Kapitel 6

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Ich sah schon mein leben an mir vorbei ziehen, als sich plötzlich der Wolf auf mich schmiss. Mit einem erstickten schrei kniff ich meine Augen zusammen, öffnete sie aber Sekunden darauf als ich das erfreute hecheln und die feuchte Zunge über meine Wange schlecken spürte. WAs zUm?!

Lachend, da mich die feuchte Zunge des Wolfes ziemlich kitzelte drehte ich mich mit meinem Gesicht zu ihm, und musste feststellen das der Wolf vor mir wie ein spielfreudiger Hund mit seinem Schweif herum wedelte und mich aus warmen Augen anfunkelte. Von wegen blutrünstig! Er sah viel mehr wie ein verspielter Hund aus! Einen mit dem man im Park Stöckchenfangen spielte. Langsam versuchte ich mich wieder etwas aufzurichten, der Wolf noch immer auf meinem Schoß. Seine Augen glänzten noch immer wie die eines glücklichen Kindes. Er hatte zwar das schlecken aufgehört, setzte sich nun aber mit musternden Blick mit vorher und Hinterbeinen auf meine Oberschenkel und legte seinen Kopf auf den Vorderpfoten ab um seinen Blick noch immer musternd über mich schweifen zu lassen.

„Was ist denn, kleiner Wolf? Noch nie einen Menschen gesehen?", schmunzelnd strich ich durch sein Karamellbraunes Fell und durfte feststellen das dieses weicher als meine eigenen Haare waren. Okay... nicht gerade schwer, so oft wie ich meine armen Haare schon gefärbt hatte... Langsam schüttelte der Wolf sein Haupt, so als ob er mich verstanden hatte und meine Frage -bei der ich natürlich wusste das ich keine Antwort bekommen würde- verneinen wollte. Überrascht weitete ich meine Augen. Als ob er mich verstanden hat? Ich schob es einfach auf das Adrenalin das durch die kurze Verfolgung noch immer in meinen Adern floss und fuhr mir durch meine eigenen Haare.

„Ach ja... jetzt stelle ich mir auch schon vor mit einem Wolf zu reden.", seufzte ich mit einem bitteren Lachen auf und hob den Wolf von meinen Beinen. Ich stand auf und sofort schoss mir meine jetzige Lage wieder in den Kopf. „Mutters tot hat mich schon vollkommen verdreht... vielleicht finde ich hier in dieser Ödnis irgendwo einen Psychologen..." Leise murmelte ich vor mich hin, vergaß dabei den Wolf hinter mir und massierte mir kurz die Schläfe. Erst als ich weiches Fell an meinen nackten Beinen -da ich die Hose soweit hochgekrempelt hatte das ich mit ihr nicht über meine eigenen Beine stolpern würde, waren teile meines Schienbeines frei von Stoff- zu spüren bekam, sah ich wieder auf den Wolf neben mir. Er sah zu mir aus traurigen Augen hoch.


„Was ist denn los, kleiner? Hast du Hunger?" Es überraschte mich nicht mehr als ich ein weiteres verneinendes Kopf schütteln von ihm bekam, weswegen sich ein leises Schnaufen aus meiner Kehle schlich. Ich setzte mich wieder zurück auf den Boden neben den Wolf und strich ihm nachdenklich durchs flauschige Fell. „Von wo kommst du überhaupt, kleiner. Sind Wölfe nicht Rudeltiere? Wo hast du deine Familie gelassen? Schleichst dich wohl auch wie ich weg, was? Ein kleiner Rebell bist du." Grinsend durfte ich feststellen das der kleine Wolf eine richtige Schmusekatze war. Er hatte seinen Kopf auf meinen Schoß abgelegt und vergrub seine Schnauze an meinem Bauch in dem Stoff des oversize Hemdes. Das ruhige schnauben des Karamellfarbenen Wolfes streifte dabei immer wieder meine Haut am Bauchnabel.

„Willst du mein Freund sein, kleiner Wolf?", nuschelte ich nach einiger Zeit in der ich schweigend in den bedeckten Blätterhimmel gestarrt hatte. Ich spürte das bejahende nicken des weichen Wolfes und schmunzelte. „Entweder ich bin wirklich reif für die Klapse, oder du bist einfach ein ganz besonderes, schlaues Tierchen." Ich hörte das leise grummelnd des Karamelldrops auf meinem Schoß und schmunzelte wieder. Er war wirklich ein faszinierender Wolf.


„Na dann sind wir ab heute Freunde, was?" Lachend streckte ich mit kurz um mich gleich darauf an den Baumstamm hinter mir zu lehnen. Einige Stunden saß ich noch mit dem Karamelldrop hier herum, schnaufte dann aber als ich merkte das es langsam dunkler und vor allem kälter zu werden schien. Der Wolf welcher seinen Kopf auf meinem Schoß abgelegt hatte, döste ruhig vor sich hin. Immer und immer wieder waren meine Finger durch sein Fell gestrichen und ließen den kleinen auf meinem Schoß immer wieder wohlig aufschnauben. Erst als sich eine wirklich unangenehme Gänsehaut auf meine Arme und Beine gelegt hatte, schob ich den Wolf langsam von meinem Schoß. Müde blickte dieser aus seinem Schlaf gerissen zu mir auf, wobei ich ihm nochmals kurz durchs Fell strich.


„Kehr du zurück zu deinem Rudel. Bestimmt machen sie sich sorgen. Ich muss jetzt leider auch gehen. Es wird mir langsam zu kalt und zu dunkel." Lächelnd kraulte ich ihn kurz, drehte mich dann aber die die -hoffentlich richtige- Richtung aus der ich gekommen war. Ich hörte noch das leise grummeln des Wolfes und bekam auch noch mit wie er sich nochmals gegen mein Bein schmiegte -ich sagte ja, eine richtige Schmusekatze-, dann aber ging er selber wieder zurück in Richtung Lichtung um von da aus weiter in die entgegengesetzte Richtung zu gehen, in die ich nun loslief.

So vergingen die Tage. Jedes mal wenn Mr. Jeon sich auf dem Weg gemacht hatte um in der Stadt seinen Verpflichtungen nachzugehen ging ich raus um mich auf die Lichtung zu setzen, an der ich zum ersten mal Karamelldrop -so nannte ich ihn inzwischen- getroffen hatte. Es stellte sich heraus das der kleine Wolf verdammt schlau war. Er ging auf alles was ich sagte und machte ein, antwortete mir mit nicken, Kopfschütteln oder anderen Gesten und tröstete mich mit seinen Kuscheleinheiten wenn ich mal wieder von den düsteren Gedanken übermannt wurde.

Meistens blieben wir nur drei Stunden, da es sonst viel zu dunkel und kalt wurde. Um diese Jahreszeit auch kein Wunder, da wir bald November hatten und im Wald so gut wie kaum die Sonnenstrahlen durchs dicht bewachsene Gestrüpp fiel. Somit kam ich gegen sieben Uhr abends wieder zuhause an. Wenn es dann doch mal später wurde, war es immer noch früh genug um den Fragen meines sogenannten Vaters auszuweichen, da er über die Nacht hinweg arbeitete. Zumindest meinte er, dass er momentan keine andere Wahl hatte, da er als Arzt im Krankenhaus arbeitete und die Nachtschichten übernehmen musste.

Abends hatten sie kaum Personal, weswegen Mr. Jeon bei der Nachfrage -die er noch vor dem Tod meiner Mutter bekommen hatte- Wortlos zugestimmt hatte. So war sein Schlafrhythmus zwar eher auf den Tag angelegt, doch bekam er automatisch mehr Geld als er sonst schon als Arzt bekam und war dementsprechend mehr als nur Wohlhaben, wenn man bedachte das der Kerl sich mitten im Wald ein Haus, das man beinahe mit einer Villa vergleichen konnte gebaut hatte. Es war zwar nicht ganz so groß wie solch ein Gebäude, doch hatte er schon darauf geachtet dass das Haus gemütlich und vor allem teuer eingerichtet war. 


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Ich will einen Hund T.T

Lonely Wolf [bxb]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt