(52) Ungebetener Besuch?

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"Ich glaube, er hat sich auch gefreut! Ich konnte sein Grinsen durch das Handy hören!", mittlerweile habe ich wirklich Bedenken, dass Susi bald vor Glück platzt. "Na klar hat er sich gefreut! Was meinst du wie blöd der gucken würde, wenn er dich hier in seinen Klamotten auf dem Sofa sehen würde. Hahahaha." "Das bleibt gefälligst unter uns! Das wäre wirklich peinlich, wenn das rauskommt!", ihr Gesichtsausdruck lässt keine Widerrede zu und ich hebe zwei Finger in die Luft, um ihr mein Stillschweigen zu schwören. "Ich hab Lust auf was Süßes! Willst du auch was?" Susi steht vom Sofa auf und läuft Richtung Küche. "Jaaaaa, bring mal alles mit. Kann mich nicht entscheiden", ich bin wirklich stolz auf mich, da ich heute ohne Probleme den Essensanweisungen meines Freundes nachkommen kann.

So wie es sich anhört, verliert Susi die Hälfte der Naschereien unterwegs im Flur, da das ständige Gemecker monoton in meinen Ohren liegt. "Hast du den Weg hierher mit Süßkram gepflastert?" "Frag nicht! Ich räume es nachher auf. Muss mir jetzt erst mal Pause gönnen", sie wirft sich mit den Naschereien auf das Sofa und fängt sofort an, eine Maoam Packung in tausend Stücke zu zerreißen. Sie stopft sich den kompletten Mund mit den rechteckigen Kaubonbons voll und versucht irgendwie die harten Zuckerbomben zu zerkauen. "Du bist wirklich am äußersten Rand der Ästhetik angekommen, das weißt du, oder?", bei ihrem Anblick kann ich nur noch lachen und schnappe mir eine Tüte Chips.

Ich versuche wirklich elegant die Tüte aufzureißen, aber das Schicksal möchte mir doch wenigstens einmal am Tag eine reinwürgen. Während die Tüten sonst kein Stück auf die Öffnungsversuche meinerseits eingehen, reißt diese hier einmal komplett durch, womit die ganzen Chips auf dem Sofa und teilweise auf dem Boden liegen. Fassungslos starre ich den Haufen Kartoffelchips, der sich mit den zerfledderten Papieren der Maoams vermischt hat, an und versuche die positiven Aspekte aus diesem Unfall hervorzuheben: "Eine Schüssel weniger zu spülen. Ich hole nachher den Staubsauger, dann ist die Katastrophe schnell wieder weg!" Mein Blick schweift zu Susi, die mittlerweile ihren Mund randvoll mit Skittlets gefüllt hat. "Uns könnte man doch glatt mit zwei Schwangeren vergleichen, die ihre Gelüste nicht unter Kontrolle haben. Oder mit zwei Gestörten, die gerade einen Fressflash haben", ich schiebe mir abwechselnd von den Chips und von den runden Fruchtsmarties etwas in den Mund. "Wie wäre es mit einem Horrorfilm?" Susi wackelt mit den Augenbrauen und ich stimme ganz cool zu.

Wir einigen uns auf einen Film, in dem sich unbemerkt ungebetene Gäste auf dem Dachboden eingenistet haben und den Bewohnern des Hauses lauter Streiche spielen. Irgendwann tickt einer der drei aus und fängt an, die Besitzer des Hauses zu töten. Meine Nerven liegen irgendwann mehr als blank und auch Susi scheint extrem angespannt zu sein. Wie es nunmal so ist, fängt das Haus an, irgendwann Geräusche zu machen. Eventuell waren die auch vorher schon da, aber ich bin mir nicht ganz so sicher und schaue etwas ängstlich zu meiner besten Freundin. "Hörst du das, was ich höre? Die Treppe knarrt dauernd so komisch!" Susi dreht sich um und blickt ängstlich in den Flur hinaus. "Das sind alte Holztreppen. Die knarren immer so laut. Manchmal. Glaube ich. Sonst höre ich das nie..", ein Gänsehautschauer überrollt meinen Körper, aber ich versuche mir nichts anmerken zu lassen. "Sollen wir im Flur das Licht anlassen?" Susi lächelt mich unsicher an. "Damit die den Weg besser zu uns nach unten finden?", kopfschüttelnd wehre ich ihren Vorschlag ab, stehe aber trotzdem auf, um das Wohnzimmerlicht anzuschalten.

Das Klingeln meines Handys versetzt uns kurz einen Schrecken, worauf ich erst das Display scharf in Augenschein nehme, um zu sehen, wer so spät noch anruft. Alex.

Ich: "Hi. Na, alles okay?"
Alex: "Hey. Ja, bin nur total platt. War jetzt doch noch ziemlich viel los. Was macht ihr?"
Ich: "Wir haben bis gerade noch einen Film angeschaut..."

Während ich um den Wohnzimmertisch laufe, um mich wieder auf das Sofa zu setzen, bleibe ich unbemerkt an dem Pizzakarton hängen. Dieser dreht sich mit meiner Bewegung und reißt die Gläser und die Sektflasche ins Verderben. Der dumpfe Aufschlag der Sektflasche, gepaart mit dem schrillen Klirren der Gläser, lässt Susi und mich vor Schreck laut aufschreien.

Einzelkämpfer (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt