(92) Überreagiert?

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“Hey Schatz, Guten Morgen!" Ein paar Küsse treffen mich auf meiner Wange, worauf ich langsam meine Augen öffne. Alex kniet in voller Montur vor dem Bett und grinst mich liebevoll an:
"Ich muss zur Arbeit. Lass dich von meinen Eltern nicht ärgern und lass sie einfach kaufen, was sie wollen. Ist doch egal. Reg dich nicht zu viel auf, es lohnt sich nicht. Wir sehen uns später! Ach Ja, iss das, bevor du aufstehst. Vielleicht wird es dir dann nicht so schnell schlecht!" Mein Blick wandert zu dem Nachttisch, auf dem eine Schale Obstsalat steht. Ein müdes "Danke!" findet den Weg aus meinem Mund. Alex küsst mich nochmal und verschwindet dann zur Türe raus.

Wie bin ich eigentlich gestern ins Bett gekommen? Nachdem ich gegessen hatte, habe ich mich an Alex gekuschelt und dann? Wieder mal eingepennt, wie es aussieht.

Da mich die Obstsalatschüssel nonstop anlacht, schiebe ich mir immer wieder ein kleines Stück von einer der Früchten, in den Mund. Ich bin wirklich gespannt, was der Tag so mit sich bringt und wie sich Alex' Eltern verhalten werden. Auf Streit oder lange Diskussionen habe ich wirklich keine Lust.

Als das Obst vernichtet ist, stampfe ich mitsamt Schüssel in der Hand in die untere Etage und begrüße Florian und Stephan, die genüsslich ihren Kaffee schlürfen. "Schon so früh wach?" Florian wirft mir einen fragenden Blick zu, doch Stephan lacht nur: "Die hat gestern Nachmittag geschlafen und nach dem Essen ist sie auch wieder weggenickt und hat zwei Stunden auf Alex gepennt, bis der sie hoch getragen hat! Irgendwann muss auch Josi mal ausgeschlafen sein." Ich räume die Schüssel in die Spülmaschine und schaue die beiden Grinsebacken seufzend an. "Wer weiß das schon so genau...", ich gähne Stephan ganz frech entgegen und verschwinde im Badezimmer, da ich zunehmend nervös werde.

Nachdem ich ewig lang geduscht habe und ausnahmsweise mal meinen Körper mit einer Bodylotion verwöhnt habe, schminke ich mich leicht und föhne meine Haare. Als ich mit allem durch bin, stehe ich wie belämmert im Raum und starre die Kloschüssel an.
Dabei fällt mir auf, dass ich heute noch gar kein Gespräch mit meinem "Freund" geführt habe.

Ich sollte öfters im Bett frühstücken, scheint zu helfen.

Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es schon zehn Uhr ist und ich nur noch eineinhalb Stunden Zeit habe, um zu sterben. Um mich vor dem anstehenden Treffen etwas abzulenken, räume ich das Wohnzimmer auf, die Terrasse ebenfalls und wechsle dann in die Küche. Unter Beobachtung spüle ich das ganze angefallenen Geschirr von gestern abend mit der Hand ab, nachdem ich es aus der Spülmaschine geholt habe und bekomme natürlich sofort einen blöden Kommentar an den Kopf geschmissen: "Du weißt schon, dass die Spülmaschine funktioniert und du nicht alles abspülen musst, oder?" "Ja Flo, danke für den Tipp!" Nachdem ich das ganze Zeug abgetrocknet und verstaut habe, fange ich an, die Küchenfronten abzuwischen und werde ungefähr bei der Hälfte gestoppt, indem sich eine Hand um mein Handgelenk legt und mich von der Küchenzeile wegdreht.
"Was ist los? Nervös wegen Alex' Eltern?" Stephan legt einen mitleidigen Blick auf und nimmt mich kurz darauf in den Arm. "Weis auch nicht. Ich habe keine Ahnung, was mich erwartet. Meine Vorahnung verheißt mir nichts Gutes!" Ich drücke mich etwas fester an Stephan, da ich die Umarmung jetzt einfach brauche. Herr Sindera streicht mir ein paar Mal über den Rücken, jedoch scheinen ihm keine passenden Ratschläge einzufallen, da er stumm bleibt.

Kaum hat sich mein Kopf etwas beruhigt, klingelt es an der Haustüre. "Ne, jetzt. Oder? Die sind viel zu früh!" Ich löse mich seufzend von Stephan und laufe im Schneckentempo zur Türe.

Alex' Eltern stehen freudestrahlend davor und begrüßen mich mit einer herzlichen Umarmung.

Vielleicht wird es ja gar nicht so schlimm.

"Bist du schon fertig? Wir haben heute viel vor!" Christopher scheint vor Tatendrang fast zu platzen.

Es wird wohl schlimmer als gedacht!

Einzelkämpfer (ASDS)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt