(2) Los geht's

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Es klingelt an der Türe.
"Wer ist das?", will Susi wissen und wirft gleichzeitig mit mir einen Blick auf die Uhr: "Keine Ahnung! Kurz vor Mitternacht bekomme ich normalerweise nie Besuch!" Sofort beschleicht mich ein ungutes Gefühl, was meine Freundin auch gleich bemerkt und nach meiner Hand greift. Zusammen laufen wir zur Türe und ich wage einen Blick durch den Spion: "Da ist niemand!" Ob das jetzt ein gutes oder eher schlechtes Zeichen ist, kann ich noch nicht beurteilen. "Mach die Kette dran und dann schauen wir mal nach draußen", schlägt Susi vor.

Somit lege ich die Sicherheitskette an der Haustüre ins Schloss und öffne nervös die Türe einen Spalt. Vor der Türe steht ein Blumenstrauß mit einer Karte und eine Flasche unseres Lieblingssekt. "Mann scheiße, das war bestimmt wieder Lukas!", ich knalle die Türe gleich wieder zu und lehne meine Stirn gegen das Holz. Susi drückt mich jedoch zur Seite, entfernt die Kette und sammelt vor meiner Türe schnell alles ein.

Im Wohnzimmer legt sie den Blumenstrauß ab, drückt mir die Karte in die Hand und öffnet den Sekt, da unsere erste Flasche schon leer ist. Ängstlich öffne ich den Umschlag, ziehe die Karte heraus und lese die geschriebenen Zeilen vor:

Schade, dass du nicht lieber mit mir den Abend verbringst! Aber ich hoffe du hast viel Spaß mit deiner Freundin! Damit ihr nicht auf dem Trockenen sitzt, spendiere ich euch euren Lieblingssekt! Zum Wohl!
Ich liebe dich!

Susi blickt mich unglaubwürdig an: "Das steht da nicht wirklich, oder?" Mit Tränen in den Augen nicke ich ihr zu: "So geht das schon einige Zeit! Ich habe echt Angst. Es wird immer gruseliger und ich möchte nicht abwarten, was diesem Kerl noch alles einfällt!" "Ich bleib heute Nacht bei dir! Unter diesen Umständen lasse ich dich nicht alleine!" "Können wir auch morgen mittag schon los? Ich muss hier weg! Das halte ich nicht mehr aus", flehe ich meine Freundin schon fast an. "Pass auf, ich muss bis sechzehn Uhr arbeiten. Dann holst du mich ab und wir brechen auf! Am Freitag melde ich mich einfach krank!" Dankbar umarme ich sie und wir schütten uns die restliche Flasche Sekt in die Birne.

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Am nächsten Mittag, pünktlich um sechzehn Uhr, stehe ich vor Susis Arbeitsplatz und warte. Ich tippe im Handy herum und suche online schonmal nach einigen preisgünstigen Hotels und erschrecke mich zu Tode, als die Beifahrertüre aufgerissen wird.
"Ich bin es nur du Nudel! Los geht's!" Susi schmeißt eine Sporttasche voller Klamotten auf die Rückbank und wir starten in mein neues Leben.

Nach einer stimmungsvollen zweistündigen Autofahrt, voller schiefer Tönen, kommen wir in Köln an.

"Hast du einen Plan oder einfach drauf los?", erkundigt sich Susi. "Einfach drauf los!", ich zucke mit den Schultern und stelle auf dem nächstbesten Parkplatz mein Auto ab. Es ist ein ruhigeres Stadtgebiet und wir erkunden gleich das erste Hotel in dieser Straße. Zu unserem Glück ist gleich ein Zimmer frei und somit nehmen wir es sofort in Beschlag.

Nach einer ausgiebigen Dusche stehen wir vor unseren Taschen und suchen nach passenden Outfits. Susi entscheidet sich für ein knielanges schlichtes schwarzes Kleid und ich ziehe eine schwarze enge Jeans und ein schulterfreies grünes Top an. Ich bin im Gegensatz zu meiner Freundin absolut kein Kleid-Mensch!

Somit begeben wir uns auf die Suche nach einer Bar und werden auch nach zehn Minuten fündig. Mittlerweile ist es zwanzig Uhr und es ist schon ein bisschen was los. An einem großen Tisch sitzen sieben Männer, die sich alle angeregt unterhalten. An fünf weiteren Tischen sitzen gemischte Gruppen, im Durchschnitt mit vier bis fünf Personen.

Wir setzen uns an einen kleinen freien Tisch und bestellen uns eine Runde Cocktails. Susi und ich beobachten zuerst die verschiedenen Leute an den Tischen. Wir lieben es, uns Geschichten über die verschiedenen Personen auszudenken und versuchen herauszufinden, wer ein Pärchen ist, wer sein erstes Date miteinander hat und lauter solche Dinge. Nach dem vierten Cocktail merke ich den Alkohol, da wir heute noch nichts richtiges gegessen haben. Ein Lachflash folgt dem anderen und wir werden immer wieder von dem sieben-Personen Tisch beäugt. "Also ich finde ja den schwarzhaarigen richtig geil!", ich suche mir schon ein potenzielles Opfer, das vollkommen in mein Beuteschema passt. "Ich nehm den mit den Locken!" Susi sabbert schon fast vor sich hin und grinst wie ein Clown auf Drogen. Drei von den Männern sitzen mit dem Rücken zu uns und daher können wir diese nicht richtig beurteilen.

Wir lachen wegen jedem Scheiß und kriegen uns fast nicht mehr ein. Irgendwann stellen wir uns an den schrägen Teil der Bar, um "unsere" Männer im Blick zu behalten und bestellen den nächsten Cocktail, als drei mächtig angetrunkene Typen die Bar betreten.

Die sehen schon aus, als wenn die richtig auf Krawall gebürstet wären.

Einzelkämpfer (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt