“Ich glaube ich will die gar nicht kennenlernen! Was denken die denn von mir? Die kleine Sanitäterin, die sich von dem Notarzt gleich beim ersten Mal hat schwängern lassen. Toller Eindruck den ich da vermittle!" Ich stöhne gequält auf und drücke mein Gesicht fest an Toms Brust. "Jetzt hör aber auf. So sind die beiden nicht." "Ach, stimmt. Wenn ihr Sohn schon so lebensmüde ist und sich auf so eine zickige sture Kuh einlässt, können die sich vielleicht auch auf das zukünftige Schwiegermonster einlassen!" Ich merke schon, dass die Aufregung absolutes Gift für meinen Magen ist. Eventuell könnte es auch die Fruchtsäure sein. Oder beides.
"Warum denkst du denn bitte so schlecht von dir? Josi, jeder hat seine Macken, Ecken und Kanten. Wenn man unsere Vergangenheit betrachtet, kann man auch verstehen, warum du oft so bist, wie du nunmal bist! Trotzdem lieben wir dich."
Trotzdem.... Ich hätte lieber einen Satz, in dem "Genau deswegen lieben wir dich" drin vorkommt. Das schaffe ich wohl nie...
Da ich keine Lust mehr habe, meine schlechte Persönlichkeit weiterhin zu erörtern, brumme ich ihm nur ein "hmmmm" entgegen. Tom merkt natürlich, dass die Stimmung sowas von gekippt ist, sagt aber kein Wort, sondern streicht mir stattdessen in einer Dauerschleife über den Kopf.
"Ich bin ja total gespannt, welche Geschlechter da in deinem Bauch heranwachsen. Vielleicht gibt es ja ein Pärchen! Hast du einen Favorit oder ist es dir egal?" Tom's Versuch, das Gespräch auf etwas Positives zu lenken, schafft leider nicht den gewünschten positiven Effekt. "Bei einem Mädchen hätte ich viel zu sehr Angst, dass es total nach mir kommt. Lieber zwei Jungs, die so werden wie Alex!" "Josi, jetzt hör aber auf! Du stellst dich gerade als schlechtesten Mensch auf der Welt hin. Was ist denn heute mit dir los?" "Ach, ich sollte vielleicht einfach meinen Mund halten! Ich kann heute leider nur pessimistisch", ich seufze schwer auf und schließe die Augen, auch wenn ich nicht müde bin. Mein Handy vibriert fröhlich auf meinem Nachttisch vor sich hin, worauf mir Tom das nervtötende Gerät in die Hand drückt.
Ich: "Jaaa?"
Alex: "Ich bin’s, Schatz. Also wir haben am Montag in einer Woche bei Finn einen Termin. Ich hoffe, das ist in Ordnung?"
Ich: "Finn?"
Alex: "Na, der Gynäkologe."
Ich: "Aha..."
Alex: "Warum jetzt aha? Doch nicht so gut?"
Ich: "Wieso nennst du den Finn?"
Alex: "Erkläre ich dir, wenn ich zuhause bin. Wie geht's dir?"
Ich: "Ganz gut. Tom hat mich mit Kirschen, Erdbeeren und Mango versorgt und jetzt dient er mir als Kissen."
Alex: "Hört sich gut an. Iss nicht allzu viele Früchte, wegen der Säure. Das gibt sonst Sodbrennen!"Ja, ich merke es!
Ich: "Ja... bei dir auch alles klar?"
Alex: "Natürlich.. Oh, Einsatz. Ich muss. Bis später"Und schon hat er aufgelegt.
Hundertpro kennt Alex den Gynäkologen.. Ach was solls… Solange sie sich beim Kaffeetrinken nicht über meine Geschlechtsteile unterhalten, soll es mir recht sein.
"Josi, ich muss leider gleich los zum Dienst. Du bist ein, zwei Stunden alleine. Wenn was ist, meldest du dich bitte sofort, okay?" Toms mahnenden Blick nehme ich mal einfach so hin. "Natürlich. Versprochen!", ich rolle mich von meinem Bruder runter und gebe ihn somit frei. Nach einem Kuss auf die Stirn, verschwindet er aus meinem Zimmer. Bevor ich noch mit der Matratze verwachse, nehme ich mir vor, zuerst mein Fieber zu kontrollieren und dann zu duschen.
Nachdem ich meinen Arm mit frischen Klamotten vollgepackt habe, laufe ich nach unten ins Badezimmer. Dort wo letztens Franco das Fieberthermometer herausgezogen hat, finde ich es auch wieder vor. "Sechsunddreißig Komma sechs. Na wer sagt's denn?" Voller Freude springe ich unter die Dusche und ziehe mir danach eine schwarze Sport Leggins und ein T-Shirt drüber. Meine Haare binde ich zu einem Zopf, da ich absolut keine Lust habe, ewig meine Mähne zu föhnen. Mein Spiegelbild sieht nicht gerade umwerfend aus, wie ich feststellen muss: Immer noch blasse Haut, dunkle Augenringe und ganz trockene Lippen.
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Einzelkämpfer (ASDS)
ФанфикASDS - Fanfiction Josi hat ein ernstes Problem an der Backe und versucht davor zu flüchten. An ihrem Zielort, trifft sie unglücklicherweise auf ihren Bruder, zu dem sie schon lange keinen Kontakt mehr hatte und der seiner Schwester unbedingt helfen...