Kapitel 31

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Jungkook POV:

„Und deswegen wollten wir Sie fragen ob Jungkook für den restlichen Tag nach Hause darf.", beendete Sehun seine kleine Rede und drehte sich kurz zu mir, als ihm mein Name über die Lippen wich. Auch der Direktor, welchen ich heute Morgen zu letzt gesehen hatte musterte mich kurz, nickte dann aber verstehend. „Es tut mir wirklich leid, dass dir gleich am ersten Tag so viel unerwartetes passiert ist." Soweit ich mich daran erinnerte hieß der Mann vor mir Mr. Bang. Er lächelte ein wenig und legte mitfühlend eine Hand auf meine Schulter. „Es ist wahrscheinlich das beste sie jetzt nach hause zu lassen. Haben sie schon ihren Vater bescheid gegeben?"

Kopf schüttelnd wandte ich meinen Blick ab und sah zu Boden. Ich fühlte mich beobachtet und wusste nicht mal wieso. Irgendetwas war da. Irgendwer starrte mir förmlich in die Seele, ohne das ich selbst wusste wer es war, oder von wo es kam. Nachdem dieser Freak aus dem Jungenklo mich so komisch angemacht hatte und das auch noch zwei mal, fühlte ich mich dauerparanoid. Ob dieser eindringliche Blick Einbildung war oder nicht wusste ich also letzten Endes nicht mal. Wo sollte nur mein Leben hinführen?

Seufzend wandte ich meinen Blick zurück zum Direktor. Nicht direkt in seine Augen, eher auf seine mit einem schwarzen Rollkragenpullover verdeckte Brust. Er wartete noch immer auf eine Antwort, welche ich ihm aber nicht gab. Dafür war ich viel zu sehr in Gedanken und versuchte mich vor den wahrscheinlich imaginären Blicken des Fremden zu schützen. „Nein, wir haben in noch nicht angerufen. Jungkook meinte eben das sein Vater bei der Arbeit ist." Verstehend nickte der Herr vor mir. Natürlich hatte ich gelogen. Mein Vater würde erst später zur Arbeit gehen, schließlich war es jetzt gerade noch nicht mal 12 Uhr. Die Pause würde ebenso erst in 20 Minuten oder einer halben Stunde enden.

Ich wollte nicht von meinem Vater abgeholt werden. Auch wenn ich jetzt eine etwas bessere Beziehung zu ihm hatte, so wollte ich jetzt einfach meine Ruhe haben. Ich konnte es nicht ausstehen bedrängt zu werden. So wie heute bei dem Kerl. Und genau das würde passieren wenn er mich abholen würde. Die ersten Fragen würden kommen, dann irgendwann würde es zu einer Laberrunde werden, auf welche ich gar keinen Nerv hatte.

„Nun... Wenn das so ist bitte ich dich das du Jungkook nach hause begleitest." Der Blick des Direktors wandte automatisch zu Sehun, welcher neben mir stand und gespannt den Worten des älteren folgte. Er wollte selber nicht länger als nötig im Unterricht bleiben, also freute er sich dementsprechend als er die Bitte des Direx zu hören bekam. „Machen sie sich keine Sorgen. Ich werde mich darum kümmern, dass Jungkook sicher bei sich zuhause ankommt." Lächelnd nickte der ältere und richtete wenig später seinen schwarzen Blazer. „Na dann werde ich euch nicht weiter aufhalten. Ich werde euren Lehrern bescheid geben, dass ihr für den restlichen Tag entschuldigt seid, also passt bitte beide gut auf." Nickend verbeugte sich Sehun vor dem Direktor was ich ihm dann ein wenig zögernd nachmachte. Es dauerte nicht lange, da hatte sich der Mann auch schon von uns verabschiedet und war zurück Richtung Direktorat gelaufen. „Na dann..." Sehun legte einen Arm um meine Schulter und zog mich kumpelhaft an sich. „Dann bringen wir dich am besten schnell nach Hause."

Er grinste mich erfreut an und drehte sich wenig später auch schon zum Hauptgebäude. „Ich hohle unsere Sachen, also warte einfach hier." Stimmt, unsere Taschen. Stumm sah ich auf meine Hände welche leer waren. Mir war nicht aufgefallen, dass ich sie in der Mensa liegen gelassen hatte. Gut das Sehun sich noch daran erinnern konnte, sonst wäre mein Handy wahrscheinlich weg gewesen... Schweigend sah ich meinem neuen Klassenkameraden zu wie er in Richtung Hauptgebäude verschwand. Er sprintete förmlich, was alleine schon beim zuschauen schmerzhaft für mich war. Ich wünschte ich wäre genau so fit wie er... Dann hätte mich dieser Freak wahrscheinlich nicht als sein neues Mobbingopfer gewählt.

Es gab Zeiten in denen ich mich einfach nur verachtete. Ach was laberte ich... Diese sogenannten Zeiten endeten eh nicht. Jeden Tag wenn ich in den Spiegel sah. Wenn ich mich selbst sah. Meinen knochigen Körper. Meine blasse Haut. Mein ungesundes Erscheinen. Ich war angewidert von mir selbst und wusste nicht mal was ich dagegen machen sollte. Ich hatte keine Motivation etwas an meiner Lage zu ändern. Meine Mutter war weg und somit auch meine einzige rettende Boje die ich bis jetzt hatte. Mein Vater war zwar zurück, doch konnte er sie nicht ersetzten. Die Person die bis jetzt mein kaputtes Leben zusammen gehalten hatte, war nun weg. Jede Minute mit ihr war kostbar gewesen.

Lonely Wolf [bxb]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt