Kapitel 46

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Bangchan POV:

Leise führte ich meine Freunde in Richtung Ausgang. Wir liefen über die alte, abgelatschte Treppe aus dem Keller, hinauf an meinem Zimmer vorbei. Bei diesem waren wir noch kurz stehen geblieben und hatten alles Wichtige das mir noch gehörte herausgeholt. Sei es Proviant, oder mein altes Portmonee das ich über die Jahre die wir uns hier befanden unter meinem Bett versteckt hatte. Ich packte alles in unsere dritte Tasche, die ich tragen würde. Das Handy das ich von meinem Boss bekommen hatte, ließ ich aber aus vielen Gründen in diesem widerlich stickigen Zimmer zurück. Im schlimmsten Fall konnte er mich dann auch noch über das Handy orten und das wollte ich nicht. Mit dem Armband hatte ich schon Probleme genug, konnte aber mein Verlassen des Grundstücks auf die neue Aufgabe schieben die ich vom Boss bekommen hatte.

Stumm wandte ich mich zurück zu meinen Freunden um ihnen durch ein Handzeichen klar zu machen, dass wir nun weiter gehen würden. Immer weiter durch das alte Gemäuer. Langsam sah ich zurück zu meinem Rudel. Alle schienen angespannt zu sein. Jeongin klammerte sich regelrecht an Hyunjin. Jisung zerdrückte die Hand des Fliederschopfes, wobei Minho selbst nur mit starrem Blick seine Umgebung beobachtete. Das Zweierteam Seungbin hingegen schien gelassener zu sein. Chanbin schob unseren Dongsaeng mit wachsamen Auge vor sich her, wobei seine Hände fest auf Seungmins Schultern lagen. Der Kleinere hingegen ließ sich von dem älteren leiten und sah sich skeptisch in dem dunklen Gang um. Nur Felix schien niemanden zu haben an dem er sich festklammern konnte. Er zitterte am ganzen Körper und umschlang diesen mit seinen Armen, wobei er stumm vor Woojin herlief und sich mit panischen Blicken immer und immer wieder herumdrehte.

Ein Blick auf Woojin bestätigte mir das dieser wahrscheinlich viel zu vertieft in seine Umgebung war, da er nicht mal das zitternde Puppy vor sich wahrnahm. Erst beim zweiten Hinsehen, bemerkte ich die tiefe Kälte und das undefinierbare Funkeln in seinen Augen. Was hatte er? Es wirkte so, als sei der zweite Alpha unseres Rudels wüten, oder genervt. Doch wovon? Kurz flog Woojins Blick zu Felix und seine Augen verengten sich ein wenig. Lag es daran dass die Flucht ihm doch ein wenig auf die Leber ging? War er nervös? Bestimmt. Alleine die Tatsache dass wir bis vor kurzem hier wie Tiere gehalten wurden und nun kurz davor waren unsere Freiheit zurück zu bekommen. Wahrscheinlich machte ihm der Gedanke dass etwas schief gehen konnte zu schaffen.

Doch egal wie schlecht gelaunt er nun war, letzten Endes war er ein lieber und hilfsbereiter junger Mann. Woojin war von Anfang an mein bester Freund gewesen. Ich hatte somit genügend Zeit um all seine süßen und liebreizenden Seiten zu sehen. Es gab so viele Sachen die ihn liebenswürdig machten, sei es die Momente in denen er mir nach meiner Arbeit eine Massage gab, oder die in denen er sich nach Körperkontakt sehnte und dementsprechend oft mit mir kuscheln wollte. Es gab noch vieles mehr das ich hätte aufzählen können, doch unsere jetzige Lage hinderte mich daran. Auch wenn er sich in letzter Zeit ein wenig komisch benahm, so war er innerlich doch immer noch derselbe. Er war mein kleiner Woojinie, oder anders gesagt mein nicht blutsverwandter Bruder. Selbst während den letzten zwei Jahren hatte er nicht aufgehört mich seelisch zu unterstützen, was mir sehr nah ging. Schließlich war er ebenso ein Alpha. Hätte er damals das Rudel übernommen, wahrscheinlich wären wir nun nicht in dieser verzwickten Lage.

Ich beschloss Felix etwas zu beruhigen, schließlich wollte ich nicht das er noch vor lauter Panik umfiel und sich weh tat. Langsam ließ ich mich etwas zurückfallen um nach Felix' Hand zu greifen, welcher mir erst erschrocken, dann aber erleichtert entgegen lächelte. Schnell zog ich ihn zu mir nach vorne an die Spitze der Gruppe und lief weiter den Gang bis zum Ausgang entlang. Ich hatte beschlossen mein Rudel in Richtung Auftragsziel zu lotsen. Es würde wahrscheinlich ein riesen Umweg sein zu der Rudelgruppe im Norden zu gehen, doch konnte ich somit etwas mehr Zeit schinden um die Handfessel von meinem Arm loszuwerden. So würde der Boss nicht auf Unauffälligkeiten informiert und wir waren mit einem großen Vorsprung schon weit weg. Solange ich die Route nicht plötzlich änderte würde auch nichts auffallen.

Lonely Wolf [bxb]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt