Am Bootshaus angekommen, werde ich schon durchgewunken und ich bekomme so eine venezianische Maske, die eigentlich verdammt hübsch aussieht.
Grün/blau, meine Lieblingsfarben.
War ja klar!Mein erster Weg führt zur Bar. Alkohol ist, meinen gesundheitlichen Zustand betreffend, wirklich suboptimal. Aber wen juckt das jetzt schon. Mich nicht, schlimmer wird es heute so oder so.
Nach dem vierten Cocktail dreht sich die Welt und mein Handy bimmelt. Beduselt sehe ich, dass Alex geschrieben hat und er wissen will, wo ich bin. Hätte die Nachricht wohl später losschicken sollen, der wird jetzt sicher das Militär informieren.
"Na meine Hübsche!", ein Typ schleicht sich neben mich und legt den Arm um meine Schultern. Ohne ihn anzusehen, begrüße ich ihn seufzend: "Hi Lukas!" "Ein bisschen mehr Begeisterung wäre schon nett!" "Sorry, die ertrinkt gerade im Kokosnuss-Sahne-Meer", ich muss kurz lachen. "Hast du dich entschieden?", er zieht mein Kinn in seine Richtung. "Ja. Lass meine Leute in Ruhe und nimm mich. Ich tu was du willst!"
Gerade ist mir alles schnuppe.
So mit Maske auf seiner blöden Fresse sieht er gar nicht so schlecht aus… Hahahaha, Sekundenkleber könnte helfen.
"Was grinst du so dämlich?" "Weil ich dich so hinreißend finde", ich bebe schon fast vor Lachen und verstehe garnicht, warum Lukas so unlustig ist. "Ich komme gleich wieder, warte hier!", er spurtet in die entgegengesetzte Richtung des Raumes. "Josi, bist du schon wieder feiern?", eine Stimme erregt hinter mir meine Aufmerksamkeit. Interessiert drehe mich etwas zu stürmisch um und falle Moritz in die Arme. Den erkenne ich auch mit Maske. Seine blonden Strubbelhaare verraten ihn. "Hahaha... ne... was machst du hier?" "Naja, das was man so macht, wenn man in einen Club geht! Bist du alleine hier?"
Ich werde ihm aus dem Arm gerissen und Lukas brummt: "Nein mit mir! Komm jetzt mit!" Moritz setzt einen skeptischen Blick auf: "Wer ist das?" Während Lukas mich grob ein Stück mit sich mitzerrt, rufe ich Moritz zu:
"Leider mein Schicksal!" "Halt die Schnauze jetzt!", motzt Lukas und zieht mich zu einem komischen Typ. Moritz' Blicke liegen auf mir und ich schwanke zwischen "hoffentlich rettet er mich" und "hoffentlich macht er Lukas nicht wütend". Mein Stalker zwickt mir in den Arm. "Aua!", empört schaue ich ihn an. "Hier, trink das!", er reicht mir einen Cocktail und zwecks meiner Sauflaune zieh ich ihn mehr als schnell runter."Wie lange?" Lukas wird langsam nervös und schaut den komischen Typ ernst an. "Fünfzehn Minuten. Viel Spaß", verschwindet er wieder in der Menge. "Also los, wir gehen!" Hektisch zieht er mich hinter sich her und wir verlassen den Club. "Mach schon, komm schneller!", hetzt er mich und ich kann nur hinter im herstolpern. Meine Arme und Beine werden komisch träge und meine Müdigkeit nimmt rasant zu. Ich bekomme gar nicht mehr alles richtig mit und plötzlich sitze ich auf der Rückbank eines Autos. In einem kurzen hellen Moment fummel ich mein Handy aus der Arschtasche meiner Hose und lass bei Tom durchklingeln. Laut Display hat er abgenommen.
"Lebst du noch Josi?", erkundigt sich Lukas. "Ja, so ha… *hicks* ...halber. Was has du mit mir gemacht, Lukas? Is doch nich normal, bin so müde und alles wird so schwer!", ob mich noch irgendjemand versteht, bezweifle ich. "Ja Baby, du musst nicht mitbekommen, wo wir hinfahren! Ist aber ungefährlich, der Typ weiß was er tut!", lacht er gehässig. Ich bekomme langsam etwas Panik. "Wow, Fuck. Aaaaalles dreeeeeht sich!", ich leg mich auf die Rückbank und versuche das Handy unauffällig in den Fußraum zu schieben. "Was treibst du da?" "Halt die Fresse Lukas!", das sind die letzten Worte, bevor ich mein Bewusstsein verliere.
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Mein Kopf brummt und mir ist kotzelend. Als ich meine Augen öffne, ist alles um mich herum stockdunkel.
Wo bin ich hier? Was ist passiert? Ich kann mich nur erinnern, dass ich in den Club gegangen bin...und dann?
Mir ist eiskalt.
Moment! Ich habe nur Unterwäsche an! Nein! Mich wird doch niemand...
Ich höre, wie sich ein Schlüssel in einem Schloss umdreht. Die Türe öffnet sich einen Spalt und ein Licht wird eingeschalten. Schützend lege ich meine Hände vor die Augen, da ich fast erblinde.
"Na, bist du wieder wach? Gut geschlafen?" Die Stimme kommt mir bekannt vor. "Was hast du mit mir gemacht? Warum hab ich nichts an?", frage ich mit zittriger Stimme. "Ach Josi. Du hast dich vollgekotzt! Und es war schon schlimm genug, dir das auszuziehen. Da konnte ich dich nicht auch wieder anziehen! Jetzt kommst du erst mal zu dir und dann reden wir nachher!" Der Typ wirft mir eine dünne Decke vor die Füße und verlässt wieder den Raum.
Das war doch Lukas, oder? Okay, schlimm genug, aber hätte auch schlimmer sein können!
Ich wickel mich in die dünne, viel zu kleine Decke. Der Betonboden ist eiskalt und die Kälte drückt sich durch die Fleecedecke durch. Ein eiskalter Schauer nach dem Anderen läuft mir den Rücken runter. Meine Augen werden irgendwann wieder schwerer, aber ich finde keinen Schlaf, da mich das Zittern meines Körpers wach hält.
Keine Ahnung, wie lange er mich hier hat schmoren lassen, aber irgendwann öffnet sich wieder die Türe. "Na, bereit?", fordert die Stimme mich heraus. "Fffffür wwwwas?", meine Zähne klappern unerträglich aufeinander. "Dein neues Leben mit mir zu beginnen!", er lacht wie ein kranker Psychopath.
Ich werde auf die Beine gezogen und eine Treppe nach oben gezerrt. Das Haus ist ziemlich alt und heruntergekommen. "Mehr konnte ich mir nicht leisten! Das ist deine Schuld! Du hast mich eine Menge Geld gekostet!", schnauzt er mich an. Jetzt kann ich ihn genau sehen, es ist tatsächlich Lukas. "Selber Schuld, du hättest mich nur in Ruhe lassen müssen, du Arschloch!" Eine saftige Ohrfeige ist seine Antwort. "Hör mal zu! Du Widersprichst mir nicht! Ich möchte einen respektvollen Umgang in unserer Beziehung!" "Hahaha, machst du da auch mit oder gilt das nur für mich?" Ohrfeige zwei Punkt Null. "Du musst Respekt vor mir haben und tun, was ich sage, dann passiert dir auch nichts!"
Na super, da hast du dir die beste Kandidatin rausgesucht.
"Schau was du wieder angestellt hast, dein schönes Gesicht!" Seine Finger wandern um mein Auge herum und mich durchzuckt ein leichter Schmerz. "Koch mir was, los!" "Aber sonst gehts dir gut, oder? Mir ist kotzelend, ich hab Kopfschmerzen und mir ist kalt. Und jetzt soll ich kochen oder wie?", fauche ich ihn an und fünfzehn Minuten später stehe ich mit blutiger Nase am Herd.
Josi, du musst deine Schnauze halten!
Als die Bratkartoffeln und das Schnitzel fertig sind, knalle ich ihm den Teller vor die Nase: "Hoffentlich erstickst du dran!" Wutentbrannt springt er mir an den Hals. "Jetzt hör mal zu! Du wirst nur noch etwas sagen, wenn ich es dir erlaube. Hast du verstanden?" Meine Luft wird langsam knapp und bei dem gierigen Versuch, nach Luft zu schnappen, entfährt mir ein ekelhaftes Röcheln. Der Drang nach Luft und die Panik setzen ein. Ich versuche, seine Finger von meinem Hals zu lösen, aber ich kann meine Bewegungen nur noch schlecht koordinieren. Ich fühle mich wie in Watte gepackt und höre Lukas' Stimme nur gedämpft. Kleine schwarze Punkte, schwirren wie Mücken vor meinen Augen.
Endlich lässt er los und ich falle auf den Boden. Gierig ziehe ich die Luft in meine Lunge, trotzdem nimmt der Schwindel zu und ich schließe meine Augen.
Als ich meine Augen öffne, liege ich wieder auf diesem beschissenen kalten Boden. Der kleine Fetzen Stoff liegt über mir und ich erahne, dass ich das hier nicht lange aushalten werde.
Ich bin eh noch geschwächt, dann die K.O.-Tropfen und die Schläge.Vielleicht bleib ich auch einfach liegen und warte auf den Tod.
Meine Bewegungsfähigkeit hält sich momentan eh in Grenzen. Meine Ohren vernehmen ein Klingeln an der Türe und Lukas flucht. Sein Getrampel über die maroden Dielen ist zu hören.
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Einzelkämpfer (ASDS)
FanfictionASDS - Fanfiction Josi hat ein ernstes Problem an der Backe und versucht davor zu flüchten. An ihrem Zielort, trifft sie unglücklicherweise auf ihren Bruder, zu dem sie schon lange keinen Kontakt mehr hatte und der seiner Schwester unbedingt helfen...