41.1 (Ina & Levi)

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Auf der Fahrt tauschten die Soldaten Geschichten untereinander aus und auch Erinnerungen an die Gefallenen Kameraden waren dabei. Die Nacht vor der Ankunft war es friedlich auf dem Schiff und keiner schien den anderen zu verachten.
Natürlich könnte auch der Schnapps daran Schuld sein, den Hannah und Pepe in der kleinen Kammer gefunden hatten. Die Soldaten verschlangen ihn, wie Frühstück und erhellten so ihre Gemüter.
Ina, die das ganze nicht lang aushielt, verzog sich ins Fahrerhaus zu Pepe und Hannah, die beide nicht an der kleinen Feier teilnahmen. Pepe steuerte, während Hannah mit ihren Gefühlen kämpfte.
“Hallo Ina! Hast du schon genug?” Fragte Pepe belustigt.
“Frag bloß nicht, so viel wie die saufen können. Das ist beängstigend.”
Pepe lachte. “Du hättest meinen Bruder sehen sollen! Er war allen immer mindestens 2 Gläser voraus!”
Auch Hannah lächelte auf Pepes Kommentar. Ina setzte sich zu Hannah und schmunzelte. “Wie geht es dir, Hannah?” Fragte Ina, dann doch etwas besorgt.
“Ich schätze, ich muss mich damit abfinden.” Sagte Hannah und streichelte nachdenklich über ihren Bauch. “Wobei ich jetzt ein paar von diesen Flaschen gebrauchen könnte.” Scherzte sie und sah provokant zu Pepe. “Das wagst du dir nicht! Es schadet euch beiden, Hannah!” Sagte Pepe ernst. Ina lachte mit Hannah zusammen.
“Wie geht es denn dir Ina?” Fragte Pepe von vorn. Ina sah auf und zuckte mit den Schultern.
“Wahrscheinlich besser, als denen da unten.” Sie lächelte. Hannah setzte sich ganz auf. “Lenk nicht ab Ina, wenn du reden willst. Du weißt, wir haben alle Verluste.”
Ina sah Hannah ungläubig an. “Erzähl du mir nichts von Seelenheil Hannah, es bist eher wohl eher du, die jemanden zum Reden braucht, oder nicht?” Fragte Ina erschreckt.
Hannah boxte gegen ihre Schulter. “Ich wollte doch nur helfen. Sei nicht so stur! Du bist schon wie..” Hannah sah auf den Platz, an dem Levi gesessen hatte.
”Huch, wo ist er denn hin?” Fragte sie überrascht. Pepe sah zu Hannah und antwortete. “Als Kommandantin Hange ging, hat er sich raus gezwungen. Ich glaube, der Hauptgefreite ist Richtung Heck gehumpelt. Der Kerl kann auch nicht still sitzen!” Pepe lächelte und sah wieder nach vorn.
Ina sah nachdenklich zur Tür hinaus. “Nun geh schon. Ihr zwei seid wirklich grausam.” Stellte Hannah genervt fest. Ina belächelte die Aussage und stand auf, sie trat Levi hinterher und verließ das Fahrerhaus.
Langsam trat sie nach hinten. Sie entdeckte Levi allein auf dem oberen Deck, am Ende der Reling. Sie war sich unsicher, ob sie herantreten sollte. Ob Levi wohl noch sauer war, nachdem sie sich losgerissen hatte?
Sie fasste sich an den Ring und drehte ihn nachdenklich in ihrer Hand hin und her.
 
 
Levi sah hinauf auf die Sterne, als er spürte, dass ihn jemand beobachtete. Er wand seinen Kopf leicht nach hinten und entdeckte Ina, die auf ihren Ring herab sah.
“Was ist, willst du ewig da stehen bleiben?” Fragte er kalt, wie immer.
Ina hob erschreckt ihren Kopf, als Levi sie aus ihren Gedanken riss. Sie steckte den Ring wieder an, trat vor und stellte sich neben ihn.
“Verzeiht, Hauptgefreiter, ich wusste nicht, ob ihr vielleicht..” Levi sah sie stottern, es nervte ihn. Er verdrehte die Augen und sah zu Ina.
Levi hob seine kaputte Hand und schwang sie auf Inas Kopf, in ihrem Dutt blieb er hängen. Ina erschreckte und hörte auf zu reden. Die Hand in ihren Haaren schmerzte, da Levis Verband sich verheddert hatte. Sie zuckte mit den Augen kurz zusammen, doch fing sich schnell wieder. Levi zog ihren Kopf an sich heran. Er flüsterte,
“Ich sagte, du sollst aufhören zu nerven, Becker.” Inas Augen wuchsen, während Levi seine schloss.
Er zog Ina an ihrem Dutt noch weiter heran, dieses mal ließ er sich von nichts aufhalten. Seine Lippen trafen auf ihre. Ina erschreckte, doch schloss ebenfalls ihre Augen. Sie löste mit ihren Händen vorsichtig den Verband aus dem Dutt. Levi zog seine Hand herunter und legte sie daraufhin an Inas Hüfte. Leicht grob zog er ihren Körper an sich heran. Ina fühlte, wie Schmetterlinge durch sie hindurch huschten. Sie legte ihre Arme über Levis Schultern und fuhr mit den Fingern von hinten durch seine Haare. Levis Begierde wuchs durch ihre zarten Berührungen. Er zog seine Arme fester um sie und zwang Ina mit dem Rücken an die Reling. Sie erschreckte kurz und löste sich einen Moment. Levi sah sie ungewohnt sanft an. “Untersteh dich, Becker.” Sagte er leise und ernst. Ina lächelte leicht und schloss ihre Augen erneut. Sie verfiel Levis Dominanz ein weiteres mal.
 
 
Hange, die bereits etwas angetrunken war, kam im Fahrerraum an und suchte nach Levi und/oder Ina. Hannah schlief bereits auf der Bank und Pepe durfte das Steuer nicht allein lassen. Sie hatte keine Wahl, als Hange hinterher zu schauen, wie sie sich ohne Umwege auf den Weg zum hinteren Deck machte.
Auf dem Deck angekommen schwankte Hange ein wenig beim gehen. Weder Levi, noch Ina sahen sie kommen. Erst, als Hange die beiden entdeckte und anfing laut zu reden, bemerkten sie ihre angetrunkene Kommandantin.
 
 
Levi löste sich von Ina, als er Hange kommen hörte. Er drückte seine Stirn gegen Inas. “Das ist jetzt nicht ihr Scheiß ernst, oder?” Fragte er wütend, bevor er den Kopf hob und sich zu Hange drehte. Ina, die sah, wie Hange torkelte, lief schnell zu ihr, um sie zu stützen.
Levi sah dem ganzen genervt und sauer hinterher. Ina stützte Hange, bis sie wieder im Fahrerhaus angekommen waren. Sie setzte Hange auf die Bank neben Hannah. Sie fiel sofort um und schlief neben Hannah ein.
Pepe lächelte und konnte sich nicht verkneifen zu fragen. “Ina, hat sie euch etwa gestört? Verzeih, ich konnte nicht weg, sonst hätte ich sie aufgehalten!” Sagte Pepe amüsiert. Ina jedoch sah sie nur rötlich und peinlich berührt an.
Erschreckt drehte Pepe sich kurz um. “Ach was, sag bloß, sie hat euch wirklich gestört?”
Ina sah zu Hange herunter und nickte leicht beschämt, jedoch mit einem Lächeln auf den Lippen. Pepe freute sich und drehte sich zurück zum Steuerrad. “Na also, da musste ja nur die Welt fast untergehen und wieder gerettet werden, damit zwischen euch etwas passiert!” Pepe lachte.
Ina sah besorgt zur Tür. “Worauf wartest du denn jetzt? Geh schon!” Rief Pepe nach hinten. Ina sah sie an und ging zögernd zur Tür. “Meinst du wirklich?” Fragte sie unsicher.
“Süße, wenn du weiter wartest, dann liegt ihr beide unter der Erde!” Pepe wurde leicht angespannt. Ina lächelte. “Ich schätze, da hast du wohl Recht!” Pepe nickte und sah Ina an der Tür. Sie band sich ihre Haare mit dem Tuch neu und schnappte sich ein paar Kissen. Danach verließ sie das Fahrerhaus.
Sie ging wieder nach hinten, zu Levi, an die Reling. Er schien auf sie zu warten, doch als Ina näher kam, sah sie, dass er Schmerzen hatte.
Levi lehnte mit dem Rücken zur Reling und hielt sich den Bauch. Er stützte sich mit der anderen Hand auf der Reling ab, damit er nicht zusammenbrach.
“Hauptgefreiter! Ist alles in Ordnung?” Fragte sie entsetzt und ließ die Kissen fallen. Sie lief schnell zu Levi und stützte ihn.
“Verdammt, was musste die scheiß Brillenschlange auch gerade jetzt kommen?” Fragte er wütend. Ina lächelte. “Es wundert mich, dass sie sich dieses mal so viel Zeit gelassen hat.” Levi sah Ina wütend an.
Sie setzte sich ihm gegenüber an die Reling, doch stand sogleich wieder auf, um die Kissen zu greifen. “Keine Sorge, sie schläft jetzt im Fahrerhaus. Pepe wird schon auf sie achten.” Rief Ina auf dem Weg. Sie nahm sich die Kissen und ging wieder zurück.
“Hier, nehmt so eins. Ich dachte, es ist bequemer, als der Boden.” Sie beugte sich von oben herunter und wollte Levi ein Kissen reichen. Dieser jedoch hob seinen Arm schwungvoll und schlug es ihr aus der Hand. Ina sah dem fliegenden Kissen erschrocken nach, bis sie Levis Hand an ihrem Kragen spürte. Er zog sie nah an sich herunter.
“Sie schläft also, sagst du?” Ina schluckte vor Schreck und nickte Levi dann zu.
“Keiner kommt jetzt her?” Inas Wangen wurden rot, sie schüttelte kurz den Kopf.
Levis Griff wurde fester. “Und weglaufen, wirst du auch nicht mehr..” Seine Stimme klang sanft und doch wie ein Befehl. Ina lächelte und schüttelte den Kopf mit ihren tiefroten Wangen.
Levi zog sie näher heran und küsste sie erneut. Seine Leidenschaft kannte keine Grenzen mehr, als er hörte, dass sie nun niemand mehr stören würde.
Ina spürte, was er wollte, als er seine Arme zu ihr hob. Sie merkte jedoch auch, dass Levis Körper nicht in der Verfassung dazu gewesen war. Seine Knochen waren gebrochen und die Wunden waren dabei auf zu platzen.
Ina löste sich, als sie erkannte, unter welchem Schmerz Levi eigentlich litt.
“Hauptgefreiter, vielleicht sollten wir nicht..” Ina stockte einen Moment und stand auf. Sie griff nach den Kissen und reichte eins an Levi.
Dieser sah sie genervt an und nahm es widerwillig zu sich. Er schob es an seinen Rücken und spürte gleich, dass es die Schmerzen linderte.
Ina sah ihm zufrieden zu. “Ihr solltet euch nicht übernehmen, sonst werden die Wunden nicht richtig heilen!” Sagte sie.
Levi hob seinen Arm und zeigte Ina den Verband, um die abgeschnittenen Finger.
“Ich hab sie doch schon verloren, was soll damit noch passieren?” Fragte er genervt. Ina sah, dass der Verband nass war und griff nach der Hand.
“Seht ihr, das ist genau das, was ich meine! Wann ist das passiert?” Fragte sie entsetzt. Levi sah sie eindringlich an. Ina wurde rot und sah weg, als ihr klar wurde, dass sie selbst es war, die die Nähte aufgerissen hatte.
Sie löste stumm den Verband. Sie sah geplatzte Nähte und die offenen Wunden, die beinahe zu bluten begannen.
“Das muss dringend neu gemacht werden. Bleibt bloß sitzen. Ich komme gleich wieder.” Sagte sie und stand auf, um neues Verbandsmaterial zu besorgen. In der Kammer, in der Pepe mit Hannah gewesen war, fand sie neue Verbände und saubere Nadeln.
Sie nahm mit, was sie tragen konnte und ging zurück zu Levi, der noch immer an der Reling saß.
“Hier, das sollte reichen.” Sie breitete die Verbände vor Levi aus und nahm eine Nadel, durch die sie einen dünnen Faden zog.
“Das sieht aus, wie das Zeug von Pepe.” Stellte Levi fest. Ina nickte, während sie den Faden mit den Zähnen zurecht biss. “Natürlich, was dachtet ihr denn, womit ich euch verbinde?”
Levi sah nachdenklich auf Inas Hände. Er verfolgte, wie sie ansetzte, um seine Finger Enden erneut zu nähen.
“Oh richtig, Moment.” Ina griff hinter sich und zog eine Flasche Alkohol vor.
“Das ist doch nicht dein ernst, wieso sollten wir uns jetzt betrinken?” Fragte Levi entsetzt. Ina lächelte. “Nein, die ist nicht zum trinken. Still halten und nicht schreien!” Sagte sie. Levi verfolgte die Flasche genau und sah, wie Ina ihm das hochprozentige Getränk über die Finger goss.
Sein Gesicht verzog sich sofort. Die Schmerzen waren groß, doch Levi riss sich zusammen.
“Was für ein Scheiß Ina! Was soll das?” Fragte er wütend. Ina belächelte seine Schmerzen. “Es sorgt dafür, dass die Nähte sauber bleiben und sich nichts entzünden kann.” Erklärte sie. Ina nähte die Enden behutsam und ordentlich zu. Danach verband sie Levis Hand erneut, als wäre nichts passiert.
Nachdem sie fertig war, nahm Ina sich selbst auch ein Kissen und setzte sich neben Levi.
“Wieso seid ihr überhaupt aus dem Fahrerhaus raus gegangen?” Fragte sie nachdenklich. Levi sah in die Sterne, antwortete jedoch nicht.
“Hauptgefreiter?” Fragte Ina nach einigen Minuten. Levi drehte seinen Kopf genervt zu ihr. “Ich müsste dich bestrafen, sobald du anfängst zu nerven.”
Ina riss ihre Augen auf und setzte sich gerade hin. “Ihr wart es doch, der nicht auf die Frage geantwortet hat!” Sie sah Levi vorwurfsvoll an. Levi zuckte mit den Schultern und sah in den Himmel. “Das muss ich auch nicht.”
Ina lehnte sich beleidigt zurück und verschränkte die Arme, sodass Levi in seinem Sitz eingeengt wurde.
“He, Becker, mach dich nicht so breit!” Sagte er genervt und unter Schmerzen.
Ina sah ihn teuflisch an und lächelte. “Tut mir leid, aber das muss ich nicht, Hauptgefreiter.”
Levi versuchte sich hinten ab zu stützen, doch seine Rippen und Hände schmerzten zu sehr. Er nahm die Hände vor und blieb einfach so sitzen. Ina bemerkte seine Versuche und erhob sich. Sie half Levi beim Aufsetzen, sodass er in einer angenehmeren Position sitzen konnte. Sie setzte sich danach wieder neben ihn und sah in die Sterne.
Langsam, aber sicher, begannen Inas Augen schwerer zu werden. Erschöpft von all dem, was geschehen war, konnte sie nun endlich einen Moment Ruhe finden.
Ihr Kopf fiel auf Levis Schulter, welcher mit den Augen in den Sternen hing. Er erschreckte kurz, als er Inas Kopf spürte. Levi sah leicht hinab auf sie.
“Was soll das jetzt werden, Becker?” Fragte er genervt. Levi merkte schnell, dass Ina wirklich eingeschlafen war. Er lockerte seine Haltung und fragte erneut. “Schläfst du etwa wirklich schon?”
Als auch darauf keine Antwort kam, entschied sich Levi dazu, zu versuchen, etwas zu schlafen. Er hob seinen Arm, auf dessen Schulter Ina lag, an und legte ihn schmerzend über Inas Kopf. Sie rutschte dadurch noch etwas weiter zu ihm, sodass er mit der anderen Hand ihren Kopf streicheln konnte.
“Wie lange hast du nur gebraucht, um endlich zu mir zu kommen?” Fragte er sie leise. Levi zog das Tuch aus ihrem Haar und blickte neben sich auf die Nadeln und Fäden, die Ina hatte liegen lassen.
 
 
 
 

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