(141) Gehirnfraß

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Gegen Abend liege ich gelangweilt in meinem Krankenhausbett und starre die Decke an. Alex musste zur Arbeit und Tom wurde rausgeschmissen, da die Besuchszeiten vorbei sind. Um mir die Langeweile zu vertreiben, rufe ich meiner besten Freundin an:

Susi: "Joooosiiii. Gerade wollte ich dir anrufen! Phil hat erzählt, dass du im Krankenhaus liegst. Was machst du nur für Sachen?"
Ich: "Hey Susi! Ja, aber soweit scheint alles in Ordnung zu sein! Wie sieht es denn mit deiner Jobsuche aus? Hat sich schon was ergeben?"
Susi: "Vor zwanzig Minuten habe ich eine Einladung für ein Bewerbungsgespräch bekommen. Cool, oder?"
Ich: "Das ist ja klasse! Wann ist das?"
Susi: "Am Freitag. Ich komme am Donnerstag Abend zu euch und bleibe dann bis Sonntag. Ich hoffe so sehr, das es klappt. Das wäre perfekt!"
Ich: "Das hoffe ich auch! Aber wer dich nicht nimmt, ist selber schuld! Brauchst du eigentlich noch was für deine neue Wohnung? Wir könnten doch dann am Wochenende shoppen gehen. Was hältst du davon?"
Susi: "Wäre schon cool, aber Phil hat gesagt, dass du nicht so viel rumrennen sollst. Ich hatte die gleiche Idee."
Ich: "Och Mensch... Naja, dann gehst du mit Phil und präsentierst mir danach alles. Kann man nicht ändern!"
Susi: "So machen wir das! Mir wäre es anders auch lieber, aber wenn nachher etwas schief läuft und die Kinder deswegen zu früh kommen, wäre das nicht gut. Lass den Kopf nicht hängen."
Ich: "Das sehe ich genauso. Ooooh, ich weiß die Geschlechter... Willst du es wissen?"
Susi: "Echt jetzt? Ich dachte, ihr lasst euch überraschen?"
Ich: "Mein Frauenarzt hat sich verplappert hahaha. Aber ist nicht schlimm, irgendwie war ich schon verdammt neugierig!"
Susi: "Dann spuck es aus! Ich will es auch wissen!"
Ich: "Mädchen und Junge!"
Susi: "Yes! Das Mädchen gehört mir! Darf ich jetzt Tussikram kaufen oder nicht?"
Ich: "Warte doch lieber noch ab. Nachher hat sich Finn vielleicht doch geirrt und dann hast du alles umsonst gekauft."
Susi: "Dann wird eben einer der Jungs komplett feminin erzogen. Fertig!"
Ich: "Hahaha. Wenn ich mir das jetzt so bildlich vorstelle... Ein Kerl in Kleidchen, mit Nagellack und lauter Spängchen im Haar...hahahaha"
Susi: "Ach komm schon, hahaha. Man muss heutzutage einfach etwas toleranter sein."
Ich: "Wenn er aus freien Stücken in diese Richtung schlägt, ist das auch in Ordnung. Ansonsten halten wir die Erziehung so neutral wie möglich, dann können sich die Kinder frei entfalten. Nach der Geburt kannst du dich wegen mir mit Kleidchen zu Tode kaufen, wenn wirklich ein Mädchen dabei ist."
Susi: "Okay, geht in Ordnung! Hab schon verstanden!"
Ich: "Super. Also gut, dann sehen wir uns ja am Freitag. Machs gut, süße!"
Susi: "Ich freue mich auf euch! Bis dann. Ciao!"

Den restlichen Abend verbringe ich mit der Suche nach einem Mädchennamen. Allerdings stellt sich das als ziemlich schwierig dar. Entweder sind mir die Namen zu altbacken, zu modern, zu stark vertreten oder zu außergewöhnlich.
Seufzend lege ich mein Handy auf die Seite und hoffe in dieser Kategorie, einfach auch Alex' Einfallsreichtum.

Obwohl ich heute schon mehr als genug geschlafen habe, übermannt mich der Schlaf innerhalb kürzester Zeit.

◇◇◇◇◇◇◇

"Guten Morgen Frau Mayer!" Schwester Lisa betritt fröhlich pfeifend mein Zimmer und stellt mir mein Frühstück vor die Nase. "Morgen!" Mein herzhaftes Gähnen sorgt für ein kleines Lächeln auf den Lippen der blonden Frau. "Wenn Sie gegessen haben, werde ich bei Ihnen noch Blutdruck messen. Ihr Gynäkologe hat sich auch schon erkundigt und mich gebeten, Sie an Ihre Folsäure zu erinnern. Der Wert sei immer noch nicht zufriedenstellend." "Okay, danke. Die Folsäure habe ich leider zuhause. Darf ich denn heute wieder heim?", ich richte mich langsam auf und fahre mir mit den Händen durch mein Gesicht, um etwas wacher zu werden. "Wir müssen erst die Werte abwarten. Danach entscheiden die Ärzte!", mit einem entschuldigenden Blick verschwindet die junge Krankenschwester wieder aus der Türe. Etwas genervt, über die Unklarheit, mache ich mich über mein Frühstück her und verschlinge alles, was der Teller hergibt. Das Essen tut unbeschreiblich gut und stimmt mich dann doch wieder etwas zufriedener.

Einzelkämpfer (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt