Lonely Wolf [bxb]

Kapitel 163

„Yoongi! Taehyung ist tot! Er ist tot!"

Alles prasselte wieder in mich ein. Alle Erinnerungen. Alles was bis jetzt geschehen war. All die bereits geschehenden Szenarien. Nein... Das konnte nicht sein. Sprachlos lockerte sich mein Griff um Jimins Hand was ein leises jammern von ihm zur Folge hatte. Seine so unendlich leidenden Augen suchten nach meinen. Suchten nach meiner Aufmerksamkeit die gerade ungewollt auf etwas ganz anderes fokussiert war.

Das alles... Ich schüttelte meinen Kopf und ließ Jimin los, nur um Sekunden darauf überfordert aufzustehen. Wieso wachte ich nicht auf? Egal wie sehr ich es versuchte, ich konnte diesem Traum nicht entkommen. Ich konnte die Szene nicht wechseln, oder mich während des Schlafes nicht mit Luna verbinden. Schockiert strich ich mir durch die Haare und sah hinunter zu Jimin, welcher mich aus verletzten Augen ansah. Er wirkte wie ein getretener Welpe. So einsam und nach Schutz suchend.

Das alles... Es war kein Traum. Und dieser Fakt ließ mich sprachlos werden. Ich drehte mich einmal komplett um meine eigene Achse. Alles lag in Ruinen. Nicht nur das Rudelhaus, auch die umliegenden Bäume brannten teilweise noch lichterloh. Der Hinterhalt der Jäger war gelungen. Sie hatten uns regelrecht übertrampelt! „Yoongi... lass mich nicht alleine...", krächzte Jimin weinerlich. Seine Schultern bebten und das leise Wimmern durchfuhr regelrecht meinen gesamten Körper. Jimin selbst drückte sich an den kalten Körper seines ehemaligen Alphas. Es sah so traurig aus. Wie er sich aus reinster Trauer an den Jungen klammerte. So als ob dieser gleich wieder aufwachen und ihn in den Arm nehmen würde.

Ich fiel vor ihm auf die Knie und nahm sein Gesicht in meine Hände. „Alles wird gut... Bitte wein nicht.", murmelte ich und strich über seine Wangen. Seine erröteten, nassen Wangen. Wehleidig schmiegte sich Jimin näher in meine Hand und schloss die Augen. „Aber du weinst auch..." Kurz blieb ich still, schniefte dann aber laut auf und umarmte Jimin. Mein Blick fiel nach hinten zu einer gewissen Person. Namjoon. Ich hatte ihn nicht mehr richtig wahrnehmen wollen nur weil ich mir einreden wollte das all diese Tode nicht echt seien. Ein brennender Schmerz machte sich in meiner Brust und meiner Kehle breit. Sein Körper bewegte sich nicht. Er lag still auf dem Boden.

Ich krallte mich stärker an Jimin und weinte. Weinte wie noch nie zuvor in meinem Leben. Ich ließ all den Stress und die Trauer heraus. Das wissen das mein Mate mir noch geblieben war besänftigte mein aufgekratztes Gemüt. Namjoon war viel jünger als ich gewesen. Er war wie mein Schützling gewesen. Nachdem er den Posten seines Großvaters übernommen hatte, lehrte ich ihm viele Dinge die ihm auf seiner Reise als Wächter helfen würden. Und nun... Wer würde auf seinen Waldteil aufpassen? Wer würde die zweite Hälfte von Lunas Hinterlassenschaft übernehmen?

Langsam stand ich auf. Es nützte uns nichts hier herumzusitzen und zu trauern. Wir hatten wichtigeres vor. Etwas das wir von Anfang an hätten schon machen sollen! „Jimin... wir müssen überlebende finden.", murmelte ich leise und löste mich sanft aus der Umarmung. „Es bringt nichts hier zu trauern wenn Überlebende unsere Hilfe brauchen." Es dauerte einige Sekunden bis Jimin meine Worte verstand. Auf wackeligen Beinen richtete er sich auf. Taehyungs leblosen Körper platzierte er davor langsam und liebevoll auf dem Boden. „Ich... kann so nicht weiter leben... Was ist wenn sie alle tot sind..." Ich schwieg. Schließlich hatte ich mir schon einigermaßen einen Überblick verschaffen können.

Weinend viel mir Jimin in die Arme. Vielleicht sollte ich es vermeiden an seinem Freund Hoseok und dem Stray Kids Beta vorbei zu gehen... Ein schlechtes Gewissen breitete sich in mir aus. Ich wollte ihn wirklich nicht durch diese Höllenpartie gehen lassen. „Yoongi..." Sanft streichelte ich mit meinem Daumen seine Wange. Die kurze wärme die sich dank Jimin in meinem Magen breit gemacht hatte verschwand und machte Platz für reinen Selbsthass. „Wir finden eine Lösung, okay? Ich lasse keinen Tod deiner, oder unserer Freunde zu!", zischte ich in hochbrausender Rage gegenüber meiner eindeutigen Schwäche. Wäre ich nur stärker gewesen...