(12) Der Arzt entscheidet...

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Zischend halte ich meine Rippen und gehe in die Knie, da ich kurz keine Luft bekomme aufgrund der enormen Schmerzwelle. "Josi tut mir leid, was hast du?" Tom streicht mir über den Rücken und ich sehe schon langsam kleine schwarze Punkte vor meinen Augen tanzen. Alex springt vom Sofa und setzt sich hinter mich: "Komm, lehn dich an mich!" Ich kann nicht reagieren, da ich in meinen Schmerzen gefangen bin und darum zieht mich Alex behutsam zu sich nach hinten. "Jetzt ganz ruhig und langsam atmen!", weist er mich an und man hört, wie zittrig meine Atemgeräusche sind. Phil taucht jetzt vor mir auf und will natürlich meine Augen offen sehen, was ich momentan aber nicht will. Nachdem er mir eine leichte Backpfeife gegeben hat, öffne ich dann doch die Augen, auch wenn es nur für den bösen Blick dient. "Das reicht jetzt! Tom, bring Josi bitte ins Ärztezimmer, ich will wissen was da los ist!", wettert Phil los und legt einen bitterbösen Gesichtsausdruck auf.

Tom trägt mich in das besagte Zimmer, da ich keine Kraft mehr habe zu laufen. Nachdem er mich auf der Liege abgelegt hat, stehen auch schon Phil und Alex neben mir. Alex legt mir eine Hand auf den Arm, was mir Gänsehaut beschert, und kommt gleich zur Sache: "Entweder du sagst endlich was du hast, oder wir suchen selbst! Du hast mörderische Schmerzen...Also?" "Ist nicht zu übersehen.... An den Rippen..", flüstere ich vor mich hin.

Alex zieht mir mein Shirt nach oben und für kurze Zeit stecken die drei Herren in einer Schockstarre fest. Seufzend lege ich eine Hand über meine Augen. "Was ist das denn bitte?" Phil hört sich stark schockiert an. "Naja, ich hoffe, dass es nur eine Rippenprellung ist. Mit Schmerzmittel und Kühlung dauert es etwa drei bis vier Wochen, bis die Schwellungen zurückgegangen sind. Die Schmerzen könnten länger bleiben. Aber das solltest du ja eigentlich wissen!"

Nachdem ich meine Hand von den Augen weggenommen habe, sehe ich Alex' bitterbösen Blick und er schnauzt mich an: "Was ist denn in dich gefahren, so etwas zu verheimlichen? Weißt du, was da alles passieren kann, falls doch etwas gebrochen ist?! Woher stammt das? Was ist passiert?"
"Ja weiß ich, ich wollte es ja auch noch anschauen lassen... Ist gestern erst passiert. Bin hingefallen!", gebe ich kleinlaut zurück. "Hingefallen? Eine blödere Ausrede fällt dir nicht ein?", motzt Tom jetzt von der Seite. "Sorry, aber ich muss das kurz abtasten. Beiß die Zähne zusammen und nimm mal die Arme über den Kopf!", warnt mich Phil schonmal vor. Alex und Tom sind so nett, trotz dass sie so sauer auf mich sind, mir ihre Hände zum drücken zu reichen. Somit schnappe ich rechts Alex, links Tom und mach mich auf den Schmerz gefasst. Der Schmerz kommt mit einem Schlag und mir laufen die Tränen runter: "Phil.... hör bitte...auf!" Während ich den Männern die Hände zerquetsche, kommt Phil endlich zum Ende.

Zittrig und schlapp liege ich jetzt da und warte darauf, dass meine Rippen etwas Erbarmung zeigen. Nach dreimal tief durchatmen, hört mich Susis Opfer noch kurz ab. Phil und Alex starren sich an.

Nie gut bei Ärzten!

"Anziehen, wir fahren in die Klinik, hopp hopp!" Alex zieht mich am Arm hoch. "Nein, spinnst du. Da kann ich auch morgen noch..", ich werde von Phil unterbrochen: "Du hast jetzt Sendepause! Ich bin der Arzt und ich sage, dass wir jetzt ohne Umwege in die Klinik fahren!" Ich traue mich jetzt wirklich nichts mehr zu sagen, denn die drei männlichen Geschöpfe sind echt mies drauf.

Nachdem wir in der Klinik angekommen sind, schiebt mich Alex durch den Eingang und trifft auf einen Kollegen. "Hi Alex, was machst du denn hier?" "Ich hätte da eine Dame mit Rippenfraktur oder auch Rippenprellung. Sollte man mal draufschauen. Hast du Zeit?", man merkt deutlich, wie angepisst er ist. "Ja, ich nehme sie gleich mal mit. Besteht Fluchtgefahr oder warum rollt ihr zu dritt an?", schaut er verwundert auf Tom und Phil. "Manchmal schon. Tom ist ihr Bruder und Phil wollte halt auch mitkommen!", erklärt er kurz. "Wusste gar nicht, dass Tom eine Schwester hat!", mustert mich der Arzt verwundert. "Wir bis vor kurzem auch nicht!"
"Also gut, dann komm mal mit. Ich bin übrigens Freddy!", stellt der Weißkittel sich bei mir vor. "Josi Mayer", ich halte mich kurz und laufe ihm hinterher ins Behandlungszimmer. Dort angekommen, lege ich mich auf die Liege und zieh mein Shirt hoch. Bei dem Anblick entfährt Freddy ein langes Zischen: "Wow, was hast du denn angestellt?" "Hingefallen!", antworte ich und er scheint mir auch nicht zu glauben.

Tatsächlich sage ich doch die Wahrheit! Ich bin ja wirklich hingefallen. Auf eine Treppe, weil mich einer niedergewalzt hat, da er nicht ertragen konnte, dass ich Hand in Hand mit meiner Freundin rumlaufe...

"Ich muss jetzt leider einmal alles abtasten..", warnt er mich vor. "Oh Mann, das hat Phil doch vorhin schon gemacht und mir tut jetzt noch alles weh!", motze ich dagegen, obwohl ich weiß das es nichts bringt. Nachdem ich tausend weitere Tode gestorben bin, legt er mir freundlicherweise einen Zugang, über den ich nach dem Röntgen Schmerzmittel bekomme.

Ich freue mich tierisch darauf!

Ins Röntgen werde ich mit einem Rollstuhl gefahren, da die Schmerzen mich fast umbringen. Die Bilder sind zum Glück schnell gemacht und ratzfatz werde ich von einer Schwester in den Behandlungsraum zurückgeschoben. Dort stehen Phil, Tom, Alex und Freddy zusammen und reden miteinander. Ich beachte sie gar nicht, sondern schmeiße mich gleich auf die Liege: "Kann ich bitte bitte eine Ladung Schmerzmittel bekommen!" Ich flehe Freddy schon fast an, aber es ist auch bitter nötig. Dieser löst sich von der Gruppe und hängt mir eine Infusion mit Schmerzmittel dran. Ich schließe die Augen und warte auf die Wirkung. Mehr und mehr entspannt sich mein Körper und die Schmerzen werden erträglicher. Irgendwann spickel ich zu der Männergruppe und sehe die Röntgenbilder, die an der Leuchtplatte hängen. "Scheiße, echt jetzt, zwei angebrochen?", ich kann meinen Mund nicht halten. Freddy dreht sich zu mir: "Ja leider." "Na super, dann kann ich die nächsten zwei Wochen nicht mal Arbeiten gehen. Bei meinem Glück halten die Schmerzen eh die vollen vier bis sechs Wochen an!", sage ich eigentlich mehr zu mir selbst, aber anscheinend doch zu laut. "Da du dich so gut auskennst, muss ich schon nichts mehr erklären! Schonen ist klar, aber trotzdem bewegen, sonst besteht die Gefahr einer Lungenentzündung, da deine Atmung durch das Hämatom flacher ist", erklärt er doch noch ein bisschen, typisch Arzt halt. "Wir holen nachher Susi und eure Sachen aus dem Hotel und dann kommt ihr die paar Tage zu uns. Auf dich sollte man ein Auge haben!", bekomme ich hier ganz am Rande von Tom mitgeteilt. "Werde ich eigentlich nicht gefragt was..." Mein Bruder meckert gleich los: "Keine Widerrede!" "Ja, Papa!", zicke ich zurück und gebe mich dem Rausch des Schmerzmittels hin. Irgendwann fällt mir ein, das ich jetzt total in der Scheiße sitze! Im Hotel befinden sich ausschließlich meine Sachen, keine Susi.

Was erzähle ich denen jetzt nur?

Freddy stöpselt nach geraumer Zeit die Infusion ab, da sie durch ist. "Auf komm, wir sind fertig!", meckert Tom und ich folge ihm nach draußen. "Moment, der Zugang ist noch drin!", stoppe ich, um von Alex gleich weitergeschoben zu werden: "Bleibt auch vorerst!"

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Zum Glück hab ich mir diesmal den Hotelname aufgeschrieben und wir laufen den Flur entlang zu meinem Zimmer. Vor der Türe steht wieder ein Blumenstrauß. Kopfschüttelnd nehme ich ihn mit ins Zimmer und schmeiße ihn in den Müll. Phils irritierter Blick entgeht mir nicht und ich sage, dass sich da immer jemand an der Tür irrt. Unbeirrt packe ich meinen Krempel zusammen, werde jedoch von Tom ausgebremst: "Wo ist Susi?" Ich schiebe mich an ihm vorbei: "Womöglich schon heimgefahren!" Er packt mich am Arm: "Wie? Ist sie jetzt schon heimgefahren oder nicht?" Augenverdrehend werfe ich ihm ein "Ja" entgegen. "Wann?" "Sie muss heute wieder arbeiten, darum ist sie gestern gegangen!" "Warum sagst du dann nichts?" "Warum denn? Glaubst du, ich bin alleine nicht Lebensfähig oder was?", ich wende mich von Herrn Mayer ab, da mir seine autorität mächtig gegen den Strich geht. "Ich versteh dich einfach nicht!", grummelt der Polizist vor sich hin. "Musst du auch nicht!"

Nachdem ich meine drei Koffer fertig gepackt habe und die zwei Sporttaschen auch bereit stehen, schauen mich die drei Männer ungläubig an. "Ich glaube, wir haben morgen ganz viele spannende Themen zu bereden." Alex zieht seine Augenbrauen hoch und schnappt sich einen Teil vom Gepäck. Phil und Tom schnappen sich den Rest. "Ihr könnt mir ruhig auch was übrig lassen!" Ein dreistimmiges "Nein!" ertönt und ich folge den dreien dann eben ohne etwas zu tragen zum Auto.

Ich bekomme jetzt schon die Krise, wie soll ich es mit all den Männern unter einem Dach aushalten? Jetzt muss ich morgen wirklich mit denen reden und kann nicht abhauen. Nicht mal eine Ausrede fällt mir ein.

Einzelkämpfer (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt