Kapitel 97

309 33 10
                                    


Das was gerade eben passiert war, hatte mich vollkommen aus der Bahn geworfen. Ja, was war da gerade passiert? Hatte mich Jungkook, ein Mensch -zumindest behauptete er einer zu sein- gerade wirklich so fest geschlagen, das mir für einige Sekunden der Atem weg blieb?

Verwirrt sah Jungkook auf seine Hände. Seit wann war er nur so stark gewesen? War er nicht bis vor kurzem noch ein verletzliches Fliegengewicht gewesen? Langsam ergriff ich die Hand meines Mates und zog ihn zu mir auf das Bett. Der Druck war wieder verschwunden und atmen ging auch wieder. „Tae?" Jungkook ging nicht mal auf mein auffälliges Gemustere ein, sondern wandte seinen Blick von seinen Händen zu meinem Gesicht ab. Seine Augen waren vor lauter Verwirrung groß geworden.

Ich sah ihm an das er nachdachte und unsere jetzige Situation nicht ganz begreifen wollte. „Du bist doch ein Alpha, oder?" Stumm nickte ich und verstand worauf der Kleine hinaus wollte. „Hat das wehgetan? Also... ich bin mir nicht so sicher was genau passiert ist, aber vielleicht bist du immer noch nicht vollständig gesund." Die Wut von eben war wie weggefegt, wobei die Sorge aus Jungkooks Stimme herausstach.

Schnaubend schmiss ich mich rücklings auf die Matratze, so das ich nun vollständig auf ihr lag. „Jungkook, das muss etwas anderes gewesen sein. Selbst wenn ich noch krank wäre, könnte mich ein normaler Mensch niemals so fest schlagen das ich das Gleichgewicht verlieren würde. Wir Wölfe gelten als die robustesten und widerstandsfähigsten Wesen der Fabelwelt.", erwiderte ich mit zusammengezogenen Augenbrauen. Nicht zu vergessen das Alphas wie ich diesen Status schon ab der Geburt in die Schuhe geschoben bekommen. Ein normaler Mensch würde sich bei einem Kampf nur seine Faust wund schlagen.

Kurz schwiegen wir beide. Jungkook sah einfach weiterhin desorientiert auf seinen Schoß und dachte nach. Er war genau so überfordert wie ich gerade. Nicht jeden Tag wurde ich von einer halben Portion -nichts gegen meinen süßen Mate- zum straucheln gebracht. Nicht zu vergessen das seine Schläge nach einiger Zeit ziemlich schmerzhaft wurden. Und wenn ich ehrlich war... Ich hatte da schon eine Vorahnung. Etwas was seinen so plötzlichen Kraftschub von eben erklären würde. Doch... Es gab so viele Dinge die dagegen sprachen. Viel zu viele, als das ich diese Vorahnung in die möglich Kategorie einordnen könnte.

„Vielleicht hast du während der Zeit die du krank bei mir zu Hause rumgelegen hast an Muskeln abgebaut.", fuhr der kleinere fort, weshalb ich in meiner Ehre gekränkt mich wieder aufsetzte und entsetzt den Jüngeren anstierte. „Das ist doch nicht dein Ernst! Sag sowas doch nicht zu deinem Mate! Ich nehm mir das nur zu sehr zu Herzen!", japste ich und fing an meine Ärmel von meinem Pullover etwas hochzukrempeln. Die Panik das es vielleicht stimmen könnte war hoch. Was ist wenn er recht hatte? Eine Hand legte sich auf meinen Oberarm, weshalb ich inne hielt und einen schmunzelnden Jungkook erblickte. „Meine Güte! Nimm doch nicht alles so ernst!" Ich erkannte seine ehrliche Mine, dann aber verstummte er wieder und ließ von mir ab.

„Ich muss aber gestehen... Neuerdings fühlt es sich in meinem eigenen Körper nicht mehr so an wie zuvor... Glaubst du ich bin krank?" Ich verzog meine Mine. Der Gedanke daran, dass Jungkook krank sein könnte... nein, das gefiel mir nicht. Ganz und garnicht. „Das bildest du dir nur ein. Du bist nicht krank. Außerdem gibt es keine Krankheiten die die Muskelkraft eines einzelnen Menschen verstärken könnte." Ein leises, aber zustimmendes Brummen war zu hören, weshalb ich seufzend einen Arm um meinen Mate legte. Kurz versteifte er sich, wahrscheinlich da er es so nah bei mir noch nicht ganz gewohnt war, dann aber tat sein Körper den Rest und er lehnte sich schnaufend an mich.

„Wann hat es denn angefangen?" Jungkooks Präsenz neben mir beruhigte mich und die Kurze Auseinandersetzung von eben war wie vergessen. „Es hat so ungefähr dann richtig angefangen, als du mir über die Wölfe erzählt hast... Es hat sich eigentlich nicht viel geändert, außer das ich immer so ein beklemmendes Gefühl in der Brust hatte. Irgendwie wurde es aber von Tag zu Tag unangenehmer.", nuschelte Jungkook weiter und zuckte seufzend mit den Schultern. Seine Augen waren geschlossen. Sein Gesicht ruhig und engelsgleich, wobei er sich langsam wie ich gerade zurückfallen ließ. Stumm blieb mein Blick auf dem Jungen neben mir hängen.

Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Meine Vermutung wurde soeben um zehn Prozent gesteigert. Still beobachtete ich weiterhin den Jungen auf dem Bett. Seine Wimpern waren so verdammt dicht, als ob er eben noch Mascara aufgetragen hätte. Tja... jedes Mädchen wäre neidisch auf ihn. Langsam beugte ich mich über den auf der Matratze liegenden Jungen. Er schien es nicht zu bemerken, denn er tat nichts außer weiterhin ruhig zu atmen.

„Ich fühle mich manchmal so zwiegespalten. So als ob etwas in mir fehlt.", murmelte Jungkook. Ein Seufzen entkam ihm, was ich nur lächelnd abtat. „Man könnte sagen das es besser geworden ist nachdem ich auf dich getroffen bin... irgendwie hat mein Inneres irgendwann keine Abneigung mehr dir gegenüber gespürt, auch wenn ich es nicht bemerkt habe. Aber selbst nach all dem hier fühle ich mich noch immer so unvollständig und alleine... Vor allem nach der Gestaltenwandlersache." Seufzend strich ich dem Schwarzschopf über seine Wange. Sie war weich und warm.

Beinahe sofort öffneten sich Jungkooks Augen und er musterte mich kurz erschrocken. Hatte nicht bemerkt wie nah ich ihm in der Zwischenzeit gekommen war.

„Tae...?" Ich ließ ihn nicht ausreden, sondern legte mich langsam auf ihn und bedeckte gefühlt seinen gesamten Körper mit meinem. Die Verwirrung und die leichte Panik in seinen Augen verschwand und machte platz für reine Neugier und Zuneigung. Etwas wovon ich schon so oft geträumt hatte. Mein Kinn lag auf seiner Brust, wobei ich dem schwarzhaarigen langsam in die Wange piekste. Es fühlte sich gut an, meinem kleinen Liebling nah zu sein. Ein weiteres Lächeln schlich sich auf meine Lippen, was mir der kleinere wenig später nach tat. „Ich bin froh dich endlich als Mein bezeichnen zu können. Hab ich das schon erwähnt?"

Sofort wurde Jungkook wieder rot. „Meine Güte... Für meinen Geschmack schon viel zu oft...", grummelte er, weshalb ich etwas lauter zu lachen begann. Erst als sich ein Lippenpaar an meines schmiegte, verstummte ich und gab mich den Glücksgefühlen die in mir aufstiegen hin. Fuck... Yes! Meine Hände wanderten an Jungkooks Seiten auf, bis hinauf zu seinen Wangen, welche ich ergriff um ihn näher an mich zu ziehen. Ein Keuchen entkam dem kleineren, was mich mehr schlecht als recht ziemlich anmachte. Verdammt... meine Instinkte killen mich noch... Nicht gut.

Es dauerte ein wenig bis ich es geschafft hatte mich von meinem Engel lösen zu können. Er war wie eine Droge von der ich nicht genug bekommen konnte. Er war wie mein Lebenssinn nach dem ich Jahrelang Ausschau gehalten habe.

Langsam rollte ich mich von Jungkook runter und biss mir auf die Unterlippe, kassierte dabei aber ein unerfreutes grummeln seitens meines Mates. „Wenn wir jetzt nicht aufhören kann es zu krass ausarten...", murmelte ich, strich dem blassen Jungen neben mir dabei eine Strähne aus der Stirn. Seine Wangen waren rot und seine Augen glitzerten im schein der Deckenlampe. Unzufrieden drückte sich der kleinere wieder näher an mich. Seine Iriden fixierten mich dunkel.

„Was ist wenn ich es will? Solltest du nicht froh darüber sein?" Mir stockte der Atem. Oh... was für eine Verlockung... Meine Hände wanderten zu Jungkooks Hüften wo ich mich hinein krallte. „Wenn wir weiter machen werde ich dich bis zum nächsten Tag durch vögeln. Ich hoffe das ist dir bewusst. Ich werde V auch nicht davon abhalten können dich zu markieren." Meine Stimme war fest und ernst, schließlich war dies auch ein ernstes Thema Das ich nicht einfach so überspringen konnte. Ich wollte Jungkook markieren und ihn offiziell als meinen Mate bekannt geben, doch wollte ich ebenso das er es genauso sehr wollte wie ich. Und da war ich mir momentan nicht ganz so sicher... Ja, er war vertraulicher mir gegenüber geworden, doch konnte dies aber auch das Produkt unserer Mateverbindung sein. Ein Gefühl das er mit Liebe und Zuneigung verwechselte.



~ ~ ~ ~ ~


Ein fieser Cut, ja ich weiß. XD Aber so bin ich nun mal... 

Ach ja, frohe Weihnachten euch allen. 

 

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Lonely Wolf [bxb]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt