Kapitel 51

419 27 11
                                    

Changbin POV:

Schnaufend lief ich durch den Wald. Nicht zu fassen das es so weit kommen musste... Wir haben sie doch tatsächlich verloren... Tränen tropften mir unaufhaltsam die Wangen hinunter. Ich wusste nicht was ich machen sollte. Ich war ein schlechter Anführer. Wäre Bang Chan nur hier, er wüsste was zu tun war. Mein Blick fiel nach hinten zu Minho, welcher mir humpelnd folgte. Seungmin hatte ich auf meinem Rücken abgesetzt und den Rucksack um meinen Oberkörper geschnallt. Die Anderen waren nicht mehr bei uns. Wieso? Weil ich ein schlechter Leader war. Mehr Tränen flossen unaufhaltsam und wenig später hielt ich abrupt stehen. Es hatte geknackt. Neben uns im Gebüsch. Sofort duckte ich mich und zog Minho an der Hand mit mir nach unten.

Seit einigen Tagen waren wir schon unterwegs. Anfangs fühlte ich mich schon ziemlich verfolgt und ich hatte beschlossen mit der Gruppe etwas schneller zu laufen. Es verlief alles ganz normal. Wir waren immer weiter geradeaus durch den Wald gelaufen, in der Hoffnung ein weiteres Rudel zu finden. Doch egal wie weit wir kamen, die Rudelgebiete blieben aus. Es wirkte alles so ausgestorben hier. So, als ob die Packs der anderen Gruppen umgesiedelt wären. Aber wieso? Wer würde so ein großes und fruchtbares Gebiet wie ein solches nur freiwillig hinter sich lassen? Lag es an dieser komischen Organisation? An diesen Pissern die uns unseren Alpha genommen hatte?

Doch je länger wir liefen, desto mehr sackte dieser Gedanke in den Hintergrund. Es waren Jäger! Unautorisierte Jäger! Wir gerieten in eine Schießerei. Man musste an dieser Stelle anmerken, dass es viele Jäger gab, die an dem ‚Gerücht' der Werwölfe glaubten. Die von uns wussten. Meistens waren es speziell ausgebildete Jäger die den Geruch von normalen Menschen mit dem von uns Gestaltenwandlern unterscheiden konnten. Ich hatte schon damals als wir noch in Freiheit in Seoul lebten davon gehört, dass sie andere Jäger dazu anstifteten uns zu jagen. Die großen, bedrohlichen Wölfe dessen Statur der einer Bestie glichen. So wurden wir beschrieben und so kam es auch zu immer mehr Feinde.

Letzten Endes hatte man uns bemerkt und in die Enge getrieben. Doch wir waren nun mal schwach. Kein Kontakt zu unseren Wölfen, unterernährt und nicht zu vergessen mehr als nur erschöpft von dem langen Laufen. Was genau hätten wir tun können? Genau, nichts. Es waren wahrscheinlich zwei Jäger oder drei die mit Wolfswurzmunition geschossen haben. Ich habe mir Minho und Seungmin geschnappt die von allen am nächsten bei mir standen und so wie es kommen musste wurden die Anderen in eine andere Richtung getrieben. Ich und Minho hatten das Glück nicht getroffen zu werden. Doch Seungmin... Ein leises Schluchzen entkam meiner Kehle. Der Gedanke an meinen besten Freund ließ mich zittern. Es hat ihn erwischt. Direkt an der Hüfte. Wir mussten hier so schnell wie möglich weg. Raus aus dem Wald und rein in die Zivilisation wo man uns nicht angreifen konnte. Wir mussten unbedingt ein Rudel aufsuchen. Ohne einen Arzt würde es schlecht für Seungmin enden...

„Nicht zu fassen das sie so weit gehen und Menschen angreifen...", krächzte Minho leise vor sich hin. Er war ein Gamma, genau so wie Seungmin und hatte dementsprechend weniger Ausdauer als ich. Sein Gesicht war leichenblass und getrocknete Tränenspuren konnte man auf seinen Wangen erkennen. Die Tatsache das er Jisung während der Schießerei verloren hatte ließ ihn wahrscheinlich nicht kalt. Ob es ihm gut ging? Er hatte Felix bei sich, der ebenso verletzt war. Bei ihm war es nur noch schlimmer, da er die Wunde von diesem Wonshik viel früher bekommen hatte. Während all dem Laufen der letzten Tage hatte sich sein Zustand immer weiter verschlimmert, da wir seine Wunde nur notbedürftig behandeln konnten. Und nun waren wir getrennt. Ob sie noch lebten? Und was war mit Hyunjin und Jeongin? Es wäre besser für sie wenn sie zusammen bleiben würden, doch während so einer Situation konnte man da nicht viel machen.

„Lass uns weiter gehen... Ich glaube da hinten fängt ein starkes Rudelgebiet an. Ab da sollten sie sich etwas zurückhalten.", murmelte ich, als ich den penetranter werdenden Geruch fremder Wölfe vernahm. Es war unsere einzige Chance. Wenn sie uns nicht aufnehmen würden, dann konnten wir schonmal unser Testament bereit legen. Nickend drehte sich Minho von mir weg und stand langsam auf. Still und leise horchten wir in die Dunkelheit hinein, dabei hoffend dass der Jäger an uns vorbei gelaufen war. Das einzige was uns am Geruch auszeichnete war das Blut, da unser Wolfsduft durch den wenigen Kontakt zu unseren Wölfen und die Tatsache das wir uns in den letzten zwei Jahren kein einziges mal verwandelt hatten etwas abgeebbt war. Wie sie uns überhaupt gefunden haben war mir ein Rätsel. Wahrscheinlich hatte Wonshik da irgendwie seine Finger im spiel gehabt.

Lonely Wolf [bxb]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt