13.1 (Ina & Levi)

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Im Zelt angekommen lagen Boris und Eren bereits mitten auf dem Boden. Levi entschied sich dazu, einfach eine Seite zu nehmen und schob Boris mit den Füßen zu Eren hinüber. Die beiden schliefen schnell ein. Levi deckte sich etwas zu und schlief ebenfalls schnell ein.
 
 
 
 
“Ina nicht!” rief Hange laut. Dann schlug ein Blitz in den Boden des Waldes. Levi sah, wie Ina vom Baum sprang und sich den Arm brach. Er reagierte sofort und sprang ihr hinterher. Doch anstatt auf dem Boden zu landen, flog er weiter in die Dunkelheit. Ein lauter Schuss ließ ihn plötzlich auf den Boden eines kleinen Raumes klatschen. Dort saß Kenny an einem Bett, ihm direkt gegenüber. Er sprach die Worte von damals. “Wie heißt du?” Levi verspürte große Wut und schrie ihn an. Doch statt sich selbst hörte er einen kleinen Jungen. “Levi..” Er drehte sich sofort um und blickte an einen dunklen Fleck in der anderen Ecke des Raumes. Die Stimme des kleinen Jungen kam erneut. “Einfach nur Levi.”
Levis Augen wurden größer. Er erblickte sich selbst als kleinen Jungen. Gerade als er auf ihn zu gehen wollte brach der Boden unter ihm zusammen. Levi fiel erneut ins Dunkel. Diesmal fiel er unsanft auf einem Waldboden. Er wollte aufstehen und bemerkte eine Flüssigkeit unter seinen Händen. Levi hob sie vom Boden hoch und blickte in seine Handflächen. Blut tropfte herunter, auf den Boden, jedoch ohne ein Geräusch von sich zu geben. Levi sah dem Tropfen hinterher. Unter ihm auf dem Boden lag Kommandant Erwin, zumindest das, was die Titanen von ihm übrig gelassen hatten. Eine Welle des Schmerzes durchfuhr seinen Körper. Levi stand auf und sah an Erwin vorbei. Vor ihm lag ein Weg. Ein Weg voll mit all jenen, die für ihn gestorben waren. Levi setzte einen Fuß vor den anderen, er wollte nicht gehen und hinsehen wollte er auch nicht. Doch seine Füße trugen ihn weiter und seine Augen sahen in jedes Gesicht. Er lief an all seinen Kameraden vorbei. Schließlich sah er eine Brille, er ging in die Hocke um sie auf zu heben. Dann sah er einen braunen Zopf direkt hinter der Brille. Levi sah an diesem vorbei. Er stockte für einen Moment, dann ließ er die Brille erschreckt fallen. Hange lag direkt vor ihm, blutüberströmt und ohne Gliedmaßen. Sie schien jedoch noch zu leben. Er beugte sich hinunter um ihre letzten Worte auf zu nehmen. “Levi, rette sie!” Kurz nach ihren Worten schlossen sich Hanges Augen. Langsam hob Levi seinen Kopf, stand auf und trat über ihren Rumpf. Der Boden hinter Hange war wieder sauber, beinahe schon weiß. Levi folgte dem Weg weiter. Ein helles Licht kam und schien ihm ins Gesicht, es blendete seine Augen so sehr, dass er sie schloss. Levi ging diesem Licht entgegen. Als es nachließ und er seine Augen wieder öffnen konnte, fand er sich in einem Kreis Soldaten wieder. Sie salutierten in einem weißen sauberen Raum vor ihm und hielten den Soldatengruß aufrecht. 
Er sah sich langsam in der Runde um. Bernd, Franz, Boris, Eren, Hannah und Anna standen um ihn herum. Er sah Anna an und ging langsam auf sie zu. “Was machst du hier?” Fragte er.
Anna antwortete nicht sondern wank ihn zu sich heran. Levi ging zu ihr, so nah, dass sie ihm ins Ohr flüstern konnte. “Sie wird sterben heute Nacht!”
Anna ließ Levis Ohr los und schubste ihn zu Boden. Sie begann wie eine Hexe zu lachen, dabei rief sie immer wieder Inas Namen. Levi riss es erneut den Boden weg. Er fiel ins dunkel.
 
 
Schweißgebadet wachte Levi auf. Er setzte sich im Zelt vor Schreck aufrecht hin. Er sah hinüber zu Eren und Boris, die eng nebeneinander schliefen und sich gegenseitig ins Gesicht schnarchten. Levi wischte sich mit seinem Arm den Schweiß aus dem Gesicht. Er schnappte sich seinen Umhang und stand auf. Levi verließ das Zelt und ging hinaus in die Nacht. Er bemerkte, dass das Feuer bereits erloschen war. Ina saß auf dem Boden an der Glut und versuchte dort mit den letzten Funken ihre Hände zu wärmen. Sie sah dabei in den Himmel. Levi tat es ihr gleich. Er wusste, dass er jetzt sowieso nicht mehr weiterschlafen konnte.
 
 
-Ina-
 
 
Ina sah in die Sterne, sie war hinab vom Baumstamm gerutscht, um näher bei der Glut des Feuers zu sitzen. Sie zählte die Sterne, wie damals mit ihrem Vater. Immer hatte sie versucht, ihm die Sternbilder zu zeigen, doch nie hat er sie verstanden oder entdecken können.
Sie hörte plötzlich ein Geräusch aus dem Wald. Ina hob den Kopf vom Baumstamm und sah sich um. Die Pferde schienen still zu stehen. Sie wären in Panik ausgebrochen, wenn ein Titan in der Nähe gewesen wäre.
Aus dem Nichts fühlte Ina Wärme um ihren Hals. Von hinten schwang sich ein Umhang um die Soldatin. Ina griff die Enden, die sich um ihren Oberkörper legten und hielt sie zusammen. Sie drehte sich um. Levi stand hinter ihr und blickte ebenfalls in Richtung der Pferde.
“Sie sind ruhig, dort ist nichts.” Sagte er leise. Ina wollte aufstehen, doch Levi hielt sie verbal davon ab.
“Wo willst du hin? Du hast doch Nachtwache.” Sagte er provokant.
Ina grinste und setzte sich wieder. Sie zog den Umhang etwas fester.
“Ich dachte, vielleicht möchtet ihr..” Levi unterbrach sie. “Du dachtest? Wie wärs, wenn du mich einfach fragst.” Ina wusste, dass es eine Rhetorische Frage gewesen war, dennoch verspürte sie den Drang zu antworten.
“Es ist nur, ist euch nicht kalt?” Fragte sie und hielt den Umhang dabei fest.
Levi hatte nicht mit dieser Frage gerechnet. Er überlegte kurz. “Es ist nunmal so, wenn du hier erfrierst und wir nicht, dann kann ich dir das Frühstück nicht vorenthalten.”
Ina schreckte auf. “Wie? Was?” Levi drehte sich zu ihr und sah hinab.
“Du hast bisher nicht einen meiner Befehle befolgt. Du hast dich sogar in Anwesenheit dieser fremden Soldaten verwandelt. Ist dir eigentlich klar, dass wir dich jetzt vermutlich ausliefern müssen?” Levi blickte genervt weg.
Ina hatte noch nie über die Konsequenzen ihres Handelns nachgedacht, doch jetzt wo Levi sie darauf hin wies, klang es wirklich nicht mehr so weise, wie es ihr damals erschien. Dennoch stutzte sie kurz.
“Also, ist meine Strafe für diese Taten, dass ich kein Frühstück bekomme?”
Levi drehte sich wieder zu ihr. “Du hast uns damit auch den Arsch gerettet, strenger darf ich daher wohl kaum werden.” Er wollte gerade gehen, da drehte er sich erneut um.
“Kein Wort zu Kommandantin Hange, oder ich werde dich doch noch erfrieren lassen.” Ina nickte ihm zu, dann sah sie hinab zur Glut. Levi ging weiter.
 
 
Nach ein paar Minuten kam er zurück und schmiss einen Stapel Holz vor Inas Füße. Diese erschrak ein wenig. Sie hatte noch nie jemanden so leise Holz holen gesehen. Sie stand schnell auf und hielt sich dabei immer noch den Umhang von Levi um die Schultern. Ihre Haare waren dabei aus dem Tuch zu fallen, so weit hatte es sich bereits geöffnet.
Levi sah sie ausdruckslos an. “Du kannst jetzt gehen, ich werde hier bleiben für den Rest der Wache.”
Ina sah ihn überrascht an. Sie legte den Umhang langsam ab und reichte ihn Levi.
“Das wird für den Rest der Nacht nicht reichen Truppführer, bitte nehmt ihn zurück.” Erstaunt nahm Levi den Umhang entgegen. Ina legte den Soldatengruß vor ihm an und verabschiedete sich so von Levi. Sie drehte sich müde um und ging. Dabei zupfte sie sich das Tuch und ihr Haarband aus den Haaren. Die waren so strapaziert, dass sie eine Weile in der Position verharrten. Nach einem kurzen Kopfschütteln richteten sie sich jedoch wieder.
Levi sah dem ganzen gespannt zu, bis Ina im Zelt bei Hannah verschwunden war. Er legte Holz auf und setzte sich an den Baumstamm, an dem Ina vorher gesessen hatte. Er legte ebenfalls seinen Kopf auf den Stamm und betrachtete den Himmel. “Was siehst du nur da oben? Du hast das schon damals gemacht.”
Genervt davon, keine Antwort zu bekommen, ärgerte es Levi, dass er nun den Rest der Nacht alleine wach bleiben musste.
 
 
 

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