30 (Levi)

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Auf dem Weg zur Insel war Boris planlos geworden, er rief Hange und Levi zu sich.
“Was ist los? Ist euch etwas eingefallen?” Fragte Hange besorgt.
Boris ließ den Kopf fallen.
“Wir wissen nicht, wo wir sind.” Sagte Boris demütig. Hange und Levi wurden hellhörig.
“Wie meinst du das, ihr wisst nicht, wo wir sind?”
Hange trat vor. Sie sah aus dem Fenster des Steuermannes. Unter ihnen war nur Wasser, weit und breit gab es kein Land in Sicht und keine einzige Wolke flog am Himmel.
“Seht euch das an. Spätestens morgen früh erwartet uns ein heftiger Sturm, wir müssen bis dahin vom Himmel verschwunden sein. Sonst gehen wir baden!” Sagte der Steuermann streng. Levi und Hange dachten nach, doch ihnen fiel nichts weiter ein.
“Also dann Boris, wenn dir was einfällt, dann komm mich wecken. Ansonsten halte den Kurs, wenn wir Glück haben stimmt er, wenn nicht, dann fliegen wir im Kreis und können Ina gleich wieder abholen!” Sagte er sarkastisch und verließ das Office.
“Was ist er nur für ein Steuermann?” Fragte Hange entsetzt.
“Ach, das ist normal, trotzdem fand ich eure Führung besser, Truppführer Levi.”
Boris lachte und stellte sich ans Steuer.
Hannah platzte plötzlich rein und hatte gestohlene Vorräte aus dem Frachtraum dabei.
“Hier bin ich! Ich hab die kleinen Dinger gefunden!” Freute sie sich. Boris starrte fest am Steuerrad. Hange und Levi sahen gespannt zur Tür. Hannah bemerkte die beiden und ließ die kleinen Vorräte fallen.
“Sind das etwa..” Hange hob sie auf. “Babykarotten?” Fragte sie verwundert.
Levi sah Hannah genervt an. “So ein unfähiges Mädchen, schafft es nicht mal, eine Baby Möhre zu stehlen.”
Hange sah ihn an und begann zu lachen. Hannah verbeugte sich und begann sich zu entschuldigen.
“Ach was Hannah, ich vergebe dir das, wenn du mir zeigst, wo die kleinen Dinger so rum liegen!” Freute sich Hange und biss eine ab.
Hannah nickte und nahm Hange mit.
Levi schüttelte den Kopf und ging zu Boris. Eine Weile standen sie dort und sagten nichts. Für beide war es eine nachdenkliche Zeit.
Es dauerte nicht lange, da wurde es bereits dunkel. “Oh seht, Truppführer. Die Sterne scheinen so nah hier oben.” Sagte Boris, der sich über den Himmel freute.
Levi schreckte auf und trat vor, neben Boris. “Das ist es. Die Sterne.
Boris, unsere Insel liegt im Osten, auf der Weltkarte, richtig?”
Boris sah Levi verwundert an. “Ja, das stimmt. Warum? Was ist passiert?” Fragte er verwirrt.
Levi zeigte in die Sterne. “Sie hat es mir gezeigt, der Stern dort. Der hellste von allen. Er zeigt nach Norden hat sie gesagt. Und dann war da noch.”
Levi überlegte und trat näher an die Scheibe.
Er schloss kurz die Augen und dachte an die Nacht, mit Ina auf dem Trainingsplatz.
“Da!” Er hob eine Hand und zeigte neben den hellen Stern.
“Was genau ist da, Truppführer?” Fragte Boris.
“Das ist ein Sternbild. Es nennt sich Schütze, er trägt einen Pfeil. Der Pfeil zeigt immer Richtung Osten. Wir müssen nichts weiter tun, als unser Schiff nach diesem Sternbild aus zu richten!” Sagte Levi entschlossen.
Boris traute seinen Ohren nicht.
“Woher kennt ihr euch denn mit Sternbildern aus, Truppführer?” Wunderte sich Boris.
Levi drehte sich um. “Ich bin nicht so dumm und stehle kleine Babykarotten am helligten Tag, Boris.” Sagte er kalt und trat von der Scheibe zurück. Boris schmunzelte.
“Und ich lasse sie auch nicht von meiner Frau stehlen, die ich eigentlich beschützen sollte, Boris.” Sagte er eindringlich.
Boris war kurz still, dann lachte er.
“Na immerhin Truppführer, habe ich eine Frau!” Er lachte herzlich und steuerte das Schiff so, wie Levi es angeordnet hatte.
“Wenn wir so weiter fliegen, dürften wir kurz vor Sonnenaufgang am Strand sein. Ich hoffe, wir sind noch nicht zu weit nach Norden geflogen.”
Levi antwortete nicht. Boris sein Kommentar war zwar lustig gemeint, doch er traf Levi schon etwas.
“Apropos, glaubt ihr wirklich, dass sie Ina töten werden?” Fragte Boris nach einiger Zeit.
Levi sah auf das Steuer. “Sicher doch, wenn sie sie nicht schon bei unserer Abreise hingerichtet haben.” Levi senkte den Kopf.
“Verzeih, ich glaube, dass sie euch auch sehr gemocht hat. Hannah hatte immer erzählt, dass sie abends mit euren Tüchern redete. Am Schluss redete sie viel mit dem Ring. Aber..” Boris hielt kurz inne und sah Levi an.
“Aber als letztes fragte sie sich, ob euer Ring eine andere Bedeutung hatte, als nur die Hilfe zur Verwandlung.”
Levi sah zu Boden, still und leise verließ er Boris, der am Steuer stehen blieb.
Er setzte sich auf eine Bank im Office und schlief dort ein, ohne ein weiteres Wort zu sprechen.
Wie Boris versprochen hatte, erreichten sie am nächsten Morgen die Insel.
 
 
“Achtung !Achtung! Meine sehr verehrten Damen und Herren, Kapitän Boris meldet sich aus dem Office. Wir haben, dank unserem großartigen Truppführer Levi, nun die Insel Paradis erreicht. Das ist die gute Nachricht. Die Schlechte ist, dass wir etwa ein paar wenige Kilometer zu weit nördlich geflogen sind und nun über die Mauern hinweg fliegen, statt im Hafen zu landen. Es ist jetzt an euch, mit den 3D Manövern ab zu springen, bevor euer Kapitän das Schiff aufgeben muss. Wir werden die Mauer Maria in etwa 5 Minuten überqueren. Wer keine Probleme mit der Militärpolizei haben will, dem rate ich, bereits hier auszusteigen! Vielen Dank und gute Landung!”
 
 
Levi wachte auf und lauschte Boris seiner überheblichen Rede. Die Soldaten bekamen Panik und öffneten die Schiebetüren.
“Ich hoffe, dass das ein schlechter Scherz gewesen war Boris.” Sagte Levi, halb verschlafen.
Boris schüttelte den Kopf. “Tut mir leid, Truppführer, aber ich schätze, wir müssen jetzt springen!” Sagte er und öffnete die Tür vom Office.
Levi ging zum Fenster und sah, dass das Zeppelin über ihm bereits Feuer fing und anfing ab zu drehen. Er lief aus dem Office heraus und stellte sicher, dass wirklich niemand zurückblieb. Als letztes sprang er mit Boris und Hange ab. Sie landeten irgendwo westlich, aber innerhalb der Mauer Maria, auf einem Feld.
Der Trupp begann sich zu sammeln und fand sich nach und nach wieder zusammen. Bernd war in einem hohen Baum gelandet, den Hannah knapp verfehlt hatte. Levi und Hange sind in einem großen Maisfeld zu Boden gekommen und suchten den Ausgang.
Sie fanden sich und schwangen gemeinsam hinaus zum Rest der Truppe. Boris lachte herzlich über Hannah. Franz versuchte, Bernd vom Baum zu holen, doch er steckte fest.
Mikasa und Armin versuchten Eren zu finden, der in einen Fluss gefallen war und mit nun klatschnasser Uniform aus dem Wasser kam. Der Trupp fand sich zusammen. Auch der Rest der Soldaten hatte es unbeschadet geschafft.
Bernd, der noch im Baum hing, beobachtete, wie das Schiff ab drehte und im Gebiet weiter östlich von Mauer Maria landete.
Er löste mit Franz seine Kabel des 3D Manövers aus dem Baum und kletterte hinunter.
“Kommandantin! Truppführer, ich habe das Schiff beim sinken gesehen! Ich weiß, wo es ungefähr gelandet sein müsste!” Sagte Bernd schnell.
Hange und Levi waren niedergeschlagen.
“Das ist schön Bernd, aber wir müssen nun erstmal einen Plan ausarbeiten, wie wir mit der kommenden Marley Armee klar kommen wollen.” Sagte Hange nachdenklich.
Boris schlug Bernd auf die Schulter. “Saubere Sache Bernd. Ich schlage vor, wir gehen es zusammen suchen. Vielleicht kann ich etwas davon retten oder mir die Technologie des Schiffes genauer ansehen.”
Hange wurde hellhörig.
“Meinst du, wenn du es verstehst, dass du es nachbauen könntest?” Fragte sie scharf.
Boris war überrascht, aber er nickte. “Sicher doch. Es sollte nichts anderes sein als das Schiff, mit dem wir nach Marley geschwommen sind.”
Hange bekam Farbe im Gesicht. “Sehr gut, dann nimm dir die Ingenieure mit und die Soldaten die brauchst.”
Boris stockte kurz. “Moment, wollt ihr etwa damit sagen, ich bin ein Truppführer?” Fragte er mit glänzenden Augen.
Levi trat an Hange vorbei.
“Ja Boris. Genau das wollte sie sagen. Du und Franz, ihr habt es euch verdient. Ich werde euch beiden die Elite überlassen und mit Hange allein weiterarbeiten.” Sagte Levi. Franz und Boris salutierten vor Levi.
“Vielen Dank Trupp..” Sie stoppten ihre synchrone Dankesrede.
Levi sah sie an. “Hauptgefreiter. Wie damals auch.”
Franz und Boris ließen die Fäuste sinken. “Bist du sicher?” Fragte Franz.
Levi sah zu Boden und nickte. Franz und Boris nahmen die Elite und die Ingenieure und machten sich auf den Weg zur Absturzstelle vom Schiff.
Hange und Levi blieben zurück.
“Was hast du da gerade getan, Levi?” Fragte Hange erschrocken.
“Ich habe sie befördert.” Levi sah sie kalt an.
“Dazu hattest du keine Befugnis!” Warf Hange ein. Levi schüttelte den Kopf und steckte seine Hände in die Hosentaschen. “Die hatte ich schon. Nur die Königin oder der Generalissimo dürfen mir Befehle erteilen. Schon vergessen?” Fragte er leer und ohne jeglichen Ausdruck.
“Und was meintest du dann mit, wir beide arbeiten zusammen?” Fragte sie interessiert.
“Ich musste irgendwas sagen, sonst wären sie nie gegangen.” Warf er ein.
Hange wurde wütend.
“Was denkst du dir eigentlich? Erst bettelst du, um sie alle behalten zu dürfen. Und jetzt? Jetzt lügst du, damit sie verschwinden? Was ist, wenn sie nicht mehr wieder kommen?” Fragte Hange vorwurfsvoll.
Levi drehte ab und begann zu gehen. “Die können schon auf sich selbst aufpassen.” Sagte er und zog ab.
 
 
Die nächsten 3 Jahre verliefen eher ruhig um die Mauern. Das einzige, was passierte war, dass ein Schiff aus Marley bei den Bewohnern von Paradis anlegte. Sie hatten eine Botschaft dabei, wann sie ihre Soldaten wieder haben wollten, um den Friedensvertrag zu erfüllen. Anbei sendeten sie, als Bestechung, einige Kisten mit vielen Weinflaschen. Die Flaschen wurden unter den Soldaten aufgeteilt, da sie es waren, die die meiste Arbeit erledigt hatten. Außer der Elite und Levi, bekam jede Truppe von ihrem Truppführer oder Kommandanten eine solche Kiste. Der Rest wurde an feine Familien und die Königin verteilt. Die Soldaten, die mit dem Marley Schiff gekommen waren, zogen auch fast vollzählig wieder ab, um die Annahme des Friedensangebotes zu verkünden.
Die Elite musste nur Hange Bericht erstatten, sie arbeiteten ansonsten frei von den Anordnungen aller.
Hange baute sich mit den neuen Rekruten eine starke Armee zusammen. Sie rotteten die Titanen auf der Insel so gut aus, wie möglich. Es war der Menschheit sogar erlaubt unter Aufsicht, außerhalb der Mauer Maria Felder zu errichten und Ackerbau zu betreiben.
Von Levi hörte man weniger. Er verhielt sich die 3 Jahre über ruhig. Es hieß sogar, dass er in den Ruhestand gegangen wäre, was ihm wohl auch jeder gegönnt hätte. Nur die Elite wusste, dass Levi sich nicht so einfach verziehen und aufgeben würde. Sie wussten, dass er allein an etwas arbeiten musste.
Ab und zu besuchte er seine alte Truppe und begutachtete ihre Arbeit. Franz und Boris waren stolz auf ihre Arbeit und Levi war stolz auf das, was sie aus der Truppe gemacht hatten.
Eren, Mikasa und Armin bildeten die neuen Rekruten aus. Eren lernte mehrere Fähigkeiten, die Ina mit Hange bereits geübt hatte. Er nutzte für das fehlende Wissen die Notizbücher, die Hange geschrieben hatte.
Auch Armin konnte mit der Zeit den kolossalen Titan beherrschen. Er trainierte mit Mikasa zusammen. Sie triezte ihn so lange, bis er beherrschte, was sie verlangte.
Hannah und Bernd waren an der Seite von Boris und Franz zu echten Superstars geworden, die 4 kämpften besser, als jeder andere. Ausgenommen Levi natürlich. Er wurde nach wie vor gefürchtet. Die 4 wurden eine Einheit, wie es keine zweite gab. Trotz ihrer Beziehungen zueinander, waren sie auf dem Schlachtfeld vereint und kämpften zu 4. gemeinsam.
Es gab Nichts und Niemanden, der sie in die Knie zwingen konnte, wenn sie vereint waren.
 
 
 
 

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