Der Streifenwagen hält direkt vor meinen Füßen, worauf Tom die Türe öffnet, aussteigt und auf mich zukommt. "Komm mit, Schwesterherz! Wir bringen dich nach Hause!" Tom streckt mir seine Hand entgegen, die ich mit großer Freude entgegennehme. Mit einem Ruck lande ich in seinen Armen. "Ich habe es wirklich wieder geschafft, ganz Ich zu sein!" Meine Arme schlingen sich um Tom's Hals, während er mich liebevoll gegen sich drückt: "So wie es sich angehört hat, haben die Beiden es doch auch geradezu herausgefordert!" "Ich weiß auch nicht, was ich dazu sagen soll. Das ging mir zu weit. Vor allem wollen die alles über den Kopf ihres Sohnes hinwegentscheiden und das finde ich nicht richtig!" Ich lasse mich von Tom Richtung Streifenwagen schieben und nehme auf dem Rücksitz Platz.
"Hey Moritz! Alles klar?" Während ich den Sicherheitsgurt anlege, steigt Tom ebenfalls wieder ein und gibt Moritz Bescheid, dass er zur WG fahren soll.
"Immer doch! Und bei dir? Dein Tag scheint nicht so prickelnd gewesen zu sein!" Moritz' Blicke treffen mich durch den Rückspiegel, worauf ich nur mit meinen Schultern zucke: "Gab schon bessere Tage!"Während der Fahrt starre ich aus dem Fenster und bin im Zwiespalt mit mir selbst.
Hätte ich vielleicht weiterhin alles schlucken sollen? Zumindest hätte ich nicht wegrennen sollen, die machen sich jetzt bestimmt Sorgen. Vielleicht. Naja, wenn nicht um mich, dann zumindest um die namenlosen unehelichen Kindern, die dank ihrer selbstsüchtigen Mutter in einer viel zu chaotischen WG aufwachsen müssen.
"Josi, dein Handy klingelt!" Tom stupst mich an meinem Knie an, damit ich gedanklich wieder in dieser Welt ankomme. "Oh, hab ich gar nicht gemerkt!" Ich krame schnell nach meinem Handy und atme schwer auf, als ich den Namen meines Freundes auf dem Display lese.
Ich: "Ja?"
Alex: "Josi, wo bist du? Ist alles in Ordnung?"
Ich: "Tom und Moritz fahren mich gerade heim. Es tut mir leid, aber.. ."
Alex: "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich wollte nur wissen, ob es dir gut geht. Über den Rest reden wir heute Abend."
Ich: "Haben dich deine Eltern angerufen?"
Alex: "Ja, mein Vater war etwas in Sorge, da du so schnell abgedampft bist und nicht mehr zu finden warst. Ich rufe ihm jetzt aber an und sage ihm, dass du gut aufgehoben bist. Wenn es gut läuft, bin ich in zwei Stunden zuhause! Bis später."
Ich: "Okay, bis später!""Und? Ist er sauer?" Tom dreht sich zu mir um und legt seinen Blick über mich. "Weis nicht so genau. Christopher hat bei ihm angerufen, weil ich so plötzlich weg war und jetzt wollte Alex eben wissen, wo ich bin. Über den Rest will er später reden!" Ich kann die Lage momentan wirklich nicht einschätzen, da Alex mir mit seiner monotonen Stimme keinen Hinweis auf seine Gefühlslage gegeben hat. "Alex wird das schon verstehen. Glaub mir. Der wird eher angepisst sein, weil seine Eltern dich so bearbeitet haben!" Tom's Worte leuchten mir zwar ein, aber trotzdem nagt das schlechte Gewissen an mir.
"Ach, keine Ahnung. Schauen wir mal. Mir bleibt jetzt eh nichts anderes übrig, als zu warten".Kaum habe ich ausgesprochen, parkt Moritz schon vor der WG. "Danke, ihr beiden. War lieb von euch, mich abzuholen". "Kein Problem. Haben wir doch gerne gemacht!" Moritz zwinkert mir zu, während Tom ebenfalls aus dem Streifenwagen aussteigt. "Bis später Josi. Wenn was ist, dann ruf an!" Nach einer Umarmung und einem Kuss auf den Kopf steigt Tom wieder in das Auto ein und ich begebe mich in die WG. "Hi, bin wieder da!" Ich schreie schon vorsätzlich durch das Haus, damit ich weiß, mit wem ich jetzt noch das Vergnügen habe. "Wir sind draußen!", auf Paul's Antwort, gebe ich nur noch ein "Ok!" von mir. Mein Weg führt mich zuerst in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen. Während der Muntermacher aus der Maschine läuft, lehne ich mich gegen den Kühlschrank und schüttel für mich selbst den Kopf.
Ich frage mich, ob Christopher und Anne immer so sind oder ob die Tatsache der werdenden Großeltern jetzt einfach einen Schalter umgelegt hat. Ob ich das herausfinden werde, ist fraglich.Mit meinem Kaffee bewaffnet mache ich mich auf den Weg auf die Terrasse. Stephan, Paul und Franco mustern mich kritisch, während ich mich neben Stephan auf die Lounge fallen lasse.
"Wo hast du deinen Anhang gelassen?" "Den Anhang habe ich im Babyfachmarkt stehen lassen! Keine Ahnung, ob sie jetzt den robusten, schwarzen Zwillingswagen kaufen und sich für das Kinderzimmer mit der tollen Kommode entscheiden. Die hat nämlich ordentlich Stauraum! Allerdings ist die Farbe nicht in Ordnung und das Holz überhaupt nicht wiederstandsfähig" Ich winke genervt ab, da ich eigentlich keine Lust habe, das Thema jetzt breit zu treten. Es reicht, wenn ich das nachher Alex nochmal erzählen muss.Die Männer merken das allem Anschein nach, da sie einfach ihr vorheriges Thema aufschnappen und wild weiter diskutieren. Ich starre in meinen Kaffee, als wenn ich daraus die Zukunft lesen könnte, und trinke anschließend ein paar Schlucke. Stephan legt irgendwann einen Arm um mich und zieht mich etwas zu sich.
Ich schließe meine Augen und versuche meinen Kopf auszuschalten und zu entspannen."Hi!" Alex' Schrei durchs Haus erschreckt mich kurz, worauf ich die Augen öffne. Anscheinend muss ich in Stephan's Arm weggedöst sein, da plötzlich nur noch er und Franco anwesend sind. Ich fahre mir durchs Gesicht, womit ich die Aufmerksamkeit von Stephan auf mich ziehe: "Na, Dornröschen. Dein Kaffee hat ja wahre Wunder bewirkt. hahaha!" "Ich wollte gar nicht schlafen. Mir war das bis eben nicht einmal bewusst! Sorry", ich löse mich aus der Umarmung und setze mich ordentlich hin. "Ist doch nicht schlimm! Geht's wieder besser?" Direkt nach dieser Frage erscheint Alex auf der Terrasse und er scheint etwas angefressen zu sein. "Jetzt glaube ich nicht mehr!", schwer aufatmend warte ich ab, was nun passiert. Alex hält mir seine Hand hin, die ich annehme und zieht mich hinter sich her, in unser Zimmer.
Dort angekommen, setzen wir uns auf das Bett. "Was ist passiert? Erzähl!" Alex wirkt sehr kühl und angefressen, allerdings weiß ich nicht, ob das an mir liegt oder an der anderen Partei. Ich erzähle ihm die komplette Geschichte von der Abholung bis zur Flucht und kann zusehen, wie er von Minute zu Minute wütender wird. Als ich am Ende angelangt bin, setze ich voraussichtlich einen entschuldigenden Blick auf und warte gespannt auf eine Reaktion.
Zuerst kommt rein gar nichts.
Nach zehn Minuten, in denen ich mich frage, ob der Timer für die Zeitbombe schon abgelaufen ist, kommt die erste Reaktion. Er zieht mich zu sich und nimmt mich fest in den Arm: "Ich bin nicht sauer auf dich, sondern auf meine Eltern. Die hätten einen ganz normalen Tag mit dir verbringen können, um dich ein bisschen kennenzulernen. Ich verstehe nicht, warum die zwei plötzlich so abdrehen. Sie waren immer schon etwas schwierig und setzen gerne ihre Köpfe durch... Aber das ist unser Leben und somit sind es unsere Entscheidungen. Das müssen sie akzeptieren! Das werde ich ihnen jetzt auch klar machen". Alex ist komplett auf hundertachtzig, auch wenn er versucht seine Wut größtenteils runter zu schlucken, merke ich es ihm an. Ich drücke ihm einen Kuss auf, den er mit einem gezwungenen Lächeln erwidert. "Alex, reg dich nicht so auf! Das ist es nicht Wert", meine Worte besänftigen ihn keinesfalls. "Ich gehe den beiden jetzt einen Besuch abstatten. Bis später!" Nach einem weiteren Kuss verschwindet er im Eiltempo nach unten, worauf der laute Knall der Türe seine jetzige Abwesenheit signalisiert.
"Josi? Lebst du noch?" Franco's Frage lässt mich leicht schmunzeln, worauf ich ihm zurufe, dass alles okay ist.
Hoffentlich geht das alles nicht in die Hose!
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Einzelkämpfer (ASDS)
Fiksi PenggemarASDS - Fanfiction Josi hat ein ernstes Problem an der Backe und versucht davor zu flüchten. An ihrem Zielort, trifft sie unglücklicherweise auf ihren Bruder, zu dem sie schon lange keinen Kontakt mehr hatte und der seiner Schwester unbedingt helfen...