Kapitel 123

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Stumm lag ich in meinem Bett und sah an die Decke. Es war leise. Jin und Hoseok schliefen beide schon tief und fest, genauso wie die Anderen es wahrscheinlich auch taten. Einen Blick auf den kleinen Wecker neben der leeren Teetasse verriet mir, dass es inzwischen nach zwei war. Ich konnte noch immer nicht schlafen. Ob es an meinem Nickerchen heute mittag, oder an meinen sich kreisenden Gedanken lag wusste ich nicht genau. Seufzend stand ich wieder von meinem Bett auf und ging langsam in Richtung Fenster. Glücklicher Weise lag es nur wenige Zentimeter von meinem Bett entfernt direkt gegenüber von dem großen Doppelbett auf welchem es sich Jin und Hobi gemütlich gemacht hatten.

Die Nacht war finster und hatte heute etwas ziemlich unheilvolles an sich. Ich erkannte wie die Bäume und Büsche im Winde zappelten. Ab und zu ertönte leise aus der Ferne das Heulen unserer tierischen Vorfahren. Sie Jaulten dem Mond entgegen.

Langsam wanderte meine Hand an den Griff des Fensters, welchen ich langsam herunterdrückte. Leise öffnete sich der rechte Fensterflügel und wenig später auch der linke. Die kühle Brise streifte über meine Haut, wobei ich stumm meinen Blick auf den dichten Wald richtete. >Chim... Ich kann nicht schlafen.< Es war nachts, weshalb ich dank des hell leuchtenden Mondes ohne große Probleme über Mindlink mit meinem Wolf reden konnte. >Das merke ich... Du machst mich noch kirre mit deinem Gedankensalat!<, grummelte der karamellbraune Wolf. Ich seufzte ein weiteres Mal. Was war nur momentan los mit mir? Ich war vollkommen aus der Fassung...

>Ich glaube irgendetwas stimmt mit uns nicht.<, fuhr ich fort. Sofort ertönte ein leises Schnauben über Link. Mein Wolf verdrehte regelrecht die Augen, was ich gekonnt ignorierte und stattdessen dem Nachtreiben des Waldes lauschte. Das Rauschen der Blätter beruhigte mein inneres Chaos etwas und spendete mir eine wohltuendes Gefühl. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen.

>Wie begriffsstutzig kannst du nur sein? Nicht zu fassen das wir eigentlich ein und dieselbe Seele sind.<, grummelte Chim Chim, was mich nur beleidigt schnauben ließ. Mich von meinem Wolf gedisst fühlend, schnalzte ich nur mit der Zunge und kletterte aufmerksam um nicht aus Versehen das Gleichgewicht zu verlieren auf die Fensterbank, auf welcher ich es mir letztlich bequem gemacht hatte. Meine Gedanken kreisten und aus irgendeinem Grund fühlte ich tief in mir das Verlangen, das mir sagte jetzt ein wenig raus an die frische Luft zugehen. Es dauerte ein wenig, bis ich schlussendlich beschloss etwas auf dem Grundstück des Exorudels spazieren zu gehen.

Ich ignorierte die protestierenden Aussagen meines Wolfes und sprang so leise es ging aus dem Fenster, darauf achtend mir nicht irgendetwas zu brechen. Einfacher gesagt als getan. Erst als ich dem Boden näher kam erkannte ich den kleinen Schuppen des Rudels. Mit großen Augen versuchte ich den Aufprall auf den harten Steindachziegeln abzufangen. Doof nur das es kein Flachdach, sondern das normal spitz zulaufende war. Mit einem etwas zu lauten Aufprall und einem schmerzverzerrten Zischen blieb ich erst mal dort liegen und versuchte mein pochendes Herz etwas unter Kontrolle zu bekommen. Auch nicht gerade meine beste Idee gewesen... Wieso war ich nicht einfach von Fensterbank zu Fensterbank gesprungen bis ich unten angekommen wäre... Waren doch eh nur zwei Etagen die ich runter musste.

>Sagte ich's nicht? Begriffsstutzig und auch noch Stroh in der Birne!< grummelnd rollte ich auf meinen Rücken, darauf achtend nicht gleich von dem Dach zu kullern. „Chim! Wieso bist du heute nur so arschig drauf! Oh mein Gott!", keifte ich von meinem Wolf genervt und hob meine Arme an, so das ich sie vor mir in der Luft sehen konnte. Das Mondlicht beleuchtete sie dabei perfekt, so das ich einen guten Blick auf diese werfen konnte. Natürlich hatte ich den Sturz nicht allzu gut überlebt, so wie ich es zuvor erwartet hatte.

Meine Haut an den Armen und Beinen war aufgeschürft. Nichts das ein Beta aufhalten sollte. Schnaufend richtete ich mich auf und strich mir durch die Haare. Erst als ich an mir herunter sah, bemerkte ich, dass ich noch meine Schlafsachen trug. Das weiße Shirt -das jetzt nicht mehr so weiß war wie zuvor- und die dunkelblaue Jogginghose.

Lonely Wolf [bxb]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt