(3) In den Fängen der "Opfer"

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Natürlich stellen die Kerle sich neben uns und labern uns nonstop zu: "Hey ihr süßen, ganz alleine da? Soll Daddy euch mal zeigen, wo der Hammer hängt?" Die zwei Anderen lachen sich schlapp und sind von der Sorte der selbst überzeugten. "Na, ob Daddy überhaupt irgendwas in der Hose hat, ist fraglich!", lache ich und Susi stimmt mit ein. Der augenscheinliche Anführer fühlt sich sofort in seinem Ego gekränkt und kommt mir mit dem Zeigefinger bedrohlich nahe: "Pass auf, was du sagst, sei lieber nett zu uns!" "Pfff, halt die Klappe, du Großkotz!", pfeift Susi ihn an und dreht ihm den Rücken zu. Einer der drei fasst ihr an den Hintern und sie dreht sich brüllend um: "Lass deine dreckigen Finger von mir!" Die Männer lachen nur und machen keine Anstalten, uns in Ruhe zu lassen.

Am großen Männertisch unserer potenziellen Opfer ist Ruhe eingekehrt und wir werden stark beobachtet. Ich packe Susis Hand und ziehe sie wieder an unseren vorherigen Tisch, um endlich wieder Ruhe zu haben. Leider dauert es nicht lange und die lästigen Typen setzen sich ungefragt dazu. "Hat irgendjemand gesagt, dass ihr euch setzen dürft?", ich ziehe die Augenbrauen nach oben und erreiche damit leider rein gar nichts. Der Anführer dieser Ekeltruppe schmeißt sich schon fast auf meinen Schoß und ich versuche ihn wegzudrücken, was mir mehr schlecht als recht gelingt. "Haben die Herren irgendwelche Probleme mit den Ohren?" Plötzlich stehen zwei Männer an unserem Tisch und funkeln die drei aufdringlichen Burschen böse an. "Was wollt Ihr denn? Fresse und verpissen!", winkt mein Schoßeinnehmer ab und drückt sich wieder an mich ran. "Wir können auch ungemütlich werden! Oder unsere Kollegen rufen, die freuen sich, wenn sie noch etwas zu tun haben!" Mit diesen Worten verschaffen sich die beiden Männer, die ich dem Siebener Tisch zuordnen kann, gehör: "Bullen oder was?" "Ja, wir hätten auch nochmal einen im Angebot! TOM!", rufen sie zur Männerrunde und einer, der mit dem Rücken zu uns sitzt, dreht sich zu uns.

Mir entgleist in diesem Moment jegliche Gesichtsfarbe und ich schaue schnell Susi an: "Muss kurz aufs Klo!" "Was gibt's? Braucht ihr Unterstützung?", ruft Tom zurück. Wie von der Tarantel gestochen, stehe ich auf und renne zu den Toiletten, um mich dort in eine Kabine einschließen.

Jetzt ist Köln sooooo riesig und ich sitze ausgerechnet in DER Bar, in der mein Bruder sitzt! Ich glaube zumindest, dass er es ist! Aussehen und Name passen.... Scheiße. Was mach ich denn jetzt? So will ich ihm auf keinen Fall begegnen! Da bekomm ich doch gleich zuerst eine Standpauke.

Die Toilettentüre öffnet sich und Schritte sind zu hören. "Josi? Alles okay?" "Bist du alleine Susi?", flüstere ich, da ich nicht weis, ob sie jemanden im Schlepptau hat. "Ja, was ist denn los? Musst du kotzen?" Ich öffne die Türe und ziehe sie in die Kabine, um ungestört mit ihr reden zu können: "Hast du ihn gesehen?" "Ist es wirklich dein Bruder? Ich war mir nicht zu hundert Prozent sicher!" "Ich glaube schon, bin mir ziemlich sicher, aber ich habe ihn ja schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen! Er darf mich auf keinen Fall in die Finger bekommen! Nicht so!" Susi nickt mir zu und legt eine Hand auf meine Schulter: "Also, Stephan und Paul haben die drei Typen verjagt. Die sind weg. Soll ich mal die Lage checken, ob Tom noch da am Tisch sitzt?" "Soso, Stephan und Paul?”, ich muss schon grinsen, da Susi auch wirklich nichts anbrennen lässt. "Die haben sich halt vorgestellt... Ich geh mal nachschauen!" Susi begibt sich wieder nach draußen und kommt erst nach zehn Minuten wieder zurück.

"Josi? Problem!", schnattert meine Freundin sofort aufgeregt los. "Was denn? Komm rein!" Ich ziehe sie wie zuvor in die Kabine rein. "Da draußen stehen zwei Typen, die mir nicht glauben, dass es dir gut geht. Es sind unsere "Opfer" und natürlich beide Notärzte! Wenn du in fünf Minuten nicht vor ihnen stehst, kommen sie rein!", rattert sie aufgeregt alles runter. "Kann es eigentlich noch schlimmer werden?", stöhne ich genervt vor mich hin, worauf Susi mir ins Gewissen redet: "Beschwör nichts herauf, okay! Wir gehen jetzt da raus, du zeigst denen, dass es dir gut geht und dann setzt du dich mit dem Rücken zu Tom an unseren Tisch. Wenn die Lage sich entspannt hat, dann gehen wir unauffällig!"

Stöhnend lass ich mich von Susi nach draußen ziehen und da stehen die zwei Männer auch schon. "Alles okay bei dir?", fragt der Lockenkopf und lässt seinen Blick prüfend über mein Gesicht wandern. "Alles Prima!", leider zappel ich echt auffällig vor den beiden herum, weil ich Angst habe, dass Tom hierher sieht. Susi fällt das auf und versucht sich so hinzustellen, damit die Sicht auf mich versperrt ist. "Ganz sicher? Du bist ziemlich blass um die Nase!", merkt der geile Typ an, den ich eigentlich gerne unter anderen Umständen kennengelernt hätte. "Jaja, nur zu viel getrunken! Alles Prima!", lächle ich gespielt und will mich an unseren Tisch kämpfen, doch unsere potenziellen Opfer lassen natürlich nicht so schnell locker: "Also, ich bin Phil und das ist Alex. Wir sind Notärzte. Wir würden echt gerne wissen, ob alles okay ist!"

Als ich leicht an Susi vorbeispickeln kann, sehe ich, dass Tom aufsteht und auf uns zukommt. Voller Panik drehe ich mich um und renne wieder aufs Klo, um mich dort einzuschließen. Es dauert natürlich auch nicht lange, bis mich Susi wieder mit ihrer Anwesenheit beehrt und sofort herum wettert: "Was war das denn? Also wenn du jetzt nicht alle Aufmerksamkeit auf dich gezogen hast, dann weis ich auch nicht!" "Jetzt schüttel die doch mal ab, mir geht's doch gut!" Susi will gerade wieder aus der Tür in den Gastraum verschwinden, da wird diese auch schon geöffnet: "Also jetzt, wo ist sie?" "Äh, Phil, das ist gerade unpassend und alles ist gut und wir gehen gleich heim..", stottert meine Freundin vor sich hin, doch der Notarzt lässt sich nicht weiter auf dieses Spielchen ein: "Hat man gesehen, dass alles gut ist!" "Wie heißt sie denn?", will jetzt Alex wissen, worauf Susi einfach so meinen Namen preisgibt: "Josi".

Wie blöd kann man sein?

"Josi, kannst du bitte die Tür aufmachen?", bittet einer der beiden, doch so einfach gebe ich natürlich nicht auf: "Ist gerade schlecht, sorry. Aber alles ist gut, wirklich!" "Also, wenn du jetzt nicht die Türe aufmachst, dann müssen wir sie öffnen lassen, okay!"

Oh, da wird einer sauer.

Widerwillig öffne ich die Tür und starre die zwei Herren an. Phil greift nach meinem Handgelenk, um den Puls zu fühlen und Alex schaut mir in die Augen. Das mir mein Herz gerade fast aus der Brust springt, muss ich glaub keinem erzählen! "Ganz schön schnell unterwegs!", stellt Phil fest. "Das war nur die Aufregung! Das geht bestimmt gleich wieder!" Ich will meine Augen schließen um mich wieder runterzufahren und nicht mehr in diese verdammt schönen Augen zu schauen, werde aber sofort daran gehindert: "Die Augen lassen wir schön offen!" Alex tätschelt mir auch gleich auf meiner Wange rum. "Ja, schon gut. Ich schmier euch schon nicht ab!", gifte ich ihn an und werde den Gedanken nicht los, dass wir die zwei Männer nicht mehr von der Backe bekommen. "Jetzt kommt ihr mit zu uns an den Tisch und trinkt erst mal ein Wasser. Danach sehen wir, ob es besser wird!" Alex schiebt mich schon aus der Toilette raus, obwohl ich ihm überhaupt keine Einwilligung habe zukommen lassen.

Einzelkämpfer (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt