Lonely Wolf [bxb]

Kapitel 18

Jungkook POV:

Mit meinen neuen Schulsachen in meinem ebenso neuen blauen Rucksack auf meinen Schultern verließ ich zusammen mit Mr. Jeon den Convenience Store. Ich sah auf mein Handy um die Uhrzeit zu checken und musste feststellen das es schon beinahe 18 Uhr war. Was zum... Schon so spät? Wie lange haben wir bitte gebraucht um einkaufen zu gehen? Bis jetzt waren wir doch nur im Schreibwarenladen, im 7/11 und in ein paar anderen Läden um nach einem guten Rucksack zu suchen. Und was war mit Mr. Jeons Arbeit? Als wir heute losgegangen waren, war es gerade mal vormittag und nun... Ich verpasse mein Treffen mit Karamelldrop... Wenn er nicht schon längst zurück zu seinem Rudel gegangen war. Schuldbewusst dass ich den kleinen Wolf hab warten lassen, kratzte ich mich am Nacken und sah bedrückt zu Boden.

„Ehm... Wir haben schon 17:37...", murmelte ich, wobei mich mein Vater überrascht anschaute. „So spät schon?", vergewisserte er sich bei mir, weswegen ich als Antwort einfach nur stumm nickte. Was sollte ich den sonst machen. „Oh... Das ist schlecht..." Nun war auf jeden Fall klar das Mr. Jeon heute noch zur Arbeit musste, nur war da die Frage ob er es pünktlich dort hin schaffen konnte. Wenn er direkt zum Krankenhaus gehen würde würde das locker passen. Nachdenklich kaute ich an meinem Lolli den ich von zuhause mitgenommen hatte herum und schmiss den überbleibenden Stiel auch schon in den Mülleimer. „Ich könnte alleine nach hause.", schlug ich vor, zuckte dann aber bei dem überrascht ungläubigen Blick mit den Schultern. „Ein Taxi wird doch zu finden sein."

Mr. Jeon versicherte immer wieder das er mich fahren würde. Was war ich? Ein Kind? Ich konnte es ja wohl auch alleine zurück schaffen. Schnaufend nickte Mr. Jeon und zückte sein Handy. Es dauerte nicht lange, da hatte er die Nummer des kleinen Taxi Unternehmens auch schon gewählt und wartete nun gemeinsam mit mir auf den Fahrer. „Ich kann dich aber auch gerne nach Hause fahren. Einmal zu spät zur Arbeit zu kommen wird auch kein großes Problem sein." Mein gegenüber redete immer weiter auf mich ein, bestand letzten Endes darauf das er mir als Entschuldigung beim nächsten Shoppingausflug einen Kuchen meiner Wahl in dem Café in das er noch mit mir wollte, bestellen würde. Kuchen hörte sich gut an.

„Und falls irgendwas sein sollte, ruf mich einfach an, ja Kookie?" Schnaufend nickte ich und packte die neue Tasche neben mich auf die Rücksitzbank des Taxis. Vielleicht schaffe ich es noch bevor Karamelldrop zurück zu seinem Rudel geht... Mr. Jeon schloss die Tür des Taxis und lächelte mich durchs Fenster nochmals an, bevor der Taxifahrer auch schon die von ihm genannte Adresse ansteuerte... Ach was für Adresse... Er würde mich nur bis zum Wald fahren und ab da hab ich mit Mr. Jeon abgemacht zu Fuß weiter zu gehen. Nach gefühlt Jahren hatte er auch nachgegeben und mich gehen lassen, ohne selbst in das Taxi zu steigen.

Sofort als der Fahrer losfuhr steckte ich mir seufzend die Kopfhörer ein und scrollte wieder durch meine verschiedenen Playlists. Mein Blick fiel wieder auf den Song von heute vormittag. Sweet Chaos. Ich drückte wieder auf play und schloss meine Augen ein wenig erschöpft. Ich hoffe ich sehe Jimin wieder... Egal wie sehr er mich in den letzten Jahren verletzt hatte, tief in meinem inneren wusste ich das ich ihm noch vertrauen konnte. Zumindest hoffte mein 10 jähriges Ich von damals es.

~ ~ ~ ~ ~

„Sir, wir sind da." Überrascht schreckte ich aus meiner Tagträumerrei und sah aus dem Fenster. Es wurde so langsam dunkel und die ersten Sterne funkelten etwas verblasst durch das untergehende Sonnenlicht vor sich hin. Ob Karamelldrop noch auf der Lichtung warten würde? Nickend stand ich aus dem Wagen und gab dem Fahrer noch ein wenig Trinkgeld. Die Fahrt hatte Mr. Jeon schließlich schon bezahlt. Ich griff nach meiner Tasche und schulterte sie, nur um wenig später ohne ein weiteres Wort zu sagen in den Wald zu treten. Hinter mir hörte ich noch wie der Motor gestartet wurde und das Scheinwerferlicht sich langsam aber sicher wieder auf die Straße richtete.

Sollte ich nochmals an der Lichtung vorbei gehen? Ein Versuch war es doch wert. Schweigend lief ich also durch den Wald. Die Sonne verschwand immer mehr hinter dem Horizont und ein Blick auf die Uhr verriet mir dass es schon längst nach 19 war. Ich mochte es nicht das die Fahrt von der Stadt aus nach hause so lange dauerte. Schnaufend steckte ich das Handy zurück in meine Jackentasche, da die Helligkeit des displays mich mit jeder Minute nur noch mehr blendete. „Bin ich überhaupt auf dem richtigen Weg?", murmelte ich letztlich genervt und zog meine Jacke enger um meinen Körper. Frisch war es ja geworden, das musste ich zugeben...

Es dauerte nicht lange, da erklang ein mir bekanntes jaulen, weshalb ich lächelnd meinen schritt beschleunigte. „Karamelldrop...? Wo bist du?" Meine Stimme war leise aber standhaft. Meine Sicht hingegen war das reinste Gegenteil. Die aufkommende Dunkelheit ließ mich immer wieder über meine eigenen Füße stolpern, was eigentlich so gut wie unmöglich war. Erst als ich das erfreute röcheln des Wolfes hörte, verlangsamte ich wieder meine Schritte und kniete mich auf den Boden, so dass der Wolf mir in meine Arme springen konnte.

„Ach was. Hast du mich so sehr vermisst?", lachte ich und plumpste zu Boden. Die Tatsache das meine Hose dabei dreckig und nass wurde, ging mir getrost am Hintern vorbei. Wie man sich vorstellen konnte verbrachte ich den restlichen Abend bei Karamelldrop und erzählte ihm von meinem heutigen Tag. Davon, dass ich bald zur schule gehen würde und deswegen mit Mr. Jeon einkaufen war. Davon, dass ich ein wenig nervös vor meinem ersten tag auf einer neuen Schule war. Wer war das nicht? Man kannte niemanden und niemand kannte mich. Es stand noch in den Sternen ob ich ein weiteres Schuljahr gemobbt werden würde oder nicht. Bei meinem Glück würde Ich sagen das ich mich auf Schläge gefasst machen sollte. Doch war es nicht das was ich wollte? Mich damit abzulenken? Gesund war es nicht, das war mir klar. Was ebenso klar war, war die Tatsache das meine Psyche wahrscheinlich nicht mehr viel von diesen Torturen aushalten würde.