Kapitel 67

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Lay POV:

Inzwischen hatte Kai mich schon den ganzen Weg nach oben in den höher gelegenen Part des Waldes gebracht. Hier schien alles so unangetastet zu sein. So als ob es kaum Leute gab die von diesem Ort wussten. So als ob es ein von der Natur selbst überlassenes Gebiet war, was ich teilweise auch dadurch bestätigen konnte, dass es hier auf jeden Fall keine Rudelgebiete gab. Zumindest nicht hier in diesem Teil des Waldes. Es gab kein Wolfsgeruch, keine anderen Fabelwesen. Selbst die Tiere des Waldes schienen ziemlich ruhig zu sein. Meine Aufmerksamkeit blieb auf den leeren Punkt mitten im Wald hängen, an dem ich die Samen durch die Erde aus hatte spüren können. „Da hinten. Ich habe sie da hinten gespürt."

Langsam und wieder etwas entspannter und fitter stieg ich von Kais Rücken ab. Er hatte mich schon recht lange getragen, weshalb ich auch die Chance hatte meine Kraft etwas sammeln zu können. Er folgte meiner Handbewegung die geradeaus nach vorne zeigte. Sofort nahm ich wieder das Buch aus meiner Tasche, wobei ein weiteres Mal mir die Frage durch den Kopf ging, woher ich es überhaupt hatte. Ich konnte mich nicht daran erinnern es mal selbst gekauft zu haben und von meiner Familie schien es auch nicht zu kommen. In vielen Büchern die zu meinen Eltern oder Großeltern gehörten fand man auf der Rückseite des Einbandes den runden, roten Familienstempel und diesen hatte ich nirgends ausfindig machen können.

Es gab da noch eine zweite Sache die mich daran stutzig machte. Wäre das ein Buch aus meiner Familie, hätte es niemals auf Hangul geschrieben sein können. Schließlich kam ich ursprünglich aus China. Vielleicht war das aus der Stadtbücherei und ich Idiot hab es bis jetzt noch immer nicht zurück gebracht. Ein unwohles Gefühl machte sich in meine Magengegend breit. Warte... Wie viel Entschädigung muss ich dann bezahlen???

Grummelnd schob ich die Frage gekonnt beiseite und blätterte durch das Buch. Der Regen hatte vor zehn Minuten glücklicher weise aufgehört und hinterließ einen nun wolkenlosen Himmel. „Wir bräuchten nur einen, oder zwei Samen. Die können wir mit nach Hause nehmen und in einem Gewächsgarten einpflanzen und beliebig vermehren...", nuschelte ich nachdenklich, wobei ich mir nochmal die Wetterumstände und die Lage die diese Pflanze brauchte durchlas. Kai sah sich verwirrt um, da er nicht ganz wusste was nun zu tun war. „Wo genau sind die Samen und wie bekommen wir die aus der Erde. Ich hab keine Schaufel und beschädigen sollten wir dieses Gestrüpp auch nicht." Ich sah nach vorne. Genau vor uns einige Meter weiter sollte sich das Diptam befinden.

Der grüngraue, teilweise kahle Wald schien immer tiefer zu reichen. Von einem Ende war noch nichts in Sicht. Ab und zu hörte ich einige Krähen die über uns um Proviant stritten, oder das leise rascheln der Äste, die durch den kühlen Wind in Bewegung kamen, doch von anderen Waldtieren war nichts zu sehen. Weder ein kleiner Dachs noch irgendein Reh, oder Hirsch. Ich lief ein wenig weiter. Meine inzwischen etwas trockeneren Klamotten klebten schrecklich an meinem Körper und der getrocknete Dreck und Sand an meiner Haut machte das alles auch nicht gerade besser. Viel eher ekelte ich mich gerade vor mir selbst, hätte ich da nicht ein sehr wichtiges Ziel vor Augen.

Immer weiter lief ich Wald einwärts, gefolgt von einem aufmerksamen Kai, schrak aber auf als das Buch in meinen Händen auf meiner unterkühlten Haut zu brennen begann. Es pulsierte in einem violetten Schein den ich schon aus den Augenwinkeln her erkennen konnte, weshalb ich es verwirrt los ließ und erschrocken zurück wich. Erst dann bemerkte ich wie die Koreanische Lektüre über Heilpflanzen, pochend in der Luft zu schweben begann. Ein rauchiger Schleier bildete sich glühend um ihn und vernebelte meine Sicht. Ich spürte wie sich förmlich die Magie aus dem Einband mir entgegen warf und mich erdrückend zurück drängen wollte. Warte mal... diese Magie... Dieses Gefühl...

„Hyung?" Schnaufend wandte ich meinen Blick von dem Buch ab. Ich wusste nicht was hier gerade ab ging, aber irgendetwas war hier auf jeden Fall falsch! Meine Aufmerksamkeit auf Kai gerichtet schrak ich mit großen Augen auf und japste. Direkt ihm gegenüber wurde ein großer, im selben Licht wie das Buch pulsierender Bannkreis sichtbar. Erst jetzt bemerkte ich das es bei der Kraft um schwarze Magie handelte, die teilweise von dem Siegel ausging welches mittig weit oben an der unendlich scheinenden, violetten Wand sichtbar wurde. Wäre ich kein vollwertiger Chinese hätte ich die Schriftzeichen wahrscheinlich nicht mal richtig entziffern können. Andernfalls... hätte ich nach dem entschlüsseln der Zeichen dann keine Bange um mein Leben gehabt... Mir wurde regelrecht schlecht als ich herausfand um was für eine Art von Zauber es sich handelte.

Lonely Wolf [bxb]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt