6 (Levi)

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Von weitem konnte man die Tore, der Mauer Rose sehen. Die Spitze des Trupps musste wohl schon angekommen sein. Auf den Mauern bewegten sich Soldaten. Sie zogen die Tore hoch und ließen den Trupp hinein.
Die Menge jubelte und feierte ihre heimgekehrten Soldaten. Viele von ihnen wurden von den Frischlingen aus dem Süden gerettet und auch die Güter konnten alle sichergestellt werden. Levi bildete mit Franz nach wie vor das Schlusslicht des Trupps. Er ritt als letztes ins innere der Mauern. Ihn ließen der Jubel und die Feierlichkeiten kalt. Selbst die Tatsache, dass er erfolgreich gewesen war. Nichts von all dem wollte er wissen. Er ritt einfach nur gerade aus. Um ihn herum spielte sich alles ab, wie in einem Film. Stur hing er an seinen Zügeln. Levis Gesicht war noch immer bleich und seine Augen von schwarzen Ringen umgeben. Er bekam nicht einmal mit, wie er von seinem Pferd stieg um es ab zu geben.
Levi stand einfach da. Mitten auf dem Marktplatz, ohne einen Gedanken an die Lebenden zu verschwenden. In seinem Kopf spielte sich immer wieder die Szene vor dem Wald ab. Ina, die ihn versuchte zu erreichen und dann in die Hand des Titanen fiel. Wie er sie zwischen den Fingern zerdrückte, wie eine überreife Pflaume.
Dann hörte er plötzlich eine bekannte, schrille Stimme. Levi hob seinen Kopf.
Es war das kleine Mädchen, welches ihm vor der Mission an den Beinen hing.
Sie schrie laut. “Papa!”
Levis Augen wurden größer. Er sah das Mädchen auf ihren Vater zu laufen. Er war verletzt und lief an einer Krücke. Diese ließ er sofort fallen und kniete vor seiner Tochter nieder. Sie fiel ihm ohne Halt in die Arme. Die Mutter des Kindes stand etwas weiter hinten und brach in Tränen aus, als sie ihren verwundeten Mann sah. Der Mann selbst weinte, als sein Mädchen ihm wieder in den Armen lag.
Die Szene rührte Levi. Er vergaß für einen Moment das Schicksal von Ina.
Das kleine Mädchen stand mit ihrem Vater auf. Sie versuchte ihn zu stützen bis die Mutter angekommen war. Auch sie fiel ihrem Mann in die Arme. Das Mädchen hob die Krücke in der Zeit auf und gab sie ihrem Vater. Es war schön mal eine Familie zu sehen, die nicht gänzlich vom Unheil der Titanen zerstört wurde. Gemeinsam ging die kleine Familie nach hause.
Eine Hand schüttelte Levi auf einmal an der Schulter. Es war Hange. Sie hatte Levi bereits gesucht. Er erwachte aus der Starre und seine Gedanken verzogen sich. Genauso wie sein Gesicht, welches wieder ausdruckslos und kalt wurde.
“Hallo! Levi? Bist du da drin?” Hange schüttelte ihn weiter.
“Natürlich, ich bin doch hier. Was willst du?”
“Na endlich! Ich hatte schon gedacht, dein Geist hat dich verlassen.” Hange war überglücklich und sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Levi jedoch war nicht nach feiern zu mute.
Sie plapperte irgendwas daher, dass er allerdings aus blendete. Von weitem sah er jemanden an kommen. Mit einem ziemlichen Tempo stand der Soldat auch schon vor Levi und Hange.
“Truppführer! Bitte sagt mir, wo ist Ina? Ich kann sie nicht finden. Im Trupp hat sie auch niemand gesehen. Ihr wart der Letzte, bei dem ich sie gesehen habe.”
Levis Miene verfinsterte sich. Hange ließ ihn los. Erst jetzt bemerkte sie, dass einer seiner Haken nicht mehr im 3D Manöver hing.
“Ja aber, was ist denn passiert? Sag bloß ihr musstet viel kämpfen?” Verwundert sahen sie beide den Truppführer an.
“Such ruhig weiter. Tote wirst du hier aber nicht finden.” Levi ging genervt an den beiden vorbei. Auf dem Weg lockerte er sein 3D Manöver und ließ es auf den Boden fallen.
“Die Teile sind zum kotzen, das muss verbessert werden Hange!” Trocken und ohne Emotionen ging er weiter.
Erstaunt und verwirrt nahm Hange das 3D Manöver in die Hand.
“He du, erzähl mal, was passiert ist!” Sagte sie streng zu Bernd. Bernd konnte nicht glauben was Levi gerade gesagt hatte. War sie etwa wirklich?
Hange sah Bernd immer noch an.
“Hm nanu. Hab ich was falsches gesagt?” Dann wedelte sie mit dem 3D Manöver vor Bernds Gesicht hin und her. “Erde an Soldat? Ich rede mit dir!”
Bernd wachte auf, aus seinen Gedanken. “Oh, Verzeihung, Kommandantin. Ich werde euch alles erzählen.”
Sie machte sich mit Bernd auf den Weg zum östlichen Hauptquartier des Aufklärungstrupps. Auf dem Weg erklärte Bernd, was alles passiert war. Er wusste jedoch nicht, wie Levi sein 3D Manöver Gerät kaputt gegangen war. Hange fand das alles sehr interessant und wirkte danach skeptisch. Sie sagte sie wolle die Sache untersuchen lassen.
Am nächsten Tag war es an der Zeit, für den Trupp von Frischlingen, zurück in den Süden zu reiten. Sie verließen den Außenbezirk von der südlichen Seite von Mauer Rose.
Es dauerte einige Stunden bis sie wieder in der Stadt waren, wo sich das Trainingsgebäude befand. Hange blieb weiter nördlich, in der Nähe der inneren Mauern. Dort hatten alle Kommandanten und deren Elite ihr zuhause. Auch Levi wohnte einst dort, bis er vor ein paar Jahren diese Mission versaute und rausgeworfen wurde. Mit dem Bestehen der letzten Mission allerdings, könnte er seinen Namen reinwaschen und wieder im Kommandanten Lager unterkommen.
Vorerst aber lebte er weiterhin im Gebäude bei den Frischlingen.   
 

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