Kapitel 136

189 25 3
                                    


„Jungkook, das ist kein Scherz mehr!", zischte Tae, weshalb ich nur meine Augen verdrehte und mich von ihm abwandte. Ich hörte wie er regelrecht über mich herzog, ignorierte es aber und lief stattdessen zu Jimin, welcher angespannt neben Namjoon stand. Sie beredeten gerade irgendetwas. Etwas, was dem Anschein nach nicht zum Gunsten Jimins enden würde. Das sah ich ihm an. Die Nervosität in seinen Gliedern war Beweis genug.

„Jungkook! Ignorier mich nicht!" Dieses Mal donnerte es regelrecht. Ich erkannte wie viele zusammen zuckten und zu Taehyung, dann aber zu mir hinüber sahen. Selbst mein Vater musterte uns beide gerade mit Adleraugen. Entgegen meiner Vermutung erkannte ich sogar kurz Panik und Angst in den Augen einiger Wölfe, was mich aber eher weniger betraf. Alles war still. Selbst Jimin sah zu mir herüber, welchem ich gerade eigentlich einen Besuch abstatten wollte.

„JUNGKOOK, DREH DICH UM!", knurrte Taehyung nun im benutz seiner Alphaaura weiter. Sofort drehte ich mich zu ihm herum. Unberührt. Meine Arme waren ineinander verschränkt. Das war es! Das war was ich so sehr an diesem Macho beziehungsweise Alpha Getue hasste. Es war genau so wie damals in der Schule. Er sah sich als was besseres, benutzte seine Überlegenheit ohne an die Gefühle anderer zu denken. Ich verabscheute sowas, alleine schon aus dem Grund, dass der Schwächere bei Leuten wie ihm einfach total unterging.

„Ich bin dein Alpha, also hör auf mich zu ignorieren Jungkook! Ich hab dir klipp und klar gesagt, dass du gefälligst hierbleiben sollst! Wenn du es auch nur wagst einen einzigen Zentimeter aus diesem Haus zu treten, dann donnert es aber gewaltig!", keifte er. Ein beinahe schon eingespielt wirkendes Zischten ertönte aus der großen Runde, was mir aber umso mehr auf den Senkel ging.

Mein Gott was spielte dieser Kerl sich nur so unnötig auf. Und dann dieses dumme Geiern von den anderen. Als ob es nicht wichtigeres gab als diesem behinderten Hund dabei zuzusehen wie er seinen ach so süßem Barbiepüppchen Anweisungen gab. „Diese Alphascheiße kannst du dir sonst wohin stecken! Ich gehöre nicht in euer dummes System hinein, falls dir das entfallen sein sollte!" Sofort drehte ich mich zu den anderen.

„Und ihr! Sind wir nicht gerade mitten im Krieg?!", keifte ich genervt. Ich spürte regelrecht eine Wutader auf meiner Stirn aufpochen. „Hört auf so viel zu starren und bewegt eure fetten Hintern nach draußen!" Ich redete mich regelrecht in Rage. All dieser Stress durch die mir völlig neuen Eindrücke des auf uns zukommenden Gefechts nutzten mich regelrecht aus. Ein ungewöhnliches Gefühl der Stärke wuchs in mir an, was dem kleinen Ausraster gegenüber Taehyung als ich ihn bei uns im Zimmer geschlagen hatte gleich kam.

„Und jetzt geht, bevor ich mich vergesse! Mein Gott! Ich halte diese Scheiße nicht aus, man!", zischte ich. Alles war wieder still. Kurz hörte ich noch leises, ungläubiges Genuschel, erkannte dann aber aus den Augenwinkeln wie sich alle wieder etwas fingen und in einzelnen Gruppen abzischten. „Und jetzt zu dir!", schnaubte ich genervt. Anstatt einen völlig genervten und angepissten Taehyung vor mir stehen zu sehen, befand sich ein vollkommen verspannter, ja beinahe schon nervöser Alpha vor mir. Ich erkannte regelrecht seinen eingezogenen Wolfsschweif.

„Was ist? Hast du jetzt nichts mehr zu sagen, Mr. Möchtegern Alpha?", knurrte ich genervt und kassierte ein leises Luft einziehen. „Jungkook...", fing er an, wurde aber von mir unterbrochen. „Nichts da Jungkook! Mich nervt es wie unmöglich du dich manchmal benimmst. Tust so als ob du der größte Babo wärst, zuckst aber zurück wenn du mal angeschnauzt wirst. Wenn du schon diese toxische Männlichkeit Schiene fahren willst, dann mach das wenigstens richtig!", zog ich weiterhin über ihn her.

„Jungkook! Deine Augen!" Verwirrt sah ich zu ihm auf. „Was meine Augen? Was ist jetzt schon wieder falsch an mir, hm?" Nun erkannte ich wie seine Nervosität wieder abebbte und dafür platz für den Reiz machte. „Jungkook! Deine Augen sind nicht mehr braun! Du bemerkst ja nicht mal wenn dein Wolf fast deinen Körper übernimmt." Nun war ich es dessen Gesichtszüge beinahe entgleisten. Bitte was?!

Panisch fasste ich mir ins Gesicht und betatschte mich überall. Haben mich deswegen alle so komisch angesehen? „Jungkook, ich weiß das dir das alles nicht gefällt. Mir gefällt das ja auch nicht. Am liebsten würde ich hier bei dir bleiben und mit dir zusammen im Bett liegen, aber leider geht das nicht." Taehyung trat auf mich zu und nahm mich in den Arm. „Ich will dich einfach nicht verlieren. Schließlich bist du meine einzige, richtige Schwachstelle. Wenn sie dich bekommen, dann haben sie auch mich."

Ich schluckte meinen Konter einfach herunter und biss mir auf die Lippen. „Du gehörst zu mir und bist mein ein und alles. Du bist meine Luna! Eine Luna sollte nicht kämpfen. Eine Luna sollte auf die schwachen aufpassen und ihre Kinder beschützen." Sofort fiel jeglicher Widerstand in mir zu Boden. Ich war die Luna... und musste auf die Kinder acht geben. „Ich weiß das du nicht wehrlos bist. Umso mehr brauchen dich die anderen. Was sollen denn bitte Jisung und Hyunjin alleine hier mit all den ganzen Kindern machen? Sie sind Betas und auf Befehle ihrer vorgesetzten sensibilisiert. Schau wie schnell du die anderen dazu gebracht hast dir zu gehorchen. Es lag nicht nur daran, dass sie vor deinem Wolf Angst bekommen haben, nein viele aus meinem Rudel haben dich schon als Luna akzeptiert und folgen deinem Kommando."

Ich war ganz eindeutig überfordert. „Ich..." Sofort brach ich ab, da mir nichts passendes zu sagen einfiel. Was sollte ich darauf auch erwidern? Ja lol ey, ich bin ein Kerl und kann keine Kinder kriegen. Erst recht nicht einen älteren Hyung wie Jin. Ja gut, mir war klar dass das mit den Kindern nur eine Metapher war... Aber was hätte ich auch sonst auf sowas antworten sollen?

„Kookie... du warst echt heiß, weißt du das? Meine kleine Luna hat selbst mir fast den Arsch versohlt.", kicherte Taehyung, weshalb ich total rot angelaufen meine Hände vors Gesicht legte und mich an seine Brust drückte. „Gosh, Tae... Halt die Klappe... Das kannst du doch nicht sagen.", zischte ich. Sofort ertönte sein herzhaftes Lachen, welches mich sofort wieder besser stimmte.

„Ich hoffe doch mal dass ich morgen Abend doch nicht auf der Couch schlafen muss. Das wäre doch nur verschwendete Kuschelzeit mit meinem Lieblings Mate.", nuschelte er mir leise, aber eindringlich ins Ohr, weshalb ich ihm sofort einen Klaps auf den Hinterkopf verpasste. „Ich bin auch dein einziger Mate du Hohlbirne!" Ja ja... Irgendwie war es ja klar gewesen das ich nicht länger auf ihn wütend sein konnte...

Lonely Wolf [bxb]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt