Kapitel 125

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Yoongi POV:

„Wo gehst du hin! Wir sollten uns nicht so weit von der Barriere entfernen.", zischte ich aufgewühlt und deutete zurück in Richtung Rudelhaus. Jimin hingegen schien das nicht zu stören, denn er verdrehte nur seine Augen und ging weiter. Dabei zog er mich stumm mit sich her. Es war ja nicht mal die Tatsache das wir uns so weit von dem Haus entfernten die mich störte. Viel eher war es der Fakt, dass mir langsam meine Füße vom gehen weh taten. Ja, ich war das älteste Wesen der Welt und hatte am meisten Erfahrungen in meinem Leben gesammelt, trotz dessen war ich noch nie in meinem Leben gefühlte Stunden barfuß und oben ohne in der Nacht durch den Wald gelaufen. Okay, vielleicht schon, schließlich war sehr viel passiert, aber wollte ich das jetzt auch nicht wirklich zum neuen Hobby machen. Dafür war mir die gemütliche Ruhe zu Hause viel zu wichtig gewesen.

„Ich hab doch gesagt, dass ich eine große Runde laufen will. Wenn du nicht willst, kann der werte Herr Min zurück zum Anwesen gehen und sich ein Bad einlassen.", konterte Jimin gelassen, was meine Ausdauer in Sachen Beherrschung und innere Ruhe ziemlich strapazierte. Ja, er war mein Mate den ich nach Jahrhunderten auf der Erde endlich mal gefunden hatte. Ja, ich sollte Luna dieser Kuh eigentlich dankbar sein, dass sie sich endlich dazu überreden konnte mir meine zweite Seele zu schicken. Und ja, ich sollte eigentlich schon längst im Ruhestand sein und zu Hause vor dem Kamin sitzen. Aber nein, ich hatte keinen Nachfolger für den Wächterposten, ebenso war ich nicht ‚alt' genug um Luna davon überhaupt überzeugen zu können mich mit jemanden zu ersetzen und vergessen wir mal nicht die Tatsache, dass mit dem auftauchen meines Mates erst das Altern meinerseits beginnt.

Ich passte mich meinem Seelenverwandten an. Und egal wen mir Luna geschickt hatte, diese Person war nicht ersetzbar. Anders gesagt. Da ich jetzt Jimin getroffen hatte würde mein Körper im selben Rhythmus wie seiner altern, ich wurde diesen Köter nicht mehr los und am schlimmsten war der Fakt das ich irgendwann mal Jimin in meine Geheimnisse einweihen müsste. Einfach alles. Ich würde ihm sagen was ich bin, was es mit der Menschen und der Fabelwelt auf sich hat und nicht zu vergessen würde ich ihm gestehen müssen dass er meine zweite Hälfte war.

„Wie weit willst du denn noch gehen! Wenn du weiter Wald einwärts läufst, sind wir beim Rückweg gefühlt erst um Mittag zurück! Dann nützt es uns auch nicht mehr deine Wunden zu desinfizieren und zu verbinden!", fuhr ich genervt und ein wenig zu überdramatisch fort. Wir waren zwar immer noch im Rudelrevier, doch würden wir, Jimins Aussage nach noch weiter bis zur Grenze gehen und kehrten dann erst um. Das war seines Erachtens ein richtiger ‚Spaziergang'. „Ich kann ja nichts dafür! Würde ich mich in ein Wolf verwandeln, könnte ich im nullkomanichts zurück sein!"

Nun war ich es der die Augen verdrehte. Vielleicht wirkte es ziemlich komisch wie sich zwei erwachsene, junge Männer Händchen haltend im Wald stritten, doch liefen wir schon seit gefühlt einer Stunde hier herum. Nebenbei bemerkt musste ich für Jimin noch seinen Geruch unterdrücken, sowie meine eigene Aura. Vergessen wir nicht die Tatsache das ich gefühlt oben ohne war, er aufgeschürfte Wunden hatte und wir beide barfuß durch den Wald liefen. Was hatten bitte diese Wölfe für komische Hobbys? Und dann war der Junge mit seinem Spaziergang noch immer nicht zufrieden. Wo genau wollte er hin? Nach Marokko? Kongo?

„Komm schon... Ich fühle mich momentan einfach so nervös und ruhelos. Ich wüsste echt nicht was ich sonst machen sollte, außer im Zimmer zu sitzen und bis zum Morgengrauen zu versauern.", gestand der Jüngere kleinlaut, weshalb ich meinen Blick mit gehobener Augenbraue auf ihn richtete. Stumm musterte ich sein flehendes Gesicht. Seine volle, vorgeschobene Unterlippe. Die von der Kälte roten Wängchen und seine süße Stupsnase. Er zupfte an meinem Shirtfetzen herum um anzudeuten, dass wir weiter gehen sollten, weshalb ich schnaufend meine Augen schloss und mir durch die Haare strich. Mein Herz wurde bei seinem Anblick schwach. Nach all den Jahrhunderten der Einsamkeit schien sich Agust und auch ein kleiner Teil von mir nach der wärmenden Nähe einer Person zu sehnen.

Lonely Wolf [bxb]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt