Die Autotüre wird neben mir aufgerissen und ich erschrecke mich zu Tode, da ich so in Gedanken versunken war.
Vollgepackt betreten die Männer mit mir im Schlepptau die WG. Sie stellen die Koffer und Taschen vorerst im Flur ab. Es ist mittlerweile zwei Uhr dreißig und wir sind alle kaputt. "Jetzt gehen wir alle schlafen und morgen wird geredet!" Alex springt schon die Treppe hoch und Phil folgt ihm kurz darauf. "Komm, du solltest dich auch ausruhen!" Tom läuft voraus in sein Zimmer. Seufzend folge ich ihm.
Ich lege mich im Top und Hipster ins Bett und genieße die schmerzfreie Zeit. "Schlaf gut", wünscht mir Tom und dreht sich zur Seite. "Du auch!"
Seltsam, ich kann es fast nicht ertragen wenn er sauer mit mir ist und ich bin fast durchgehend scheiße zu ihm. Was, wenn er sich auch immer so fühlt, wie ich mich jetzt fühle? Ich weiß nicht, ob wir zwei unter einem Dach harmonieren, schätzungsweise geht das in die Hose. Und wenn ich Alex andauernd über den Weg laufe, falle ich irgendwann um, vor lauter Puls. Naja, vielleicht hat sich das auch bald erledigt, so stinkig wie der ist. Eigentlich sind hier auch zu viel Menschen um mich herum, die viel zu viel Wissen wollen...
Meine Gedanken lassen mich einfach nicht los und ich laufe runter in die Küche, um etwas zu trinken. Ich lehne mich mit meinem Wasserglas im Dunkeln an den Fensterrahmen und schaue eine Weile zum Fenster raus. Keine Ahnung, wie lange ich hier gestanden habe, irgendwann laufe ich wieder zurück zum Spülbecken, um dort mein halbvolles Glas abzustellen. Blöderweise renne ich im Dunkeln voll in jemanden rein und schütte ihn mit dem Wasser voll. "Shit, sorry. Hab dich nicht gesehen", reflexartig will ich das Wasser mit der Hand wegwischen und muss feststellen, dass da ein nackter Oberkörper vor mir steht. Schnell ziehe ich meine Hand weg. "Alles okay, ist nur Wasser, oder?"
Fuck, auch noch Alex.
"Hmhmm", mehr bekomme ich nicht raus. Er läuft an mir vorbei und öffnet den Kühlschrank, um eine Flasche kaltes Wasser herauszuholen.
Okay, ich muss hier weg. Der steht da doch tatsächlich nur in Boxershorts rum..
Bevor der Sabber überläuft, laufe ich schnellen Schrittes ins Wohnzimmer. Bei den Treppen hätte ich jetzt schiss, dass es mich vor lauter Hektik auf die Fresse haut. Leise setz ich mich aufs Sofa und warte bis die Luft wieder rein ist. "Willst du denn nicht schlafen gehen?", erschreckt er mich zu Tode, als er aus dem Nichts hinter mir auftaucht. "Ich bin’s nur, keine Angst!" Alex kommt ums Sofa gelaufen und setzt sich neben mich. Ich stütze mich mit meinen Ellenbogen auf meine Knie ab, weil ich ihn jetzt absolut nicht anschauen kann. Der fiese Kerl legt einen Arm um mich, worauf ein leichter angenehmer Schauer über meinen Körper zieht, begleitet von einem leichten schütteln. Der Arsch lacht leise, aber ich höre es.
Hoffentlich kommt jetzt keiner, dieses Bild möchte ich nicht erklären müssen, vor allem nicht meinem Bruder.
Alex zieht mich nach einer Weile sanft zu sich und hält mich in einer Umarmung. Ich denke an Herzversagen wegen Überbelastung. "Bevor du stirbst, weil dein Herz dir aus der Brust springt, sag es bitte. Ich weis nicht, ob meine Kraft momentan für eine Reanimation ausreicht!" Wir müssen beide lachen. "Ich glaube, ich schaffe es gerade noch so!" Nachdem ich minutenlang seinen Geruch und seine Wärme in mir aufgenommen habe, spüre ich, wie die Müdigkeit wieder zurückkehrt. "Na komm, bevor du wieder auf dem Sofa einschläft!", er zieht mich vom der Sitzgelegenheit hoch und schiebt mich die Treppen rauf, bis vor Toms Zimmer. "Schlaf gut!", flüstert er mir zu und verschwindet zwei Türen weiter in einem Zimmer. Ich schleiche mich wieder neben Tom und schaffe es tatsächlich, mit einem Grinsen im Gesicht einzuschlafen.
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Ein enormer Schmerz durchfährt meinen Körper: "Aaaaah verdammt...." Ich krümme mich zusammen und merke, dass wohl Toms Hand ausversehen auf meinen Rippen gelandet ist. "Was ist los?", höre ich Tom verschlafen nachfragen. Ich bekomme gerade kein Wort raus und verkrampfe mich am ganzen Körper, wodurch ich wieder kaum Luft bekomme. "Hey Josi, ganz normal weiter atmen. ALEX!! PHIL!!" Tom brüllt durchs ganze Haus. Mir schnürt es die Kehle zu, da ich vor lauter Panik denke, ich ersticke.
Die Türe wird aufgerissen und jemand kommt herein gestürmt: "Was.... Josi? Was ist passiert?" Alex fummelt die ganzen Haare aus meinem Gesicht und währenddessen trifft Phil auch ein. "Josi, ich zieh dich jetzt hoch und Alex setzt sich hinter dich, okay?", er wartet eigentlich auf gar keine Antwort, sie machen einfach. Florian kommt auch noch dazu und alle reden auf mich ein.
Alex zieht meinen Oberkörper an seinen ran und sagt, dass ich mich entspannen soll.Während ich sterbe, soll ich entspannen, danke.
Mein Körper fängt an zu krampfen und mir wird ganz schwindelig. "Flo, bring mir schnell Diazepam", schreit Phil ihn an. Tom nimmt meine Hände: "Sie wird eiskalt Alex". Mir laufen schon die Tränen das Gesicht runter als Alex mir zuflüstert: "Jetzt hör mal nur auf mich! Wir schaffen das! Beim Ausatmen presst du deine Lippen zusammen, ich helfe dir mit Druck auf dem Brustkorb!" Ich versuche zu nicken, aber durch die Krämpfe schmerzt mein ganzer Körper. "Konzentrier Dich Einatmen ....Ausatmen....", weist mich mein Hintermann an, gleichzeitig drückt er auf meinen Brustkorb.
Florian kommt zurück gestürmt und drückt Phil eine Spritze in die Hand, die er sofort in meinen Zugang drückt. Mir wird immer schwindeliger und meine Sicht verschwimmt. Meine Hände krallen sich in Alex' Hände. Ich kann die Augen kaum noch offen halten und Franco klopft mir andauernd gegen die Wange. Wo der jetzt herkommt, weiß ich nicht. Langsam entkrampft sich mein Körper und meine Atmung normalisiert sich. Ich werde ruhiger. "Hast du gut gemacht! Jetzt schön wach bleiben und aufs Atmen konzentrieren", flüstert mir Alex wieder zu. Ich höre auf, mich in seine Arme zu krallen und er hält mir meine Hand. Tom wischt mir die Tränen aus dem Gesicht und mir fallen jetzt doch die Augen, vor Erschöpfung, zu.
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Einzelkämpfer (ASDS)
FanficASDS - Fanfiction Josi hat ein ernstes Problem an der Backe und versucht davor zu flüchten. An ihrem Zielort, trifft sie unglücklicherweise auf ihren Bruder, zu dem sie schon lange keinen Kontakt mehr hatte und der seiner Schwester unbedingt helfen...