Kapitel 72

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Jungkook POV:

Schnaufend schob ich die Tür ins schloss. Hatte mich gerade ehrlich ein Fremder dazu überreden können, einen Schlägertypen aus meiner Schule für die kommenden Tage bei mir aufzunehmen? Hatte er es wirklich geschafft?! Grummelnd massierte ich mir die Schläfe. Mein Vater bringt mich um... Spätestens wenn er zurück nach hause kommt, gibt es Ärger. Nicht nur dass ich Buwan hier her gebracht hatte, nein... jetzt lag in meinem Zimmer der Freak aus meiner Schule... Wann genau würde Vater nochmal von der Fortbildung zurück kommen?

Mein Herz zog sich unerwartet etwas zusammen und ich ließ mich mit einer Hand an die Brust gedrückt an der Wand hinunter gleiten. Der Gedanke an Taehyung machte mich irgendwie irre... „Was soll ich nur machen...", nuschelte ich und vergrub meinen Kopf an meinen angezogenen Beinen. Dieser Lay hatte mir gesagt das er jeden Tag vorbei schauen würde. Gemeinsam mit Sehun oder jemand anderem aus ihrem Feundeskreis. Er meinte ebenso das ich Taehyung pro Tag zwei Tabletten geben sollte. Morgens und abends. Das Essen würde er im Notfall von sich zuhause mitbringen, falls wir nichts hier hatten oder ich nicht kochen wollte. Einkaufen war ich ebenso nicht, also musste ich wohl auf das Angebot spätestens übermorgen zurückkommen.

Mein Kopf war wie vollgepumpt. Eigentlich wollte ich eine gemütliche Woche mit lesen verbringen. Eigentlich wollte ich faulenzen und nur das nötigste an Schulkram erledigen. Doch nun saß ich hier fest. Mit einem Freak aus meiner Schule. Sehun hatte mir versichert, dass Taehyung nichts tun würde. Erstens war er anscheinend viel zu schwach und zweitens würde er Sehun und Lays Aussage nach mir niemals etwas antun wollen. Von wegen...

Schmollend aufgrund der Tatsache das ich mit Taehyung zuhause festsaß verzog ich mein Gesicht. Ich biss mir auf die Lippe und dachte nach. Heute Abend musste ich dem Penner Tabletten geben... Heißt das ich die Suppe von vorhin wieder warm machen musste, damit Taehyung sie essen konnte. Wo hatte ich die überhaupt hingestellt? Der Teller Suppe musste wahrscheinlich schon längst wieder abgekühlt sein.

Ich stand seufzend auf, auf der Suche nach der Hühnerbrühe die ich heute noch für Taehyung warmgemacht hatte.

~ ~ ~ ~

Langsam trat ich zurück in mein Zimmer. Inzwischen war es schon ziemlich finster hier im Obergeschoss, da langsam aber sicher die Sonne unterging. Was zum Teufel hatte ich heute nur gemacht? Nichts! Schweigend ließ ich mich auf die Bettkante plumpsen, neben mir lag der Störenfried persönlich und umklammerte eines meiner Kissen. Seine Lippen waren noch immer blau und trocken, schienen aber langsam, genau so wie seine Haut wieder an Farbe anzunehmen. Das einzige das noch prägnant seinen Körper zierte, waren die blauen Adern.

Ich stellte die Suppenschüssel auf dem Nachttisch ab, genau so wie ein glas Wasser, das ich ebenso noch von unten hochgeholt hatte. Stumm musterte ich den schlafenden Jungen auf meinem Bett. Seine Wangen waren ein wenig eingefallen und bleich, trotz dessen sah er makellos und wunderschön aus. Er brauchte nur genügend Erholung und jemanden der sich gut um ihn kümmern würde, dann würde es ihm auch wieder besser gehen. Aber dass das ausgerechnet ich sein musste... Grummelnd biss ich auf meine Unterlippe.

Ein warmes Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit, was ich stur als leichte Bauchkrämpfe abstempelte. Was sollte es sonst sein? Klischeehafte Schmetterlinge im Bauch? Das ich nicht lache. Wieso auch immer ich diese komischen Bauchschmerzen in Taehyungs Nähe bekam, vielleicht weckte dieser Idiot einfach unangenehme Erinnerungen in mir? Doch... Müssten dann diese ‚Bauchkrämpfe' nicht schmerzhaft sein? So wie sie nun mal sein sollten?

„Von wegen Bauchschmerzen..." Grummelnd drehte ich mich von dem Älteren weg. Die Suppe war noch heiß, also beschloss ich etwas zu warten bis sie auf eine lauwarme, angenehmere Temperatur gesunken war. Dann konnte ich Taehyung ja zum Abendessen wecken. Kurz bevor ich aber mein Bett verlassen konnte, schlangen sich zwei Arme um meinen Bauch und drückten leicht zu. Ich weitete überrascht meine Augen, unterdrückte aber erfolgreich den leisen Aufschrei den ich sonst von mir gegeben hätte. Verwirrt sah ich zu dem Silberschopf in meinem Bett. Seine Augen waren geschlossen. Ebenso schien er nichts von all dem hier mitzubekommen. Anders gesagt... er schlummerte wie ein Baby.

Lonely Wolf [bxb]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt