"So, Frau Mayer! Jetzt lehnen sie sich bitte etwas nach vorne über und versuchen sich so gut wie möglich zu entspannen!" Die Worte des Anästhesisten wühlen mich wieder komplett auf. "Schatz, du konzentrierst dich jetzt komplett auf mich, okay? Weißt du eigentlich, dass Tom und Stephan auch schon draußen sitzen und warten? Michael hatte Sorge, dass er mich überhaupt nicht erreicht und hat dann zusätzlich auf dem Revier angerufen, um dafür zu sorgen, dass wenigstens Er bei dir sein kann. Tom und Stephan waren gerade auf Streife unterwegs, als Klaus die Info rausgehauen hat. Dein Bruder ist dann mit Vollgas zu dem Unfallort, an dem ich tätig war, gerast und hat gewartet, bis ich mich von dort lösen konnte. Er wollte unbedingt, dass ich es rechtzeitig schaffe!", während Alex erzählt, merke ich die kalte Desinfektion auf meinem Rücken.
Ich werde zunehmend nervöser und vergrabe deshalb mein Gesicht in Alex' Halsbeuge. Nachdem der Herr hinter mir die Lokalanästhesie gesetzt hat, entweicht mir ein schmerzerfülltes Brummen, was meinen Puls weit über hundertachtzig treibt. "Schatz, in ein paar Minuten sind wir Mama und Papa. Dann sind wir zu viert!" Man kann auch Alex die Aufgeregtheit aus seiner Stimme hören. "Hmmmmm. Alex... Wehe.....", mehr als ein Stammeln bekomme ich nicht heraus, worauf mir Alex seine Hände zur Verfügung stellt, um diese zu drücken.
Der Anästhesist labert mich in Dauerschleife zu, dass ich mich entspannen soll, was meine Mordgedanken im Sekundentakt schürt.Wie zum Teufel soll ich mich entspannen, wenn es mir fast meinen halben Körper zerreißt?
Mein Wimmern und Knurren muss im halben Krankenhaus hörbar sein, doch das ist mir gerade sowas von scheißegal. In meinem Rücken spüre ich, wie sich ein enormer Druck aufbaut, der nach ungefähr einer Minute von dem Nadelgott hinter mir kommentiert wird: "Frau Mayer, Sie haben es geschafft! Sie dürfen sich jetzt entspannt auf das Bett legen, wir werden jetzt die Vorbereitungen treffen. Herr Hetkamp, Sie darf ich bitten, sterile Kleidung anzuziehen. Sie werden dann abgeholt, wenn Ihre Freundin so weit vorbereitet ist". Alex befreit seine Hände aus meinem Griff und schenkt mir einen leichten Kuss:
"Das hast du gut gemacht! Ich bin gleich wieder da, keine Angst!"Nach diesen Worten verlässt Alex den Raum und lässt mich schwer seufzend zurück. Die restlichen Schritte, lasse ich einfach über mich ergehen, denn eine andere Wahl habe ich so oder so nicht. Als ich, gefühlt wie ein Schlachtvieh, auf dem Op-Tisch liege, spüre ich meinen kompletten Unterleib nicht mehr. Das ist ein absolut ekelhaftes Gefühl. Es dauert dann nicht mehr lange, bis Alex wieder neben mir sitzt und mir beruhigend zuredet.
"Na, ihr zwei? Bereit, Eltern zu werden?" Finn kommt mit ein paar weiteren Personen in den OP-Saal, um sich endlich an die Arbeit zu machen. Alex und ich nicken ihm nur zu, was Finn ein Schmunzeln entlockt, das an den kleinen Fältchen um seine Augen herum erkennbar ist.
Als sich alle in ihre Position begeben haben, werde ich richtig nervös, was der Monitor den Menschen im Raum auch sofort vermittelt. Finn wirft einen Blick über das grüne Tuch und schüttelt leicht den Kopf: "Du musst keine Angst haben. Du wirst nichts spüren. Der Rest ist jetzt nur noch ein Klacks!" Alex versucht mich wieder etwas abzulenken, was auch super funktioniert, bis ich ein Gewackel an meinem Körper wahrnehme.
Und dann hören wir ihn:
Der erste Schrei unseres ersten Kindes. Mein Körper wird von einer leichten Gänsehaut überzogen. Ich schaue zu Alex, während mir fast mein Herz aus der Brust springt und sehe die vielen kleinen Tränen, die über sein Gesicht huschen. "Alex, das ist unser Baby!", meine Augen füllen sich jetzt ebenfalls mit Tränen, die Alex mir sofort aus dem Augenwinkel wischt.
Seine Lippen treffen auf meine.Eine Krankenschwester drückt sich unerwartet zwischen uns und zeigt uns das kleine Menschlein, das mit einem grünen Tuch umwickelt ist: "Darf ich vorstellen: Das ist ihr Sohn! Die ersten Küsse dürfen verteilt werden. Danach nehme ich ihn mit, damit der Kinderarzt gleich seinen Check ausführen kann." Alex' Augen werden riesengroß, als er den kleinen Knirps genauer betrachtet und ihm darauf einen sanften Kuss aufdrückt. Nachdem auch ich meine Lippen auf die zarte Haut gedrückt habe, verschwindet die Frau mit unserem Bub durch eine angrenzende Tür. Es bleibt gar keine Zeit, irgendwie einen klaren Gedanken zu fassen, denn schon ist der nächste Schrei zu hören.
Das kleine Geschöpf schreit sich fast die Seele aus dem Leib, was Finn laut auflachen lässt: "Ich würde sagen, da hat jemand das Temperament der Mama abbekommen hahahaha." Eine weitere Schwester begibt sich in Position und hält uns zwanzig Sekunden später, ein weiteres Bündel unter die Nase: "Darf ich vorstellen: Ihre Tochter. Wir verfahren gleich, wie mit Ihrem Sohn!" Auch unsere Tochter bekommt von uns ihre ersten Küsse geschenkt, was sie augenblicklich etwas weniger impulsiv erscheinen lässt.
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Einzelkämpfer (ASDS)
FanfictionASDS - Fanfiction Josi hat ein ernstes Problem an der Backe und versucht davor zu flüchten. An ihrem Zielort, trifft sie unglücklicherweise auf ihren Bruder, zu dem sie schon lange keinen Kontakt mehr hatte und der seiner Schwester unbedingt helfen...