Alex kommt keine zehn Minuten später wieder zur Türe hereingestürmt: "Bin wieder da!"
Ich sitze zwar noch, aber meine Augen konnte ich nicht mehr offen halten. Vor mir höre ich ein Geklapper, das darauf hindeutet, dass Alex das Tablett auf dem Tisch abgestellt hat und ich endlich gleich etwas essen kann. Er setzt sich neben mich und zieht das Tischchen näher an mich ran, so viel kann ich durch meine wenige Millimeter geöffneten Augen erkennen. "Na komm, Augen auf. Jetzt darfst du was essen!", er stupft mir in die Seite und ärgert mich so lange, bis ich meine Augen auf halbmast geöffnet bekomme und mir die Butterbrezel in Rekordzeit in den Rachen schmeiße. "Irgendwie habe ich das Gefühl, dass da ein ausgehungertes Tier neben mir sitzt, hahaha!" "Ich hab mir ja auch den halben Morgen die Seele aus dem Leib gekotzt!", ich werfe ihm einen vernichtenden Blick zu und schnappe mir das belegte Brötchen.
Meinen Kopf lege ich auf Alex' Schulter ab und kaue im Schneckentempo vor mich hin:
"Ich bin so müde!" "Das glaub ich dir. Jetzt iss das Brötchen fertig, dann kannst du schlafen! Ich komme morgen dann gleich nach dem Dienst vorbei." "Hmmm. Was hast du für eine Schicht?", mein Kaumuskel ist schon fast gänzlich erschlafft und ich schaffe es nur mit Not, den letzten Bissen zu vernichten. "Frühdienst. Jetzt leg dich hin!" Alex drückt mich auf die Matratze und zieht die Decke bis zu meinen Schultern hoch. "Gehst du schon?", grummelnd versuche ich nach seiner Hand zu greifen, doch er zieht sie schnell weg: "Ja, ich muss auch früh ins Bett und du brauchst Ruhe. Melde dich, wenn was ist okay?", ein sanfter Kuss trifft meine Schläfe, der einen Schalter in mir umlegt und mich sofort in ein schwarzes Loch katapultiert.◇◇◇◇◇◇◇◇
Irgendwann nachts wache ich auf, weil ich Hunger habe. Nach einem Blick auf die Uhr muss ich feststellen, dass es drei Uhr morgens ist.
Wie krank ist denn das jetzt? Schon wieder drei Uhr? Und wer wacht bitte morgens um drei Uhr auf und hat Hunger?
Ich beschließe einen großen Schluck Wasser zu trinken, da das ja manchmal helfen soll.
Hilft nicht!
Ein weiterer Schwall Wasser trifft in meinem Mund ein.
Hilft immer noch nicht!
Ich setze die Wasserflasche an meinen Lippen und stürze die halbe Flasche. Außer einem Wasserbauch kann ich kein anderes Resultat feststellen.
Nachts schläfst du - hat er gesagt! Da hat man keinen Hunger - hat er gesagt! Ich habe aber verdammt großen Hunger und alles was ich will.... sind Erdnussflips!
Meine Gedanken drehen sich nonstop um diese miesen Figurkiller und ich werde fast wahnsinnig, da ich den Geruch in der Nase hängen habe und sich der Geschmack in meinem Mund ausbreitet.
Aaah, hier gibt es bestimmt irgendwo solche Snackautomaten!
Gut gelaunt laufe ich zu meiner Tasche, krame den Geldbeutel heraus und mache mich leise, still und heimlich auf die Suche nach diesen scheiß Automaten. Normalerweise stehen die immer in der Nähe von Wartezimmern. Da ich mich in der Notaufnahme am besten auskenne und eventuell unter den Menschenmassen nicht auffalle, schleiche ich mich über das Treppenhaus in die untere Etage. Der Wartebereich ist, wie erwartet, rappelvoll. Auf dem Weg Richtung Toiletten finde ich endlich die Automaten. Die göttliche Pracht strahlt mir in blauen Farben entgegen und ich kann kaum noch die Spucke in meinem Mund schlucken, die vor lauter sehnsüchtiger Erwartung meinen Mundraum flutet.
Gleich der erste Automat beherbergt die kleinen Mini-Tüten, nach deren Inhalt ich mich so sehr sehne.
Mit drei Tüten Flips, einem Kitkat und einem Müsliriegel renne ich schon fast in die Richtung der Aufzüge. Ich drücke zittrig den Knopf der dritten Etage und wippe von einem Fuß auf den anderen.
Du bist voll krank! Hundert Prozent hast du Diabetes... Dieses Verhalten ist doch nicht normal!
Unbemerkt und voller Freude, stürme ich mein Zimmer und werfe meine Snacks auf das Bett.
Apropos Diabetes, Frau Mayer!
Zuckertest!! Acht Stunden vorher nichts essen! Scheiße.... Ob eine kleine Tüte schlimm ist? Ja! Was verstehst du denn nicht an NICHTS essen?! Aber… Ich kann den Dingern nicht widerstehen!Jetzt steh ich hier vor meinem Bett und starre den ganzen Süßkram an, der mich lauthals anschreit, dass ich ihn essen soll. Völlig unentschlossen laufe ich im Zimmer auf und ab. Mein Verstand setzt sich kurzzeitig durch und ich schnappe den ganzen Kram und schmeiße alles in den Kleiderschrank. Als ich gerade den Kleiderschrank geschlossen habe, klopft es an der Zimmertüre. "Ja?" Nachdem sich die Türe geöffnet hat, schiebt sich Doktor Seehauser durch die Türe: "Frau Mayer? Alles in Ordnung? Können Sie nicht schlafen?" "Doch. Nein. Also, alles okay. Ich..", während ich irgendetwas vor mich hin stammele, kommt er auf mich zugelaufen. Seine Hand findet Platz auf meinem Rücken und drückt mich sanft in Richtung meines Bettes. "Sie sollten sich ausruhen, morgen stehen noch einige Untersuchungen an. Brauchen Sie etwas, damit Sie schlafen können?" "Nein, nein. Ich brauche nichts, danke!"
Nichts, außer diesen verdammten Erdnussflips!
Er setzt sich auf den Stuhl neben meinem Bett, worauf ich ihn misstrauisch mustere.
Will er mir jetzt Händchen halten, bis ich einschlafe, oder was?
"Sie wirken ziemlich nervös! Möchten Sie über irgendetwas sprechen? Gibt es etwas, das Sie bedrückt?", seine fragenden Augen bohren sich tief in meine und am liebsten würde ich ihn jetzt einfach im hohen Bogen rauswerfen und diese scheiß Flips essen. "Nein, alles gut. Es war in letzter Zeit nur alles viel und die Ungewissheit, was denn nun mit meinem Körper los ist, lässt mich natürlich auch nicht kalt”, hoffentlich gibt er sich damit zufrieden. "Das kann ich verstehen. Wir werden alles in unserer Macht stehende unternehmen, um herauszufinden, was da in ihrem Körper vor sich geht! Jetzt legen Sie sich hin und versuchen noch etwas zu schlafen, okay? Wenn irgendetwas sein sollte, einfach klingeln. Die Option zur Schlafhilfe steht immer noch!", er steht von seinem Stuhl auf und lächelt mir aufmunternd zu. "Danke. Ich werde mich bei Bedarf melden!", ich winke ihm freundlich hinterher und schiebe meine Beine unter die Decke.
Nachdem der Doc das Licht gelöscht und die Türe geschlossen hat, kämpfe ich gegen den Drang an, meinen Kleiderschrank zu öffnen und die Süßigkeiten zu plündern.
Josi, du darfst nichts essen! Beherrsch dich! Denk lieber über etwas anderes nach..... Warum ist Alex so komisch? Zuerst weist er dich nonstop ab und redet nur das Nötigste und heute wendet sich das Blatt und er wird zumindest teilweise wieder normal...
Warum sind die anderen so sauer auf mich? Habe ich irgendetwas falsches gesagt? Hab ich irgendetwas angestellt, von dem ich noch nichts weiß? Vielleicht war ich am Wochenende mit meiner abstoßenden Art einfach wieder etwas zu eifrig...
Aber was soll ich denn machen? Ich kann das nicht einfach wegzaubern .... so bin ich halt....Keine Ahnung, wie das passieren konnte, aber keine zwanzig Minuten später sitze ich mit riesigen Gewissensbissen auf meinem Bett, umgeben von drei leeren Mini-Tüten, in denen Ursprünglich Erdnussflips ihre Behausung gefunden hatten.
Oh Josi.... Das gibt Ärger!
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Einzelkämpfer (ASDS)
FanficASDS - Fanfiction Josi hat ein ernstes Problem an der Backe und versucht davor zu flüchten. An ihrem Zielort, trifft sie unglücklicherweise auf ihren Bruder, zu dem sie schon lange keinen Kontakt mehr hatte und der seiner Schwester unbedingt helfen...