(150) Aufbruch

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Nachts hatte Aaron wieder seine kleinen Problemchen. Ich habe mich dann entschieden, die Sache mit dem Schnuller auszuprobieren, um dem kleinen Mann alles ein bisschen zu erleichtern. Nachdem der Stöpsel im Mund versenkt war, wurde Aaron tatsächlich viel ruhiger. Mit ein bisschen Lefax und Bauchmassage konnte ich ihm die Bauchschmerzen nehmen und das Nuckelding hat wesentlich zur Zufriedenheit beigetragen. Alex hatte diese Nacht ebenfalls seine Ohren gespitzt und hat sich so lange um Malea gekümmert, um mir somit den Rücken frei zu halten.

"Guten Morgen!", eine mir unbekannte Schwester betritt um Punkt sieben Uhr unser Zimmer. "Morgen!" Alex liegt mit Malea im Bett eingekuschelt, da er keine Lust mehr hatte, unser Mädchen in ihr Bett zurück zu tragen. "Morgen!" Meine Wenigkeit steht mit Aaron schon am Wickeltisch und versorgt den kleinen Herr mit frischen Windeln.
"Frau Mayer, nach dem Frühstück würde ich Sie zur Abschlussuntersuchung abholen. Anschließend wäre die U2, also die zweite Früherkennungsuntersuchung der Kinder dran. Sie sollten dann auch, wenn sie zuhause sind, einen Termin für die U3 ausmachen. Die wird immer in der vierten bis fünften Lebenswoche vollzogen. Wenn bei Ihnen und den Kindern heute alles in Ordnung ist, dürften wir Sie auch entlassen!" Diese Worte klingen wie Musik in meinen Ohren: "Das ist ja super! Hast du gehört, Aaron? Wir dürfen heute nach Hause!" Mit Kind im Arm laufe ich zu unserem Bett zurück und werfe Alex ein breites Grinsen zu, dass er sofort erwidert: "Ich gebe nachher gleich Tom bescheid. Wenn er nicht arbeiten muss, holt er uns bestimmt ab!" Kaum sitze ich im Bett und habe Aaron in das Beistellbett abgelegt, kommt die Schwester mit dem Frühstück herein gestürmt.

Während wir genüsslich Frühstücken, schlafen die Kinder seelenruhig vor sich hin.."Weißt du, was mir heute Nacht eingefallen ist?" Alex kratzt sich an der Stirn und verzieht eine komische Grimasse. "Ne, was denn?"
"Wir haben da wohl ein kleines Problem....", er beißt von seinem Brötchen ab und mustert mich erwartungsvoll. "Wenn du mir jetzt sagst, was das Problem ist, kann ich dir vielleicht eine Antwort darauf geben!" Der heiße Kaffe tut heute enorm gut und weckt den Rest meiner müden Gehirnzellen. "Wir brauchen ein neues Auto!" Alex atmet tief durch und schüttelt grinsend den Kopf: "Wir bekommen den Zwillingswagen in keinen einzigen Kofferraum rein. Weder in deine Gurke, noch in mein Wagen oder in einen der anderen Autos!" Da ich daran überhaupt noch keinen Gedanke verschwendet habe, gefrieren mir alle Gesichtszüge ein:
"Shit. Was machen wir jetzt?" "Da müssen wir die Tage mal nach Autos schauen gehen. Am besten geben wir meins her, legen uns dann ein größeres zu und ich fahre dann mit deinem immer zur Arbeit!" "Du gibst deins freiwillig her?", mich wundert diese Aussage schon ein bisschen, da Alex sein Auto fast schon liebt. "Manchmal muss man eben Abstriche machen. Dein Kleiner reicht völlig als Zweitwagen aus", nach einem Schulterzucken, isst er einfach weiter, als wenn er gerade gesagt hätte, dass wir ein Päckchen Hackfleisch kaufen müssen. "Hast du schon was im Kopf?", ich bin überzeugt, dass Alex schon gewisse Vorstellungen hat. "Mich würde ja so ein Van anmachen, aber ich weiß noch nicht, ob das so gut ist!" Er versucht sich ein Grinsen zu verkneifen und meinen Blick zu meiden.

Ich und Van? Pfff, das ist genauso, wie wenn man mir einen Monstertruck unter den Arsch schieben würde.
Ich mach damit doch alles platt!

Mein begeisterter Gesichtsausdruck bringt Alex jetzt doch zum lachen:
"Genau deswegen!" Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und mustere ihn eingehend: "Hast du etwa Angst, dass mir was passiert, wenn ich so ein riesiges Schiff fahre?" "Um dich habe ich weniger Angst, eher um die restliche Menschheit in Köln!"

Zack! Die hat gesessen.

"Dafür bist du ja Notarzt geworden. Du kannst ja dann hinter mir aufräumen!", etwas schnippisch bin ich schon, aber nur, weil er den Nagel auf den Kopf trifft. "Schatz, sei nicht eingeschnappt. Wir gehen dann einfach mal ein paar Modelle anschauen und du fährst Probe. Wir müssen nach einem Auto schauen, in dem du dich wohl fühlst..."
"..... und nicht die gesamte Bevölkerung Kölns platt machst... Wolltest du doch sagen, oder?" "Allzu viel Auswahl werden wir nicht haben. Der Zwillingswagen ist von der Größe her schon eine Nummer für sich! Wir lassen das auf uns zukommen, okay?" Herr Hetkamp lehnt sich mühevoll über den Tisch, um mir einen versöhnlichen Kuss aufzudrücken. "Ja... Ich gehe jetzt schnell duschen, bevor ich abgeholt werde!" Zwar habe ich noch nicht fertig gegessen, doch das ist mir im Moment völlig egal. Wenn wir zuhause sind, kann ich essen wann ich will, daher bevorzuge ich jetzt die Dusche.

Einzelkämpfer (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt