(67) Taxifahrt mit Oli

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Hallo meine Lieben.
Jetzt starten wir meine erste Lesenacht... Ich denke, das es so ca 6-7 Kapitel geben wir.
Viel Spaß und danke an alle, die dabei sind :)
Liebe Grüße Rojo
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Als Oli und sein Team, bestehend aus Nick und Jacky, eintreffen, liege ich im Badezimmer auf dem Boden, mit meinem Kopf auf dem Schoß meines Bruders. "Guten Morgen! Na, du siehst ja nicht aus, wie das blühende Leben!" Oli kniet sich neben mich nieder und dreht mein Gesicht zu sich. Ich schleudere ihm freiwillig meine Hand entgegen: "Hau rein, Meister. Mach einfach, dass es aufhört, bitte!" Oli und Tom werfen sich einen Blick zu und sie scheinen sich einig zu sein, das ich mich wirklich scheiße fühlen muss. Herr Dreier zurrt das Stauband um meinen Arm und desinfiziert meinen Handrücken. Kurz nachdem der Zugang sitzt, drücke ich alle auf die Seite und versuche mich entkräftet aufzurichten, um an die Kloschüssel zu kommen. Tom drückt mich am Rücken nach oben und kurz darauf liege ich auch schon schlapp über der Schüssel. Eigentlich kommt schon seit der letzten halben Stunde nichts mehr, aber ich habe immer wieder die Angst, dass ich unkontrolliert irgendetwas vollkotze.

"Das geht jetzt schon seit einer Stunde so. Und wenn sie nur versucht einen kleinen Schluck zu trinken, kommt alles sofort wieder raus!" Tom schildert Oli die Situation und dieser fragt anschließend nach neuen Allergien oder sonst etwas auffälligem. Anscheinend hat Alex meine Tasche fertig gepackt, denn dieser gibt Oli seine Vermutung preis: "Ich weiß nicht, ich hatte schon die Vermutung das sie ein Herzklappen-Problem oder eine Diabetes entwickelt hat." "Mh... Nicht gut. Das müssen wir auf jeden Fall abklären. Wir nehmen sie mit. Das gefällt mir gar nicht!" Das Oli nicht widerspricht, gefällt MIR überhaupt nicht!

Warum kann er nicht einfach sagen, dass er das für völlig absurd hält oder das einfach überhaupt nicht in Frage kommt? Vielleicht will ich doch nicht mit und will nicht herausfinden, was ich habe...

Mich überkommt, oh Wunder, wieder eine Welle der Trauer und ich schenke dem Abfluss zur Abwechslung meiner Kotze ein paar Tränen. "Was ist los? Warum weinst du?" Oli streicht mir über die Schulter und sorgt mit seiner Hand für ein bisschen Wärme auf meinem Körper. "Ich will nichts von dem ganzen Scheiß haben und ich will es eigentlich auch gar nicht wissen. Warum kann ich nicht ganz normal sein, so wie jeder andere Mensch auch?", mir schmerzt jeder Muskel vom Würgen, meine Speiseröhre ist verätzt aufgrund der ganzen Magensäure und aufgrund der ganzen anderen Einflüsse bin ich total ausgelaugt. "Wir bekommen das in den Griff, okay? Du bist doch nicht alleine!" Herr Dreier hat gut reden, der weiß ja nicht, dass mich jeder hasst. "Nein, ich schaffe es nicht, so zu sein wie ein normaler Mensch. Ich kann es einfach nicht! Alle hassen mich und ich will nicht mehr. ICH HAB EINFACH KEINE KRAFT MEHR!", vielleicht trage ich gerade etwas dick auf, aber momentan fühle ich mich verlassen und alleine.

Wofür soll ich kämpfen, wenn ich alles verloren habe?

"Nana, jetzt reißen wir uns mal wieder zusammen. Das ist alles in den Griff zu bekommen. Kannst du denn laufen?" Oli versucht mich mit dieser Art wieder runter zu holen und ich gebe mein Bestes, um es zu schaffen.
"Ja!"

Mir ist so übel. Alles dreht sich. Aber ich muss es schaffen! Ich muss stark sein!

Wackelig kämpfe ich mich auf die Füße, worauf ich genau zwei Schritte schaffe, bevor ich in Olis Armen zusammensacke. "Nein, so wird das nichts, Fräulein!" Der Notarzt lässt mich sanft auf den Boden gleiten. "Ich trage sie raus!", kaum liege ich am Boden, zieht mich Alex in seine Arme und trägt mich nach draußen in den RTW. Ich kralle mich in sein T-Shirt, das er sich in der Zwischenzeit angezogen haben muss und schluchze vor mich hin.

Im RTW legt er mich auf der Liege ab und beginnt die Gurte um meinen Körper herum zu verschließen. Ich beobachte ihn die ganze Zeit, um irgendwie herausfinden zu können, was er denkt. Jedoch ist rein gar nichts aus seinen Gesichtszügen abzulesen. Nach getaner Arbeit stützt er sich mit seinen Ellenbogen neben meinem Kopf ab und sieht mir eindringlich in die Augen: "Soll ich mitkommen?" "Du musst nicht, wenn Du nicht möchtest!", meine Stimme ist immer noch leicht brüchig, doch das scheint ihn nicht zu stören. "Hier geht es nicht darum, dass irgendjemand etwas muss. Ich frage dich nochmal: Soll ich mitkommen?", seine Stimme ist konstant ruhig und in seinem Gesicht spiegelt sich langsam eine gewisse Sorge wieder. Nachdem sich noch ein paar Tränen gelöst haben, nicke ich ihm zu. Alex streicht diese mit seinem Daumen weg und nickt mir ebenfalls zu.

"Sooo. Alex, kommst du mit?" Oli betritt den RTW und bleibt kurz vor Alex stehen. "Ja, ich komme mit!" "Also, dann setzen. Ich hänge Josi jetzt erst einmal etwas Volumen dran. Mit Medikamenten warten wir vorerst, dass ist mir zu heiß bei den Verdachtsdiagnosen. Das kann ja in alle Richtungen gehen!" Oli führt seine Vorankündigung aus und gibt Jacky anschließend Bescheid, dass sie losfahren kann.

In meinem Inneren tobt die Übelkeit, die sich mit der Angst vereinigt und das zusammen ist eine wirklich grausame Mischung. Während ich mit geschlossenen Augen daliege, balle ich meine Hände zu Fäusten und ramme mir meine Fingernägel in die Handflächen.

Als der RTW sich in Bewegung setzt, schiebt sich eine Hand über meine rechte Faust und versucht gefühlvoll meine Finger zu lockern. Ich gebe sofort nach und kaum einen Moment später gleiten Alex' Finger zwischen meine. Da ich mir nicht sicher bin, ob ich halluziniere oder einfach total den Verstand verliere, öffne ich meine Augen und richte meinen Blick auf Alex. Dessen Mundwinkel bilden ein kleines Lächeln, das ich ebenfalls versuche zu erwidern. Mein Gefühlschaos ist jetzt wirklich perfekt und ich habe keine Ahnung, was ich fühlen oder denken soll. Vorerst genieße ich einfach die warme Hand in meiner kalten, denn Gedanken kann ich mir die nächsten Tage noch genug machen.

Obwohl ich total erledigt bin, versuche ich wach zu bleiben, da ich irgendwie Angst habe, dass Alex nicht mehr da ist, wenn ich aufwache.

Ich muss mich unbedingt wieder mit ihm vertragen. Ich kann nicht ohne ihn!

So kämpfe ich über die ganze Fahrt hinweg gegen meinen Schlafdrang, den Würgereiz, die Kälte und den unbändigen Durst an.

"Endstation!" Oli schreckt mich mit seiner lauten Stimme auf, worauf ich ihn entgeistert anschaue. "Endstation für die Taxifahrt, nicht fürs Leben!", er lacht leise vor sich hin. "Witzig Herr Dreier, sehr witzig!"

Einzelkämpfer (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt