Kapitel 3

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Lautes Lachen riss mich aus meinem traumlosen Tiefschlaf, was mich grummelnd ein Kissen auf den Kopf pressen ließ. Wer zum Teufel war denn bitte um diese Uhrzeit so laut? Alleine schon die wenigen Sonnenstrahlen die sich durch das Fenster schlichen zeigten mir, das es anscheinend gerade mal sechs oder sieben Uhr morgens waren! Schnaufend drehte ich mich auf meinen Bauch und grummelte schlecht gelaunt, als auch schon die Tür aufging und die Person zu meinem Fenster lief, nur um es zu öffnen und sich auf mein Bett zu setzen.

„Darf ich bitte weiter schlafen, Tante ...?", knurrte ich müde und drehte mich mit dem Rücken zu der Person am Bettrand. „Du musst dich aber noch fertig machen, Kookie. Wir müssen heute deine Sachen anfangen zusammenzupacken." Es dauerte ein wenig bis ich verstand das nicht meine Tante die Person war die an meinem Bett saß, sondern jemand ganz anderes. Ich riss meine Augen auf und drehte mich ruckartig zu meinem ‚Vater', welcher lächelnd am Bett saß und mich beobachtete. Wieso war er noch hier? Hatte der nicht verstanden? Hatte ich mich gestern nicht verständlich ausgedrückt?

Grummelnd drehte ich mich wieder von ihm weg und griff nach meiner Decke um mir diese auch schon über den Kopf zu ziehen. Wenn der wirklich glaubte das ich auf ihn hören, ihn als mein Vater akzeptieren und dafür meine Heimatstadt verlassen würde, dann hatte er sich geschnitten! „Ich und deine Tante wollten dir auch nochmal erklären wieso das ganze überhaupt sein muss. Es tut mir wirklich zu tiefst leid dich jetzt aus deinem Leben reißen zu müssen, doch bleibt uns nichts anderes übrig, solange du nicht volljährig bist." Schnaufend schmiss ich meine Decke beiseite und stand brodelnd vor Wut auf. Sofort griff ich nach neuen Klamotten, da ich dem Anschein nach gestern in meinen Straßensachen eingeschlafen war und trottete zum Bad.

„Komm bitte gleich in die Küche. Essen ist schon vorbereitet und wir warten nur noch auf dich." Kurz wuschelte mir mein Vater nochmal durch die Haare, ließ aber auch schon bevor ich seine Hände wütend wegschlagen konnte von mir ab und lächelte wieder. So schnell wie er gekommen war, verließ er auch schon mein Zimmer, geradewegs zur Küche gehend. Schnaufend betrat ich das Bad und schlug kochend die Tür zu. „Nicht zu fassen das der noch die Eier dazu hat vor mir aufzutauchen!" Brummend fing ich also an mich fertig zu machen und tapste wenig später nach einer einigermaßen beruhigenden Dusche und mit geputzten Zähnen wieder heraus. Mit noch feuchten haaren ging ich zur Küche und setzte mich eher wiederwillig auf den Stuhl vor Mr. Jeon. Nun gut... Es war viel eher ein sich auf den Stuhl fallen lassen... Mehr konnte man von mir auch nicht erwarten.

Schweigend verschränkte ich meine Arme und sah auf den gefüllten Teller vor mir, auf welchem eine beachtliche Menge an Pancakes lagen. Ich hob eine Augenbraue an, hörte dann aber auch schon Mr. Jeon sprechen: „Ich hoffe du magst Pancakes noch. Ich hab sie heute morgen für dich gemacht." Stumm musterte ich den Mann mir gegenüber, welcher mich anlächelte. Man sah das er schon ein wenig gekränkt von der Tatsache war das ich keine Anstalt machte um mir einen von den Pfannkuchen zu nehmen. Stattdessen ließ ich meinen Blick durch den Raum wandern, auf der Suche nach meiner Tante. „Sie ist eben raus gegangen um beim Laden nebenan Milch zu kaufen.", beantwortete mir mein Erzeuger sofort meine unausgesprochene Frage, weswegen ich einfach nur nickte und beschloss mir doch einen von den Pfannkuchen zu nehmen. Auch wenn es in gewisser Hinsicht mehr als nur meinen Stolz schadete, so konnte ich diesen verdammt guten Geruch nicht ignorieren und ihm widerstehen. Schon früher liebte ich ‚Vaters' Pancakes abgöttisch. Er hatte sie immer mit Honig und ohne Öl in der Pfanne gemacht. Sie waren verdammt fluffig und süß, hatten aber diesen super leckeren Honigbeigeschmack.

Stumm biss ich in einen der kleinen Pfannküchlein hinein, musste dabei auch noch das wohlige Aufseufzen unterdrücken und griff trotzig und noch immer schlecht gelaunt nach einem zweiten Pancake. Wenn ich schon was essen würde, dann musste es sich auch lohnen! „Ich freue mich das sie dir noch schmecken." Mein ‚Vater' lächelte wieder und legte seinen Kopf auf seinen Handrücken ab, die Hände ineinander verflochten. „Weist du... Deine Tante und ich haben beschlossen dich mit mir kommen zu lassen, da deine Tante sehr bald schon aus Korea wegziehen wird." Kurz legte der Mann vor mir eine kurze Pause ein, wobei ich überrascht mit hochgezogener Augenbraue aufsah und den Pfannkuchen wieder auf den Teller legte. „Nachdem deine Mutter gestorben ist hat sie es für besser empfunden auszuwandern. Es ist für euch beide eine große und traurige Umstellung und ich bin mir sicher das sie sich nicht dafür entschieden hat um dich bei mir abzuschieben, sondern weil sie wirklich Probleme mit ihrem jetzigen Aufenthalt hier in Korea hat. Ich bin mir sicher es erregt unangenehme und bedrückende Gefühle in ihr."

Bedrückt sah ich auf den Boden und biss mir auf die Unterlippe. Natürlich weckt diese Umgebung hier unangenehme Gefühle und Erinnerungen! Denkt er etwa ich hätte sie nicht?! Abfällig schnaubend stand ich auf und ging zum Küchenschrank um mir dort ein Glas herauszunehmen und dieses am Wasserhahn aufzufüllen. „Glaub mir, sie will dich wirklich nicht leiden sehen. Wir dachten uns deswegen, dass es für dich besser wäre wenn du mit zu mir kommst. Es wäre ja so schon schwer genug für dich und dann noch ins Ausland zu gehen und nicht mal die Sprache zu können wäre nicht gerade vom Vorteil. Ich hoffe du verstehst unsere Entscheidung." Wieder endete der Mann vor mir, nur um ein paar Sekunden später fortzufahren: „Doch wenn du wirklich nicht mit mir kommen möchtest und dich lieber für das Ausland Entscheides, dann werde ich die finanziellen Beträge für deinen Umzug übernehmen."

Ich weitete meine Augen. Wollte er mir gerade eine Chance bieten, um zwischen Korea und dem Ausland zu entscheiden? Nachdenklich sah ich auf das Stück gebackene Teig auf meinem Teller und runzelte nachdenklich die Stirn. Würde ich ins Ausland ziehen hieße es für mich ein komplett neues Leben anzufangen. Neue Sprache, neue Kultur und wer weis was. Ich wüsste nicht mal auf was ich mich einlassen würde und doch hatte es etwas reizendes an sich. Auch wenn es mir lieber wäre in Korea zu bleiben. Schließlich kenne ich die Sprache, wäre nicht weit von Mutters grab entfernt und müsste nicht komplett nochmal von neu anfangen. Nur ging mir die Tatsache das ich bei meinem Erzeuger wohnen würde total gegen den Strich.

„Weist du, du solltest aber wissen, das wenn du dich für mich entscheiden wirst, dass du mich wahrscheinlich nicht allzu oft zu Gesicht bekommst." Mr. Jeon seufzte und fuhr sich durch die Haare. „Jetzt wo deine Mutter nicht mehr hier ist, ist es wohl besser für dich wenn jemand bei dir sein kann. Leider sind meine Arbeitszeiten ziemlich schlecht ausgerichtet, so das wir uns jeden Tag wenn du Schule hast mit Sicherheit verpassen werden." Auf einmal sichtlich interessiert an seinem Vorschlag griff ich wieder nach dem Pfannkuchen und verzog nachdenklich das Gesicht. Entscheide ich mich also für meine Tante, werde ich mit Sicherheit stress ohne ende haben, kann dafür aber ins Ausland. Gehe ich aber mit Mr. Jeon mit bleibe ich in Korea -muss zwar aus Busan raus-, hab weniger stress mit dem einleben und werde den Kerl nicht mal so oft zu Gesicht bekommen? Es klang vielleicht verlockend ins Ausland zu ziehen und einfach alles was bis jetzt war zu vergessen, doch die Tatsache das ich hier in Korea in der Nähe von Mutters Grab sein konnte und meinen zukünftigen Erziehungsberechtigten nicht mal mehr so oft sehen werde war bei weitem ansprechender als die Chance ins Ausland zu ziehen.

Nachdenklich nahm ich einen Schluck aus dem Glas das ich mir eben noch am Wasserhahn gefüllt hatte. Ob sie im Ausland toleranter waren als in Korea? Hier wurde man ja wegen jeder einzelnen Scheiße gemobbt. Wenn Schüler andere Schulkameraden sahen die auch nur eine kleine Besonderheit an sich hatten die ihnen nicht gefiel... Na dann viel spaß Junge mit deinem restlichen Schulleben. Oder war ich einfach auf der falschen Schule gewesen? Gab es auf meiner jetzigen Schule einfach nur zu viele behinderte Spasten? Vielleicht gab es ja andere Schulen wo es tolerantere Schüler gab. Welche die einen lobten wenn man ‚anders' war, egal ob es ums Aussehen oder die Sexualität -auch wenn ich bis jetzt nie Probleme mit meiner Sexualität hatte- ging? Vielleicht sollte ich es ja doch wagen. Schließlich würde ich im Ausland ebenso als Außenseiter angesehen werden.

„Okay!" Überrascht sah mein Erzeuger zu mir herüber. Er schien mein Okay nicht ganz deuten zu können, da er nur die Augenbraue anhob. „Ich werde in Korea bleiben!"


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(genießt die Aussicht XD)

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Lonely Wolf [bxb]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt