(32) Der Anfang vom Ende

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Ich werfe mich, mit dem Bauch voran, auf mein Bett und umschlinge meinen Kopf mit meinen Armen, nachdem ich die Schmerzeswelle, aufgrund meiner Rippen, überwunden habe. Zu viele Fragen, zu wenig Antworten und viel zu viel Angst.

Scheiße, scheiße, scheiße! Warum immer ich? Warum kann ich nicht wie ein normaler Mensch leben und einfach meine Ruhe haben? Nichts, aber auch gar nichts läuft bei mir normal!

Neben mir senkt sich mein Bett und auch ohne hinzuschauen weis ich, wer da neben mir liegt. Ich rolle mich auf meine Seite und grinse Alex an. Allerdings sieht er nicht so glücklich aus. "Was ist?", mein Lächeln verschwindet jetzt allmählich auch. "Hat er sich gemeldet?", sein strenger Blick mustert mich. "Ich will nicht darüber reden!"

Warum lassen Sie mich nicht einfach in Frieden?

"So kann dir niemand helfen!", er seufzt und lässt seinen Blick nicht von mir ab. Mein Herz krampft sich zusammen, weil ich weiß das mir niemand helfen kann, ohne selbst in Gefahr zu geraten. "Das könnt ihr auch nicht, wenn ihr es wisst!", trotzig drehe ich mich auf den Rücken. "Du versuchst es doch nicht mal!" Die Wut staut sich schon wieder an und ich atme tief, seeeeeeehr tief ein, um mich zu beherrschen.

Ich will nicht mit ihm streiten. Nicht heute....

"Können wir denn nicht wie normale Menschen darüber reden?", flehend leuchten seine Augen auf.

Oooooooooo....wie NORMALE Menschen..... Wunderbar, der "Delete-Knopf” wurde soeben betätigt.....

Ich springe vom Bett auf und stampfe zu meinem Kleiderschrank. Ich reiß den erstbesten Hoodie raus, wechsel mein Oberteil und strampel dabei meine Jogginghose runter. Als ich eine Jeans an habe, fragt Alex: "Was wird das jetzt?" "Ich bin nicht NORMAL, Alex. Wenn du das bisher nicht begriffen hast, dann tut es mir leid", sauer stampfe ich zur Tür raus und renne nach unten. "Alles klar?", kommt mir ein verdutzter Stephan in die Quere. "NEIN! Gar nichts ist klar!"

Nachdem ich meine Schuhe angezogen habe, lasse ich die Haustüre mit aller Kraft zuknallen. Gefühlt wackelt das ganze Haus. Wutentbrannt laufe ich einfach drauf los und meine Gedanken überfluten mich immer mehr.

Warum musstest du jetzt so scheiße zu ihm sein? Egal, dann ist es nicht so schlimm für ihn, wenn ich vielleicht heute Abend nicht mehr heim komme.
Mann, wie gerne würde ich jetzt Susi anrufen und mit ihr reden... aber ihre Nummer ist gelöscht und vielleicht wäre es auch zu gefährlich. Ich muss Tom nochmal kurz sehen, ich weiß nicht, ob er heute Abend zuhause ist.

Somit laufe ich zur Wache und wische meine Wuttränen weg. Mit der Hand versuche ich Bescheuerte meinen Augen Wind zuzufächern, damit sie nicht mehr so rot wirken.

Hahahaha, genau Josi....

An der Wache angekommen, treffe ich gleich auf Moritz: "Hey, was ist los? Ist was passiert?" "Hi. Nein. Wo ist Tom?" "Müsstest du nicht noch im Krankenhaus liegen?" Mein tötender Blick reicht ihm wohl als Aussage und er sagt, dass er kurz Tom suchen geht.
Natürlich kommen Robin und Marc auch ums Eck und wollen wissen, was los ist, aber ich spare mir die Worte und winke einfach ab.

Als ich Tom auf mich zulaufen sehe, laufe ich ihm entgegen und packe ihn einfach wortlos in eine Umarmung. "Was ist los Josi?", er drückt mich ein Stück von sich weg und sieht mir in die Augen. "Nichts. Musste dich nur kurz sehen und sagen, dass mir alles leid tut!" Die gaffenden Blicke um uns herum machen mich nur noch wütender und ich drück Tom einen Kuss auf die Backe und flüchte wieder aus der Wache.

Wenigstens konnte ich ihm das noch persönlich sagen.

Ziellos laufe ich durch die Gegend, bis es langsam dämmert und mache mich dann auf den Heimweg. Kurz bevor ich daheim bin, merke ich, dass die Bettruhe eigentlich schon noch angebracht wäre und schließe total kaputt die Haustüre auf. Aus dem Wohnzimmer höre ich den Fernseher und verkrümel mich gleich in mein Zimmer.

Alex seh ich jetzt auch nicht mehr, der ist arbeiten. Shit.

Ich schreibe noch kurz Lukas und frage, wann ich da sein soll, da ich mir heute keinen Fehler erlauben will.

Lukas: >> Sei um zweiundzwanzig Uhr da und erschrick nicht, heute Abend ist Maskenpflicht. Ich hab dir eine schöne organisiert und sie im Bootshaus zurückgelegt <<

Ich "freue" mich riesig und könnte dadurch in hohem Bogen kotzen.
Noch zwei Stunden. Eigentlich würde ich jetzt so gerne schlafen, aber daraus wird nichts.

Zuerst stell ich mich eine halbe Stunde unter die Dusche. Dann suche ich geschlagene fünfundvierzig Minuten nach einem Outfit. Letztendlich wird es eine hautenge schwarze Lederhose und ein bordeauxrotes Top, das am Rücken nur durch eine Schnürung zusammengehalten wird. Nachdem ich mich gähnend geschminkt und die Haare hochgesteckt habe, leg ich den Brief auf meinen Schreibtisch und schleiche mich ganz leise nach unten. Im Wohnzimmer diskutieren die Männer mal wieder. Anscheinend Flo, Tom und Franco.

Naja, hilft alles nichts, los geht's!

Unterwegs schreib ich Alex noch eine Nachricht, inspiriert von dem mich beschallenden Lied:

>>"Ich atme dich ein
Und nie wieder aus.
Schließ' dich in mein Herz.
Lass dich nicht mehr raus.

Ich trage dich bei mir
In meiner Brust.
Hätt' alle Wege verändert.
Hätt' ich sie vorher gewusst.

Jetzt steh ich am Ufer.
Die Flut unter mir.
Das Wasser zum Hals.
Warum bist du nicht hier."

Es tut mir Leid! Jetzt wird alles wieder gut....und normal. Ich vermisse dich jetzt schon!

"Wer achtet auf mich jetzt,
Dass ich mich nicht verlauf'?
Und wenn ich jetzt falle,
Wer fängt mich dann auf?" <<

Einzelkämpfer (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt