprünglichen Charaktere, sowie andere Inhalte sind geschützt und weiterhin das Eigentum von Isayama! Dennoch...