(25) Aufeinandertreffen

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Der nächste Einsatz lässt nicht lange auf sich warten. Wir rücken wieder aus.

Unterwegs erfahren wir, dass es sich um einen Verdacht auf Schlaganfall handelt und ebenfalls ein Nef hinterher kommt. Wir sind die Ersten und rennen die fünf Stockwerke nach oben. Der dreiundachtzigjährige hängt abwesend in seinem Sessel. Jacky und Yannick kümmern sich um den Herren und ich halte die ganze aufgelöste Verwandtschaft in Schach, da hier wohl ein Geburtstag gefeiert wurde.

"Josi, kannst du das Tragetuch holen?", schreit mir Jacky zu und ich renne wieder nach unten. Die Luft wird knapp, das merke ich schon und ich nehme mir vor, nachher unbedingt Schmerzmittel zu nehmen. Solange ich am RTW das Tragetuch heraus fummel, trifft das Nef ein und die zwei springen sofort nach oben. Ich nehme die Trage auch schon mal mit und parke sie geschickt vor dem Eingang des Hauses. Danach renne ich die Treppen wieder hoch.

Der alte Mann ist wieder relativ anwesend und der Notarzt kümmert sich im Nebenzimmer um die Frau des Mannes, da sie umgekippt ist. Nick, Yannick, Jacky und ich laden den Mann auf das Tragetuch und machen uns auf den Weg ins Treppenhaus. Ich muss nicht erwähnen, das die Belastung meinen Rippen überhaupt nicht gut tut, oder?

Mir läuft der Schweiß schon literweise die Stirn runter und mir wird es immer übler, aber ich ermahne mich selbst die Zähne zusammenzubeißen. Als wir den Mann auf der Trage haben, schaut mich Nick besorgt an: "Josi, was ist mit dir?" "Nichts, alles gut", lächle ich ihn kurzatmig an. "Erzähl keinen Scheiß, du solltest dich mal sehen!", meckert er mich an.

Na super, das fängt ja schon gut an!

Der Notarzt hat wohl das Ok für den Transport gegeben, da er mit der bewusstlosen Frau auf den weiteren Krankenwagen wartet. Wir fahren ins Krankenhaus und ich versuche neben dem Patient meinen Schmerz wegzuatmen. Als der  Herr untergebracht ist, fahren wir zurück zur Wache.

Jacky erschrickt bei meinem Anblick: "Josi? Muss ich Markus holen?" "Nein, quatsch. Ich leg mich kurz hin, dann geht das auch gleich wieder!" Aus meiner Tasche krame ich gleich zwei Schmerztabletten raus und schmeiß sie mir ein. Danach checke ich mein Handy und sehe eine Nachricht meines besorgten Bruders. Ich schreibe ihm, dass ich arbeiten bin und erst gegen Abend wieder nach Hause komme. Anschließend lasse ich mich erschöpft auf eine Liege fallen und versuche weiterhin meine Schmerzen wegzuatmen. Nach zehn Minuten wird es besser und ich hoffe, die Schmerzmittel geben noch mehr Gas.

Mein Melder bimmelt schon wieder und ich quäle mich auf die Füße. Am Krankenwagen angekommen, hüpfe ich rein und wir fahren sofort los. Ein Verkehrsunfall. Vier Autos sind ineinander gekracht. Drei Personen sind bewusstlos, einer schreit sich die Seele aus dem Leib und eine Person ist leicht verletzt. Ich versorge mit den anderen zuerst die Bewusstlosen, denn unser Motto ist: "Wer schreit, der Lebt!" Es folgen noch zwei weitere RTW's und zwei Nef.

Wie soll es auch anders sein, mein Patient schmiert uns nach der Crashrettung ab und ich beginne mit der Reanimation. Jacky versorgt ihn mit einem Zugang und beatmet ihn. Ich muss mich beherrschen vor lauter Schmerzen nicht zu kotzen und konzentriere mich voll aufs Drücken. Der Notarzt übernimmt die Beatmung und Jacky legt schnell das große Monitoring an. "Dreißig!", geb ich dem Notarzt Bescheid und schaue ihm ins Gesicht. Kurz stockt mir der Atem und dem Notarzt ebenso. "Was machst du hier?", kommt mir Alex' Frage entgegen gedonnert. "Reanimieren, siehst du doch!", ringe ich nach Luft und konzentriere mich wieder auf meine Arbeit. "Yannick, kommst du mal ablösen bitte!", schreit Alex. "Wieso denn?", frage ich und drücke unbeirrt weiter. "Darüber reden wir später! Du lässt dich ablösen!", faucht er mich an und ich übergebe an Yannick. "Du setzt dich jetzt rüber an den RTW und rührst nichts mehr an, verstanden?", blafft Alex hinterher und ich verdrehe nur die Augen.

Auf dem Weg zum RTW versorge ich noch kurz den leicht Verletzten. Ich säubere seine kleine Kopfplatzwunde, lege ihm ein Stifneck an und zaubere schnell einen Zugang in dessen Arm. "Was haben wir hier?", kommt eine Frage hinter mir. "Männlich, dreißig Jahre, klagt über Kopfschmerzen und Übelkeit, leichte Kopfplatzwunde habe ich versorgt, Stifneck angelegt und Zugang liegt auch. Muss noch nach dem Blutdruck schauen", gebe ich die Info weiter und überlege, ob ich irgendwo an den Straßenrand kotzen soll. "Josi?" Verwundert drehe ich mich um und schaue Franco ins Gesicht. "Was machst du hier?", er ist sichtlich entsetzt. "Arbeiten, sieht man doch!", grinse ich ihn an. "FRANCO, sie soll sich endlich an den RTW setzen!", brüllt Alex, als er sieht, dass ich wieder am Patient bin.

"Komm, ich mach den Rest. Alex hat recht. Du siehst echt nicht gut aus!", er zieht mich am Arm hoch. "Franco, es geht schon. Ich kann...", ich werde unterbrochen. "Los, setz dich hin! Bevor wir dich auch noch einladen müssen!" Geschlagen setze ich mich auf den Beifahrersitz des RTW und warte bis Yannick und Jacky wieder da sind und wir zur Klinik fahren.

Franco öffnet vor der Klinik meine Türe: "Wieso sagst du denn nichts? Ich bin vorhin aus allen Wolken gefallen!" "Ich hatte gestern erst das Vorstellungsgespräch und Michael hat mich gleich für heute eingespannt. Gestern war ja jeder auf Arbeit und so konnte ich nichts erzählen!", verteidige ich mich. "Hättest ja mal erwähnen können, dass du auch Sani bist!", funkelt er mich böse an. "Hat doch keiner gefragt!", ich strecke ihm die Zunge raus und grinse frech. "Stimmt auch wieder. Du legst dich nachher auf der Wache hin! Du siehst echt scheiße aus!", mit diesen Worten schließt er die Türe, da Yannick und Jacky wieder kommen.

Auf der Wache werde ich von Jacky in den Ruheraum geschoben.

Einzelkämpfer (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt