Auf dem Bildschirm ist nicht nur Alex zu sehen, sondern auch Phil, Franco, Paul und Florian. Allesamt mit einem breiten Grinsen in der Fresse. Mein Daumen schiebt sich automatisch über die Kamera während ich den Grinsebacken ein eher weniger freudiges "Hi" entgegen werfe.
Ein normaler Anruf hätte es auch getan!
Alex: "Nimm den Finger von der Kamera"
Ich: "Ich hab meinen Finger nicht drauf, sie muss kaputt sein!"
Alex: "Bei Tom hat es gerade auch funktioniert, also... "
Ich: "Ich bin aber noch im Gammelmodus und will mich so nicht zeigen!"
Franco: "Schlimmer als die letzten Tage, kannst du nicht aussehen. Außerdem sehen wir dich immer so, also stell dich nicht an!"
Ich: "Ihr wollt uns doch nur wegen dem Bild ärgern und die Reaktion sehen...."
Alex: "Nein. Jetzt nimm deinen Finger da weg!"Ich entferne meinen Finger und versuche bei dem immer breiter werdenden Grinsen der Männer, meine Fassung nicht zu verlieren.
Phil: "Wo ist Susi?"
Susi sitzt mittlerweile am anderen Ende des Sofas, schüttelt vehement mit dem Kopf und überkreuzt ihre Arme.
Nene. Mitgehangen, Mitgefangen.
Ich werfe mich an Susi's Seite und lasse ihren Anblick auf dem Display erscheinen.
Ich: "Tadaaaa. Hier ist sie. Also rückt raus mit der Sprache, was wollt ihr!"
Paul: "Wir wollten uns nur nach eurem Wohlergehen erkundigen. Ich meine, die Nacht war ja echt nervenaufreibend und ihr habt auf dem Foto total fertig ausgesehen!"
Franco: "Hattest du überhaupt noch Blut in deinen Füßen oder sind die abgestorben?"
Ich: "Hat seine Zeit gebraucht, bis diese Körperteile wieder von meinem Körper akzeptiert wurden."
Alex: "Warum hattet ihr denn so ein Chaos?"
Ich: "Wir wollten es den eventuellen Einbrechern eben nicht zu einfach machen. Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen!"
Phil: "Und weil ihr euch so hilflos und verlassen gefühlt habt, hatten unsere Klamotten euch seelisch unterstützt?"Ich kann mir ein Grinsen in Susis Richtung nicht verkneifen. Diese legt nur eine Hand auf ihr knallrotes Gesicht und schüttelt peinlich berührt ihren Kopf.
Ich: "Ich trage oft genug Alex' Klamotten, also ist das ja nicht unnormal und Susi wollte ich eben auch ein paar bequeme Klamotten gönnen und ich dachte, dass deine ihr am besten passen könnten. Außerdem hast du genug im Schrank, also stell dich nicht an!"
Phil: "Ich hab doch gar nicht gesagt, dass ich das schlimm finde. Sie kann so viele Klamotten aus meinem Schrank nehmen, wie sie will. Wenn es ein sicheres Gefühl vermittelt, dann nur zu!"Susis Grinsen unter ihrer Hand wird immer breiter und steht dem von Phil in nichts nach.
Paul: "Lebt sie eigentlich noch? Hahahaha oder stirbt sie gerade aus irgendwelchen unerklärlichen Gründen?"
Ich: "Keine Ahnung, vielleicht sollte das ja mal irgendein Notarzt überprüfen. Das übersteigt leicht meine Kompetenzen!"Susi boxt mich von der Seite in die Schulter, worauf ich sie böse anschaue.
Phil: "Ich kann mir das morgen ja gerne mal anschauen!"
Ich: "Auch wenn ihr gerade die Sprache für jegliche Worte fehlt, kann ich dir sagen, dass sie von dieser Idee wirklich angetan wäre. Hahaha."Schneller als ich gucken kann, hechtet Susi auf meinen Körper, stürzt mich vom Sofa und versucht mich mit einem Kissen zu ersticken. Tom's Handy ist mir bei dem Spektakel im hohen Bogen aus der Hand gefallen und liegt irgendwo einsam auf dem Boden.
Paul: "Susi, du weißt wieviel dir für versuchten Mord aufgebrummt wird, oder?"
Susi: "Das ist mir egal..."Dadurch dass Susi mir mittlerweile direkt auf den Rippen sitzt, zieht ein fieser Druck durch meinen Brustkorb, der leichte Panik in mir aufsteigen lässt. Die Erinnerungen an meine heftigen Luftnoteskapaden schleichen in meinen Kopf, während das Kissen auf meinem Mund und meiner Nase genau diese Angst noch weiter schüren. Da sich die Herrschaften lauthals spaßig über die möglichen Konsequenzen eines Mordes unterhalten, bekommen sie nicht mit, dass hier unter dem Kissen fast dieser Fall eintritt.
Meine Atmung wird durch meine Panik beschleunigt und weil das Kissen meine normale Luftzufuhr beschränkt, versuche ich die Luft durch kleine stoßweise Atemschübe in meine Lungen aufzunehmen. Mein Körper wird von einer Gänsehaut überzogen, während mein Kopf zu schmerzen beginnt.
Alex: "Meine Freundin lebt aber schon noch, oder?"
Anscheinend ist ihm die lange Stille meinerseits etwas unheimlich, aber genau das ist meine Rettung.
Susi: "Na klar, ich.... oh scheiße. Josi, was ist mit dir?"
Alex und Phil: "Was ist los?"
Susi: "Sie atmet so komisch!.... Josi? Was ist denn? Sag doch was!"
Alex: "Susi, ruf Tom. Der kennt sich damit auch schon aus!""TOOOOOOM! KOMM SCHNELL!" Susi schreit wie am Spieß, aber das hat glücklicherweise sofort die gewünschte Anwesenheit meines Bruders zufolge.
In meinem Sichtfeld schwimmen mittlerweile kleine schwarze Punkte, die lustig von rechts nach links schwirren. Gefühlsmäßig kommt keine Luft mehr in meinen Lungen an und ich schwöre meinem Leben schon mal geistig ab.
"Was ist Susi? Ohje, schnell auf die Seite!" Tom erfasst die Situation ganz schnell, zieht mich an den Armen aus dem schmalen Gang zwischen Sofa und Tisch heraus und lässt sich sofort hinter mir nieder. Mein Körper prallt auf seinem Brustkorb ab, während er meinen Kopf, mit einer Hand auf meiner Stirn, nach hinten zieht. "Ganz langsam atmen. Du atmest zu schnell! Du bekommst genug Luft. Das ist nur die Panik."
Alex löchert nebenher Susi und sie muss ihm ganz genau beschreiben, wie sich mein Verhalten auswirkt.
"Stephan!" Jetzt schreit Tom durch die Bude. "Jaaaa?" Stephan scheint im oberen Stockwerk zu sein. "Bring mal schnell eine Tüte. Für Josi!"
"Oh Gott, es tut mir so leid.... Ich wusste nicht..." Susi steht kurz vor einem Nervenzusammenbruch und wird nebenher von der Telefonfront beruhigt.
"Josi... Bitte... Du musst langsamer atmen. Ich bin hier, dir passiert nichts!" Tom's Worte dringen an mein Ohr, doch mir scheint, ich habe jegliche Kontrolle über meinen Körper verloren und werde sogleich in den Armen meines Bruders sterben. "Hier Tom." Stephan reicht meinem Bruder die Tüte, die er mir sofort auf den Mund drückt. "Josi, komm mal wieder hier an....Hörst du?" Stephan klopft mir ein paar Mal, nicht gerade zimperlich, auf die Wange, was in meinem Kopf anscheinend die Teile wieder richtig sortiert und mich aus dem Schleier der Erstickungsgedanken reißt. Ich bekomme allmählich meine Atmung wieder unter Kontrolle. "So ist gut, du hast es geschafft. Atme ganz normal weiter!", nach einigen weiteren normalisierten Atemzügen, nimmt Tom die Tüte wieder von meinem Mund und lockert seine angespannte Haltung merklich.
Alex: "Susi, gib mir mal bitte Tom!"
Susi: "Alles klar"Susi reicht das Handy an Tom weiter und dieser richtet die Kamera auf uns beide.
Alex: "Alles wieder in Ordnung?"
Ich nicke ausschließlich erschöpft vor mich hin. Zum Reden ist mir gerade nicht zumute.
Tom: "Sie hat sich wieder gefangen. Das war aber knapp, sie war total weggetreten. Erst als Stephan ihr ein paar mal auf die Wange gehauen hat, war sie wieder einigermaßen da!"
Alex: "Hmm. War wahrscheinlich die Panik. Behaltet sie im Auge. Sie soll sich jetzt erst ausruhen. Melde dich bitte, wenn was ist, ansonsten melde ich mich später.
Tom: "Alles klar Alex. Mach dir keine Sorgen! Bis später""Josi, geht's bei dir?" Tom versucht mir ins Gesicht zu schauen, da mein Körper aber so schlaff auf ihm liegt, kann er mich nicht richtig anschauen.
Stephan nimmt die Sache in die Hand, oder besser gesagt, mich auf seine Arme und legt mich aufs Sofa."Es tut mir so leid... Ich wollte nicht..." Susi ist so dermaßen aufgelöst, dass ich schon Angst bekomme, dass sie mir zusammenklappt. "Du kommst jetzt mit mir einen Kaffee trinken und beruhigst Dich erst mal. Ihr geht's wieder gut. Sie muss sich jetzt ein bisschen ausruhen und dann ist nachher wieder alles beim Alten!" Stephan zieht Susi an der Hand in die Küche. Tom setzt sich neben mich aufs Sofa und nimmt meine Hand:
"Mach die Augen zu und schlaf ein bisschen. Nachher wird es dir wieder besser gehen".Meine Augen fallen mit dem Ende seiner Worte zu, worauf ich mich meiner Erschöpfung hingebe.
DU LIEST GERADE
Einzelkämpfer (ASDS)
FanfictionASDS - Fanfiction Josi hat ein ernstes Problem an der Backe und versucht davor zu flüchten. An ihrem Zielort, trifft sie unglücklicherweise auf ihren Bruder, zu dem sie schon lange keinen Kontakt mehr hatte und der seiner Schwester unbedingt helfen...