Kapitel 102

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Universe POV:

Verwirrt drehten sich die beiden jungen Männer im Kreis. Niemand war hier, zumindest konnten sie niemandem ausmachen. Der jüngste im Raum hielt sich noch einige Zeit versteckt um die beiden Neuankömmlinge genügend mustern zu können. Einer der Beiden hatte schwarze, lange und zurückgebundene Haare, wobei der kleinere wasserstoffblonde, kürzere Haare trug. Beide waren in dicke, Wintermäntel eingepackt unter welchen man leicht eine Waffe hätte verstecken können. Der kleinere der Beiden zitterte am ganzen Leibe, weshalb sein Nebenmann seine Arme beschützerisch von hinten um ihn gelegt hatte.

„Hallo?", ertönte die tiefe Stimme des Schwarzschopfes. Es war die stimme von eben, welche den Jungen um Einlass gebeten hatte. „Wo bist du, kleiner?" Schnaufend trat der Hybrid aus seinem Versteck, schräg hinter den beiden jungen Männern, versteckt hinter der Tür in der Ecke. Beinnahe sofort wanderten die Blicke der beiden Männer zu ihm, während langsam aber sicher die Tür geschlossen wurde. Einen Blick nach draußen genügte dem Hybriden um sich vergewissern zu können, dass sein Wassereimer während seines kurzen Nickerchen schon randvoll geworden war. Er wollte nur ungerne warten und am liebsten einen schluck des köstlichen Nass probieren, doch hatte er jetzt gerade andere Probleme neben dem unangenehmen Halskratzen.

Die zwei Männer sahen kurz verwirrt aus, weiteten danach aber aus Schock die Augen und sahen zu dem viel zu dünnen Jungen. Sein Gesicht war viel zu schlank, wobei seine Wangen eingefallen wirkten. Das Haar des Hybriden hatte ihren Glanz verloren, wobei selbst seine Hände so knochig und dürr wie die von Leichen aussahen. Mal ganz zu schweigen von seiner blassen, beinahe schneeweißen Haut. Beide Männer sahen sich teils besorgt, teils traurig an. Dieser Anblick schien etwas in ihnen zu erwecken. „Wo sind deine Eltern, kleiner?"

Stumm zwang sich der Hybrid in seine freie Ecke und ließ sich, an der Wand abstützend langsam auf den Boden fallen. Er sagte nichts, wollte es einfach nicht wagen mit diesen Fremden zu sprechen. Er wusste immer noch nicht ob sie Jäger waren und ihm nur etwas vorspielten, oder wirklich Wanderer waren. „Kleiner, wie lange hast du denn nicht gegessen? Hast du Hunger? Wir haben noch etwas bei uns.", fuhr der Blonde in einer kratzigen, beinahe schon weg brechenden Stimme fort. Wieder sagte der Hybrid nichts, sondern schloss einfach seine müden Augen.

„Sie können gerne das saubere Handtuch aus dem Wandschrank benutzen, damit sie sich abtrocknen können." Stille breitete sich in dem Raum aus. Selbst seine Stimme klang wie der Tod, dachten sich die beiden jungen Männer. Sie hatten genug erlebt um wissen zu können das der Junge sehr wahrscheinlich seine Eltern verloren hatte. Niemand konnte sich um ihn kümmern und er selbst wusste wahrscheinlich auch nicht was zu tun war. Ein trauriges Lächeln machte sich auf den Lippen des Blondschopfes breit. Die Tatsache das er krank war machte es nicht gerade besser.

Langsam setzte sich der Blonde direkt vor den Jungen auf den Boden, wobei dessen schwarzhaariger Freund auf den Wandschrank zulief. „Es tut uns leid, dass wir den Boden so einsauen. Wir werden das noch sauber machen, also mach dir keine Sorgen." Überraschender Weise schüttelte der Junge vor ihm einfach nur seinen Kopf. Erst nach einer ganzen Minute schaffte es der Kleinere leise etwas auf die Aussage des Anderen zu erwidern.

„Das ist nicht nötig. Sie sind krank, also sollten Sie sich genügend auskurieren. Ihr Freund kümmert sich wahrscheinlich um sie. Lassen sie es einfach so und spätestens in drei Tagen ist es wieder trocken." Es war wahrscheinlich die längsten Sätze die der Junge mit den beiden bis jetzt ausgetauscht hatte. Der Ältere von den beiden Wanderern zog nur besorgt seine Augenbrauen zusammen und verkniff es sich auf die Gesundheit des Jüngsten im Raume einzugehen. Er würde wahrscheinlich abblocken und das wollten sie nicht. Zu oft hatten die beiden Männer schon Menschen sterben sehen, aus welchen gründen auch immer.

Lonely Wolf [bxb]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt