(1) Start :)

5.3K 84 15
                                    

Josi: "Hey Susi!"
Susi: "Hi Josi, sag mal, spinnst du? Warum meldest du dich ewig nicht? Ich hab mir Sorgen gemacht!"
Josi: "Ja, sorry. Ich hatte echt Ärger und Stress und... Susi, ich zieh weg!"
Susi: "Das ist doch k.... Waaaaaas? Du ziehst weg?"
Josi: "Ja, ich muss weg hier, brauch nen Tapetenwechsel!"
Susi: "Und dann ziehst du gleich weg? Du lässt mich hier zurück? Wohin?"
Josi: "Mein Entschluss steht fest. Sorry. Nach Köln und auch schon dieses Wochenende!"
Susi: "Erst bist du Wochenlang nicht zu erreichen und meldest dich nicht und dann ziehst du innerhalb von ein paar Tagen weg....Kann ich vorbeikommen?"
Josi: "Bin zuhause, kannst kommen!"

Nach zwanzig Minuten steht meine beste Freundin, naja, eher Seelenverwandte vor der Türe. Sie schiebt sich durch die Haustüre hindurch und schnattert aufgeregt, als sie im Wohnzimmer ankommt: "Spucks aus, was ist los?"

Susi schmeißt sich auf mein Sofa und zieht eine Flasche unseres Lieblingssekt aus der Tasche. Da ich schon fast alles eingepackt habe, sind auch keine Sektgläser mehr vorhanden und wir nehmen stattdessen einfache Wassergläser.

Nun sitzt sie vor mir: Susi, sechsundzwanzig Jahre alt, schwarze gelockte Haare, Tussi durch und durch, meine Freundin seit der siebten Klasse. Sie schwingt so zwischen Neugier und Wut.

"Na, du weißt doch noch dieser Typ vor ein paar Wochen..der aus dem Internet... Der war am Anfang ganz nett und so, aber irgendwie ist der nach ein paar Treffen ganz komisch geworden! Er hat angefangen mich zu stalken, ich bekomme echt die Krise! Ausserdem hat er mir eine Scheiße nach der anderen angehängt und ich bin jetzt bei den Kollegen unten durch! Ich kann die abfälligen Blicke, die Tuscheleien hinter meinem Rücken und die ständigen Abweisungen nicht mehr ertragen!", erzähle ich ihr schweren Herzens.

"Warum meldest du dich dann nicht mehr? Ich bin doch für dich da! Unglaublich, dass du dich lieber verkriechst!"

Ich kann sie verstehen, aber ich bin ein komplizierter Mensch! Lieber mache ich alles mit mir selbst aus, als alles irgendjemanden aufs Brot zu schmieren.

Mit vertrauten Menschen bin ich sonst eigentlich sehr offen und zeig dann auch meine verrückte Seite, aber bei Fremden bin ich sehr schüchtern. Wenn ich wütend bin, fange ich gleich an zu heulen und wenn ich traurig bin, sowiso!

"Susi... du weißt wie ich ticke..." "Jaaaaaa, aber warum ziehst du gleich weg? Und warum nach Köln?" Ich atme schwer auf, da sie das Ausmaß anscheinend nicht richtig einschätzen kann: "Ich habe mir das gründlich überlegt! Dann habe ich endlich meine Ruhe vor dem Typ und kann auf einer anderen Wache vielleicht unbefangen ein gutes Arbeitsumfeld aufbauen!"
"Du weist das in Köln dein Bruder wohnt?!", bringt sie mir mit hochgezogenen Augenbrauen entgegen, worauf ich nur lachen kann: "Du weißt, wie groß Köln ist?"

Mein Bruder.... Ich vermisse ihn schon sehr! Aber es hat mich genervt, dass er mich immer wie ein kleines Kind behandelt hat. Ich feier gerne, mit viel Alkohol und er hat mich jedesmal aus der Kneipe gezogen. Er hat mir dies und das verboten, wollte nicht, dass ich alleine hier in Triesdorf bleibe, da er eine Stelle in Köln angenommen hat. Tom ist zum totalen Kontrollfreak mutiert. Naja, er ist halt Polizist durch und durch.... Aber ich will auf meinen eigenen Füßen stehen und mein eigenes Leben leben! Darum habe ich einfach den Kontakt abgebrochen. Saudumm, ich weiß... Aber mit achtzehn macht man halt manchmal dumme Sachen. Mittlerweile bin ich vierundzwanzig und vielleicht werde ich ihn suchen und mal schauen, ob wir unsere Geschwisterbeziehung wieder kitten können. Zuerst muss ich aber mein eigenes Leben auf die Reihe bekommen!

"Wie hast du das denn jetzt genau geplant?", löchert mich Susi. "Naja, am Freitag wollte ich los und dann habe ich auch schon übers Internet ein paar Wohnungsbesichtigungen vereinbart.
Die sind am Montag. Einige Bewerbungen habe ich auch schon an verschiedene Wachen geschickt und dann schauen wir mal!" "Aha... und so lange willst du im Hotel wohnen oder was?" Susi beäugt mich zurecht  kritisch. "Jaaaa, ich hab jetzt ewig gespart und kann das eine Zeit lang durchstehen. Ich dachte, du magst vielleicht mitkommen und wir erkunden dann mal gleich die Umgebung, wenn du weißt was ich meine!", ich wackel mit meinem Sektglas und zwinkere ihr zu. "Joa, aber nur übers Wochenende, da könnte ich dich ein bisschen unterstützen... Was machst du mit deinen Sachen?" Über die Zusage bin ich natürlich sofort erleichtert und entspanne mich somit auch wieder ein bisschen: "Die Miete hab ich noch für einen weiteren Monat bezahlt, ich hoffe das reicht! Wenn ich eine neue Wohnung gefunden habe, hole ich meine Sachen irgendwie ab." "Scheiße, ich will nicht das du gehst!" Susi fällt mir unerwartet um den Hals und macht mir meine Entscheidung nicht gerade leichter: "Ich eigentlich auch nicht. Aber es ist das Beste! Außerdem liegen nur zwei Stunden zwischen uns, das sollte uns nicht trennen, oder?" "Nein! Wir haben schon so viel geschafft, das schaffen wir auch noch!" Wir liegen uns in den Armen und schwören uns, dass wir uns nie aus den Augen verlieren!

Einzelkämpfer (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt