36.3 (Ina &Levi)

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Ina legte ihre Uniform ab und setzte sich in Bluse und Hose auf das Fensterbrett.
Eine Weile sah sie in die Sterne, doch blieb wieder an ihrem Ring hängen. Nun hatte er es also getan. Es fühlte sich so unecht an. Ob Levi das wohl wirklich wollte? Viele Fragen kreisten Ina durch den Kopf, sodass an schlafen, gar nicht zu denken war.
Die halbe Nacht war bereits vergangen, als sie Schritte im Flur hörte. Die ersten liefen vorbei, die zweiten, einen kleinen Moment später, blieben stehen.
Levi war mit Hange zurückgekommen. Hange war auf dem Weg in ihr Zimmer, während Levi überlegte, ob er zu Ina eintreten sollte oder einfach nur ihre Tür schloss.
Ina sah zu ihrem Spiegel, durch den sie die offene Tür und den nachdenklichen Levi sehen konnte.
“Kommt ruhig herein, Hauptgefreiter. Ich schlafe nicht.” Rief sie hinaus.
Levi hörte ihren Ruf und musste nun eintreten. Er schloss die Tür hinter sich sorgfältig und trat vor bis zum Bett. Von dort aus konnte er zu Ina ins Fenster gucken. Levi trug noch seinen Umhang. Darunter einen eleganten schwarz gehaltenen Anzug.
Levi öffnete den Umhang und hing ihn an den Spiegel. Er steckte seine Hände in die Hosentaschen und kam auf Ina zu. Levi blieb am Rahmen des Fensters stehen. Ina zog ihre Beine in eine angewinkelte Position, damit Levi sich ans andere Ende des Fensterbrettes setzen konnte. Er verstand ihre Geste und setzte sich. Nachdem er saß, lockerte er das Tuch an seinem Hals, indem er es ein wenig aufzog. Lose hing es an seinem schwarzen Hemd herunter und flatterte ein wenig im Wind der Nacht.
Ina hing mit ihren Augen noch immer auf dem Ring. “Du musst ihn nicht tragen, wenn du nicht willst.” Sagte Levi, als er bemerkte, wie sie an ihm klebte.
Ina sah erschrocken hoch und ballte ihn in die Faust ihrer linken Hand ein.
“Ja aber, wieso, habt ihr mich dann gefragt ob..” Begann Ina. Levi jedoch, wollte sie den Satz nicht beenden lassen, also sprach er dazwischen.
“Ihr seid noch nicht so weit, deswegen.”
Ina verstummte. Sie sah Levi fragend an. Er bemerkte ihren Blick und wurde genervt.
“Was? Ich habe euch gesehen. Du brauchst es nicht zu verstecken.” Genervt und traurig sah Levi aus dem Fenster.
“Ich verstehe.” Ina sah auf den Ring zurück. Ihr kam eine Idee.
“Aber, Hauptgefreiter, wenn es wirklich so wäre, warum hätte ich eure Frage dann mit ja beantworten sollen?” Fragte Ina. Sie sah dabei noch immer auf den Ring. Die Augenbrauen von Levi zogen sich zusammen. Er überlegte eine sinnvolle Antwort auf ihre Frage, doch fand keine.
“Wisst ihr, es mag sein, dass Georg gewisse Gefühle hat. Aber, das bedeutet nicht, dass ich sie auch habe.”
Ina sah auf zu Levi, der seinen Kopf bereits zu ihr gewandt hatte.
“Naja, für ihn zumindest nicht.” Inas Wangen wurden leicht rosa. Levis Blick veränderte sich nicht. Sie sah ihn weiterhin an, bis Levi den Kontakt abbrach und seinen Kopf aus dem Fenster drehte.
“Was bedeuten schon Gefühle? Mit Gefühlen rettet man keine Menschen oder verhindert Kriege. Das schafft man nur mit harter Arbeit.” Sagte Levi trocken.
Ina legte ihren Kopf schräg.
“Hört ihr euch eigentlich selbst zu, Hauptgefreiter?” Fragte sie. Levi reagierte nicht, er sah weiterhin in den Himmel.
Ina blickte zurück auf den Ring. “Also, Bernd ist der Meinung, dass ihr euch einen schöneren und neueren hättet besorgen können.” Sie streckte ihre Hand nach vorn und begutachtete den Ring. “Ich finde, er hat Recht, wisst ihr, dieses alte Ding ist doch ziemlich überholt.” Sie versuchte eitel zu klingen. Levi biss den Köder an und wurde wütend. Er griff nach Inas Hand und zog ihr schnell den Ring herunter.
“Wenn du ihn so hasst, warum trägst du ihn dann?” Fragte er verletzt.
Ina setzte sich ordentlich hin und rutschte etwas näher an Levi heran.
“Seht ihr, das ist die Macht von Gefühlen. Ich hasse den Ring nicht, Hauptgefreiter. Meine Antwort für Bernd war eindeutig. Er war ziemlich sauer, als ich ihm sagte, dass der Ring perfekt ist!” Sagte sie und lehnte sich vor, sie wollte sich den Ring zurücknehmen. Levi packte mit seiner freien Hand ihr greifendes Handgelenk und sah auf.
“Deine Antwort vor Historia. Wieso?” Fragte er eindringlich. Ina sah ihm in die Augen.
“Und eure Frage davor? Wieso, Hauptgefreiter?” Fragte sie genauso eindringlich. Sie sah, dass Levi sich die Frage selbst beantwortete. Er stieß ihre Hand beiseite und drehte sich weg. Den Ring hielt er mit beiden Händen fest und drehte ihn und her.
“Hauptgefreiter, wenn ihr nicht so..” Levi unterbrach sie mit einem wütenden Blick.
“Wann lernst du es endlich? Es nervt, Becker! Mein Name ist Levi.” Sagte er wütend. Ina lächelte leicht und nickte.
“Das sagtet ihr bereits.” Sie ließ ihren Kopf fallen. Levi blickte auf den Ring.
“Wenn ich dich das nochmal fragen würde, ohne, dass Historia mir im Nacken sitzt, was würdest du sagen?” Fragte er nachdenklich.
Ina rutschte ein Stück weiter weg. Levi sah auf, als er merkte, dass sie sich entfernte.
“Ich würde genau dasselbe sagen, wie im Saal.” Sie grinste in sich hinein. Levi beobachtete ihre Reaktion.
Er stand auf und kniete sich vor die sitzende Ina. Sie hob ihren Kopf und sah Levi direkt in die Augen. Er hatte sich auf sein Knie gelehnt und hielt den Ring in seiner Hand.
“Dann sag mir, Ina Becker. Willst du mich, dreckigen Bastard, wirklich heiraten?”
Ina stockte der Atem. Ihr Herz setzte aus. Die Lungen versagten. Die Nieren stoppten und ihre Augen hörten auf zu blinzeln.
Sie saß vor Levi und sah tief in seine Augen, die das erste mal in ihrem Leben eine Art Glanz trugen.
Sie begann ein Lächeln zu formen und flüsterte. “Ich würde sterben dafür…”
Levis Augen erschraken für einen Moment. Ina ließ ihren Kopf fallen, als sie Levis entsetztes Gesicht sah.
Sie hob ihren Kopf wieder an und lächelte. “Das bedeutet ja, selbstverständlich will ich das, Hauptgefreiter!” Sagte Ina entschlossen.
Levi ließ seinen Kopf erleichtert fallen. 
Als er seinen Kopf hob, verlangte er nach Inas Hand. Sie hielt sie ihm hin und er konnte ihr den Ring anstecken.
“Wie oft wollt ihr das eigentlich noch machen?” Fragte sie scherzhaft, während er ihn nach hinten auf den Finger schob.
Levi blickte auf. “Genau ein mal noch, Becker. Danach, nie wieder.” Sagte er sanft.
Inas Wangen wurden rot, als sie seine Entschlossenheit spürte. Sie sah auf zu ihm. Levi hing mit seinem Blick in ihren Haaren. Er fasste ihr in den Dutt und zog ihn langsam auf. Sein Tuch hatte sich leicht verheddert, sodass Ina nachhelfen musste.
Levi packte ihre Hand und hielt sie fest. Er senkte sein zweites Knie und war wieder auf Augenhöhe mit Ina. Sie griff mit ihrer zweiten Hand hinauf zu ihm und versuchte, seinen festen Griff zu lösen. Levi ließ das Tuch los und nahm Schwung. Er packte auch ihre zweite Hand und hielt nun Inas Hände mit einer Hand über ihrem Kopf fest. Damit sie nicht das Gleichgewicht verloren, drückte Levi seine Hand nach hinten an den Rahmen des Fensters.
“Hauptgefreiter..” Er sah von der Hand, die Inas Handgelenke fest hielten, hinunter in ihr Gesicht. Sein Blick fiel auf ihre Lippen, die schon wieder verpasst hatten, seinen Namen zu sagen.
“Du nervst echt! Wirst du wohl endlich still sein?” Flüsterte er, während er langsam näher kam. Ina schloss die Augen und lächelte. Sie spürte seine Haarspitzen auf ihren Wangen und seinen warmen Atem auf ihrem Gesicht.
 
 
Ganz kurz bevor Levis Lippen ihre berühren konnten, sprang die Tür von Inas Zimmer auf und Historia stürmte hinein. Sie lief durch den ganzen Raum, bis sie Ina und Levi im Fenster erblickte.
Levi ließ, nach dem Knall der Tür, Inas Hände fallen. Er sprang augenblicklich vom Fensterbrett herunter und zog die 2 Messer aus seinem Gürtel. Wütend sah er Historia an, die verzweifelt nach den beiden gesucht hatte.
Levi steckte die Messer wieder ein, als er sie sah. Hange erschien soeben hinter den beiden. Ina, die noch überfordert von der Situation gewesen war, reagierte gar nicht.
Levi stand vor den beiden und begann zu schreien. “Was zur Hölle ist an einer verschlossenen Tür so schwer zu verstehen? Hat man denn hier nirgends seine verschissene Ruhe? Hange? Was soll das werden?”
Ina lächelte, als sie ihn fluchen hörte.
“Ich schätze, Hauptgefreiter, mit offener Tür, hatte ich mehr Ruhe.” Sie setzte sich auf, band ihre Frisur neu und ließ die Beine vom Fenster in den Raum baumeln. Levi drehte sich entsetzt um. Er wusste in dem Moment nicht, ob er Ina vielleicht doch noch töten sollte.
Historia fiel plötzlich auf die Knie und begann zu weinen.
“Endlich haben wir euch gefunden! Levi! Ina! Ihr müsst sofort antreten.” Sie weinte und ihre Worte wurden unverständlich.
Hange trat vor, während ein paar andere Soldaten der Königin wieder auf die Beine halfen.
“Es geht um den General. Er war in seinem Büro, als es einen Anschlag gab. Sein Büro wurde gesprengt. Der Knall hat das halbe Gebäude mitgerissen. Er ist gefallen, Levi.” Sagte Hange streng und traurig.
Levis Blick verfinsterte sich. “Marley.” Sagte er kalt.
Hange nickte. “Wir rechnen damit, dass sie bald zurückkommen werden. Wir müssen uns darauf vorbereiten!” Sagte Hange streng.
“Wie läuft es mit dem Serum?” Fragte Levi, als er über seinen Trupp nach dachte.
Hange schüttelte den Kopf. “Wir tun, was wir können, aber es sieht noch nicht so aus, als würde es funktionieren.” Sie senkte den Kopf und drehte sich um. Levi drehte sich ebenfalls um zu Ina, die hinter ihm stand und das Gespräch mit angehört hatte.
“Ina, sammel den Trupp zusammen. Wir treffen uns am Stall. Wir müssen so schnell es geht die Ausrüstung bekommen, sonst haben wir keine Chance.” Ordnete Levi an. Ina nickte und salutierte.
Sie lief ganz ohne Uniform los. In der Zimmertür lief sie Georg in die Arme.
Er hatte die Hemden dabei, die die Soldaten vor den Kugeln schützen sollte. Ina blieb kurz stehen, da hinter Georg bereits der Rest der Mannschaft stramm stand. Mit Inas Führung traten sie in ihr Zimmer ein.
“Hauptgefreiter, sie sind bereits hier.” Sagte sie und bekam die Aufmerksamkeit von Hange und Levi.
“Also, jetzt weiß ich, warum du sie Elite nennst.” Stammelte Hange überrascht, als sie die Soldaten in Uniform und kampfbereit sah. Franz trat vor und salutierte vor Levi.
“Hauptgefreiter Levi! Die Truppe ist startklar und Einsatzbereit!” Rief er streng.
Levi sah ihn fragend an. Franz drehte sich kurz und sah, wie Georg dabei half, Ina in eines der Hemden zu quetschen. “Nun, fast alle!” Sagte er schnell hinterher.
Levi klopfte ihm auf die Schulter und trat vor seinen Trupp.
“Wir befinden uns nun offiziell im Krieg mit den Marley Schweinen. Wir müssen so schnell wie möglich in den Süden, damit die Luftschiffe aufsteigen können, danach kämpfen wir. Wir werden sie diese verdammte Insel nicht einnehmen lassen!”
Sagte er laut und deutlich. Der Trupp salutierte.
“Eren, Armin und Ina. Ihr dürft euch ab jetzt ausdrücklich und zu jeder Zeit verwandeln, zu der es nötig ist. Und ihr, bringt gefälligst die Königin ins Versteck!” Rief er wütend zu den Soldaten, die Historia stützen sollten.
“Wo ist denn Eren?” Fragte Mikasa plötzlich. Ina sah sich um und senkte den Kopf. “Ich glaube, ich weiß wo er hin ist..” Sagte sie nachdenklich. Levi seufzte, dann trat er auf sie zu. Sie hob langsam ihren Kopf und blickte in seine hasserfüllte Augen.
“Ist mir egal, wie du zu diesem Zekke stehst. Du wirst uns jetzt zu diesem pelzigen Wichser führen! Denn ich verwette meinen Arsch darauf, dass wir Eren dort auch finden werden, hab ich Recht?”
Ina sah hinab und nickte. “Also los. Bewegt euch, bevor wir alle drauf gehen!” Rief Levi. Sie alle folgten Ina.
 
 

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