(117) Dem Ärger Luft machen

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Krankenhaus! Mir scheißegal, ob ich mich da zum Affen mache. Die Frau muss verstehen, dass ich Alex jetzt abgeleckt habe und er deshalb mir gehört.

Tierisch genervt schaue ich mich nach allen Seiten um und versuche mich etwas zu orientieren. Da ich wieder mal null Orientierungssinn habe, muss ich doch tatsächlich mein Handy zücken und mir bei Google Maps den Weg zeigen lassen.

Hahaha, so peinlich.

Als ich gerade die Route starten will, klingelt das Handy und zeigt mir einen ankommenden Anruf von Tom an:

Ich: "Ja, bitte?"
Tom: "Wo bist du?"
Ich: "Hättest du eine Minute später angerufen, dann könnte ich es dir sagen"
Tom: "Muss man das jetzt verstehen?"
Ich: "Verkrümel dich jetzt aus der Leitung, damit mich Google leiten kann..."
Tom: "Hahahaha, nicht wahr, oder?"
Ich: "Doch, leider. Achso, kannst du mir einen Gefallen tun? Richte dem Herrn im Bett aus, dass er sich warm anziehen kann! Ich bin sauer und zwar richtig. Wenn er nicht schon von alleine gestorben ist, werde ich eigenhändig nachhelfen und jetzt schleich dich aus der Leitung, ich hab noch was zu tun"

Ich drücke den Herr Mayer aus der Leitung und starte die Navigation. Leider kann ich Google Maps nur ganze dreißig Sekunden auskosten, denn schon ruft der nächste an:

Ich: "Stephan! Ich brauch jetzt mein blödes Handy, um zu wissen wo ich hinlaufen muss"
Stephan: "Bist du schon auf dem Weg nach Hause?"
Ich: "Nein! Zuerst muss ich etwas klarstellen und dann komme ich nach Hause und reiße Alexander auseinander. Also, bis nachher!"

Ich drücke auch Stephan weg und folge der Beschreibung auf meinem Display. Je näher ich der Klinik komme, desto stärker werden meine Magenschmerzen. Vor der Eingangstüre atme ich noch einmal tief durch und betrete dann den Boxring.

Am Empfang sitzt eine nett aussehende, ältere Frau, die leicht lächelnd in den PC starrt. Als ich am Tresen ankomme und sie aufschaut, verändert sich ihr Gesichtsausdruck schlagartig. Meinem Gefühl nach, sehe ich wie der Teufel persönlich aus, der gerade mit tanzenden Flammen direkt aus der Hölle aufsteigt. "Hallo. Ich suche eine Ärztin. Leider weiß ich nur, dass sie Melissa heißt und verdammt gut aussieht, aber den arschigsten Charakter auf der ganzen weiten Welt besitzt!" Ein leichtes Schmunzeln umspielt den Mund der Dame vor mir, während sie mit dem Zeigefinger in irgendeine Ecke hinter meinem Rücken zeigt. Als ich mich umdrehe, sehe ich auch schon das Objekt meiner hassenden Begierde. Sie steht vor einem Arzt und dreht einer ihrer Haarsträhnen in kreisenden Bewegungen um ihren Zeigefinger. Der Arzt scheint ziemlich desinteressiert und wirft andauernd einen Blick auf seine Armbanduhr.

Ich drehe mich nochmal kurz zu der sympathischen Dame: "Es tut mir im Vorfeld schon wirklich leid. Ich bin normalerweise echt nicht so, aber das muss sein!" Sie nickt mir leicht zu, als wenn sie wissen würde, was ich vorhabe. Ich nehme all meinen Mut zusammen und laufe mit großen Schritten auf mein Zielobjekt zu. Hinter ihrem Rücken angekommen, verschränke ich die Arme und räuspere mich laut genug, damit die Schnalle mich auch nicht überhören kann. Als sie sich umdreht, sieht sie mir fragend ins Gesicht.

"Pass mal auf! Ich sage das nur EINMAL! Also schreib dir das gefälligst hinter die Ohren! Alexander gehört zu mir. Er hat sich für mich entschieden und nicht für dich. Du lässt ihn gefälligst in Ruhe. Wenn ich nur einmal mitbekomme, dass du ihn schräg anschaust, ihn ansprichst oder dich etwa traust, in seine Richtung zu atmen, dann werde ich wiederkommen und dir deine hässlichen falschen Wimpern von deinen Augenlidern reißen und sie dir zusammen mit deinem Push Up-BH in dein hässliches Maul stopfen. Haben wir uns verstanden?", mein Paniklevel schlägt schon irgendwo bei zweihundert Prozent an, aber ich versuche, es mir einfach nicht anmerken zu lassen. Der Arzt zu ihrer linken, schmunzelt nur leicht und nutzt die Gunst der Stunde und zieht an Melissa vorbei. Diese steht total perplex da und scheint sich in ihrem blonden Köpfchen irgendwelche Worte zurechtzulegen.

Einzelkämpfer (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt