31 (Ina & Levi)

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Nach ein paar weiteren Minuten der Stille bewegte Georg seinen Kopf.
“Ina,” Sprach er leise. Ina hob sofort den Kopf.
“Die Mauer, sie ist in Sichtweite.” Sagte er leise. Ina sah hinab auf ihren rechten Stummel. Kolja wachte nun ebenfalls auf.
Alle Augen richteten sich auf Ina. Sie streckte den Stummel Richtung Tür aus und schloss die Augen, dann schrie sie einmal auf.
 Die Metallplatte vor ihrem Beinstummel flog mit heftiger Wucht an die Tür und zerbeulte das Schloss. Inas Bein war mit einem Ruck vollständig nachgewachsen.
Ina sah hinauf. Georg und Kolja waren auf die Tür fixiert.
Kolja spuckte das Tuch aus und wollte schreien, doch Georg lief zu ihm und hielt ihm den Mund zu.
“Shht, nicht doch. Sei still.” Sagte er eindringlich.
Georg wandte sich an Ina, während er Kolja den Mund zu hielt. “Schön, und was jetzt?” Fragte er hektisch.
Ina begann zu grinsen. Sie verhärtete die Stellen, an denen sie gefesselt war und brach die Ketten mit einem Atemzug durch. Befreit von ihnen zog sie sich den Lumpen aus. An ihrem Arm hatte sie das Tuch von Levi befestigt. Sie band sich damit ihre Haare wieder halb zusammen und sah Georg kampfbereit an.
“Jetzt gehe ich nach Hause!” Sie lächelte und ging an den beiden vorbei. An der Tür wurde bereits gerüttelt. Ina streckte einen Arm aus, stemmte ihre Hand dagegen und verhärtete die gesamte Tür zum Frachtraum.
“Was machst du denn da?” Fragte Georg entsetzt.
Ina lächelte immer noch und sah ihn an. “Deswegen solltest du den Plan nicht kennen, du wärst nicht damit einverstanden gewesen, Georg.”
Georg lief ein Schweißtropfen über die Wange. “Bist du wirklich noch das liebe Mädchen, aus dem Gefängnis?” Fragte er leise.
“Ja Georg, das bin ich. Merk dir mein Gesicht. Du wirst gleich ein anderes kennenlernen. Hab bitte keine Angst, ja?”
Ina trat an die Schiebetüren, während Georg seinen Kameraden weiterhin festhielt.
Sie öffnete die Tür und ein starker Wind kam ihr entgegen.
Ina atmete tief durch, danach sprang sie ab und genoss den Geruch der Freiheit.
Sie fiel ein Stück, dann verhärtete sie ihr Knie und brach sich den Arm.
Ein rot-gelber Blitz erhellte den Himmel. Er war so stark, wie nie zuvor. Inas Titan war gigantisch. Sie hatte sich 3 Jahre auf diesen Moment vorbereitet. Nun endlich konnte sie auf der Insel aufschlagen und sie von den Marley Soldaten befreien.
Ina stand nach ihrer Landung auf und blickte auf das Schiff, aus dem sie gesprungen war.
Die Mauer war nicht mehr allzu weit weg gewesen. Sie streckte einen Arm zum Schiff aus.
 
 
Auf dem Schiff ließ Georg seinen Kameraden frei. Er lief zu der offenen Tür, nachdem der Blitz verschwunden war, blickte er hinab auf Inas Titan. Er sah ihren Arm hinauf kommen.
“Was willst du? Meintest du das etwa mit, mit kommen? Du bist doch wahnsinnig Ina!” Schrie er. Inas Finger ließen ihn verstehen, dass er aufsteigen sollte.
“Verzeih Kolja.” Sagte er und ließ sich fallen.
 
 
Ina fing Georg auf und schloss die Hand zusammen. Sie setzte sich in Bewegung, Richtung Shiganshina. Es war die erste Mauer, die sie vor den Luftschiffen erreichen würde.
 
 
-Levi-
Pixie und Levi waren schockiert, als sie Inas Blitz sahen.
“Was zum? Sie lebt?” Fragte Pixie erschreckt.
Nachdem Ina den Soldaten aufgefangen hatte, begann sie Richtung Mauer zu sprinten.
“Da seht, sie bringt etwas mit! Es ist sicher eine Bombe! Diese kleine Göre hat uns also doch verraten!” Stellte Pixie fest.
Er gab den Befehl, sie abzuschießen. Levi konnte nichts sagen, er traute seinen Augen und Ohren nicht. Hatte Ina sie wirklich verraten? Wie sonst könnte sie noch am Leben sein? Was hatte das alles zu bedeuten? Wen oder was brachte sie da in ihrer Hand?
Levis Kopf war voll. Er verhinderte nicht mal die Schüsse auf Ina. Kanonen feuerten los. Ina konnte die Schüsse zwar abwehren, doch sie schmerzten trotzdem.
Levi sah zu, wie sie zur Mauer rannte. Sie verhärtete ihre Finger und kletterte einhändig, langsam an der Stadtmauer von Shiganshina hinauf.
 
 
-Ina-
Ina lief so schnell sie ihre Füße trugen. Sie interessierte sich nicht für die Kanonenkugeln, die auf sie gefeuert wurden.
“Ihr Idioten, seid ihr nicht froh, mich wiederzusehen?” Fragte sie grimmig.
An der Mauer angekommen, kletterte sie mit einer Hand hinauf.
Ihr Kopf überwand mit einem Ruck die Mauer. Ina sah sich schnell um. Sie entdeckte Kommandant Pixie. Dort legte sie ihre Hand auf die Mauer und öffnete sie. Georg purzelte heraus und hatte kurz Schwierigkeiten damit, sich zu orientieren.
Ina drehte ihren Kopf und sah sich um. Sie entdeckte Levi, der ihre Hand beobachtete, danach schwang sein Blick zu ihr.
3 Jahre war es her. Ihre Blicke trafen sich und Ina wusste, dass sie das Richtige getan hatte.
Einen Moment war es still. Keine Kanonen oder Soldaten waren zu hören.
Ina begann zu lächeln, als sie Levis erschrockenen Augen sah. Sie waren das erste mal mit einem echten Ausdruck versehen. Zufrieden stieß sie sich von der Mauer, brüllte laut auf und lief zurück zu den Luftschiffen.
 
 
-Levi-
Levi sah Inas Titankopf über die Mauer ragen. Er sah hinter ihrer Hand her und verfolgte, wie ein mickriger Soldat heraus purzelte.
Sein Blick schwang zurück zu ihrem Gesicht, bis in ihre Augen. Levi trat einen Schritt vor. Ina schloss kurz die Augen, dann öffnete sie sie wieder und sah Levi in sein immer noch erschrockenes Gesicht.
Mit einem ekligen Grinsen stieß sie sich ab und fiel zu Boden. Ihr Titan richtete sich vor der Stadtmauer schnell auf und begann zurück in die Richtung der Luftschiffe zu laufen. Kurz bevor sie ankam, hockte sie sich hin und sprang hinauf. Sie packte ein Schiff und riss es nieder. Die anderen Luftschiffe begannen auf sie zu schießen, genauso wie die Soldaten der Mauer Garnison.
“Hört auf, auf sie zu schießen verdammt nochmal!” Schrie Pixie plötzlich. Seine Soldaten hörten augenblicklich auf. Levis Blick riss von Ina hinab zu dem Soldaten, den sie mitgebracht hatte.
Georg kniete auf der Mauer und sah Ina dabei zu, wie sie ein Luftschiff nach dem anderen zu Boden riss. Durch die geladenen Sprengsätze explodierten sie, sobald sie auf dem Boden aufkamen. Überlebende waren also ausgeschlossen.
Georg ließ den Kopf gekränkt hängen.
“Was ist mit ihm? Hauptgefreiter?” Fragte ein Soldat, der hinter Pixie stand. Georg hockte in der Mitte der beiden.
Pixie sah hinab. “Ich denke nicht, dass er eine Gefahr darstellt. Viel mehr interessiert mich, warum sie dich hier gebracht hat, Soldat?” Fragte er höflich, doch Georg reagierte nicht.
Levi zog seine Klingen und hielt Georg eine davon an die Kehle.
“Antworte Mistkerl.”
Georg erschrak kurz, doch dann sah er auf zu Levi.
“Ich bin Georg.” Pixie zog eine Braue auf. “Und wieso hat dich Becker hierher gebracht?” Fragte er erneut.
Georg war still und schaute zurück auf das Schlachtfeld. Hange erschien hinter Levi auf der Mauer. Sie hatte nun mitsamt der Armee den Treffpunkt erreicht.
“Was? Sie lebt noch?” Fragte sie erstaunt. Als sie aber merkte, dass sich alles um Georg drehte, trat sie an Levi heran. “Was macht ihr denn da? Wer ist dieser Soldat?”
Levis Klinge drückte fester zu. “Er ist eins dieser Marley Schweine.” Levi packte Georg an seinen Haaren und drehte seinen Kopf so, dass er Pixie ansehen musste.
“Und ein Unhöfliches noch dazu. Beantworte die Frage gefälligst!”
Georg grinste, trotz seiner Todesangst.
“Ihr seid dann wohl, der Truppführer, von dem sie geredet hat.”
Levi schreckte auf und ließ den dunkelbraunen Schopf Haare fallen.
Georg drehte seinen Kopf leicht zu ihm. “Sie wusste, dass ihr hier sein werdet. Jetzt verstehe ich. Dieses Mädchen ist wirklich unglaublich.”
Levi drückte die Klinge fester. “Wovon sprichst du?”
Georg nahm eine Hand auf und wühlte an seinem Hals nach der Kette. Er zog sie langsam heraus und zeigte Levi den Ring, der daran hing.
“Der hier, ist von euch, hab ich Recht?” Fragte er mit Atemnot.
Levi traute seinen Augen nicht. Auch Pixie und Hange waren erschreckt von dem, was Georg um den Hals trug.
Levi beugte sich zu ihm und nahm die Kette in die Hand. Er wurde wütend und verzog sein Gesicht.
“Woher hast du das?” Fragte er leise. Georg fasste sich um den Hals, da Levis Klinge ihn nicht mehr bedrohte.
“Sie haben ihn ihr weggenommen. Ich wollte ihn zurückgeben, doch sie sagte, ich solle ihn behalten. Damit ihr mich nicht gleich tötet, wenn ihr mich seht.”
Levi riss Georg die Kette ab. “Du lügst doch.”
Er stand wütend auf und drehte sich zu Hange. “Sie hätte es niemals abgeschlagen, ihn wieder zu tragen.” Dachte Levi nach.
“Wir mussten ihre Gliedmaßen entfernen, darum wollte sie ihn bei mir lassen. Außerdem sagte sie, sie wolle mich mit hierher nehmen.”
Hange sah Levi an. “Ich finde, das klingt doch plausibel oder nicht?”
Levi band sich die Kette selbst um und drehte sich wütend zu Georg.
Seine Faust nahm Fahrt auf und schlug Georg unerwartet zu Boden. Danach griff Levi in seinen Umhang und zündete eine Funken Granate.
Georg fiel unsanft zu Boden und verlor das Bewusstsein.
“Levi! Was bitte sollte das?” Fragte Hange entsetzt.
Auf der Mauer schossen weitere grüne Rauchgranaten in die Luft.
“Ich will nicht, dass er Ärger macht, wenn wir weg sind. Ob er nun die Wahrheit spricht oder nicht. Ist mir egal.”
Levi drehte sich voraus und sah zu Ina, die immer noch mit den Luftschiffen kämpfte.
Seine Miene verfinsterte sich.
 
 
-Ina-
Ina schlug ein Schiff nach dem anderen zu Boden. Bei dem Schiff, auf dem Kolja saß überlegte sie erst, entschied sich aber dafür, den Soldaten zu verschonen bevor sie das Schiff versenkte.
Plötzlich, kurz bevor sie fertig war, hörte sie ein vertrautes Geräusch. Ina sah zur Mauer und entdeckte viele grüne Rauchgranaten.
Kurze Zeit später füllte sich der Himmel mit 7 Luftschiffen. Sie waren wesentlich kleiner als die Schiffe von Marley, doch sie waren um einiges schneller gewesen.
Ina sah hinauf und begann zu lächeln.
Es dauerte nicht lange, bis die Schiffe sie erreicht hatten. Ina sah weiterhin hinauf, da sie sie nicht angriffen, sondern an ihr vorbei flogen.
Sie entdeckte Levi, der am mittleren Schiff an einem Seil baumelte. Ina sah hinauf ins Innere der Schiffe.
Sie erblickte im mittleren Schiff sofort bekannte Gesichter.
Bernd und Franz freuten sich und zogen siegessicher ihre Fäuste in die Luft, als sie an Ina vorbei flogen. Ina drehte sich und entdeckte in den anderen Schiffen auch Hannah, Boris, Eren, Mikasa und auch Armin konnte sie finden.
Eren und Armin sprangen aus den Luftschiffen hinaus, als sie auf Inas Höhe angekommen waren.
Sie verwandelten sich und standen neben Ina nun bereit, um die Wasser Flotte aus Marley zu empfangen.
Währenddessen öffnete Pixie mit seinen Männern die Tore, sodass die Armee aus Shiganshina und Mauer Maria in den Einsatz reiten konnte.
Ina war froh, endlich wieder an der Seite ihrer Kameraden zu stehen und ging voran. Sie lief mit Armin und Eren bis zur Mauer des Hafens, dort legten bereits die ersten Schiffe an und Panzer fuhren auf die Felder der Insel. Die Luftflotte von Boris flog noch weiter und warf über dem Meer Sprengsätze ab, die einige Marley Schiffe noch vor dem Anlegen versenkte.
Ina und Armin sahen dies und jubelten der Flotte zu. Eren kletterte auf die Mauer und begann, wie Zekke damals, die Menschen mit Steinchen zu bewerfen.
Ina gab den beiden ein Zeichen, dass sie sich von der Mauer entfernen sollten.
Armin und Eren traten hinter Ina. Sie hatte, wie jetzt erst auffiel, einige Verhärtungen an ihrem Körper, die dort normalerweise nicht hin gehörten.
Sie löste diese und überreichte sie an Eren und Armin. Interessiert sahen sie Ina zu, wie sie eine davon weg warf.
Mitten auf dem Strand landete sie und explodierte mit einem lauten Knall und viel Feuer. Es waren die Sprengsätze gewesen, die Ina aus einigen Luftschiffen entfernt hatte. Durch Georg wusste sie, dass in jedem Frachtraum mindestens zwei Sprengsätze gewesen waren.
Sie nahm jeweils einen an sich und begann nun, mit Eren und Armin die Sprengsätze auf die Marley Schiffe und Soldaten zu werfen.
Die Soldaten hatten nach einigen Würfen von Ina und Eren keinen Hafen mehr, an dem sie anlegen konnten.
Von weitem konnte die Luftflotte sehen, dass sich einige Schiffe bereits zurück zogen.
Sie jubelten und warfen trotzdem weiter Bomben hinab, um ihren Standpunkt klar zu machen. Ina und die anderen beiden Titanen hatten äußersten Spaß daran, die Sprengsätze zu werfen. Es dauerte nicht lange, da brannte alles, was sich hinter der Mauer zum Hafen befand. Der einst so friedliche Strand verschwand. Zurück blieb eine graue Schicht Asche, auch die, der unzählig vielen gefallenen Marley Soldaten.

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