Kapitel 55

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Jungkook POV:

Inzwischen sind schon zwei Wochen vergangen. Wochen in denen mich Karamelldrop und Buwan immer wieder besucht haben. Abends wenn ich von dem Treffen mit Karamelldrop zurück nach Hause ging, erschien der graue Wolf wie aus dem nichts neben mir. Es wirkte so als hätte er auf mich gewartet. Plötzlich tauchte er während dem Nachhauseweg aus einem Gebüsch auf und sprang mich förmlich an. Ich selbst wurde nach einer Woche aus dem Krankenhaus entlassen. Mein Vater hatte sich immer wieder darum gekümmert das ich gut versorgt wurde und das es mir gut ging. Selbst der komische Arzt Park Jaehyung hat sich als ein liebenswerter großer Bruder entpuppt. Zumindest war er es der sich während der Zeit im Krankenhaus sehr um mich gesorgt hatte. Neben meinem Vater.

Er kam jedes Mal etwas früher zur Arbeit, um kurz zuvor noch ein wenig mit mir reden zu können. Meistens gab es dann von ihm einen Kakao den er beim Café in der Stadt für mich besorgt hatte und das einzige was er dazu sagte war, das er als Freund von meinem Vater sich um dessen Familie kümmern möchte, wenn dieser gerade mal nicht erreichbar war. Tja, mein Vater übernahm ja immer die Nachtschichten und schlief überwiegen bis 12 oder 13 Uhr, da sah ich ihn auch nur abends wenn er bei mir vorbei schaute.

Lächelnd ließ ich mich auf den Boden sinken. Karamelldrop war schon längst wieder weg, wobei ich letztens beschlossen hatte nun hier auf der Lichtung auf Buwan zu warten. Bis jetzt war er immer wieder hier aufgetaucht und hatte sich neben mich in das feuchte Gras gesetzt, wie auch heute wieder. Etwas raschelte und beinahe sofort schnellte mein Kopf in die Höhe. Ein großer Wolf kam aus dem Gebüsch stolziert und lief mit funkelnden Augen auf mich zu. Sein Schweif wedelte vergnügt hin und her. So wie ein Hund. So liebenswert! Lächelnd öffnete ich meine Arme um den großen Wolf, den ich übrigens als Lebensretter ansah in meine Arme zu schließen. Er hechelte und schmiss sich wie sonst immer regelrecht auf mich.

„Hast mich vermisst, was?", lachte ich und strich dem grauen Wolf durch sein weiches Fell. Er machte es sich neben mir gemütlich und legte seinen Kopf auf meinem Schoß ab. Seine funkelnden Augen und die süßen Gestiken die von ihm kamen waren mir schon Antwort genug. „Ich hab heute etwas für dich mitgebracht.", fuhr ich dann fort und rutschte etwas auf dem Boden umher, um an meine Hosentasche heranzukommen. Letztens war ich zusammen mit Vater einkaufen, da ich ab nächster Woche wieder zur Schule musste. Meine Wunden waren alle komplett verheilt und ich konnte nun ohne große Probleme zu haben selbst beim Sportunterricht teilnehmen. Dadurch das ich von Jae Hyung beinahe gemästet wurde hatte ich in den letzten zwei Wochen ebenso einiges an Kilos zugenommen. Nicht viel, aber so viel das ich nun nicht mehr als Skelettcosplayer durchkommen würde.

Ich zog etwas aus meiner Hosentasche. Es war ein silbernes Hundehalskettchen. Der einzige Grund weswegen ich es gekauft hatte war der, dass es mit zwei Anhängern ausgestattet war. Ein Mondanhänger und ein Sternanhänger. Ich wusste nicht wirklich ob ein wildes Tier, ein Wolf aus dem Wald wirklich eine Hundekette tragen würde, doch würde ich es im Notfall auch einfach in mein Zimmer hängen. Lächelnd hielt ich dem großen Wolf das Kettchen hin und zeigte diesem die Anhänger. Eines was ich in den letzten Wochen gelernt hatte war, dass die beiden Wölfe, Karamelldrop und Buwan verdammt schlaue Wesen waren. Sie verstanden mich und schienen mich ebenso als Freund anzusehen wie ich sie. Egal was geschah, sie halfen mir. Egal ob ich hinfiel oder einfach nur einen schlechten Tag hatte. Diese beiden Wölfe waren mir in so kurzer Zeit sehr ans Herz gewachsen.

„Ich weiß nicht ob so ein edler Wolf wie du ein Halskettchen für Hunde tragen möchte, aber trotz dessen fand ich die Anhänger ziemlich schön und passend." Ich öffnete das Kettchen, das praktischer Weise ziemlich lang war und hielt es dem Wolf hin. Ob er es annehmen würde wusste ich nicht, doch würde es mich wirklich freuen wenn es ihm gefiel. Erst geschah nichts, weshalb ich das Silberkettchen eigentlich schon wieder zurück in meine Tasche stecken wollte, da stupste mich auch schon der graue Wolf an meinem Arm an. Sofort hielt ich in meiner Tat inne und beobachtete wie der Wolf aufstand und sich langsam vor mich setzte.

„Du willst das doch haben?" Sofort wedelte der Wolf erfreut mit seiner Rute, weshalb ich mich schmunzelnd auf meine Knie aufsetzte und Buwan das Kettchen um den Hals legte. „Sieh es als Wiedergutmachung das du mich damals mit Sehun ins Krankenhaus gebracht hast. Wahrscheinlich wäre ich ohne deine Hilfe noch verblutet.", fuhr ich fort und legte meine Arme um das große Tier. Sofort ließ sich Buwan wieder auf den Boden fallen und riss mich damit mit sich. Lachend drückte ich mich näher an den großen Wolf. Es war zwar schon ziemlich kalt hier draußen, doch durch das warme Fell Buwans spürte ich kaum etwas davon. Alleine schon seine Körpertemperatur wirkte wie eine Heizung und wärmte meinen dünnen Körper.

So lagen wir hier für einige Minuten. Ja vielleicht sogar eine halbe Stunde. Ich blickte durch das dünner werdende Blätterdach hinauf in den funkelnden Sternenhimmel. Der Mond glitzerte wie ein Juwel oben am Himmelszelt und erleuchtete die kühle Nacht. „Weißt du, ich gehe nächste Woche zurück zur Schule.", murmelte ich und bemerkte wie das große Fellknäul neben mir zu brummen begann. Seine Rute wackelte wieder erfreut umher und zeigte mir das sich der Wolf mehr als nur wohl fühlte, oder sich vielleicht auch freute. Worauf wusste ich nicht.

„Ich bin wieder vollkommen gesund. Selbst die Platzwunde ist kaum mehr zu sehen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht wirklich ob das eine gute Nachricht sein soll. Das ich bald zurück in diese Irrenanstalt muss." Die Erinnerung an das Vergangene lag mir noch schwer im Magen. Es jagte mir förmlich einen kalten Schauer über den Rücken. Dadurch das ich auf meiner alten Schule ziemlich heftig gemobbt wurde, stieg die Nervosität immer weiter in mir an. Was ist wenn ich nun als Schwächling abgestempelt wurde? Was ist wenn die Anderen mich hassten? So etwas hatte ich schon erleben müssen und noch einmal den Zorn der ganzen Schule auf mir zu spüren wollte ich nicht.

Schnaufend drückte ich mein Gesicht tiefer in das nach Wald duftende Fell des Wolfes. „Ich hab Angst. Alleine schon die Tatsache das ich durch die Schule erst in diese Situation geraten bin... Ich bekomme Panik alleine wenn ich daran denke." Sofort spürte ich die feuchte Zunge des Wolfes die mir beruhigend über die Wange schleckte, weshalb ich mich lachend von dem Wolf löste. „Ist ja gut. Ich brauche mir keine Sorgen zu machen, ja ja." Wenn das nur so einfach wäre...

Dieser Kerl ist wahrscheinlich immer noch auf der Schule. Alleine schon seine Präsenz machte mir Angst und daran zu denken wieder in seine Nähe zu kommen... Ich wollte das nicht. Das Gefühl das ich bekam wenn ich an diesen Freak dachte... Mein Herz pochte wie verrückt. So als ob ich einen Marathon laufen würde. So als ob ich einen Herzinfarkt bekommen würde. Dieser Kerl tat mir nicht gut und das war mir klar. Wahrscheinlich würde ich mich in dem kommenden Schuljahr vor ihm verstecken müssen. Toiletten waren ausgeschlossen. Da hatte ich ihn das letzte mal getroffen. In den Pausen sollte ich wahrscheinlich auch nicht mehr mit Sehun mitgehen. Ich sollte mir neue Freunde suchen. Nicht das ich ihn links liegen lassen würde, aber wir kannten uns eh nicht lange. In der Klasse konnten wir ja zusammen reden. Das reichte ja wohl.

Nachdenklich verzog ich mein Gesicht. Ich wusste nicht wohin mit mir ab Montag. Ob es überhaupt andere Leute als Sehun gab die mich mögen würden? 


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Wieder ein kurzes Kapitel. Meine Motivation ist noch nicht ganz zurück gekehrt, aber deswegen aufhören weiter zu schreiben will ich auch nicht. XD Ach ja, Jungkook ist Back. Yay. :3 Ich hoffe das mega kurze Kapitel und der Timeskip haben euch wenigstens ein wenig gefallen. XD

Lonely Wolf [bxb]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt