(44) Wirklich verwandt?

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Total erschöpft fallen wir nebeneinander auf die Matratze. Mein Puls dröhnt durch meinen Körper und in meinen Ohren höre ich unentwegt das Rauschen meines Blutes. "Alles okay?" Alex zieht mich in seine Arme und drückt mich fest an sich. "Alles bestens!", mit einem sanften Kuss untermauere ich meine Aussage.

Erschöpft schließe ich meine Augen und drifte in einen erholsamen Schlaf ab.

◇◇◇◇◇◇◇◇

Ich werde durch einen sanften Kuss in meinem Nacken geweckt. Die Bettdecke wird mir bis in den Nacken hochgezogen und kurz darauf ist die Türe zu hören.

Weißt du eigentlich, wie tödlich das ist, mit einem Frühaufsteher zusammen zu sein? Solange er dich schlafen lässt, ist doch alles easy.

"JOOOOOSIIII!"

Ich habe meinen dämlichen Bruder vergessen.... Vielleicht lässt er mich auch in Ruhe, wenn ich nicht antworte. Ich ziehe mir die Decke fester um meinen Körper, für den Fall, dass der Besagte das Zimmer stürmt und kuschel mich etwas tiefer in mein Kopfkissen. Ich lasse mir den gestrigen Abend nochmal durch den Kopf gehen, was dafür sorgt, dass sich ein breites Dauergrinsen auf mein Gesicht einbrennt. "Josi, bist du wach?" Tom scheint vor der Türe zu stehen und mit größter Wahrscheinlichkeit werde ich ihn nicht so schnell abwimmeln können. "Nein, verkrümel dich!" Vielleicht hätte ich es nicht so lapidar in den Raum werfen sollen, sondern mit mehr Nachdruck, aber wenn das Gehirn noch nicht auf hundert Prozent geladen ist, ist das schwerer als gedacht. Natürlich öffnet sich kurz darauf die Türe und Tom schleicht sich neben mich ans Bett: "Alles okay? Komm runter, es gibt Frühstück!" "Weck mich doch nicht so früh am Morgen, nur wegen Essen", ich dreh mein Gesicht einfach zur Wand und hoffe, dass er jetzt beleidigt abzieht. "Wir haben es kurz nach neun, du kannst doch nicht den ganzen Tag verschlafen!" Verwirrt drehe ich meinen Kopf wieder zurück in seine Richtung: "Bist du wirklich mein Bruder? Manchmal muss ich wirklich unsere Verwandtschaft anzweifeln!" "Ja, zu hundert Prozent. Jetzt zieh dich an und komm runter!" Mit diesen Worten verschwindet er aus dem Zimmer.

Da alles nichts hilft, steh ich auf, zieh mir ein T-Shirt von Alex an und schlurfe langsam gähnend nach unten. In der Küche sitzt die komplette Mannschaft und begrüßt mich mit einem breiten Grinsen. "Morgen!", ich schleiche an allen vorbei, um mir meinen Muntermacher aus der Kaffeemaschine rauszulassen.

"Ich frag mich wirklich, wie du dir einen Beruf mit Schichtdienst raussuchen konntest!" Franco schüttelt amüsiert seinen Kopf, während ich mich schulterzuckend auf dem Stuhl neben Alex niederlasse. Dieser schenkt mir lächelnd einen Kuss und hält mir sofort den Korb mit den Brötchen unter die Nase. Augenverdrehend nehme ich einen der Teigklumpen und leg ihn auf meinem Teller ab. "Übers Wochenende sind wir alle mehr oder weniger eingespannt. Wir sind teilweise auf dem Schützenfest und teilweise zum normalen Dienst eingeteilt.." Franco schaut mich mitleidig an, worauf ich nur eine Augenbraue hochziehe: "Und jetzt habt ihr Angst, dass ich sterbe, wenn ich alleine bin oder was?" "Du bist immer noch nicht so fit und wenn irgendwas ist, bist du ganz alleine..." Tom durchdringt mich mit seinen Blicken.

Ich habe heute Nacht eine Runde Sex überlebt, da werde ich den Rest auch schaffen!

Ich kann mir mein fettes Grinsen nicht verkneifen und werde darauf natürlich sofort von Florian angesprochen: "Was grinst du denn jetzt so?" "Nur so.. Mir ist halt was eingefallen!", ich winke ihm ab und als ich kurz darauf Alex ins Gesicht schaue, weiß ich, dass er genau weiß was ich denke. Auch er kann sich sein Grinsen nicht verkneifen, räuspert sich aber sofort, um mich darauf aufmerksam zu machen, dass ich endlich was essen soll. "Ja, jetzt mach doch nicht so eine Welle. Ich werde schon was essen!" "Weißt du, ich hab mir überlegt, dass dir ein wenig Gesellschaft nicht schaden kann und habe dir dafür jemand übers Wochenende organisiert!" Phil spannt mich auf die Folter und ich lasse meinen verdutzten Blick zu ihm wandern. Mir fällt nur eine einzige Möglichkeit ein: "Susi?" Er schmunzelt amüsiert in meine Richtung. "Ernsthaft? Geil! Danke Phil!!", heute kann nichts und niemand meine Laune zerstören. "Aber nichts da mit Party!" Alex bremst gleich wieder meine Euphorie und zerstört meine Laune. "Aber, bis dahin ist es doch noch ein ganzer Tag und..." Alex schüttelt seinen Kopf: "Nein, nein. Vergiss es! Ihr bleibt schön zuhause! Ich warn dich, wenn ihr euch in irgendwelchen Clubs rumtreibt.." Mein fieses Grinsen bringt alle Männer am Tisch zum Aufstöhnen, was sie meiner Meinung nach verdient haben. "Josi, ich meine das jetzt vollen Ernstes: Du bleibst mit deinem Arsch zuhause! Wenn ich dich aus irgendeinem Club rausziehen muss, platzt mir echt der Kragen!" Tom funkelt mich böse an, worauf mir gleich ein rettender Gedanke aufblitzt.

Wenn er mich nicht rausziehen muss und ich von alleine rauslaufen kann, spricht doch nichts dagegen... oder? Zumindest hat er in diesem Zusammenhang nichts erwähnt....

"Okay, gut!", ich nicke bestätigend und werde darauf von allen Beteiligten streng gemustert. Ich weiß ganz genau, dass mir von Alex nachher noch eine Standpauke blüht, aber ich lass mir doch nicht die Chance entgehen, mit meiner Freundin ein bisschen feiern zu gehen. Damit es nicht noch mehr Stoff zum diskutieren gibt, esse ich jetzt ganz brav mein Brötchen und lausche den Informationsaustausch über das Schützenfest, bis ich in meinen eigenen Gedanken versumpfe: Wir könnten doch gegen neun Uhr abends ins Bootshaus, feiern, gedämpft Alkohol trinken und so gegen fünf Uhr morgens wieder nach Hause. Dann fällt das keiner Sau auf und wir haben unseren Spaß. Wenn das aber jemand mitbekommt, bin ich tot! Naja, no risk, no fun.

Nachdem wir alle fertig sind, räume ich schonmal den Tisch ab und gehe gleich anschließend ins Bad und stelle mich unter die Dusche. Mein Zustand verschlechtert sich während der heißen Dusche zunehmend und ich versuche es gekonnt zu ignorieren.

Du darfst jetzt nicht schwächeln, sonst gibst du die Angriffsfläche wieder frei.

Ich quäle mich aus der Dusche und trockne mich im Schneckentempo ab. Da mein Kreislauf in der Dusche mit dem Abwasser den Abfluss hinunter gesickert ist, muss ich mir auf dem Badewannenrand eine kurze Pause gönnen.

Sicher, dass du einen Club Aufenthalt überlebst? Nein… Nächster Auftrag: Unbemerkt Tabletten organisieren.

Mit einem Handtuch umwickelt, wanke ich die Treppen hoch und werfe mir in meinem Zimmer ein paar Klamotten über den Körper. Nach dem Anziehen bin ich schon wieder durchgeschwitzt. Stöhnend will ich mich eigentlich auf den Weg nach unten machen, aber die drehende Welt verweigert mir meinen Tatendrang und ich lass mich einfach rückwärts auf das Bett fallen. Es dauert nicht lange, da lässt sich irgendjemand neben mir auf dem Bett nieder: "Geht’s dir nicht gut?" Alex streicht mir über meine Wange, worauf ich zwanghaft meine Augen öffne und mir ein Lächeln aufzwänge. "Alles okay, ich hab mich nur ein bisschen ausgeruht" Er lehnt sich über mich und drückt mir einen sanften Kuss auf: "Du weißt welchen Beruf ich ausübe?" "Mhhhh, lass mal überlegen... Masseur des Todes?", ich dreh mich vorsichtshalber mit zugekniffenen Augen von Alex weg. Sein Mund findet den Weg zu meinem Hals, worauf ich mich ihm hingebungsvoll entgegenstrecke. "Du musst unbedingt schnell wieder gesund werden!”

Einzelkämpfer (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt