Kapitel 57

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Taehyung POV

Seufzend sah ich meinem Mate hinterher, wie er gemeinsam mit einem -wahrscheinlich wegen meiner Hartnäckigkeit gegenüber Jungkook- genervten Sehun in das richtige Schulgebäude lief. Sein verängstigter und unsicherer Blick mir gegenüber hatte mich verletzt. Auch wenn es meine eigene Schuld war und ich ihn verstehen konnte, so würde ich am liebsten zu ihm laufen und ihm meine Gefühle direkt ins Gesicht sagen. Das ich bei dem Gedanken an ihn manchmal zu weinen begann und das obwohl er mich theoretisch überhaupt nicht kannte. Er kannte V. Er kannte seinen wölfischen Körper und verspürte trotz dessen größte Panik bei dem Anblick von mir als Mensch.

Verzweifelt raufte ich mir die Haare, bekam aber wenig später einen festen Schlag auf die Schulter. „Hör auf wie zehn Tage Regen zu schauen und komm! Ich hab keinen Bock auf eine Standpauke vom Lehrer, nur weil wir zu spät sind." Überrascht sah ich über meine Schulter zu Hobi, der mich wahrscheinlich trotz meiner eingelegten Geschwindigkeit schnell hatte einhohlen können. Als ich vorhin den verführerischen Duft Jungkooks gerochen hatte, war ich beinahe sofort in einen Sprint übergegangen und musste Hobi der mir sehr verwirrt zu sein schien zurück und im Wald stehen lassen. Tja... Alphainstinkte.

Nickend folgte ich dem Sonnenschein hinein in die Schule. Jetzt hieß es überleben. Die Schulstunden würden mich mit Sicherheit auslaugen, alleine schon weil ich mir dort die ganze Zeit Gedanken machen würde. Gedanken wie ich den Scheiß wieder grade biegen konnte. Gedanken darüber ob ich Jungkook irgendwann als meins betiteln konnte. Gedanken darüber ob er mich freiwillig als seins bezeichnen würde. Nach all dem Geschehenen würde es mich nicht wundern wenn er mich nicht mal mit dem kleinen Zeh berühren wollte.

Schnaufend vergrub ich meine Hände in meinen Blazertaschen. Möge der Spaß beginnen...

~ ~ ~ ~ ~

Wie schon erwartet vergingen die ersten Schulstunden wie ein sich immer länger ziehendes Kaugummi. Es war nervenraubend und öde. Alleine schon da ich von überall her die stechenden Blicke meiner Mitschüler auf mir spürte, brachte es mich beinahe zum kochen. Erst als die Pause begann und die Schulglocke ertönte, sprang ich wie vom Teufel gejagt auf und griff nach Hobis Handgelenk. Ich konnte es keine Sekunde länger in diesem stickigen Raum voller pubertierender, neugieriger und tratsch suchender Spasten aushalten. Wie oft ich heute schon jemand über mich und Jungkook hab reden hören. Das wollte ich nicht mal mehr wissen, so oft war es. Ich zog Hoseok mit mir aus der Klasse, seufzte draußen vor der Tür und verlangsamte etwas das Tempo. Diese durchdringenden, neugierigen Blicke waren wirklich das letzte!

„Was ist los, Tae?" Er musterte mich verwirrt, während wir nun etwas langsamer den noch ziemlich leeren Schulflur entlang liefen um zur Cafeteria zu kommen. „Ich hätte es keine Sekunde länger bei diesen unverschämten Idioten ausgehalten.", keifte ich und kreiste ein wenig mit meiner Schulter. Die Vorfreude auf Jungkook machte sich in mir breit als ich an den Gruppentisch meiner Freunde dachte. So wie ich es verstanden hatte waren er und Sehun sehr gut befreundet, von Jimin mal ganz zu schweigen. Auch wenn Jimin mich die ganze Zeit ignorierte, so war ich mir sicher das sie sich zu uns an den Tisch setzen würden. Dieser Junge schien mich nämlich trotz allem in der schule nicht zu umgehen, da wir denselben Freundeskreis besaßen. Seit unserem Streit hatten wir dennoch noch nicht geredet. Er ließ momentan nur Jin an sich heran, redete aber selbst mit diesem nicht mehr so viel. Schlichtweg war immerzu in seinen eigenen Gedanken versunken.

Bei dem Gedanken an Jimin und Jungkook verzog ich grübelnd mein Gesicht. Waren sie noch Freunde? Ich konnte mich noch daran erinnern das Jimin mir erzählt hatte, dass sein Kindheitsfreund ihn nur als Wolf hier in Jeju gesehen hatte. Verwirrt schüttelte ich meinen Kopf und bemerkte nicht wie mich mein Kumpel die ganze Zeit skeptisch musterte. „Was hat's mit all diesen komischen Grimassen zu tun? Hast du Bauchschmerzen?" Augenverdrehend ignorierte ich Hoseok und lief zusammen mit ihm weiter geradewegs zur Kantine.

Lonely Wolf [bxb]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt