"Du bist eiskalt, was hast du denn gemacht und wo warst du so lange?" Alex hat meine Hände zwischen seine genommen und versucht mich ein bisschen aufzuwärmen. "Ich bin hierher gelaufen. Einer meiner Reifen ist platt. Der Weg zum Revier ist kürzer als nach Hause!" Mit einem schiefen Lächeln versuche ich meine restliche Angst zu überspielen. "Warum rufst du nicht an?" Ich stöhne genervt auf: "Als ich gerade deine Nummer gewählt habe, hat sich mein Handy abgeschaltet. Akku leer!" Alex verdreht die Augen, als wenn er sagen wollte, dass das ja wieder klar ist.
Tom und Stephan betreten zusammen den Aufenthaltsraum, worauf sich Stephan auf einen Stuhl setzt und mich ins Visier nimmt. Tom hingegen geht direkt vor mir in die Hocke und legt seine Hände jeweils auf eins meiner Knie. Seine blaugrauen Augen funkeln verdächtig und ich weiß, dass ich jetzt sagen muss, was los ist, da ich hier sonst noch morgen früh sitze.
Bevor mein Bruder auch nur seinen Mund öffnen kann, kneife ich meine Augen zusammen und rede so schnell wie ein Wasserfall einfach darauf los:
"Ich bekomme seit heute morgen komische Anrufe von irgendwelchen Männern. Ich hatte mein Handy ausgeschaltet, damit mich die Anrufe nicht verrückt machen. Als ich nach der Arbeit über den Parkplatz laufen wollte, hatte ich solche Panik, dass mir irgendwo jemand auflauert. Ich weiß, total bescheuert, da das nur irgendwelche Anrufe waren... Als ich festgestellt habe, dass mein Reifen kaputt ist, wollte ich Alex anrufen. Dann habe ich gesehen, dass ich sechsundvierzig verpasste Anrufe hatte, die größtenteils mit unterdrückter Nummer getätigt worden sind. Leider hat Frau Mayer ihren Akkustand nicht geprüft und wie sollte es anders sein, hat sich mein Handy ausgeschaltet. Akku leer. Dann habe ich einfach den kürzeren Weg gewählt und bin hierher gelaufen. Auf dem Weg hierher bin ich fast gestorben, weil die ganzen Menschen mich so komisch angeschaut haben und alles so dunkel war und überhaupt... Keine Ahnung warum ich plötzlich solche Angst habe, aber ich hatte mich einfach nicht unter Kontrolle!" Vorsichtig öffne ich meine Augen und sehe wie Tom seine Augenbrauen zusammenzieht: "Was waren das für Anrufe?" Mich schüttelt es bei dem Gedanken an diese Männer und was sie von mir wollten: "Einer hat mich gefragt, ob ich Bondage anbiete und der andere wollte einen schnellen Termin, um seinen Druck abzulassen!"
Tom's Augen weiten sich einen Moment lang, doch schneller als gedacht, legt er seine Professionalität wieder ans Tageslicht und hält mir seine Hand auffordernd entgegen.Ich ziehe meine Tasche näher an mich ran und krame mein Handy aus den unendlichen Weiten heraus, um es ihm in die Hand zu drücken. Stephan hat die Ellenbogen auf seinen Oberschenkeln abgestützt und sieht mich Ernst an: "Wer hat alles deine Nummer? Weißt du das ungefähr?"
Da kann ich ihm ganz schnell behilflich sein: "Nicht viele. Also ihr alle aus der WG, Susi, Lukas, meine Eltern und noch zwei, drei Freundinnen und ein paar meiner alten Arbeitskollegen. Das wars eigentlich, denke ich", ich lass mich leicht gegen Alex fallen und seufze laut auf."Pass auf, wir wechseln sofort die Nummer, bevor du noch irre wirst mit den ganzen Anrufen. Das braucht sonst zu lange, bis das wieder abebbt. Nach deinem Auto schauen wir morgen Mittag. Mir wäre es auch lieb, wenn du dich abholen lässt. Zumindest in nächster Zeit. Wir besprechen das Zuhause mit dem Rest, damit jeder ein Auge darauf hat". Tom erhebt sich wieder und drückt Stephan mein Handy in die Hand: "Wenn ihr Luft habt, könnt ihr ja schon mal drüber schauen!" Stephan nickt Tom ernst zu und wendet sich danach wieder an mich: "Du sagst uns bitte bei der kleinsten Kleinigkeit, die dir komisch vorkommt, bescheid! Es ist gut, dass du das jetzt sofort erzählt hat. Du brauchst keine Angst zu haben, wir wollen nur auf Nummer sicher gehen, okay?"
Ich soll keine Angst haben? Hahahaha. Zu spät!
"Hattest du mit irgendjemand Streit in letzter Zeit oder hast du irgendetwas getan, was eine andere Person dir Übel nehmen könnte?" Man merkt, dass bei Tom die ganzen Zahnrädchen im Kopf arbeiten und er so schnell wie möglich helfen will. "Nicht das ich wüsste. Naja, die Sache mit Melissa, dass ich sie im Krankenhaus hab runterlaufen lassen, aber sonst nichts!" Ich zucke mit den Schultern und frage mich, ob die Hexe zu so etwas in der Lage wäre. Alex fährt sich mit der Hand durch's Gesicht und murmelt ein "Scheiße" vor sich hin. Ich werfe ihm einen unsicheren Blick zu: "Was ist?"
"Wenn Melissa dahintersteckt, können wir uns warm anziehen. Die Frau ist nicht mehr normal! Hast du eigentlich Pit gefragt, was das sollte? Also, dass er angerufen hat und meinte, das Michael dir freigegeben hat, obwohl das nicht gestimmt hat?" "Ja. Er hat gesagt, dass er eine Email mit den Info's bekommen hätte und sich darauf bei dir gemeldet hat, weil er von mir ja keine Nummer hat. Ihm tat das wirklich leid, dass hat man ihm angesehen", im Augenwinkel sehe ich, wie Tom und Stephan sich zunicken und danach wieder zu mir schauen.
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Einzelkämpfer (ASDS)
FanficASDS - Fanfiction Josi hat ein ernstes Problem an der Backe und versucht davor zu flüchten. An ihrem Zielort, trifft sie unglücklicherweise auf ihren Bruder, zu dem sie schon lange keinen Kontakt mehr hatte und der seiner Schwester unbedingt helfen...