Kapitel 164

131 15 7
                                    


Jin POV:

„Jungkook Bitte..." Traurig zog ich den Jungen zurück auf seine Beine. Ich wollte ihn nicht so sehen. Es schmerzte in diese kalten, beinahe schon leblosen Augen zu blicken. Zu wissen, was sie bedeuteten. Nur der Verlust seines Mates konnte einem zu einer laufenden, menschlichen Hülle machen. Weinend drückte ich den Jungen an mich. Seine Bewegungen waren ruppig und unbeholfen, dadurch das er nicht mehr selbst auf den Weg vor sich achten konnte. Eben noch lag er sich windend und weinend auf dem Boden. Das alles hier hatte mich seelisch ausgelaugt. So sehr dass ich am liebsten hier und jetzt mein Bewusstsein verlieren wollte.

„Jungkook, komm schon... tu mir und Taehyung den gefallen und gib nicht auf...", wisperte ich mit dünner Stimme. Ich wusste das alles zu spät sein konnte. Doch ich wollte nicht aufgeben. Ich wollte nicht wahr haben das dies hier das Ende von unserer Geschichte war. Schniefend rieb ich mir über die Augen und zog den leblos vor sich hin starrenden Jungen hinter mir her durch den Wald. Es fiel mir schwer den Jungen so zu lotsen, dass er nicht hier und jetzt auf dem feuchten Boden landen würde.

Wir entfernten uns immer weiter von dem Rudelhaus. Wie geplant liefen wir in Richtung Norden. Immer weiter unserem Ziel entgegen. Die Sirenen waren bereits aus der Ferne zu hören was darauf hinwies das es bereits zu spät war. Ich brach vollends in Tränen aus. Namjoon Hyung war also auch schon... gefallen... Ich weinte und wusste nicht mal wieso es mich so mitnahm. Der Gedanke das nicht nur Taehyung, sondern auch noch Namjoon Hyung die Welt der lebenden verlassen hatten... Wer wusste wer uns am ende noch geblieben war? Vielleicht waren Jimin und Hoseok auch schon tot. Was würde passieren wenn wir den Krieg verloren hatten? Wenn all unsere Freunde in der letzten halben Stunde ihr leben gelassen hatten?

„Kümmer dich gut um den kleinen!" Das hatte mir Namjoon noch vor einer halben Stunde gesagt. Kurz bevor er und Taehyung mich und Jungkook weggejagt hatten. Wer hätte damit gerechnet das es so weit kommen würde? Ich sank auf den Boden und umschloss meine Beine mit meinen Armen. Es machte mich so fertig. Ich wollte das alles nicht! Ich wollte mein altes Leben im kleinen Waldhäuschen zurück haben... Jungkook blieb stumm neben mir stehen. Sein blick leer in die ferne gerichtet.

Es verletzte mich so sehr das ich am liebsten hier und jetzt meinem Leben ebenso ein Ende setzten würde. Doch ich konnte nicht. Ich konnte das Jungkook nicht antun. Ihn hier und jetzt alleine zu lassen würde ihn nur umso mehr in das tiefe Loch drängen. Schluchzend bettete ich meinen Kopf auf meinen Knien ab. Die Müdigkeit zerrte an meiner Kraft und Ausdauer. Ich brauchte eine körperliche und seelische Pause. Doch wenn das so weiter ging konnte ich Namjoons und Taehyungs Bitte nicht nachgehen. Wie auch? Jungkook war nicht mal mehr richtig anwesend... Sein Wolf war wohl in einen Schockzustand geraten und hatte sich von der Welt abgekapselt. So auch Jungkook selbst. Wie groß der Schaden seiner Seele sein würde stand noch offen, doch betete ich dafür das er nicht auch noch gehen würde.

Eine Hand legte sich auf meine. Sofort sah ich auf und erkannte Jungkook. Seine Mine hatte sich nicht geändert, doch ich merkte das er versuchte gegen die Leere in sich anzukämpfen. Langsam schlich sich ein erleichtertes Lächeln auf meine Lippen. Es war das bisschen Hoffnung das sich in mir breit gemacht hatte, das mich dazu veranlagte jetzt weiter zu machen. Ich nahm Jungkooks Hand vollends in meine und blickte ihm mit glasigem Blick entgegen. Meine Augen strahlten die Ernsthaftigkeit dieser Situation wieder.

„Jungkook, hörst du mich?", fragte ich schniefend und wischte mir kurz darauf wieder über das Gesicht. Es kam keine Antwort. Erst nach mehreren Minuten warten festigte sich der gerade noch so schlaffe Griff von jungkook um meine Hand ein wenig, was mich dazu veranlassen ließ ebenso etwas fester zuzudrücken. Das war mir Antwort genug! Wenigstens hörte er mich noch und war nicht im inneren seiner Gedankenwelt verloren gegangen. Ich Atmete kurz ein und schloss meine Augen. Alles an Mut und Entschlossenheit sammelte sich wieder in mir an.

„Jungkook, wir dürfen jetzt nicht aufgeben, ja?", fuhr ich mit brüchiger Stimme fort. Ich blickte dem Jungen tief in die leer wirkenden Augen. Zuvor strahlten sie noch mit den Sternen um die Wette. Erst seit knapp zehn Minuten hatten sie den Glanz vollkommen verloren. Wahrscheinlich war dies auch der ungefähre todeszeitpunkt seines Mates gewesen. Denn nicht nur seine Augen verloren den Glanz, auch seine sonst so melodische Stimme verblasste nachdem er sich mindestens fünf Minuten lang schmerzhaft schreiend und weinend auf dem Boden gewunden hatte. Es war der absolute Graus gewesen ihn so zu sehen. Zerbrechlich, aus dem Leben gerissen und verletzt. Genau so verletzt wie es einst noch sein Mate gewesen war.

~Flashback~

„Okay Tao, du kannst die Zeitschleife jetzt auflösen." Ich stand am Fenster als Tao die Zeitschleife wie befohlen auflöste. Es lag ein schwerer Stein auf meinem Herz als ich mit ansehen musste, wie die Gesichter des Hexers und des Jägers in Sekundenschnelle von entsetzt zu unerträglicher Schmerz wechselten. Genau im selben Moment verpufften alle zuvor noch auf uns zu laufenden Beschwörungen. Sie lösten sich von einem auf dem anderen Moment einfach so in Luft auf. So als ob nie etwas geschehen war.

Regungslos lagen unsere Angreifer auf dem Boden vor dem Rudelhaus. Ihre Körper von Pfeilen durchbohrt und unter ihnen ihre eigene, bordeauxrote Blutlache. Xiumin neben mir drehte sich zu den anderen. Seine Augen groß und erleichtert. So als ob wir nun gewiss den Krieg gewonnen hätten. So als ob wir nun nichts mehr fürchten müssten.


„Leute! Wir haben es geschafft! Wir sind offiziell die Sieger!", er lächelte uns mit vor Erleichterung feuchten Augen an. Die Erleichterung war regelrecht auf seine Stirn geschrieben. Ja wir waren die Sieger. Doch zu welchem Preis? Wie viele Leute mussten heute sterben? Und war dies wirklich das Ende? Die anderen waren noch nicht zurückgekommen. Sie waren immer noch dort draußen und kämpften vielleicht noch um ihr Leben. Um unser Leben.

Hätte ich nur früher gewusst das es wirklich noch nicht das große Happy End gewesen war, vielleicht hätten wir uns noch einen weiteren Plan ausdenken können ohne gleich sofort und unvorbereitet in den großen Sturm hinein geschubst zu werden. 


~ ~ ~ ~

Lel hat wer ne Ahnung wo die beiden hingehen? Oder irgendwelche Ideen wie es für sie weiter geht. I mean man weiß ja auch nicht wieso Namjoon und Taehyung die beiden weggeschickt haben. X3 

Lonely Wolf [bxb]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt