"Ohne Witz, Josi, ich sterbe gleich!" Susi kauert an mir gelehnt auf dem Boden und lässt ihren Blick unsicher durch den Raum schweifen. "Ich denke, Robin und Moritz werden das Ganze im Griff haben!", ich schenke ihr ein aufmunterndes Lächeln, von dem ich allerdings selbst nicht ganz so überzeugt bin. "Und wenn da oben mehrere Leute sind, die die zwei Überwältigen und sich dann uns schnappen? Wir sind denen dann total ausgeliefert und..." "Susi! Halt die Klappe!", ich muss sie in ihrem Redefluss unterbrechen, da sie meine nervliche Situation nicht gerade positiv beeinflusst. "Sorry!", sie lässt ihren Kopf sinken und hält ausnahmsweise für ein paar Minuten den Mund.
Auf der Treppe sind Schritte zu hören und kurz darauf schwingt Robin's Stimme durch das Haus: "Mädels, ihr könnt rauskommen!” "Sicher?" "Hahahaha, ja, ganz sicher!" Moritz taucht im Türrahmen des Wohnzimmers auf und lehnt sich mit verschränkten Armen dagegen. "Also.. In dem Zimmer ganz rechts war das Fenster komplett geöffnet und anscheinend ist es eben durch einen Windstoss zugeknallt. Das Licht hat man wohl nur vergessen auszuschalten!"
Zimmer ganz rechts? Florian! Könnte gut sein, dass er sein Zimmer gelüftet hat und dadurch, dass er zu spät aufgestanden ist und etwas im Stress war, vergessen hat es wieder zu schließen.
"Oh Mann. Das ist ja jetzt wirklich mehr als peinlich!" Susi richtet sich auf und steht innerhalb weniger Sekunden auf den Füßen. Robin taucht jetzt ebenfalls hinter Moritz auf: "Kein Problem! Wir kommen lieber einmal zu viel, um nachzuschauen, als einmal zu wenig. Außerdem hat uns Paul hierher geschickt und nicht ihr", ein leichtes Schmunzeln kann er sich jedoch nicht verkneifen.
Ich stelle mich ebenfalls auf meine Füße und fahre mit der Hand durch mein Gesicht: "Danke, dass ihr gekommen seid!" "Wie gesagt: Macht euch keinen Kopf! Was habt ihr hier eigentlich veranstaltet?" Moritz zeigt mit seinem Zeigefinger im Raum herum, da es hier zugegebener Maßen aussieht, als wenn ein Hurrikan durchgefegt wäre. Ich kratze mich am Hinterkopf und zucke darauf nur mit den Schultern. Mein Kopf hat vor lauter Aufregung keine Lust mehr zu denken.
"Naja, dann packen wir es mal wieder. Lasst euch nicht davon abhalten uns zu rufen, wenn was ist, okay?" Robin prüft Susi's und meinen Blick, bevor er sich mit Moritz zusammen zur Türe begibt. Ich folge Ihnen unauffällig und verabschiede die zwei Herren an der Haustüre: "Werden wir machen. Danke nochmal!"
Nachdem ich die Haustüre geschlossen habe, laufe ich zurück ins Wohnzimmer und schaue mir das Chaos genauer an: "Wir müssen unbedingt aufräumen! Tom killt uns, wenn er das alles sieht!" "Ja, machen wir gleich! Zuerst brauche ich aber einen Schluck Sekt für meine Nerven!" Susi läuft wieder an mir vorbei und holt eine neue Flasche der prickelnden Flüssigkeit aus dem Kühlschrank. Als sie zurückkommt, hat sie auch frische Gläser dabei, die kurz darauf randvoll auf ihren Einsatz warten. "Das war sooooo peinlich! Die Lachen sich bestimmt alle krumm und schief", ich flöße mir den angenehm kühlen Sekt in meinen Mund ein und schüttel über mich selbst den Kopf. "Ach komm. Paul hat das doch auch für nötig gehalten. Mach dir nicht ins Hemd! Morgen schauen wir keine Horrorfilme mehr, das ist eins, was sicher ist!", ihr Lachen schallt durch den Raum und steckt mich ebenfalls an.
Darin hat sie einfach Talent. Andere wieder in eine gute Stimmung zu versetzen.
"Ich würde mich echt gerne eine Weile auf das Sofa legen, aber dann hab ich keinen Blick mehr auf den Flur...und wer weiß....Das Fenster war ziemlich lange sperrangelweit offen!" Susi zieht ihre Augenbrauen nach oben und mustert mich leicht grinsend. "Ganz einfach, warte", ich laufe in die Küche, hole einen Strohhalm und kehre in das Wohnzimmer zurück. "Ist das jetzt deine neue Waffe zur Verteidigung oder was?" "Nein, pass auf. Ich will mich auch kurz ausruhen, bevor wir das alles aufräumen und wir sollten doch alles im Blick haben!", ich schnappe mir mein Glas und lege mich mitten im Wohnzimmer auf den Boden. Meine Füße ruhen auf dem Sofa und meine Sektzufuhr wird durch den Strohhalm, der mittlerweile in meinem Glas steckt, gewährleistet. "Was machst du denn da?" Susi beäugt mich kritisch und versteht den Sinn meiner Aktion anscheinend nicht. "Ich ruhe mich aus und hab den Flur im Blick. Jetzt kannst du dich aufs Sofa legen und brauchst keine Angst zu haben, dass wir irgendetwas nicht mitbekommen!", ich schnappe mir mit meinen Zähnen den Strohhalm und ziehe genüsslich den Sekt in meinen Mund. "Gar nicht so dumm!" Susi breitet sich auf dem Sofa aus und benutzt meine Füße als Kopfkissen, damit sie freien Blick auf mein Gesicht hat.
Die Müdigkeit schleicht sich rasant durch meinen Körper und das fiese Dauergähnen lässt sich nicht mehr unterdrücken. "Wir müssen dringend aufräumen und zumindest ich muss die Klamotten wechseln!" Susi redet schon mit geschlossenen Augen und ich befürchte fast, dass wir unser Vorhaben nicht mehr in die Tat umsetzen werden. "Ich muss mich...noch...bei Alex melden!", zwischen dem Gähnen suche ich mit meinen Augen die Gegend ab. Mein Handy liegt auf dem Wohnzimmertisch, der einige Meter weit entfernt steht. Oder Kilometer. Ich versuche, mir einen kurzen Energieschub zu verpassen, indem ich schnell meine Augen ausruhe und die Lider schließe. Dass das nach hinten losgeht, hätte mir eigentlich klar sein können!
◇◇◇◇◇◇◇◇◇
Durch ein Rütteln an meiner Schulter und einer tiefen Männerstimme, werde ich aus dem Traumland gerissen und erschrecke mich, milde gesagt, zu Tode. Mein Herz rast im Ferarri-Modus und leichte Panik macht sich in mir breit. "Hey, Pssscht. Wir sind es nur!"
Vielleicht solltest du deine Augen öffnen, dann würdest du wissen, was abgeht!
Das erste, was meine Augen fokussieren, sind verschwommene blaue Augen. Ich reibe mir über mein Gesicht, um meine Sicht aufzuklaren und versuche mein Gegenüber zu identifizieren.
Ahja, mein Bruder.
"Hey!", mehr kommt momentan nicht über meine Lippen, da mir eine gewisse Erkenntnis direkt ins Gesicht schlägt.
TOM!! Wir haben nicht aufgeräumt und hier sieht es aus wie Sau! Verdammt.
"Was macht ihr hier?", völlig verballert, stütze ich mich auf meinen Unterarmen ab und scanne die Gegend. "Sorry... Irgendwann haben wir eben auch mal Feierabend!", grinst mir Tom entgegen und schüttelt seinen Kopf.
Stephan hängt über Susi und versucht, sie ebenfalls wach zu bekommen. Diese liegt immer noch auf den zwei abgestorbenen Dingern, die sich meine Beine schimpfen und scheint langsam zu sich zu kommen. "Was habt ihr eigentlich hier veranstaltet? Hier herrscht die totale Verwüstung!" Tom wirkt eher belustigt als verärgert und deshalb grinse ich ihm frech entgegen: "Mädelsabend!"
Stephan hilft Susi sich aufzurichten und mustert mit zusammengezogenen Augenbrauen ihre Klamotten. Diese prüft jetzt ebenfalls den Stoff an ihrem Körper und läuft augenblicklich rot an, während sie mit weit aufgerissenen Augen ihren Kopf zu mir dreht.
Um sich umzuziehen, ist es offensichtlich zu spät. Vielleicht fällt ihnen auch nicht auf, dass Phil's Klamotten Susi's Körper zieren.
"Warum liegst du hier am Boden? Komm, steh auf!", mein Bruder reicht mir seine Hände, worauf ich nur mit dem Kopf schüttle: "Ich kann meine Beine nicht mehr bewegen. Die sind wohl komplett Blutleer!" Tom versteht schnell, hebt meine Beine an und legt sie, nachdem er mich etwas gedreht hat, auf dem Boden ab. Ein ekelhaftes Kribbeln, das wieder Leben in die körperlichen Transportmittel führt, zieht sich komplett von der Hüfte bis zum kleinen Zeh durch. In dieser Hinsicht bin ich eine totale Memme, denn ich halte es kaum aus, das zu ertragen.
Während sich meine Hände gegen meinen Kopf drücken und mein Mund die fiesesten Grimassen schneidet, setzt sich Tom neben mich auf den Boden und will doch tatsächlich meine Füße massieren, um die Gefühle wieder zu aktivieren. "NICHT anfassen! Ich warne dich!", eigentlich war es nicht beabsichtigt ihn so anzufahren, aber wie gesagt, in dieser Situation bin ich wehleidig ohne Ende.
Tom hebt erschrocken die Hände in die Luft und murmelt ein "Sorry!" vor sich hin."Ich hab übrigens Alex Bescheid gegeben, dass ihr noch lebt! Der hat mir angerufen, weil du dich eigentlich nochmal melden solltest. Das Bild wird ihm bestimmt Antwort genug sein!" Tom verzieht eine belustigte Grimasse und richtet seinen Blick auf Susi. Mir fallen sofort die Mundwinkel nach unten: "Was für ein Bild?" "Bevor wir euch geweckt haben, musste ich diese Situation einfach festhalten und habe euch fotografiert. Dieses Bild ging dann an Alex raus." Susi lässt sich stöhnend auf das Sofa zurückfallen und stirbt gerade wahrscheinlich tausend Tode. "Manchmal bist du echt total bescheuert, weißt du das?", mit zu Schlitzen verformen Augen mustere ich den Blauäugigen zu meiner Linken und würde ihm wirklich gerne den Kopf abreißen. "So bescheuert wie die zwei Damen, die sich auf Netflix einen Horrorfilm reinziehen und sich dann ins Hemd machen, worauf die Polizei das Haus durchsuchen muss?" Ich verziehe verschämt mein Gesicht und kratze mich an der Stirn: "Woher..." "Mein Netflixkonto..." Tom liefert mir schnell die Erklärung auf meine Frage, streicht mir danach aber mit versöhnlichen Blick über den Kopf: "Macht euch keinen Kopf. Paul hat Robin und Moritz geschickt und bei dieser gewissen Vorgeschichte gehen wir lieber alle auf Nummer sicher, ok?"
Ich nicke ihm zu und warte noch immer, dass die kompletten Blutbahnen meiner Beine wieder gefüllt sind.Ich will gar nicht wissen, wie sehr sich Alex, Phil und der Rest über das Bild amüsieren...
DU LIEST GERADE
Einzelkämpfer (ASDS)
Fiksi PenggemarASDS - Fanfiction Josi hat ein ernstes Problem an der Backe und versucht davor zu flüchten. An ihrem Zielort, trifft sie unglücklicherweise auf ihren Bruder, zu dem sie schon lange keinen Kontakt mehr hatte und der seiner Schwester unbedingt helfen...