Kapitel 43

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[back in Gegenwart]

Jimin POV:

Leise verwandelte ich mich zurück. Klamotten trug ich nicht und die Kälte der Nacht streifte unangenehm meinen Körper. Jungkook war schon längst eingeschlafen, nachdem ich ihm in der letzten halben oder einen Stunde als Wolf ein wenig Trost gespendet hatte und schlummerte leise vor sich hin. Die ruhige Mine auf seinem engelsgleichen Gesicht schien wie das komplette Gegenteil zu meinen eigenen Gefühlen zu sein. Langsam strich ich ihm durch die Haare und versuchte mich selbst damit etwas zu beruhigen. Doch trotz des Versuchs durch Körperkontakt zu meinem alten Kindheitsfreund meine aufsteigende Wut zu lindern, klappte es tatsächlich nur mäßig. Ich beschloss meinen Freund fürs erste schlafen zu lassen und mich draußen im Wald etwas abzuregen. Wenn ich jetzt nach Hause gehen würde... Verdammt! Ich war mir sicher das ich mich nicht zurückhalten konnte und Taehyung, selbst wenn er am schlafen wäre den gar ausmachen würde.

Langsam strich ich ein letztes mal über Jungkooks Kopf, hob diesen von meinen Beinen und sprang leichtfüßig vom Bett. Ich gab ihm einen sanften gute Nacht Kuss auf die Stirn, so wie ich es damals als Kind auch immer bei ihm gemacht hatte. Gut das er bei meiner Rückverwandlung nicht aufgewacht war, sonst hätte ich ihm eine verdammt gute Lüge auftischen müssen. Schließlich stand nicht jeden Tag ein splitternackter Kindheitsfreund den man anscheinend nicht mehr ganz so gern hatte wie früher bei einem im Krankenhauszimmer und beobachtete einen. Seufzend drehte ich mich dann aber um und sprang ohne weiter darüber nachzudenken aus dem Fenster, welches ich im Nachhinein wieder schloss. Zumindest so gut es halt ging wenn man auf der anderen Seite des Zimmers auf dem kalten Wiesenboden war.

Schweigens sah ich nochmal kurz durch das Fenster zu Jungkook, riss dann aber meinen Blick von ihm weg und schüttelte traurig meinen Kopf. Er hat all das Leid doch garnicht verdient... Ich rannte los, die eiskalte Luft überall an meinem Körper spürend und verwandelte mich im Sprung zurück in meine Wolfsgestalt. Wie konnte Tae das nur tun? Wieso? Ich kannte ihn nun schon so lange und wusste wie er tickte! Wieso dann? Wieso tut er meinem Freund so sehr weh? Jungkook hat geweint! Er hat geweint und das nach all der Zeit. Das war das erste mal das ich ihn so sehr trauern gesehen habe. Und die Tatsache das es Kim Taehyung, mein Alpha war der ihn so sehr verletzt hatte ließ mich verdammt nochmal nicht kalt!

Grölend preschte ich ohne großes Ziel zurück in den Wald. Meine Augen blind vor Wut und mein Herz schwer vor Enttäuschung. Ich hab ihm so oft erzählt wie sehr ich Jungkook liebe. Er war wie ein Bruder für mich und das schon seit meiner Kindheit. Er wusste wie glücklich es mich gemacht hatte als ich ihn auf der Wiese im Wald gesehen habe. Er wusste wie erleichtert ich war nachdem sich der Schwarzhaarige mir gegenüber geöffnet hatte, wenn auch nur mir als Wolf. Er wusste alles. Wie kam er also auf die Idee ihn, einen der wichtigsten Menschen meines Lebens so sehr zu verletzten? Ich hatte so oft von ihm geschwärmt. Er kannte seinen Namen und er wusste das Jungkook neu in meine Klasse kommen würde. Wieso also enttäuschst du mich nur so sehr? Was war es das dich zu solch einer Schandtat gebracht hat?

Wütend jaulte ich laut auf. Es dauerte nicht lange, da stimmten einige aus unserem Rudel mit ein, was ich an ihren Stimmen erkannte. Wahrscheinlich waren sie gerade auf Grenzpatrouille und waren deswegen in ihrer Wolfsgestalt unterwegs. Auch einige aus anderen Rudeln stimmten mit ein. Einige kannte ich nicht, ein paar aber waren mir sehr wohl bekannt. Wie zum Beispiel die zwei Wölfe aus dem Exo Rudel die ich heute nachmittag noch gesehen hatte, welche wahrscheinlich nach Minseok und Jongdae mit der Patrouille dran waren.

Es dauerte nicht lange, da kam ich an der Lichtung an, an der ich mich immer mit Jungkook getroffen hatte und schmiss mich brummend in den Blätterhaufen, nur um meinen Kopf auf meinen Vorderpfoten abzulegen und die Augen zu schließen. Am besten bleibe ich für heute hier... Weder besaß ich die Laune dazu mich in unsere 4 Mann WG zurückzuziehen und Taehyung zu sehen, noch wollte ich an einen Ort gehen an dem ich mich nicht wohl fühlte. Und wenn ich ehrlich war gab es da im Moment zu viele. Es gab für mich nur zwei Möglichkeiten. Entweder ich laufe zurück zu Jungkook oder ich bleibe hier an unserer Lichtung. Zu Jungkook konnte ich nicht, da mich sonst die Ärzte aus dem Gebäude jagen oder mich im schlimmsten Fall abknallen würden. Es kam nicht selten vor das Wölfe, nicht nur wir Gestaltwandler in dieser Stadt verjagt und verletzt wurden. Deswegen mussten wir auch aufpassen wenn wir außerhalb des Waldes als Wolf herumliefen. Selbst der Wald wurde immer gefährlicher dank der steigenden Anzahl an unautorisierter Jäger.

Lonely Wolf [bxb]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt